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  • Day 181

    Arequipa Teil 1

    March 12, 2017 in Peru ⋅ ⛅ 17 °C

    Überraschender Weise und trotz normalen Sitzen, mit minimalen vertikalen Verstellmöglichkeiten, kamen wir relativ fit gegen 05:45 Uhr in Arequipa, The White City, an. Wiedereinmal waren wir froh, jetzt nicht erst nach unserem Hostel suchen zu müssen, sondern, unserem Alter entsprechend, direkt vor der Tür abgesetzt zu werden!
    Die nächtliche Fahrt war ruhig, keine Zwischenfälle und geschlafen haben wir auch. Von uns unbemerkt, hatten aber wohl einige Hopper gesundheitliche Probleme. Mehrere Leute mussten sich wohl im Bus übergeben oder das Abendessen auf andere Weise loswerden. Haben wir alles verpennt und weder was von gesehen, noch gerochen!

    Von Huacachina aus ging es zunächst Richtung Pisco Vineyard, von der ich noch nicht mal so richtig sagen kann, wo die war. Halten wir mal fest, auf dem Weg Richtung Süden. Ich war noch mehr mit mir selbst beschäftigt, jede Bodenwelle war unangenehm und eigentlich wollte ich nur noch ins Bett und schlafen. Stattdessen besichtigten wir dann am Freitag, den 10.03.2017, um 14:00 Uhr den Ort, wo der im ganzen Land und auch darüber hinaus, erhältliche Pisco hergestellt wird. Vom Produktionsprozess her gibt es sowohl roten und Roséwein, aber auch einen 42%igen 'Kurzen' in diversen Geschmacksrichtungen. Ob diese Kombination bei roten Trauben normal ist oder hier eine Besonderheit darstellt, muss ich noch mal ergooglen. Nach der Besichtigung erfolgte dann natürlich auch eine Verkostung des Traubengebräus.

    Ich erinnerte mich an eine Fahrradtour in den bayerischen Wald mit meinem Papa zurück, bei der es mir unterwegs auch mal nicht so gut ging. Der Gastwirt, bei dem wir damals nächtigten, setzte mich, 13 Jahre alt, auf eine Bärwurz-Diät. Und zack, am nächsten Tag haben wir 130km abgerissen!
    Also langte ich bei den Kostenproben kräftig zu und hoffte, dass auch diesmal der Alkohol seine reinigende Wirkung würde vollbringen können.
    Draußen und in der Sonne konnte man sich nicht wirklich aufhalten. Gefühlte 45 Grad im Schatten, der Boden heiß, die Sonne erbarmungslos. Für die Piscoproduktion wohl optimal, aber für mich kränklichen Weicheieuropäer echt nicht auszuhalten.

    Gegen 15:30 Uhr waren wir dann endlich wieder im Bus und auf dem Weg zur nächsten Attraktion des Landes, die glaube ich etwas Erklärung benötigt, wenn man nicht weiß, worum es sich bei den "Nazcar-Lines" handelt. Ich hatte vor einer Woche hiervon auch noch nie etwas gehört oder gelesen. In und um den Ort Nazca herum, wurden erst 1924 eben diese Linien gefunden, die wohl vor ca. 2000 Jahren schon in die Erde, ja, was ist hierfür das richtige Wort... gemacht wurden. Man stelle sich einen Besen vor, der unten statt Borsten eine Metallplatte hat. Diesen vor sich herschiebend läuft man dann ein Muster ab, das teilweise einen halben Fußballplatz groß ist. Das ist zumindest meine Vorstellung davon, wie die Linien gemacht wurden. Wie es wirklich gewesen ist, weiß man glaube ich gar nicht.
    Das tatsächlich aufregendste daran, sind die Fragen: Wie hat man das vor 2000 Jahren so symmetrisch hinbekommen? Wie haben die das gemacht und warum?
    Erst als man fliegen konnte, hat man diese Muster dann überhaupt entdeckt, weil man am Boden stehenden, davon so gut wie nix sieht. Es existierten wohl mal bis zu 20.000 solcher Muster, heute sind keine 100 mehr erhalten. Eine Deutsche, Maria Reiche, hat die Muster lange erforscht und ist jetzt auch in Nazca begraben. Was sie rausgefunden hat, weiß ich nicht.
    Es gibt die Möglichkeit einen Flug für 80 US Dollar zu buchen, um die Lines zu überfliegen und zu bestaunen. Auf dem kostenlosen, 15 m hohen Holzturm, an dem wir gegen 17:00 Uhr ankamen, dachte ich mir eher, dass hier gestern ein paar Kinder gespielt haben und diese Muster in der Pampa geschaffen haben.
    Keine Ahnung... Unter Berücksichtigung des Alters dieser Linien, der wahnsinnig späten Entdeckung und der ursprünglichen Anzahl, ist das schon echt krass. Aber man sieht halt nur ein paar Muster. Naja, ein weiteres Weltkulturerbe der UNESCO abgehakt, ab in den Bus und auf zum Abendessen.

    Ob es der Pisco war, die schlechten Eier aus Huacachina mittlerweile verdaut waren oder sonst irgendwas in mir passiert war... es ging mir langsam besser! Die Beine nicht mehr so schlapp, weniger Schweißausbrüche, der Kopf etwas klarer. Das Abendessen, welches wir schon im Bus ausgesucht und vorbestellt hatten, habe ich relativ zügig verschlungen. Appetit ist immer ein gutes Zeichen! Mit den letzten Einkäufen für die Nacht, ging es dann gegen 19:00 Uhr ein letztes Mal in den Bus!

    Während der Planungen für die nächsten Tage und dem Jonglieren mit den Möglichkeiten, ggf. den Inka Trail mit Steffi und Jan zusammen zu machen, fiel auf, dass das alles zeitlich irgendwie eng wird. Zwei Tage hier, drei Tage da, fünf Tage Trail zum Machu Picchu, Donnerstags zurück in Lima, Freitag Rückflug... Alter Lachs. Gerade erst eine Woche rum und schon short on time. Um alles etwas zu entspannen, entschlossen wir uns, auf ein Trekking im Colca Canyon zu verzichten und auch meiner gerade erst zurück eroberten Gesundheit zu Gute, lediglich eine Full Day Bus Tour durch das Colca Valley und den Canyon zu buchen. Auch unseren nächsten Bus am Montag hat Walter für uns klar gemacht, so dass am Samstag eigentlich nicht viel anstand, außer entspannt die Stadt zu erkunden, etwas zu schlafen und fertig.
    So der Plan, bis mein Blick auf einen Flyer im Dragonfly Hostel, der selben Kette wie auch schon in Lima, mit 'Rafting on Chili River' fiel... :) Dieser River fließt mitten durch die Stadt und ist zur Regenzeit... naja, keine Niers, auf der man ja auch Paddeln oder Rudern kann. Nachdem wir unsere Betten bezogen, Wäsche zum Waschen abgegeben hatten und Martin, einen alleinreisenden Deutschen kennengelernt hatten, dachten wir drei uns: Ach, schlafen können wir ein anderes Mal, lass ma machen!
    Um 11 Uhr war Pickup am Hostel, also, noch ne gute Stunde, um einmal die Stadt zu durchqueren, Badehose einpacken und los!
    Arequipa ist eine echt schöne Stadt! Viele alte, weiße, Bauten, zentrale Plätze, sehr sauber, sicher. Angenehm! Den Mittelpunkt bildet die Kirche La Catedral, die 2007 einen ihrer beiden weißen Türme verloren hat, der aber mittlerweile, natürlich, wieder da ist, wo er hingehört. Auf unserem Rundgang fanden wir nicht nur das deutsche Honurarkonsulat, sondern auch viele Cafés und Restaurants und ein Mc Donalds! Der BMI liegt hier unverändert bei 10,50 Soles. Etwas überraschend wie ich finde, weil ansonsten die Preise doch schon, teilweise deutlich, runtergegangen sind seit Lima.
    Mit etwas Verspätung wurden wir dann um 11:15 Uhr von einem Fahrer abgeholt und zunächst ca. 25. Minuten durch die Stadt gefahren, um schließlich in einem unscheinbaren Hinterhof unser Equipment fürs Raften zu bekommen. Martin, der recht gut Spanisch spricht, übersetzte dann so einige Sätze, die er von den Guides aufschnappte und so stellte sich relativ zügig heraus, dass das wohl keine Spazierfahrt werden würde. Angekündigt waren 75-90 Minuten auf dem Wasser. Gestern hatte es wohl noch so stark geregnet, dass das Boot an einigen Passagen aus dem Wasser herausgewuchtet werden musste und weiter flussabwärts erst wieder eingesetzt werden konnte. Ich kannte mich bislang mit der Bewertung von Rafting Strecken nicht aus, hab aber jetzt gelernt, dass die Skala von 1 - 5+ geht. Auf Grunde der Regenfälle waren wohl auch heute 4er und 5er Passagen mit dabei. Nachdem dann unter den Guides und Verantwortlichen noch die Sicherheitsmaßnahmen diskutiert wurden, entschied man sich dann dazu, lieber noch ein weiteres Boot mitzunehmen. Wir waren dann letztlich mit 8 Touristen auf zwei Boote verteilt. Zusätzlich 9 Leute als Security und Rausfischer, "falls mal jemand über Board gehen sollte", mit drei Booten. Nachdem wir die Kommandos 'Full!', 'Back!', 'Stop!' und 'Inside!' mehrmals wiederholt hatten, wir mehrfach darauf hingewiesen worden waren, wie wir uns festhalten müssen und auf jeden Fall auf die Kommandos des Capitanos hören müssen, machten wir uns dann wieder mit dem Auto auf den Weg zum Fluss. Erst danach erfuhren wir, dass auf Grund der Regen- und Flussverhältnisse alle anderen Anbieter an diesem Tag nicht aktiv waren. Nur wir waren auf dem Chili. Hat auch Vorteile... :)
    Bereits beim ersten Blick auf die Stelle wo wir einsetzten, war ich definitiv demütig und mir ehrlich nicht mehr sicher, ob das so ne gute Idee war mit dem Rafting. Unser Guide strahlte aber Zuversicht aus und meinte, dass das schon gutgehen würde, wenn wir uns an seine Anweisungen halten würden.
    In unserem Boot saß außerdem noch ein Pärchen aus Peru. Er gute 95kg, sie eine gute Hälfte davon. Also eigentlich waren wir zum Rudern nur zu dritt an Board. Nein, ich korrigiere, nach ca. 2 Minuten und der ersten Kurve im Fluss waren nur noch Patrick und ich mit Paddeln bewaffnet. Der Peruaner lag schon im Wasser. Das Seil am Boot bekam er nicht mehr zu fassen und auch die Rettungsboote kamen nicht an ihn ran. Im Wasser liegen überall Steine und Felsen rum, an denen er sich Gott sei Dank nicht verletzte. Ungefähr 50m flussabwärts kamen wir dann am ruhigeren Ufer zum stehen, der Peruaner immer noch im Wasser hinter uns. Der Guide sprang raus, warf eine Leine quer über den Fluss und erreichte ihn relativ zielsicher. Die Leine konnte er dann auch greifen und so war er dann nach ein paar aufregenden Minuten wieder bei uns im Boot...
    Nach erneuten Ermahnungen, dass wir auf die Kommandos von ihm hören müssen und wirklich erst aufhören dürfen zu rudern, wenn er 'Stop' oder 'Inside' (also rein ins Boot und weg vom Rand) ruft, ging es dann erst weiter.
    Die Weiterfahrt war echt krass. Bei dem aufwallenden Wasser konnte ich nie entscheiden, ob das ein Felsen war, an dem das Wasser hochschoss, eine Rückströmung, die das Boot auch vorne hochgehen ließ oder ein Strudel oder was weiß ich sonst noch.
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