- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 925
- Monday, April 15, 2019
- ☀️ 10 °C
- Altitude: 277 m
FranceMonneren49°21’36” N 6°24’3” E
Bonjour Frankreich, Bienvenue Fremder

Tag 9
29 km
252 km gesamt
Der Morgen in Perl war frisch. Nicht vom Wetter her – sondern frisch im Kopf. Da stand ich, Stiefel festgeschnürt, Rucksack auf dem Buckel, und vor mir lag die Grenze nach Frankreich.
Grenzen sind so 'ne Sache. Auf Karten eine Linie. Im Leben ein Gefühl. Und ich sag dir: Wenn du auf dem Trail stehst und weißt, da drüben versteht dich keiner mehr – dann ziehst du den Hut ein Stück tiefer und gehst trotzdem.
Ich zog durch Perl, überquerte die Mosel, und was stand da an der Grenze? Ein kleiner Eiffelturm. Als wollte mir das Land direkt sagen: "Bienvenue, Fremder. Hier bist du nicht mehr zu Hause – aber willkommen bist du trotzdem."
Apach. Sierck. Kleine französische Dörfer, still und ruhig wie eine Pferdeherde beim Sonnenuntergang. Keine Hektik. Keine Eile. Aber auch kein Schild, das dir sagt, was du zu tun hast.
Ich verließ die Mosel. Rauf in den Wald. Der Pfad war schmal, der Wind trug fremde Gerüche mit sich. Das Land fühlte sich anders an. Nicht feindlich. Nicht fremd. Sondern... neu.
Montenach lag irgendwo da oben. Der Boden wurde weicher, der Weg schraubte sich bergauf, und irgendwann stand sie da — die Stele. 2200 Kilometer bis Santiago. Zwei verdammte Tausender und noch 'n langer Ritt obendrauf.
Ich stand davor, stützte mich auf meine Stöcke und grinste. Weißt du warum? Weil solche Zahlen keine Angst machen. Nicht, wenn du weißt, wer du bist. Nicht, wenn du schon Meilen gefressen hast, als andere noch am Frühstückstisch saßen.
Der Weg führte mich weiter. Feldwege. Wälder. Dörfer ohne Touristenpostkarten. Und überall: Menschen. Freundlich. Lächelnd. Keine gemeinsame Sprache — aber Blicke, die sagen: "Da ist einer von uns. Ein Wanderer. Einer, der seinen Weg geht."
Irgendwann tauchte Sainte Marguerite auf. Ein Weiler, klein wie 'ne Viehtränke in der Prärie. Achtzig Seelen, vielleicht weniger. Aber hier stand mein Nachtlager. Bei Isabelle und Gerard.
Ich sag dir, Kev, das war kein Hotelzimmer. Das war ein Zuhause für eine Nacht. Keine Reservierungsnummer. Kein Check-In-Automat. Sondern echte Leute, mit echtem Herz.
Der Pilgerstempel? Handgemalt. Ein kleines Kunstwerk, das mehr Geschichten in sich trägt als manche ganze Stadt. Ein Bild von Notre-Dame. Vom Brand. Von Erinnerung.
Wir saßen zusammen. Redeten mit Händen, Füßen und allem, was der Cowboywortschatz so hergab. Und trotzdem war alles klar.
Weißt du, was du draußen lernst? Sprache ist gut. Aber Haltung ist besser. Ein ehrlicher Blick, ein fester Händedruck und der Dreck an deinen Stiefeln reden oft lauter als jedes Wörterbuch.
Ich legte mich schlafen. Das Fenster offen. Der Wind flüsterte Französisch, der Weg schlief unter meinen Füßen.
Und ich wusste wieder:
„Fremdes Land macht den Reiter nicht kleiner – es macht ihn größer.“
TrailSoulKev — unterwegs, wo kein Navi hilft und kein Reiseführer dich retten kann. Nur du. Der Wind. Der Weg.Read more
TravelerWo die Worte fehlen, helfen freundliche Gesten und ein Lächeln. Das ist wohl überall auf der Welt so.
TravelerDank Deines footprints bin ich auch bei Isabelle untergekommen und habe einen phantastischen handgemalten „Stempel“ bekommen.