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  • Day 175

    Lima

    March 6, 2017 in Peru ⋅ ☀️ 26 °C

    Es ist vollbracht. Am Samstag um 18:00 Uhr sind wir gelandet. Der Flug war ruhig, aber echt lang. Da Patrick und ich zu Hause noch nicht so richtig gefrühstückt hatten, knurrte unser Magen im Grunde seitdem wir abgehoben hatten. "Macht ja nix, gibt ja was im Flugzeug!" Allerdings wurden wir von den teilweise freundlich-bemühten Iberia-Menschen nicht so richtig ausreichend mit Essen versorgt, wie wir das gerne gehabt hätten. Außer einem Mittagessen, einem Sandwichchen und einem Croissant mit Jogurtnachspeise gab es nix. In 12 Stunden. Das ist schon echt schwach, aber die guten alten Schlemmerzeiten sind wohl vorbei. Jedenfalls werden wir auf dem Rückflug schlauer sein und vorher was essen!
    André, der Typ den wir zufällig schon in Düsseldorf am Flughafen kennengelernt hatten, saß im Flugzeug dann auch noch neben uns. Er ist mit ähnlich wenig Plan wie wir unterwegs. Allerdings ist ein Freund vom ihm schon seit 2 Tagen in Lima, zu dem er dann ins Hostel wollte. Wir berichteten etwas großspurig, dass wir unseren Pick-up über unser Hostel schon von Deutschland aus organisiert hätten und ihn gerne mitnehmen könnten. In der Theorie auch richtig, aber unser Fahrer war irgendwie nicht zu finden. Ca. ne Stunde und einige Anrufe im Hostel später, war das Problem dann auch gelöst und wir saßen endlich im Auto.

    Die gesamte Fahrt dauerte ungefähr 45 Minuten und bereits jetzt konnten wir die krassen Unterschiede zwischen den Stadtteilen in Lima sehen. Wobei, richtiger müssten man sagen, zwischen den beiden Stadtteilen Miraflores und Barranco und dem gesamten Rest der Stadt. Lima sieht im Grunde ähnlich schlicht, dreckig und verfallen aus, wie viele andere Städte in Asien. Zweistöckige Häuser dicht an dich, unten in der Garage wird irgendwas verkauft oder gearbeitet, oben drüber wohnt man und auf der Dachterrasse hängt die Wäsche im staubigen Wind.
    In Miraflores und Barranco jedoch ist es das komplette Gegenteil. Moderne Hochhäuser, teilweise aufwendige Architektur, super sauber, kleine Grünfläche mit Spielplätzen, allen westlichen Ketten von Apple bis Burger King, aber der größte und wichtigste Unterschied ist die Sicherheit, die in einem vergleichbaren Missverhältnis steht. Nicht nur für Gringos, auch für Locals ist es in Lima nicht ungefährlich. Nur eben in Miraflores und Barranco kann man sich einigermaßen frei und sicher bewegen. Das führt in der Backpackerszene natürlich dazu, dass die Stadt im Grunde auf diesen beiden Viertel reduziert wird, aber so viel zu sehen gibt es außerhalb sowieso nicht.
    Funfact am Rande?! Woher kommt das Wort Gringo? Die Mexikaner wollten die in grünen Uniformen gekleideten US-Soldaten gerne wieder nach Hause schicken und haben dann eben gesagt: "Green, go!"

    Am BigMacIndex (3,-€) wird deutlich, dass wir uns nicht mehr in Asien befinden, sondern eben in Südamerika. Das ist echt teuer hier! Ein Bier (0,63l) auf der Straße kostet 1,45€, aber in einem Restaurant oder Burgerladen ist man dann schnell auch schon mal bei 8 oder 9 Sol, also ca. 2,60€. für 0,3 oder 0,4 Liter. Ein Burger mit Pommes kostet 25-30 Sol. Im Grunde sind es deutsche Preise, egal für was. Etwas ungewöhnlich für den asienerprobten Backpacker! :)

    Unser 'Dragonfly Hostel' war ein voller Erfolg. Genau so, wie man es sich wünscht. Sehr zentral, nette Leute aus aller Welt, eine Dachterrasse und sogar selbstgebrautes Bier! Nach dem Einchecken haben wir es uns daher erstmal bei angenehmen 24 Grad auf dem Dach gemütlich gemacht und versucht die ersten Infos zu sammeln. Neben irgendwelchen Horrorgeschichten von Überfällen und ausgeraubten Touristen, stellte sich dann aber auch zügig heraus, dass die Hauptgeschäftsstraße wohl sicher sei und man dort alles findet, was man so braucht. Also, auf in die Stadt. Beim Abendessen lernten wir dann Miguel kennen, der nicht nur wusste, dass Jefferson Farfan bei Schalke gespielt hat, sondern auch zwei Jahre in der Schweiz gelebt hat. Unsere Unterhaltung, die auf Spanischenglischdeutsch geführt wurde, war echt angenehm. Wenn eine Vokabel im Englischen fehlte oder er nicht verstanden hatte, klappte es dann aber mindestens in einer der anderen Sprachen. Mit ihm zogen wir dann noch ein bißchen durch die Avenida Berlin, quasi die Ratinger Straße von Miraflores.

    Am nächsten Tag um 14:00 Uhr, waren wir dann wieder mit ihm verabredet, weil er uns gerne noch ein wenig von Miraflores und auch den Playa zeigen wollte. Nach dem Frühstück haben wir uns aber erstmal zusammensetzt und überlegt, wie unsere Tour weitergehen soll. Beim Googlen, Lesen, Fragen und Planen, stießen wir dann irgendwann auch auf "Peru Hop". Ein irish-owned Unternehmen, die ein echt gutes Konzept haben. Es gibt eine Route, auf der täglich ein Bus fährt. Insgesamt von Lima bis Cusco, mit 5 Stops in between. Hier kann man dann selbst entscheiden, ob man direkt am nächsten Tag weiterfahren will, oder erst in ein paar Monaten. Das Ticket ist ein Jahr lang gültig. Außer der Tatsache, dass man am Hostel abgeholt wird, man einen Tourguide im Bus hat, der auf der Fahrt ein bißchen was erzählt und bei dem man das nächste Hostel mit Peru Hop Discount buchen kann, gibt es auch einige kleine Stops auf der Fahrt, Besichtigungen, Fotostops und Inklusivausflüge. Long story short: Wir haben gebucht, müssen uns um keinen Transport mehr kümmern und haben uns eingestanden, dass wir halt mittlerweile ein Alter haben, wo ein bißchen Komfort schon toll ist! Von Cusco aus fliegen wir dann entweder zurück nach Lima, oder setzen uns 25 Stunden in einen Bus und sind ratzfatz wieder in der Hauptstadt. Mal gucken.
    Miguel haben wir dann geschrieben, dass er uns bitte in der Stadt am Oficina de Peru Hop abholen soll, was er dann auch mehr oder weniger pünktlich getan hat. Mit ihm zusammen sind wir dann zum Strand gefahren, der nach unseren Maßstäben mal überhaupt gar nichts kann.

    Die Wellen des Pazifik klatschen mehr oder weniger direkt an die schroffe Steilküste von Lima. Dazwischen liegt aber noch eine autobahnartige Straße und eben der "Strand". Wenn man nicht mit den Massen von Menschen im Sand liegen möchte, der nicht nur dreckig, sondern eben auch völlig überlaufen ist, setzt man sich ein paar Meter weiter auf Geröll und Felsen und ist mehr damit beschäftigt, sich nicht zu verletzten, als die echt schöne Skyline von Lima anzugucken. Aber, nicht nur am Sonntag, wohl auch in der Woche, ist da echt was los. Die schöneren und saubereren Alternativen liegen alle weiter südlich, wo man aber schon mit dem Auto etwas unterwegs ist, um dort überhaupt hinzukommen.
    Die kolonialen Bauten in Barranco waren definitiv schöner anzusehen als der Strand, aber wir hatten definitiv Spaß mit unserem privaten Führer.

    Da am nächsten Morgen schon um 6 Uhr der Wecker klingeln würde, haben wir mit einem gemütlichen Bummel durch die Stadt, einem peruanischen Burger bei "Bembos" und einzwei Bierchen auf der Dachterrasse den Abend ausklingen lassen. Hier saßen wir mit einer Schwedin, einem Amerikaner, einem Mexikaner und einem Deutschkurden, der in der Schweiz lebt, zusammen. Der Amerikaner wurde in der Stadt buchstäblich bis aufs letzte Hemd ausgeraubt. Lediglich seinen Pass konnte er nach einem kurzen Kampf den Typen wieder entreißen. Dabei hat er einige Seiten ausgerissen, aber immerhin. In einer Mülltüte hat er dann seine auf der Straße liegenden Sachen eingesammelt, die aus seinem Rucksack rausgefallen waren, als der Räuber damit abhaute. Anschließend hat er dann Hostels abgeklappert, bis er eins fand, die ihn zunächst kostenlos dort wohnen lassen, bis seine neue Kreditkarte ankommt...Wenn alles nach Plan läuft, in 3 Tagen. Wir haben ihm dann erstmal ein Bier ausgegeben... :)

    Heute früh war ich dann sogar schon vor dem Wecker wach, konnte eine großartige Dusche nehmen und dann in Ruhe meine Sachen packen. Man muss Patrick zugestehen, dass wir andere Betten hatten, als in der ersten Nacht. Das wird die Dame, die heute morgen in meinem Bett von gestern geschlafen hat, aber wahrscheinlich wenig interessiert haben, nachdem Patrick sie in die Nase gekniffen hat, um sie, bzw. eigentlich eben mich zu wecken! :) Es war noch dunkel und irgendwie hat er sich wohl vertan. Als er dann ins Bad zu mir kam, begrüßte er mich mit den Worten: "Ok, wird Zeit, dass wir hier abhauen!"

    Genau das haben wir dann auch ca. 30 Minuten später getan. Der Bus kam pünktlich, viel Beinfreiheit, klimatisiert, mit Toilette. Herrlich. Unser Hostel für heute Nacht haben wir gerade beim Guide gebucht, ebenso wie eine kostenlose Tour für morgen und eine kostenpflichtige für übermorgen. Wir haben den Komfort hier im Bus schon ein bißchen mit Rangid aus Neu Delhi verglichen...same same, but different!

    Obwohl das heute erst der dritte Tag ist, fühlt es sich an, wie eine Woche oder länger. Wenn weiterhin alles so klappt wie bislang, können wir echt zufrieden sein. Let's wait and explore!
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