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  • Day 3

    Die Fürsten von Thurn und Taxis

    August 21, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute soll es ein bisschen Prunk sein: Regensburg ist seit dem 18. Jahrhundert Hauptsitz der Fürsten von Thurn und Taxis und da wir bisher nur die Fürstin Gloria als exzentrische Person aus der Vergangenheit kennen, zieht es uns in ihr Schloss. Und siehe da, sie ist garnicht mehr diese Person. Früher hat sie ihre Tochter schon mal im Clownskostüm und mit Bodyguards von der Schule abgeholt. Heute führt sie erfolgreich das Familienunternehmen ohne große Auffälligkeiten.
    Wir haben online eine morgendliche Führung bestellt und unser Guide Luca bringt uns sehr kurzweilig und unterhaltsam durch die Geschichte derer von Thurn und Taxis und die Räume des Schlosses. Da hier keinerlei Kriegszerstörungen stattgefunden haben, ist alles super erhalten, wird teilweise heute noch genutzt und ist in seiner Vollständigkeit einmalig in der Welt.
    Die Thurn und Taxis sind eng mit der europäischen Postgeschichte verbunden. Seit dem 15. Jahrhundert bauten sie im Auftrag des Kaisers das Postwesen auf, zunächst in Italien, Österreich und dann in Europa. Über 350 Jahre bestimmten sie das Postwesen in Mittel- und Westeuropa. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der damit verbundenen Verstaatlichung des Postwesens durch Napoleon, verloren sie ihr Postmonopol. Das war bis dahin die einzige Quelle ihres sagenhaften Reichtums, den wir heute im Fürstenschloss und den Museen bestaunen.
    Übrigens war das heutige Schloss ursprünglich ein Kloster, in dem sie über Jahrzehnte bei den Mönchen zur Untermiete wohnten. 1748 wurde Fürst Alexander Ferdinand zum kaiserlichen Prinzipalkommissar ernannt. Als Repräsentant des Kaisers beim ständigen Reichstag, verlegte er seinen Sitz von Frankfurt nach Regensburg.
    Das Reichsstift St. Emmeram und viele Ländereien gingen als Teilentschädigung für den Verlust des Postmonopols 1812 an die Fürsten. Ab 1816 wurde das Stift zur Familienresidenz umgebaut. Seit der Säkularisation bewohnen sie das Schloss bis heute allein. Inzwischen lebt allerdings nur noch die Fürstin Gloria im Schloss. Ihre Kinder sind in der Welt verteilt. Eigentlich ist ihr Sohn der amtierende Fürst, der hat aber die Amtsgeschäfte an seine Mutter übertragen, bis er irgendwann mal seine Doktorarbeit abgeschlossen hat. Ein ewiger Student 😄.
    Auch der nachfolgende Besuch der Fürstlichen Schatzkammer und des Marstallmuseums macht uns deutlich, die Sammlung von Kutschen, Schlitten, Sänften, Galageschirr und Reitzubehör ist einzigartig und die ausgestellten Schätze zeigen den ungeheuren Reichtum.
    Heute ist die Haupteinnahmequelle der Familie die Forstwirtschaft, denn nach dem Bayrischen Staat gehört der Fürstenfamilie ein Großteil der Bayrischen Wälder.
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