• Erster Ritt zum Struffelt

    August 7 in Germany ⋅ ⛅ 22 °C

    Howdy, ihr staubtrockenen Seelen der Straße.
    Heute hab ich die Stiefel geschnürt, den Rucksack geschultert und den Colt... äh, die Wasserflasche geladen. Der Eifelsteig ruft – 315 Kilometer raues Land, 15 Etappen voll Wind, Dreck, Wald und Wahrheit. Kein Glamping, kein Bullshit, kein Zierrat – nur du, der Trail, und was du draus machst. Ich hab mein Pferd – sprich: mein Auto – am Etappenziel in Roetgen angebunden, bin mit dem Blechkarren (Buslinie 66) weiter zum Start gerollt und in Kornelimünster ausgestiegen. Ab da galt nur noch eins: Immer Richtung Süden. Immer dem Ruf des Weges nach.

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    Der Weg – wie ein alter Revolver, rostig, aber treffsicher

    Ich lasse Kornelimünster hinter mir, den letzten Gruß der Zivilisation, und trete ein in den Schatten der Bäume. Links von mir plätschert die Inde, als wolle sie mir sagen: "Mach dich locker, Cowboy, das hier wird kein Sonntagsspaziergang." Und sie hatte recht. Der Boden weich, fast morastig, aber die Luft klar wie frisch gezogene Limonade. Bald wird’s pfadig – Wurzelwerk, enge Kurven, alles ein bisschen bucklig. Kein Ort für Eitelkeit, aber genau mein Ding.

    Ich duck mich unter dem Falkenbachviadukt durch – ein uralter Koloss aus Stein, der sich über mich erhebt wie ein stiller Wächter. Dann rauf zur Bahnlinie, das Gleis als stählerner Begleiter zur Rechten. Ich marschiere, höre meinen Atem, das Knarzen der Stiefelsohlen, das Flüstern der Blätter. Hahn liegt bald vor mir, aber der Eifelsteig spielt heute nicht geradeaus – er schickt mich auf eine kleine Umleitung übers freie Feld, vorbei an grasenden Kühen, die mich anschauen, als sei ich der erste Wanderer seit dem großen Viehtrieb von 1872.

    Am Abenteuerspielplatz von Walheim gibt’s Kaltgetränke – und ja, ich hab zugegriffen. Cowboy hin oder her, kalte Cola am Wegesrand ist wie ein Schluck aus dem Jungbrunnen. Danach wird’s wieder ernster: Der Weg zieht an, bergauf, durch dichteren Wald. Friesenrath und Kitzenhaus verschwinden rechts und links wie Geisterorte, nur ein paar Dächer und Gartenzäune blitzen durch.

    Dann ein kleiner Holzsteg über den Bach Vicht – das Wasser rauscht, ich bleib kurz stehen, denk mir: Wenn’s einen Gott des Trails gibt, dann wohnt er in solchen Momenten. Kurz drauf wartet der Wurzeltrail bei Rott. Ich sag’s wie’s ist: schmal, schräg, krumm. Wer hier mit Flipflops unterwegs ist, der kann sich gleich ein Kreuz aufstellen lassen. Ich aber? Ich grins. Der Weg beißt – das mag ich.

    Dann geht’s rauf auf den Struffelt. Da ändert sich alles. Der Wald macht auf, die Heide breitet sich aus wie ein Teppich, und der Himmel hängt tief, als wär er mit groben Nägeln festgezurrt. Ich bleib stehen. Atme. Und dann geh ich weiter – über Holzbohlen, durch feuchtes Moorland, die Birken wie stille Späher am Rand. Der Wind kommt auf, streicht mir durch den Bart, als wollt er mich prüfen. "Hältst du durch, Cowboy?" – "Du kannst Gift drauf nehmen."

    Dann der Abstieg – steil und ruppig, runter zur Dreilägerbachtalsperre. Da glitzert das Wasser zwischen Bäumen, als wollte es sagen: „Du hast’s fast geschafft.“ Ich zieh den Hut, nicke stumm, geh vorbei am Wasserwerk, dann noch einmal durch Wald, dann über eine letzte Wiese. Und da steht sie – die Wanderstation Roetgen. Und mein Auto. Mein alter Pickup in dieser Geschichte. Endstation Tag 1.

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    Erlebnisse am Wegesrand – oder: Der Trail verzeiht dir nix, aber gibt dir alles

    Heute hab ich keinen anderen Wanderer getroffen, nur Spuren im Matsch, Fußabdrücke von Unbekannten – und eine Spur Huftritt von einem Reh, vielleicht. Dafür hab ich was anderes gefunden: Wasserdost, diesen kleinen Heiler am Wegesrand. Rosa Blüten, dicke Blätter. Ich hab innegehalten, die Pflanze bestimmt, den Wind gespürt. Das ist es, was der Eifelsteig mit dir macht – er bringt dich runter. Er lässt dich schauen, riechen, fühlen. Nicht durch das Handy, sondern mit deiner Haut.

    Und da war noch dieser Moment oben auf dem Struffelt – wo die Sonne kurz durchbrach, der Wind sich legte, und alles still war. Keine Stimme, kein Laut, nur der Beat meines Herzens und der ferne Ruf eines Bussards. Wer sagt, das sei nur ein Wanderweg, der hat nie wirklich hingesehen.

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    Fazit des Tages – rau, ehrlich, echt

    Tag 1 auf dem Eifelsteig war kein laues Vorspiel. Es war ein Ritt. Ein echter. Kein Highway, sondern ein Trampelpfad voller Charakter. 15 Kilometer Freiheit, Dreck, Stille und Weite. Manchmal hart, manchmal zärtlich. Ein wilder Ritt durch die Ränder der Zivilisation. Und ich? Ich hab jeden Meter gespürt.

    Morgen geht’s weiter. Weiter nach Süden. Denn wer einmal loszieht, der kehrt nicht mehr als derselbe zurück. Und wie sagt man bei uns in der Prärie?

    „Wenn der Weg dich ruft, dann geh – oder bleib für immer ein halber Mann.“

    Bis morgen, Trailfreunde.
    Euer TrailSoulKev 🤠
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