• Kein Goldesel, kein Palast – nur der Weg

    April 19, 2019 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Tag 13
    35 km
    365 km gesamt

    Pont-à-Mousson lag noch im Rücken, als ich in den Bus nach Montauville stieg. Weißt du, manchmal muss man klug reiten und nicht stolz. Der Jakobsweg wollte sich da oben im Hang verlustieren, aber ich hatte anderes im Sinn. Keine Lust auf Asphalt-Jonglage und Stadtgewusel. Der Trail führt mich raus, nicht rein.

    Also Bus. Kurz, schmerzlos, ehrlich. Runter zur Mosel bei Dieulouard — und da war wieder dieses Band aus Wasser, das sich durch die Landschaft zieht wie ein alter Fluss aus Geschichten und Staub.

    Der Weg schnitt 'ne Ecke ab, als hätte ein alter Trapper gesagt: "Da vorne wird’s kürzer, Partner." Ich folgte ihm. Und kam nach Liverdun.

    Verdammt schöne Stadt. Hoch oben über dem Fluss thronend wie 'ne Burg, die schon bessere Tage gesehen hat. Aber die Preise? Die dachten wohl, ich reite hier auf 'nem Goldesel durch Frankreich. 120 Tacken für ein Zimmer? In einer Privatpension? Nicht mit mir, Freunde.

    Ich stapfte zur Touristen-Info, holte mir meinen Pilgerstempel — das Ehrenzeichen für alle, die draußen leben — und fragte nach einem Schlafplatz. Und weißt du was? Die Menschen draußen sind oft besser als ihr Ruf. Man vermittelte mir ein Zimmer in Villey-St. Etienne. Zehn Kilometer weiter. Ein Ritt. Aber einer, den ich gern nehme. Weil der Weg der Weg ist. Und nicht das Ziel.

    Also runter zur Mosel. Wieder entlang dieses alten Flusses, der mich heute begleitet hat wie ein sturer Muli: Ruhig, aber unbeirrbar.

    Die Sonne brannte. 19 Grad. Der April machte keine halben Sachen. Die Luft roch nach Erde und Wasser. Und dann lag sie da — quer über meinem Weg: 'ne Schlange. Sonnenbadend. Völlig unbeeindruckt von einem staubigen Cowboy in Lederstiefeln.

    Weißt du, draußen begegnet dir alles. Menschen, Tiere, Stille. Und jedes Mal musst du entscheiden: Geh ich außen rum oder gerade drüber? Ich hab ihr den Vortritt gelassen. War ihr Tag.

    An einer Bucht der Mosel hielt ich noch mal an. Kaltes Getränk. Blick aufs Wasser. Stille. Das sind die Momente, für die du den Trail liebst. Nicht der Gipfel. Nicht der Stempel. Sondern das Innehalten mitten im Weg.

    Die letzten Kilometer nach Villey-St. Etienne waren pure Routine. Meine Beine kannten den Takt. Mein Herz sowieso.

    Dort fand ich Unterschlupf in einer privaten Pilgerunterkunft. Kein Luxus. Kein Pool. Aber ein Bett. Ein Dach. Und Menschen, die dir ein Lächeln schenken, ohne zu fragen, wer du bist oder woher du kommst.

    Weißt du, was draußen zählt? Nicht die Zahl deiner Schritte. Nicht die Länge deiner Etappen.

    Sondern ob du am Abend am Feuer sitzt und sagen kannst:

    „Ich bin meinen Weg gegangen. Geradeaus. Ehrlich. Ohne Schnickschnack.“

    TrailSoulKev – auf dem Weg, wo der Staub sich legt und die Geschichten wachsen.
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