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- Day 882
- Sunday, March 3, 2019
- ☁️ 8 °C
- Altitude: 135 m
GermanyGillenbach49°45’48” N 6°38’13” E
Schwierige Wegstrecke – genau mein Ding

Tag 7
29 km
186 km gesamt
Minden an der Sauer. Morgens. Der Himmel hing tief, als hätte sich der liebe Gott 'ne alte Decke über die Eifel gezogen. Aber mich hält sowas nicht auf. Nicht heute. Nicht auf diesem Abschnitt. Die Stiefel geschnürt, den Rucksack verzurrt, den Cowboyhut gedanklich tiefer ins Gesicht gezogen — und los ging der Ritt.
Der Weg raus aus dem Sauertal war nix für Sonntagswanderer mit Blümchen im Haar. Da stand’s auch schwarz auf weiß am Schild: "Schwierige Wegstrecke."
Weißt du, was das für mich heißt?
Das heißt: Genau mein Ding.
Der Pfad zog sich steil den Hang hoch. Steine, Wurzeln, Matsch — der Boden hat alles gegeben, um mich aufzuhalten. Aber wenn du auf dem Trail lebst, dann weißt du: Ein sturer Kopf und ein gutes Paar Stiefel bringen dich überall hin.
Oben angekommen spuckte ich einmal in den Wind, grinste dreckig und ließ den Blick schweifen. Weit war’s da oben. Das Bitburger Gutland lag vor mir wie eine alte Karte, ausgebleicht von der Sonne, zerfurcht von Wegen, die keiner mehr kennt.
Ich zog weiter. Welschbillig war der nächste Posten am Wegesrand. Keine große Show, kein Rodeo — einfach ein Dorf, das weiß, wo es steht. An der Jakobshütte ließ ich kurz den Wind über mich streichen, durch Butzweiler und Möhn ging’s weiter, vorbei an Feldern, die schon zu viele Winter gesehen haben, um sich noch groß aufzuregen.
Kurze Pause in Lorich. Brot raus, Wasser runter — der einfache Cowboy-Luxus. Keine Bedienung, kein Menü — nur du, die Bank, und der Hunger, der ehrlich verdient ist.
Dann ging’s runter ins Tal des Beiwerbachs. Der Wald wurde dichter, die Luft kühler. Und ich spürte es: Die Zivilisation kam näher. Der Boden wurde fester, der Pfad breiter, und da war es wieder — dieses Gefühl, wenn die Wildnis langsam die Zügel lockert und dich zurückschickt in die Welt der Häuser, Autos und Menschen.
Ich streifte durch die Vororte von Trier. Kein Spektakel. Kein Empfangskomitee. Nur ein staubiger Wanderer mit müden Knochen und einem Blick, der längst weiter war als die nächste Straßenkreuzung.
Und dann lag sie vor mir: Die Mosel. Breit, ruhig, stolz wie ein alter Fluss eben ist, der schon mehr Geschichten gesehen hat, als du in drei Leben erleben kannst.
Ich folgte ihr. Der Fluss war mein Wegweiser. Der Wind mein Begleiter. Über die Kaiser Wilhelm Brücke ging’s rein ins Herz von Trier. Porta Nigra. Der Dom. Steine, die mehr erlebt haben als jeder moderne Schnickschnack zusammen.
Ich stand da. Stumm. Keine großen Worte. Keine Selfies. Nur ich, der Staub des Weges auf den Stiefeln, und das Gefühl, dass ich genau hier richtig war. Nicht weil es im Reiseführer steht. Sondern weil der Weg mich hierher geführt hat.
Der Trail gibt dir keine Orden. Keine Pokale. Aber er schenkt dir Momente, die man nicht kaufen kann.
Ich machte mich auf zum Bahnhof. Setzte mich in den Bus zurück nach Prüm. Die Knochen schwer, das Herz leicht.
Denn so ist das Leben auf dem Trail:
Du gehst. Du kämpfst. Du staunst. Und am Ende sitzt du da, ziehst die Stiefel aus, streckst die müden Beine und denkst:
„Verdammt nochmal — das war wieder einer von den Tagen, für die es sich lohnt, draußen zu leben.“
Bis zum nächsten Ritt, Partner.
TrailSoulKev — auf der Spur zwischen Erde und Ewigkeit.Read more
TravelerMein Mosel Camino fand in Trier sein etwas unrühmliches Ende… ich hatte mir Corona als Souvenir mitgebracht. Aber ich liebe diese Stadt und ihre Geschichte(n).