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  • Day 181

    Arequipa Teil 2

    March 12, 2017 in Peru ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einiger Eingewöhnung an die Verhältnisse und dem Vertrauen darauf, dass das mehr oder weniger immer funktionierte, was der Capitano so anbrüllte, konnte man die Fahrt dann auch genießen. Das Wasser schwappte teilweise komplett übers Boot, aber wir schafften es tatsächlich keinen Mann oder Frau mehr über Board gehen zu lassen. Bei schwierigen Abschnitten wurden wir am Rand geparkt, die Guides liefen oder fuhren vor, um die Verhältnisse zu beurteilen und dann wurde entschieden. Ein Guide in einem Kanu verlor noch einmal die Kontrolle und fiel ins Wasser, konnte sich aber selbstständig retten. Das Boot sammelten wir dann etwas später wieder ein.

    An einer deutlichen 5+ Stelle mussten wir dann alle raus und am höhergelegenen Ufer weiterlaufen. Die Guides zogen an langen Leinen die Boote durch die Stelle hindurch und selbst das war nicht so leicht, weil die Boote immer wieder verkanteten und kenterten. Danach ging es noch mal ca. 20 Minuten in den Booten weiter, bevor wir dann leider (oder endlich?) am Ziel waren. Hammer Fahrt, hat mega Spaß gemacht, nachdem die Furcht etwas gewichen war und eine echt gute experience. Da wir den Chili River zur Regenzeit überlebt haben, können wir jetzt überall raften gehen! :)

    Beim Umziehen am Ufer wurden dann noch einige Fotos von uns drei Weißen mit Locals gemacht, die dort zufällig gerade grillten, wenngleich es auch leicht angefangen hatte zu regnen. Ich holte das zweite mal an diesem Tag die Peruflagge raus, was allen Locals sehr zu gefallen schien!

    Nachdem wir dann, zurück am Ausgangspunkt in der Stadt, noch einen heißen Tee und etwas Obst von der Agentur bekommen hatten, tauschten wir dann noch die Emailadressen aus, weil die Guides alle GoPros auf dem Kopf hatten und der Film kostenlos mit im Package drin war. Noch habe ich keine Email bekommen, aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Mit 2 Stunden Verspätung wurden wir dann ordnungsgemäß am Hostel wieder abgeliefert.

    Mit einem anderen Deutschen, dessen Namen ich jetzt schon vergessen hab und einem Australier waren wir abends dann noch in der Stadt, right next door to the German Honurarkonsulat und haben Alpaca gegessen. Gut, aber keine Erleuchtung, die uns da widerfahren ist. Nach einer abschließenden Runde im Hostel mit einer Ukrainerin, einem Belgier, einem französischen Pärchen und Martin, ging es dann um 22:00 Uhr ins Bett. Der Wecker am Sonntag sollte nur viereinhalb Stunden später schon wieder klingeln, der Pickup zum Canyon erfolgte um 03:00 Uhr...

    Nachdem wir die Schlafposition von waagerecht im Bett, auf sitzend im Bus verändert hatten, war ich das nächste Mal erst wieder wach, als der Bus unplanmäßig hielt, weil, naja, wie soll ich das nett umschrieben, sich jemand vollgeschissen hatte. Toller Weise nahm er beim Verlassen des Busses aber alle Ausscheidungen mit und machte einen (sauberen) Platz frei, so dass Patrick und ich in der letzten Reihe des vollbesetzten Busses zumindest drei Plätze zur Verfügung hatten.
    Die nächsten Stunden und Höhenmeter verschlief ich komplett, so dass ich erst wieder um 07:00 Uhr auf 4891m über NN wach wurde. Anfangs überrascht, wie wenig ich die Höhe merke, kam der Schlag vor den Kopf dann aber relativ zügig. Leichter Kopfschmerz, etwas dissy, ein Puls wie nach nem 100m Sprint bei der kleinsten Bewegung. Haijaijai, dachte ich, das kann ja was werden. Allerdings kam dann auch die Ansage, dass das heute der höchste Punkt sein würde. Ok, die Chancen des Überlebens waren wieder gestiegen...
    Die gesamte Tour durch das Colca Valley und den Colca Canyon wurde von einem echt guten Guide geleitet, der viele Informationen sympathisch und gut verständlich rüberbrachte. Auf Grund der langen Strecken und der serpentinenartigen Straßen saßen wir relativ viel im Bus und wurden nur zu Fotostops und Aussichtspunkten ausgeladen. Ich war um die fehlende Erfahrung, das Ganze zu Fuß zu machen aber echt nicht böse. Selbst das Ein- und Aussteigen aus dem Bus verursachte schon Herzrasen.

    Der Unterschied zwischen Valley und Canyon? Nach Paul, unserem Guide, im Grunde nur die Breite der Schlucht. Nach den Maßstäben müsste der Grand Canyon eigentlich der Grand Valley sein. Fest steht aber, dass er mit ca. 2000m Tiefe nur der viert- oder fünfttiefste Canyon der Welt ist. Der Colca Canyon schafft es mit 4400m immerhin auf Platz 2. Wir fuhren die gewundenen Straßen durch die Anden, mal rauf, mal runter, mal alleine, mal mit anderen Bussen zusammen. Das breite Valley wurde irgendwann schmaler, immer wieder stiegen wir aus, um die Landschaft zu genießen. Glück hatten wir, als irgendwann nach dem Inklusivfrühstück, sich uns an einer Stelle bereits ein Condor zeigte und lange über uns kreiste. Da er nur Aas frist und ich mich relativ fit fühlte, konnte ich ihn gefahrlos filmen. Der zweitgrößte Vogel der Welt mit einer Spannweite von bis zu drei Metern verabschiedete sich dann nach einiger Zeit und hat aber wohl leider seinen Kollegen Bescheid gegeben, dass er sich schon präsentiert hätte und dies nicht mehr am eigens dafür eingerichteten Haltepunkt zu erfolgen hätte. Auch nach einer guten halben Stunde am Condor Viewpoint war kein Vogel mehr zu sehen. Wir waren froh, vorher eine Privatvorstellung bekommen zu haben!
    Das letzte Highlight des Ausfluges sollten die 'Hot Springs' im Canyon sein. Das Wasser kommt hier mit 28 Grad und sehr salzhaltig aus dem Berg.
    Da aber nicht nur ein Tshirt, sondern auch meine Badehose schon seit Huacachina unerlaubt abwesend sind und Patrick Hose in der Wäsche war, fiel dieser Programm für uns aus. Zugunsten von... Tequila! Nein, Ziplining in den Anden!! Dass das direkt an den Hot Springs möglich war, haben wir erst im Bus erfahren, aber diese Möglichkeit natürlich nicht ausgelassen. Für 50 Solos konnten wir drei mal fliegen. 1000m, 500m und noch mal 100m zurück zum Ausgangspunkt! Die Holzbefestigungen der Stahlseile wirkten etwas dünn, aber, hat alles gehalten! Hab ich auch zum ersten Mal gemacht, aber bestimmt nicht zum letzten Mal!
    Folgenschwer war allerdings die Erfahrung, die ungefähr 8 Minuten zum ersten Startpunkt den Berg hinauf zu laufen. Die Location liegt auf 3300m. Nach drei Schritten hatten wir beide einen Puls von 170. Ohne Gepäck, ohne sich vorher großartig angestrengt zu haben. Während wir uns den Berg hinauf quälten dachten wir beide unabhängig voneinander an den Inka Trail, der auf 3800m losgeht und am letzten Tag auch beinhaltet, dass man sein Gepäck selbst tragen muss... Reden konnten wir währenddessen sowieso nicht. Einmal aber wieder festen Boden unter den Füßen, waren wir uns einig, dass wir unsere Pläne und Möglichkeiten irgendwie noch mal überdenken müssen.

    Den Canyon ließen wird dann gegen 13:00 Uhr hinter uns. Wirklich beeindruckend und schön! Zumindest zur Regenzeit, wenn die Hänge alle grün und bewachsen sind und die schon von den Inkas angelegten Terrassen mit Kartoffeln, Mais und Quinoa bepflanzt sind.
    Das Mittagessen fand in einem Restaurante Touristico statt. Nicht so geil, aber ganz nett.

    Auf dem Rückweg fielen nicht nur uns, sondern auch Verena und Melanie, einem deutschen Geschwisterpärchen aus dem tiefsten Bayern, die wir im Bus kennengelernt hatten, die Augen zu. Die sich mittlerweile wiederholende Landschaft konnte einen nicht mehr so richtig wachhalten. Ich freute mich auf eine heiße Dusche im Hostel, die nur von 16-20:00 Uhr möglich ist und döste dann vor mich hin, froh über jeden Höhenmeter weniger, der uns wieder mehr Sauerstoff beschaffte.
    Zurück im Hostel beschlossen wir dann mit den Mädels nicht Essen zu gehen, sondern etwas im örtlichen Supermercado zu kaufen und in der Hostelküche selbst zu kochen. Kurz vor Ladenschluss um 20:00 Uhr haben wir dann noch so gerade Spaghetti, Tomatensauce und eine Vorspeisenmelone kaufen können, was wir alles umgehend zubereiteten.
    Um 22:00 Uhr war auch dieser Abend beendet, da wir, mal wieder, eine kurze Nacht vor uns hatten. Pickup Richtung Puno war um 05:00 Uhr. Nach den drei Wochen brauche ich erstmal Urlaub!!

    Auffällig ist, dass die Städte, oder zumindest die Innenstädte, alle extrem sauber sind. Je weiter man sich jedoch vom Stadtzentrum entfernt, desto dreckiger wird es. Während ich das hier schreibe, sitzen wir gerade im Bus nach Puno. Mitten in den Anden, auf 3700m. Außer ein paar Bauern wohnt hier niemand. An den Hängen sieht man aber immer wieder abgeladenen Müll, der nur hierher transportiert worden sein kann. Diese Mengen können von den Locals in den Bergen gar nicht produziert worden sein... Schade, dass das Bewusstsein hierfür noch nicht so richtig angekommen ist.

    Unser Bus war heute am Montag morgen mal wieder mega on time, Leute raus, wir rein, zack zack! Mittlerweile haben wir schon auf 4020m gefrühstückt. Gegen 13:00 Uhr werden wir in Puno sein!
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