• Zwischen Mosel, Saar und meinem Schatten

    14. huhtikuuta 2019, Saksa ⋅ 🌧 6 °C

    Tag 8
    37 km
    223 km

    Sechs Wochen Pause. Sechs Wochen im Stall. Aber wer draußen lebt, der weiß: Ein Pferd wird nicht zahm, nur weil man’s mal kurz anbinden musste.

    Der Morgen war früh, der Kaffee war stark, und die Gleise führten mich zurück nach Trier. Keine Stadt, kein Pflaster hält mich lange fest — aber heute war das der Ausgangspunkt für meinen nächsten Ritt.

    Ich saß noch kurz in einer kleinen Bäckerei. Nichts Aufregendes. Aber ehrlich. Ein belegtes Brötchen, schwarzer Kaffee, und der Blick raus auf die Straße. Dort draußen wartete der Weg. Kein Schild mit “Willkommen”. Keine Blasmusik. Nur der alte Rhythmus in den Beinen und der Drang nach Weite.

    Ich ließ Trier hinter mir wie ein Reiter die Grenzstadt vor dem Canyon. Die Mosel war mein Begleiter. Ruhig, mächtig, alt. Sie zog neben mir her bis Konz — da, wo sie sich mit der Saar vereint. Zwei Flüsse, zwei Geschichten, ein gemeinsamer Weg. So wie ich und der Trail.

    Aber dann wurde es ernst. Raus aus dem Flusstal, rauf auf die Hänge. Der Weg zog sich durch Tawern. Alte Römerwege unter meinen Stiefeln. Kopfsteinpflaster, das Geschichten von Legionen im Staub versteckt hält. Und ein Tempel — Relikt einer Zeit, als Götter noch in Stein gemeißelt wurden und der Mensch sich seinen Platz im Land noch verdienen musste.

    Ich zog weiter. Durch “Fisch” — ja, der Ort heißt wirklich so — stand ich plötzlich in einem kleinen Park. Ein Bachlauf plätscherte da rum wie der langsame Puls eines alten Pferdes nach einem langen Tag. Kirche, Bauernhof, Stille. Kein Märchen. Keine Inszenierung. Nur Land, so echt wie das Knarren alter Stiefel.

    In Merzkirchen erinnerte ich mich an die Geschichten der alten Pilgerherberge. Mary hatte hier einst ihren Platz für alle, die unterwegs waren. Jetzt war sie geschlossen. Das Leben geht weiter. Die Straße fragt nicht nach Nostalgie.

    Der Weg zog mich weiter. Über die Höhen zwischen Mosel und Saar. Der Wind war mein einziger Gesprächspartner. Kein Lärm, kein Mensch. Nur das Pfeifen in den Ohren und der Gedanke: Hier draußen gibt dir keiner was geschenkt. Aber hier draußen nimmt dir auch keiner was weg.

    Und irgendwann lag Perl-Sinz vor mir. Saarland. Neues Land, neue Spur. Ich fand ein kleines Hotel. Nichts Edles. Aber warm. Und ehrlich. Der Gastraum roch nach Essen, das von Leuten gekocht wird, die wissen, wie man den Bauch füllt und das Herz beruhigt. Irgendwas mit Ente war’s. Ich weiß es nicht mehr genau. Aber ich weiß: Es war gut. Weil es draußen verdient war.

    Ich saß da. Müde. Zufrieden. Die Stiefel schmutzig. Die Gedanken weit.

    Weißt du, was der Jakobsweg ist?

    Es ist nicht der Weg auf der Karte. Es ist nicht das Schild am Straßenrand.

    Es ist dieser Moment, wenn du irgendwo draußen sitzt, allein mit deinem Essen, und weißt:
    „Ich gehöre hierher. Nicht für immer. Aber für heute.“
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