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- Day 880
- Friday, March 1, 2019
- ☁️ 6 °C
- Altitude: 251 m
GermanyMettendorf49°56’40” N 6°20’3” E
Der Islek - Kalt bis in die Gedanken

Tag 5
27 km
130 km gesamt
Morgens in Waxweiler. Draußen graues Licht, drinnen ein Frühstück wie es sein muss: Einfach, solide, nahrhaft. Kein Chia-Samen-Zauber, kein Avocado-Hokuspokus. Nur Brot, Kaffee, Butter und der Gedanke: Heute wird marschiert. Heute geht’s raus. Heute gibt’s wieder Geschichten, die man sich nicht ausdenkt — die man sich abläuft.
Ich zog durch Waxweiler, den Kragen hochgeschlagen, die Luft kalt wie ein Schluck ungefilterter Whiskey. Der Nebel hing in den Gassen, als wollte er mir sagen: "Willkommen im Islek, Cowboy. Hier frierst du nicht nur am Körper – hier frierst du bis in die Gedanken."
Aber weißt du was? Genau deshalb bin ich hier. Weil draußen echt ist. Weil du da nix faken kannst. Entweder du gehst – oder du bleibst stehen. Und Stehenbleiben ist für Stadtmenschen. Nicht für mich.
Ich stapfte weiter. Feldwege, Waldwege, Dörfer ohne Namen, Häuser wie festgenagelt gegen den Wind. Der Islek ist kein Landstrich für Postkarten. Der Islek ist für Leute, die wissen, wie man eine Jacke richtig zumacht und die Füße still hält, wenn’s kalt wird.
Links irgendwo 'ne Autocross-Strecke. Staub und Lärm wären mir heute fast lieber gewesen als diese Stille, die dir ins Ohr kriecht. Aber so ist der Trail. Du nimmst, was kommt.
Und dann lag sie vor mir: Neuerburg. Alt, kantig, auf einem Felsen thronend wie eine alte Westernstadt am Ende der Welt. Ich trabte rein, zog mir den Stempel in der Kirche unterhalb der Burg – nicht, weil ich’s muss. Sondern weil es Respekt ist. Jeder Trail hat seine Zeichen. Und ich sammle sie nicht für irgendein Buch – ich sammle sie, weil sie mir zeigen: Ich war hier. Ich hab mich durchgekämpft.
Nach so viel Geschichte braucht der Mann was für den Magen. Pizzeria. Einfach. Warm. Der Ofen roch nach Leben. Pizza geht immer. Auf dem Trail zählt nicht, ob’s Gourmetküche ist — es zählt, ob’s satt macht und dich weitergehen lässt.
Gestärkt zog ich wieder los. Der Berg raus aus Neuerburg ließ mich schnaufen. Steil, gnadenlos, ein alter Lehrer, der dir nochmal zeigt: Hier draußen zählt kein Muskelshirt. Hier zählt Wille. Und mein Wille war festgeschnallt wie mein Rucksack.
Oben dann wieder Weite. Runter ins Tal der Enz. Durch Sinspelt, weiter nach Mettendorf. Der Tag war lang. Der Wind zäh. Und meine Beine? Müde wie ein alter Mustang nach einem langen Ritt.
In Mettendorf fand ich ein kleines Hotel. Nichts Besonderes für die Außenwelt – aber für mich ein Palast. Weil es genau das war, was ich jetzt brauchte: Ein Bett, ein Dach über’m Kopf, und Menschen, die dir freundlich zunicken, ohne große Worte.
Ich legte mich hin. Die Kälte kroch aus den Knochen, die Stiefel standen schmutzig am Fenster, und draußen wehte der Wind Geschichten über das Land.
Und ich dachte mir:
Das hier ist Leben. Kein weichgespülter Wandertraum. Kein Social-Media-Abenteuer. Sondern dreckig, ehrlich, rau. So wie der Islek selbst.
Und morgen? Morgen geht’s weiter. Weil der Trail kein Ende kennt. Und weil ein echter Cowboy weiß:
„Der Weg macht dich nicht fertig. Der Weg macht dich echt.“
TrailSoulKev – immer auf der Spur. Immer draußen. Immer da, wo der Wind pfeift.Read more
TravelerEs sind oft die anstrengenden und ungemütlichen Wandertage, die einem im Gedächtnis bleiben.
Traveler„Pizza geht immer…“ alte Pilger-Weisheit 😁