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- Mar 31, 2025, 6:32pm
- ☀️ 11 °C
- Altitude: 360 m
FranceAuberive47°46’38” N 5°3’22” E
Auberive

Tag 21
30 km
557 km gesamt
Howdy, Weggefährten.
Der erste Tag liegt hinter mir. Die Stiefel sind staubig, die Schultern schwer, aber das Herz schlägt frei wie ein Mustang auf offener Prärie. Der Chemin des Allemands – das ist kein Spaziergang für Sonntagswanderer. Das ist ein rauer Ritt. Ein alter Trail, der dich fragt, wer du wirklich bist, wenn die Sonne dir ins Genick brennt, der Wind dir ins Gesicht schlägt und du nur eins hast: deinen Willen, weiterzugehen.
Heute war der Auftakt. Dreißig Kilometer. Eine verdammte Ansage. Von Langres runter ins Tal und wieder rauf auf die Hochfläche. Die Stadt liegt auf einem Berg wie eine alte Festung, und als ich loszog, blies der Wind mir kalt ins Gesicht, als wollte er sagen: „Zeig, was du kannst, Cowboy.“
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Der Weg:
Der Abstieg war steil, steinig und schmal – wie ein Gebirgspfad im Grenzgebiet zwischen Freiheit und Wahnsinn. Die Sonne hing tief, noch schwach, aber schon wach. Ich trat raus aus dem Schatten der alten Mauern von Langres, rein in die offene Weite. Der Boden war feucht vom Tau, und die ersten Kilometer fraßen sich durch die Oberschenkel wie ein alter Revolvermann, der’s noch drauf hat.
Mit dem Stausee „La Mouche“ kam Perrancey-les-Vieux-Moulins – verschlafen, still, als würde dort seit Jahrzehnten keiner mehr laut lachen. Ich ließ den Asphalt zurück, folgte einem alten Forstweg am Wasser entlang, dann durch offenes Land. Immer wieder kam der Wind wie ein alter Kamerad – mal stützend im Rücken, mal fordernd von vorn. Keine Gnade, aber auch kein Verrat. So ist er halt, der Wind auf diesem Trail: ehrlich.
Noidant-le-Rocheux kam und ging. Kaum eine Menschenseele, nur ein Hund, der mich vom Gartenzaun aus mit halb geschlossenen Augen musterte. Ich nickte ihm zu wie einem alten Bekannten, der weiß, dass man reden kann – aber nicht muss.
Dann die Schlucht. Ein Geschenk. Kühl, feucht, still. Frühblüher überall – kleine Farbtupfer in einer Welt aus Moos und altem Laub. Ich atmete tief durch. Da war sie wieder, diese Ruhe, die der Weg manchmal bringt, wie eine Hand, die sich auf dein Herz legt und sagt: „Du bist richtig hier.“
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Rast und Weiterweg:
In Perrogney-les-Fontaines hab ich Rast gemacht. Brot, ein Stück salziger Langres-Käse, ein paar schwarze Oliven und etwas Salami. Kein Festmahl, aber das beste Essen ist das, was du dir selber mit Staub in den Schuhen verdient hast. Eine alte Frau kam vorbei, nickte mir zu und sagte: „Vous venez d’Allemagne?“ Ich grinste, wischte mir den Schweiß von der Stirn und sagte nur: „Oui, je marche vers Dijon.“
„Bon courage, pèlerin. Le soleil est fort aujourd’hui.“
Sie hat recht behalten. Die Sonne wurde mit jeder Stunde gnadenloser.
Nach der Rast der Gipfel: Le Haut du Sec – 516 Meter, aber es fühlte sich an wie doppelt so viel. Der Körper schrie, aber der Blick… der war es wert. Von da oben war die Welt weit. Ich sah nichts außer Hügel, Wald, Himmel. Da draußen – irgendwo – lag mein Ziel. Aber heute? Heute war ich einfach nur hier.
Dann ging’s runter in ein langes, schnurgerades Stück Wald. Zehn Kilometer wie mit dem Lineal gezogen. Der Boden federte, die Vögel sangen, und die Gedanken wurden leiser. Kein Empfang, keine Stimmen – nur ich, mein Schritt, mein Atem. Und das war gut so.
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Auberive:
Am späten Nachmittag kam ich in Auberive an. Eine kleine Pilgerherberge am Ortsrand. Schlicht, aber sauber. Die Dusche war kalt – und verdammt, sie fühlte sich an wie der erste Regen nach einer Dürre. Ich stand da, ließ das Wasser über mich laufen und dachte: „Du bist ein Glückspilz, Cowboy. Du bist frei.“
Im kleinen Laden hab ich eingekauft: Brot, Abendessen, ein Apfel für morgen. Und ein Bier – eiskalt. Ich saß draußen auf einer Bank, blickte auf den Horizont, die Sonne war tiefrot, die Luft roch nach Erde und Rauch. Ich trank langsam. Das war kein Bier. Das war ein verdammter Sieg.
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Reflexion:
Heute ging’s nicht nur ums Gehen. Es ging ums Durchhalten. Ums Vertrauen. In die Karte, in die Beine, in die eigene Sturheit. Wer diesen Weg geht, der spielt nicht Sightseeing. Der spielt Poker mit den Elementen – und hofft, dass er die besseren Nerven hat.
Der Weg erinnert dich daran, wie klein du bist – aber auch, wie stark. Wenn alles still ist, spürst du, wer du wirklich bist. Kein Lärm, kein Ablenken. Nur du. Und der Trail. Und wenn du dann am Abend in der Herberge liegst, mit müden Knochen und vollem Bauch, dann weißt du: Das ist echtes Leben. Nicht bequem, nicht einfach. Aber ehrlich. Und ehrlich ist verdammt nochmal genug.
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Abendessen:
Heute gab’s Spaghetti Bolo, selbst gekocht. Mehr braucht’s nicht. Wenn du den ganzen Tag draußen warst, schmeckt sogar der kleinste Bissen wie ein Festessen im Saloon.
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Schlusswort:
So war Tag 1. Dreißig Kilometer Staub, Sonne und Schweiß. Keine Ausreden, kein Zurück. Nur ein Ziel: weiter. Wer hier rausgeht, ist nicht auf der Suche nach Wellness. Sondern nach Wahrheit.
„Wenn du reiten willst, Cowboy – dann steig in den Sattel und halt dich fest. Der Weg fragt nicht, ob du bereit bist.“Read more
Traveler
Was machen die Jungs denn in dem Bottich?
Traveler Das ist Zehenpeeling, war mir nur zu kalt
Traveler Was ist denn los mit dir, Cowboy?🤔