• TrailSoulKev
Aug – Sep 2025

EIFEL(BAHN)STEIG

Zwei Wanderwege, ein Ziel: die Eifel in all ihren Facetten erleben. Der Eifelsteig führt über Höhen und durch Täler, der EifelBahnsteig begleitet die Schienen der Eifelstrecke. Ich laufe beide komplett, im Wechsel, in Tagesetappen. Read more
  • Trip start
    August 7, 2025

    Erster Ritt zum Struffelt

    August 7 in Germany ⋅ ⛅ 22 °C

    Howdy, ihr staubtrockenen Seelen der Straße.
    Heute hab ich die Stiefel geschnürt, den Rucksack geschultert und den Colt... äh, die Wasserflasche geladen. Der Eifelsteig ruft – 315 Kilometer raues Land, 15 Etappen voll Wind, Dreck, Wald und Wahrheit. Kein Glamping, kein Bullshit, kein Zierrat – nur du, der Trail, und was du draus machst. Ich hab mein Pferd – sprich: mein Auto – am Etappenziel in Roetgen angebunden, bin mit dem Blechkarren (Buslinie 66) weiter zum Start gerollt und in Kornelimünster ausgestiegen. Ab da galt nur noch eins: Immer Richtung Süden. Immer dem Ruf des Weges nach.

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    Der Weg – wie ein alter Revolver, rostig, aber treffsicher

    Ich lasse Kornelimünster hinter mir, den letzten Gruß der Zivilisation, und trete ein in den Schatten der Bäume. Links von mir plätschert die Inde, als wolle sie mir sagen: "Mach dich locker, Cowboy, das hier wird kein Sonntagsspaziergang." Und sie hatte recht. Der Boden weich, fast morastig, aber die Luft klar wie frisch gezogene Limonade. Bald wird’s pfadig – Wurzelwerk, enge Kurven, alles ein bisschen bucklig. Kein Ort für Eitelkeit, aber genau mein Ding.

    Ich duck mich unter dem Falkenbachviadukt durch – ein uralter Koloss aus Stein, der sich über mich erhebt wie ein stiller Wächter. Dann rauf zur Bahnlinie, das Gleis als stählerner Begleiter zur Rechten. Ich marschiere, höre meinen Atem, das Knarzen der Stiefelsohlen, das Flüstern der Blätter. Hahn liegt bald vor mir, aber der Eifelsteig spielt heute nicht geradeaus – er schickt mich auf eine kleine Umleitung übers freie Feld, vorbei an grasenden Kühen, die mich anschauen, als sei ich der erste Wanderer seit dem großen Viehtrieb von 1872.

    Am Abenteuerspielplatz von Walheim gibt’s Kaltgetränke – und ja, ich hab zugegriffen. Cowboy hin oder her, kalte Cola am Wegesrand ist wie ein Schluck aus dem Jungbrunnen. Danach wird’s wieder ernster: Der Weg zieht an, bergauf, durch dichteren Wald. Friesenrath und Kitzenhaus verschwinden rechts und links wie Geisterorte, nur ein paar Dächer und Gartenzäune blitzen durch.

    Dann ein kleiner Holzsteg über den Bach Vicht – das Wasser rauscht, ich bleib kurz stehen, denk mir: Wenn’s einen Gott des Trails gibt, dann wohnt er in solchen Momenten. Kurz drauf wartet der Wurzeltrail bei Rott. Ich sag’s wie’s ist: schmal, schräg, krumm. Wer hier mit Flipflops unterwegs ist, der kann sich gleich ein Kreuz aufstellen lassen. Ich aber? Ich grins. Der Weg beißt – das mag ich.

    Dann geht’s rauf auf den Struffelt. Da ändert sich alles. Der Wald macht auf, die Heide breitet sich aus wie ein Teppich, und der Himmel hängt tief, als wär er mit groben Nägeln festgezurrt. Ich bleib stehen. Atme. Und dann geh ich weiter – über Holzbohlen, durch feuchtes Moorland, die Birken wie stille Späher am Rand. Der Wind kommt auf, streicht mir durch den Bart, als wollt er mich prüfen. "Hältst du durch, Cowboy?" – "Du kannst Gift drauf nehmen."

    Dann der Abstieg – steil und ruppig, runter zur Dreilägerbachtalsperre. Da glitzert das Wasser zwischen Bäumen, als wollte es sagen: „Du hast’s fast geschafft.“ Ich zieh den Hut, nicke stumm, geh vorbei am Wasserwerk, dann noch einmal durch Wald, dann über eine letzte Wiese. Und da steht sie – die Wanderstation Roetgen. Und mein Auto. Mein alter Pickup in dieser Geschichte. Endstation Tag 1.

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    Erlebnisse am Wegesrand – oder: Der Trail verzeiht dir nix, aber gibt dir alles

    Heute hab ich keinen anderen Wanderer getroffen, nur Spuren im Matsch, Fußabdrücke von Unbekannten – und eine Spur Huftritt von einem Reh, vielleicht. Dafür hab ich was anderes gefunden: Wasserdost, diesen kleinen Heiler am Wegesrand. Rosa Blüten, dicke Blätter. Ich hab innegehalten, die Pflanze bestimmt, den Wind gespürt. Das ist es, was der Eifelsteig mit dir macht – er bringt dich runter. Er lässt dich schauen, riechen, fühlen. Nicht durch das Handy, sondern mit deiner Haut.

    Und da war noch dieser Moment oben auf dem Struffelt – wo die Sonne kurz durchbrach, der Wind sich legte, und alles still war. Keine Stimme, kein Laut, nur der Beat meines Herzens und der ferne Ruf eines Bussards. Wer sagt, das sei nur ein Wanderweg, der hat nie wirklich hingesehen.

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    Fazit des Tages – rau, ehrlich, echt

    Tag 1 auf dem Eifelsteig war kein laues Vorspiel. Es war ein Ritt. Ein echter. Kein Highway, sondern ein Trampelpfad voller Charakter. 15 Kilometer Freiheit, Dreck, Stille und Weite. Manchmal hart, manchmal zärtlich. Ein wilder Ritt durch die Ränder der Zivilisation. Und ich? Ich hab jeden Meter gespürt.

    Morgen geht’s weiter. Weiter nach Süden. Denn wer einmal loszieht, der kehrt nicht mehr als derselbe zurück. Und wie sagt man bei uns in der Prärie?

    „Wenn der Weg dich ruft, dann geh – oder bleib für immer ein halber Mann.“

    Bis morgen, Trailfreunde.
    Euer TrailSoulKev 🤠
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  • Ritt durchs Moor: Monschau

    August 8 in Germany ⋅ ☁️ 24 °C

    Moorritt zum Steling – zweiter Ritt auf dem Eifelsteig
    Roetgen → Monschau, ca. 18 km, bis 21°, meist wolkig, ab und zu Sonne

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    Howdy, ihr staubtrockenen Weggefährten.
    Zweiter Tag im Sattel – und der Eifelsteig zeigt mir die kalte Schulter. Aber ich nehm’s wie ein Mann aus dem Westen: Zähne zusammenbeißen, Blick nach vorn, weiterreiten. Es war kein Tag für Postkartenfotos, sondern einer, an dem du merkst, wie sehr du dich manchmal durchkämpfen musst, um dann – ganz am Ende – doch noch belohnt zu werden.

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    Der Tag beginnt mit stillen Wiesen und falschen Versprechen

    Ich parke wieder meinen alten Pickup in Roetgen – der steht jetzt schon wie ein treuer Hund bereit, wenn ich abends heimkehre. Noch schnell in den Supermarkt, Proviant laden – Brot, Wasser, ein Apfel – dann schultere ich den Rucksack und geh los. Die ersten Kilometer? Ruhig. Sanft. Wiesenwege, ein bisschen Wald, kaum jemand unterwegs. Der Weg ist weich, fließt gut unter den Stiefeln. Ich bin im Takt.

    Aber dann kommt die Grenze – Belgien. Und plötzlich wird der Trail zum Schachbrett. Breite, schnurgerade Forststraßen, asphaltiert, von Wald gesäumt. Kein Blick, kein Knick, kein Witz. Der Cowboy in mir flucht leise.

    Bei Reinartzhof denk ich: Vielleicht kommt hier was. Eine Geschichte, ein Ort, was Einsames, was Echtes. Die Geschichte der Familien, die hier früher lebten, abgeschieden vom Rest der Welt, geht mir nahe – aber vor Ort? Nichts. Nur Asphalt, Wald, und das Gefühl, dass die Vergangenheit längst begraben wurde unter Schotter und Maschinenspuren.

    Der Weg zieht sich wie ein alter Drahtzaun. Geradeaus, immer weiter, immer auf derselben Höhe, immer dieselbe Perspektive. Und das Hohe Venn? Das große, wilde, legendäre Hochmoor? Versteckt. Verwachsen. Ich seh nichts von seiner alten Kraft. Kein weiter Blick, kein Gefühl von Weite – nur der leise Frust, dass dieser Abschnitt einmal groß war und jetzt hinter Hecken und Fichten verschwunden ist.

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    Stelinghütte – wo der Ritt wieder ins Herz geht

    Ich mach Rast an der Stelinghütte. Sitzbank, Schatten, ein wenig Wind. Kein Mensch da. Ich kaue mein Brot, trinke langsam. Und spüre: Der Tag ist noch nicht verloren. Ich muss nur durchhalten. Also weiter – immer noch geradeaus, aber endlich nicht mehr auf Asphalt. Der Weg wird steiniger, steigt an, führt hoch zum höchsten Punkt des Eifelsteigs: dem Steling, 658 Meter über dem Meer.

    Und hier? Da bricht es endlich auf.

    Der Wald lichtet sich. Die Weite kehrt zurück. Der Boden wird uneben, wurzelig, steinig. Ein Pfad, der sich seinen Weg sucht, nicht mehr aufgemalt, sondern gewachsen. Ich stehe auf dem Gipfel, schaue hinaus über das Monschauer Land. Der Wind weht, kräftig, kühl. Ich schließe kurz die Augen. Der Trail hat mich wieder.

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    Abstieg nach Monschau – Eis, Pfade, Vergangenheit

    In Mützenich gönne ich mir im Dorfladen ein Eis. Echte Kugel, keine Industriepackung – fast wie eine Belohnung vom Trail selbst. Danach geht’s nur noch bergab. Ein schmaler Pfad, der sich am kleinen Laufenbach entlangschlängelt, wie eine heimliche Linie zurück in die Zivilisation.

    Und dann – Monschau. Fachwerk, Burg, Altstadtpflaster. Ich kraxle noch hoch zur Burg, weil’s dazugehört. Dann schlendere durch die Gassen, müde, aber wach. Diese Stadt hat was. Nicht kitschig, nicht totfotografiert – sie lebt, irgendwo zwischen Geschichte und Gegenwart.

    Am Busbahnhof wartet die Linie SB66. Alle halbe Stunde zurück nach Roetgen. Ich steig ein, setz mich, schau raus. Der Tag zieht vorbei, Baum für Baum, Gedanke für Gedanke.

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    Fazit des Tages – staubig ehrlich

    Der zweite Ritt war kein leichter. Der Asphalt hat genervt, das Venn enttäuscht. Aber ich hab durchgehalten, hab mich durchgebissen – und wurde belohnt. Der Steling war stark, der Abstieg nach Monschau ein Geschenk.

    Nicht jeder Tag ist schön. Aber jeder Tag auf dem Trail ist echt.

    „Manche Wege sind hart, weil sie dich prüfen. Andere, weil sie dich formen. Und manchmal – tun sie beides auf einmal.“

    Wir sehen uns morgen, ihr Weggefährten.
    Euer TrailSoulKev 🤠🟫🟫🟫🟫🟫🟫🟫
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  • Ritt am Fluss entlang

    August 11 in Germany ⋅ ☀️ 27 °C

    Morgen, ihr staubfesten Sattelfreunde.
    Heute stand die Königsetappe auf dem Plan – und ja, sie hat mich gefordert wie ein störrischer Mustang, den du erst zähmen musst. 24,5 Kilometer lang, voller Kanten, voller Höhen, voller kleiner Überraschungen am Wegesrand. Die zweite und dritte Etappe des Eifelsteigs sind sozusagen mein Backyard – aber selbst wenn du einen Landstrich in- und auswendig kennst, kann er dich noch packen.

    Ich parke mein Auto in Simmerath am Bushof, sattel den Rucksack und steige in den Bus nach Monschau. Der Trailhead liegt mitten im alten Ortskern, und schon der erste Schritt fühlt sich nach Aufbruch an. Vom Marktplatz geht’s nicht einfach geradeaus, sondern über schmale Treppchen, versteckte Durchgänge zwischen den Fachwerkhäusern, wo der Geruch von Holz, Kaffee und altem Stein in der Luft hängt. Kaum aus dem Ort, greift der Wald zu. Der Weg wird schmal, wurzelig – genau mein Ding.

    Die Felsen heißen hier Engelsley und Teufelsley. Der Himmel strahlt, der Wald riecht nach Sommer, und dann tritt ein Reh auf den Pfad, schaut mich an, als wolle es sagen: „Hier ist mein Revier, Cowboy.“ Ich halte kurz inne, lass es passieren – und merke ein paar Minuten später, dass ich vor lauter Staunen den Abzweig hinab zum Staudamm verpasst habe. Ein kleiner Umweg, dann gehts an der Perlenbachtalsperre entlang. Wasser glitzert zwischen Bäumen, irgendwo plätschert es leise – die Art von Moment, für die man draußen ist.

    Dann steigt der Weg an, hoch nach Höfen. Am Nationalparkhaus eine kurze Pause, ein freundliches Gespräch über die Busverbindungen zum und vom Trail, ein Happen zu essen und ein Schluck zu Trinken – der Ritt ist lang, da zählt jede Rast. Höfen selbst zeigt sich still, ordentlich, fast schläfrig. Kaum bin ich durch, geht’s wieder runter, vorbei an einem Köhlerplatz, wo man früher Holzkohle herstellte.

    Unten wartet die Rur. Mal folge ich ihr direkt am Wasser, mal führt der Steig hoch in den Hang, auf schmale Pfade mit Blick ins Tal. An den Aussichtspunkten Perdsley und Weißes Kreuz wird mir klar: Die Eifel ist kein Flachland. Der Aufstieg zum Weißen Kreuz brennt in den Beinen, der Abstieg danach noch mehr – als würde der Trail sagen: „Mal sehen, ob du’s ernst meinst, Freund.“

    In Hammer steht das Bistro am Campingplatz noch auf „geschlossen“, aber der Wirt hat Mitleid und reicht mir eine kalte Apfelschorle. Ein Schluck – und der Staub fällt von innen ab. Dedenborn dagegen zeigt mir die andere Seite: Laden zu, Wasserflasche bleibt leer. Ich ziehe weiter.

    Am Wolfshügel gibt’s den ersten Blick auf den Obersee. Glatt, still, wie eine große Einladung. Aber die letzten Kilometer ziehen sich. Die Sonne brennt, die Schatten werden länger, der Weg kurvt weiter durchs lichte Laub, bis ich endlich Einruhr erreiche. Kiosk zu – klar. Also rüber zur Bushaltestelle, Linie 63 zurück nach Simmerath, Beine hoch.

    Heute gab’s keine Gnade. Viel Pfad, viele Höhenmeter, viele Ausblicke – und jeder davon war es wert. Die Königsetappe trägt den Namen zu Recht. Wer hier durchkommt, hat den Eifelsteig verstanden: Er ist nicht da, um dir gefällig zu sein. Er ist da, um dich wach zu machen.

    „Ein guter Trail gibt dir nicht, was du willst – er gibt dir, was du brauchst.“

    Bis zum nächsten Ritt, Freunde.
    Euer TrailSoulKev 🤠
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  • Ritt durch die Vergangenheit

    August 15 in Germany ⋅ ☀️ 26 °C

    Morgen, ihr staubgegerbten Wanderreiter.
    Heute hab ich mich von der Wasserlinie gelöst und bin hoch in die karge Höhe geritten – raus aus den sanften Ufern, rein in eine Landschaft, die Geschichten flüstert, wenn der Wind durch die Mauern zieht. 21 Kilometer, ein klarer Himmel, die Sonne wie ein alter Sheriff, der dich immer im Auge behält.

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    Ich parke meinen Wagen in Einruhr, direkt am großen Platz, wo der Obersee morgens noch still wie ein blank geputzter Spiegel liegt. Statt brav am Wasser entlang bis zur Staumauer zu trotten, nehm ich den schmalen Pfad, der steil hinaufzieht. Die Luft wird trockener, der Blick weiter. Oben breitet sich eine Hochfläche aus – karg, offenes Land, als hätte jemand den Wald vergessen. Der Wind weht frei, ich rieche Gras und Staub.

    Dann steht plötzlich Wollseifen vor mir. Ein Geisterdorf. Keine Menschen, nur Mauern und die alte Kirche, die immer noch in den Himmel schaut. Die Sonne brennt auf die leeren Plätze, und für einen Moment ist es, als würden die Schritte der Vergangenheit noch irgendwo in den Schatten warten. Ich bleib still, geh langsam. Orte wie dieser brüllen nicht – sie reden leise, und nur wer zuhört, versteht.

    Von hier führt der Trail wieder hinunter, durch ein stilles Tal, bis Vogelsang vor mir liegt – diese wuchtige Anlage, schwer von Geschichte. Ich bleib am Rand stehen, lass das Ganze auf mich wirken, ohne Hast, ohne Kamera. Manche Orte nimmt man mit den Augen auf, andere mit der Haut.

    Hinter Vogelsang schluckt mich der Wald. Der Boden federt, das Licht bricht in grünen Wellen durch die Baumkronen. Der Modenhübel wartet noch – ein Aussichtspunkt, der seinen Namen wert ist. Von hier oben sieht das Urfttal aus wie ein aufgeschlagenes Buch, jede Kurve ein neuer Satz.

    Dann beginnt der Abstieg ins Tal. Der Fluss begleitet mich, mal still, mal murmelnd, immer dicht bei. Der Pfad läuft im Hang, weich und schmal, dann wieder direkt am Ufer, wo das Wasser über Steine glitzert. Das Tempo wird ruhiger, fast so, als hätte der Trail selbst beschlossen, den Tag ausklingen zu lassen.

    In Gemünd endet der Ritt. Der Bus bringt mich – mit einem Umstieg in Vogelsang – zurück nach Einruhr. Der Obersee liegt jetzt im warmen Abendlicht, als wüsste er, dass wir uns eine Weile nicht sehen werden.

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    Heute war’s ein Abschied auf Zeit. Gemünd markiert für mich den Punkt, an dem der Eifelsteig kurz pausiert. Der nächste Abschnitt deckt sich fast mit dem Eifelbahnsteig – und so wird’s Zeit, die Spuren zu wechseln, ein paar Etappen weiter östlich zu reiten. Aber ich komme zurück, das weiß ich.

    „Manchmal musst du vom Weg abweichen, um ihm treu zu bleiben.“
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  • In zwei Zügen zu vier Burgen

    August 17 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    Howdy, Freunde des staubigen Pfads. TrailSoulKev sattelt wieder auf. Heute hab ich die Zügel in die Hand genommen und bin losgezogen auf eine neue Spur – den Eifelbahnsteig. Ein Name, der nach Schienen klingt, aber in Wahrheit mehr nach Wildnis schmeckt, nach Schweiß und Staub und dem endlosen Takt von Stiefeln auf hartem Grund. Ich sag’s gleich: Wer hier unterwegs ist, der ist kein Spaziergänger. Das ist ein Trail, rau und ehrlich, und du musst mit dir selbst klarkommen, wenn die Sonne brennt und der Wind dir den Staub ins Gesicht treibt.

    Ich hab mein Pferd – sprich, den Wagen – in Satzvey stehen lassen, dem Ziel für heute, und hab mir per Zug den Ritt zurück nach Stotzheim gegönnt. Naja, eher per Schienenersatzverkehr, was ungefähr so viel Abenteuer in sich trägt wie ein lahmer Muli. Egal, der Trail ruft, und ich folge.

    Von Stotzheim aus geht’s gleich raus in die Wiesen, die Erft an meiner Seite, so still wie eine alte Gefährtin. Ein paar Gärten, ein Stück Straße, und dann verschluckt mich der Wald. Da liegt ein verlassenes Fabrikgelände, rostig, verfallen, wie ein alter Outlaw, der seine besten Zeiten hinter sich hat. Gleich daneben führt ein schmaler Pfad bergauf zur Hardtburg. Versteckt liegt sie da, hinter Büschen und Bäumen, wie ein alter Schatz, den keiner mehr hebt. Ich umrunde sie einmal, schnuppere an den alten Steinen, dann weiter, pfadig, immer tiefer in den Wald.

    Da draußen stößt man auf Relikte, die wirken wie Geister aus der Vergangenheit – die ehemalige Sendestelle vom Regierungsbunker, überwuchert, einsam, still. Beton mitten im Wald, wie ein Fremdkörper. Der Wind rauscht drüber hinweg, und ich denke: Auch Festungen werden irgendwann zu Ruinen.

    Über den Alten Burgberg geht’s weiter. 272 Meter klingen nicht nach viel, aber die Serpentinen ziehen mir Schweiß auf die Stirn. Der Abstieg nach Kreuzweingarten ist steil, der Boden lose, und die Sonne brennt von oben. Unten grüßt der Bahnhof – außer Betrieb, so wie vieles hier, was mal Bedeutung hatte. Aber die Römer, die wussten, wie man Spuren hinterlässt. Ein kleiner Tempel steht noch, und die Reste der alten Wasserleitung nach Köln. Ich streiche mit den Fingern über die Steine – kalt, rau, uralt. Männer wie wir sind nur Staub im Wind gegen solche Zeit.

    Die Mittagspause krön ich in Maria Rast – Käsekuchen und Fassbrause. Freunde, glaubt mir: Nach einem staubigen Marsch schmeckt das wie der erste Schluck Whiskey nach einer endlosen Wüstenetappe. Ich sitze da, schweigend, lasse den Blick übers Land schweifen, und spüre, wie der Trail in mir arbeitet.

    Dann wieder raus, immer am Waldrand entlang, die Sonne im Rücken, das Land weit vor mir. An einem Golfplatz vorbei – ich sag euch: komischer Sport, wenn Männer in feinen Hosen Bälle über grüne Wiesen jagen, während ich hier mit staubigen Stiefeln den Boden prügle. Aber gut, jeder hat seinen Ritt.

    Haus Zievel taucht auf, ehrwürdig, still. Burg Veynau lass ich links liegen – unzugänglich, die Brücke über den Veybach zerstört. Kein Durchkommen, kein Blick, nur Ahnung. Der Trail ist eben kein Zuckerschlecken. Manchmal musst du verzichten, manchmal den Kopf senken und weiterziehen.

    Und so lande ich schließlich in Satzvey, wo mein Auto wartet. 20 Kilometer auf harten Sohlen, drei Burgen, ein Römerheiligtum und ein verdammt guter Käsekuchen – das ist meine Bilanz.

    Heute hat mir der Trail gezeigt, was er ist: kein gemütlicher Spaziergang, sondern ein Ritt über alte Spuren, zwischen Burgruinen, Waldpfaden und verlorenen Geschichten. Die Sonne hat mir den Nacken verbrannt, der Staub klebt an den Stiefeln, und doch fühle ich mich leichter als am Morgen. Denn eins ist klar: Hier draußen zählt nicht, was du besitzt, sondern nur, ob du durchhältst.

    Am Ende des Tages bleibt ein kerniger Satz hängen: Der Eifelbahnsteig ist wie ein alter Revolver – schwer, ehrlich, ohne Schnickschnack. Wer ihn führen will, muss wissen, was er tut.
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  • Im Zug zu Kapellen und Katzen

    August 19 in Germany ⋅ ☁️ 27 °C

    Morgen, Freunde des weiten Trails. TrailSoulKev wieder im Sattel. Zweiter Tag auf dem Eifelbahnsteig, zweiter Ritt durchs Land der Burgen, Wälder und stillen Spuren. Heute keine halben Sachen: 22 Kilometer von Satzvey nach Mechernich, die Sonne im Nacken, den Staub auf den Stiefeln und das unruhige Herz eines Cowboys, der weiß: Jeder Tag draußen ist ein Tag gewonnen.

    Los geht’s in Satzvey, gleich raus aus dem Ort, und wie’s der Teufel will, führt der Trail erst mal neben der Autobahn entlang. Der Lärm rauscht wie ein endloser Sturm, Motoren statt Wind – aber das gehört auch zum Ritt: nicht immer Freiheit pur, manchmal musst du den Dreck der Zivilisation fressen, bevor dich wieder das offene Land schluckt. Durch Wiesen führt der Weg, am Waldrand entlang, ein schattiger Laubenweg, dazu ein alter Kreuzweg aus Natursteinen. Er endet an einer Gedenkstätte für Kriegsopfer – still, ernst, schwer. Ich verweile einen Moment, ziehe den Hut, denke an all die, die hier ihre Spuren verloren haben. Der Trail erinnert dich daran: Freiheit ist nie selbstverständlich.

    Dann geht’s weiter, raus ins offene Land, Wiesen, soweit das Auge reicht. Fahrwege, die sich verlieren, manchmal nur eine Trittspur am Rand des Feldes. Das Land liegt still, die Sonne brennt, und wenn das Getreide hoch steht, tanzen Korn- und Mohnblumen wie rotes und blaues Feuer im Wind. Da spürst du, dass du lebst – kein Highway, keine Stadt, nur du, die Spur und das weite Feld.

    Die Bruder-Klaus-Kapelle liegt mitten im Nichts, ein steinerner Block im offenen Feld. Von außen streng und abweisend, von innen hell und strahlend, aber keine Spur von Ruhe. Eine koreanische Touristengruppe wird gerade durchgeschleust – nix mit Einkehr oder Stille. Ich lehne im Schatten und denke: Auch Pilgerorte verlieren ihre Seele, wenn der Tross sie überrollt. Ein Cowboy zieht weiter, bevor er zu lange bleibt.

    Dann wird der Trail endlich wieder rau und wild. Hinter der Autobahn biege ich in den Wald, und der Weg verwandelt sich in einen echten Pfad, schmal, ungezähmt, flankiert von Ilex-Büschen und hohen Birken. Eine Stunde lang fühle ich mich hier wie im Sattel auf einer Waldtraverse, das Licht fällt gefleckt durch die Blätter, der Boden weich, der Wind frisch. Mehrfach treffe ich auf Aufschlüsse des alten Römerkanals. Stein für Stein ziehen sich die Überreste durchs Land, und ich erkenne die alte Trasse noch gut. Da begreifst du, dass schon 2000 Jahre vor dir Männer hier unterwegs waren, nur mit anderen Zielen – und dass der Boden alles speichert.

    Dann die Katzensteine – mächtige Sandsteinfelsen, aufgetürmt wie ein zerfallenes Fort. Sie stehen da, roh und erhaben, als hätten Riesen ihre Würfel über das Land gestreut. Ich halte inne, lege die Hand auf den warmen Fels und denke: Das hier ist Natur, wie sie sein soll – ungezähmt, ehrfurchtgebietend.

    Auf Mechernich zu führt der Trail weiter durch ein ruhiges Nebental, vorbei an einer 1000-jährigen Eiche – uralt, knorrig, standhaft wie ein alter Revolverheld, der alle Stürme überlebt hat. Eine kleine Kapelle zu Ehren der heiligen Barbara lädt zur Rast. Ich setze mich auf eine Bank, blicke Richtung Kommern, die Weite liegt vor mir. Ein Schluck Wasser, ein tiefer Atemzug – das ist alles, was ich jetzt brauche.

    Mal Waldrand, mal Wiesen, der Trail bleibt abwechslungsreich, hält dich wach, lässt dir keine Routine. Schließlich führt er noch mal in den Wald, und plötzlich, unvermittelt, stehe ich auf Treppenstufen. Ich steige abwärts, trete hinaus – und da steht er, schräg gegenüber, ganz unvermittelt: der Bahnhof von Mechernich. Keine lange Ansage, kein feierlicher Schluss – einfach da. Wie ein Saloon am Ende eines langen Ritts.

    22 Kilometer, und ich sag euch: Dieser Tag hatte alles. Den Lärm der Autobahn, die vermeintliche Stille an der Bruder Klaus Kapelle, die Weite der Felder, die Enge des Waldes, die uralte Kraft der Römer und die rohe Wucht der Katzensteine. Mein Highlight? Ganz klar: die Kapelle im Feld, so widersprüchlich wie das Leben selbst, und die Katzensteine, Monumente einer Natur, die keinen Respekt verlangt, sondern ihn erzwingt.
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  • Zug nach Hengasch

    August 21 in Germany ⋅ ⛅ 21 °C

    Der Morgen beginnt in Mechernich. Das Auto parke ich wie gewohnt am Bahnhof – mein treuer Begleiter, der mich am Ende des Tages wieder aufnimmt. Noch ist es früh, die Stadt döst, aber im Rathaus Bistro brummt schon die Kaffeemaschine. Ein starker Kaffee, zwei frische Brötchen – einfach, ehrlich, so wie’s sein muss, bevor der Trail ruft.

    Dann raus, den Asphalt unter den Stiefeln, vorbei an den letzten Häusern, hinein in den Wald. Hier riecht’s nach Geschichte – nach Erde, Metall und Staub. Die Relikte des alten Bleibergbaus stehen wie stille Zeugen zwischen den Bäumen. Rostige Konstruktionen, ein alter Wasserturm, der wie ein vergessener Wachposten zwischen den Stämmen hockt. Der Wind rauscht durch die Kronen, und für einen Moment ist’s, als würden die Stimmen der Männer noch durch den Wald hallen, die hier ihr Leben gelassen haben.

    Weiter hinaus, raus aus dem Schatten in die Weite. Die Sonne brennt, der Himmel ist weit, Wolken ziehen wie träumende Rinder über die Steppe. Am Eifelblick Galgennück bleibe ich stehen. Vor mir breitet sich das Land aus, Felder, Waldstücke, Dörfer wie verstreute Spielzeuge. Hier oben spürst du, was Freiheit bedeutet – kein Lärm, keine Hektik, nur du, der Wind und das offene Land.

    Der Trail zieht weiter, immer am Wiesenrand entlang, ein grünes Band, das sich durch sanfte Hügel schlängelt. Am Engelberg steht ein Gipfelkreuz. Ich lehne mich an den rauen Stamm, blicke hinüber zur Kirche von Weyer, die mich morgen auf der nächsten Etappe erwartet. Ein stiller Moment, fast wie ein Gruß aus der Ferne.

    Dann wieder ein Sprung in die Geschichte: die Römische Brunnenstube. Ein massives Bauwerk, kalt, steinern, trocken. Der Römerkanal lässt mich einfach nicht los – schon seit der ersten Etappe taucht er immer wieder auf, wie ein alter Freund, der plötzlich neben dir reitet. Ich stehe da, streiche mit den Fingern über die Jahrhunderte alten Steine, und denke: Wir sind nur Staub im Wind, die Spur, die wir hinterlassen, verblasst schneller, als wir glauben.

    In Kallmuth wird’s plötzlich filmreif. „Hengasch“ – Drehort von Mord mit Aussicht. Ich erkenne das Bürgerhaus, so unscheinbar, dass man fast vorbeilaufen würde. Kein Blitzlicht, kein Glanz, nur das echte Dorf, still und ein bisschen aus der Zeit gefallen.

    Dann wieder raus ins Offene, die Sonne hoch, die Stiefel längst vom Staub überzogen. Am Pflugberg begegne ich einem Typen auf einem alten Mofa. Lederjacke, Helm unterm Arm, die Augen voller Geschichten. Wir wechseln ein paar Worte – zwei Reisende, die den Drang teilen, unterwegs zu sein. Sein Mofa knattert wie ein störrisches Pferd, meins sind die eigenen Füße. Dann zieht er davon, ich schwinge meinen Rucksack wieder hoch, und der Trail frisst uns beide in verschiedene Richtungen.

    Später zieht der Weg an einer alten Abraumhalde des Bergwerks vorbei, karg, rau, fast wie eine Mondlandschaft. Ein stiller Ort, an dem man spürt, wie sehr der Mensch hier gegraben, geformt, gewütet hat. Kurz danach kreuze ich noch die Römische Agrippastraße – einst die wichtigste Verbindung nach Süden, heute nur noch eine unscheinbare Spur in der Wiese. Ein letzter Gruß der Geschichte, bevor mich die Gegenwart wieder einholt.

    Dann endlich Scheven. Ein winziger Bahnhof, halb verfallen, so leise, dass du denkst, hier käme nie wieder ein Zug. Aber dann rollt er doch ein, pünktlich wie ein alter Freund. Ich steige ein, lasse mich in den Sitz fallen, und während die Landschaft rückwärts an mir vorbeizieht, spüre ich diese Ruhe, die nur ein Tag draußen bringt.

    Resümee: 17 Kilometer, und keiner davon verschenkt. Alte Stollen, weite Blicke, stille Kreuze und leise Gespräche. Ein Trail, der dich Demut lehrt – vor der Natur, vor der Geschichte, vor der Zeit. Der Eifelbahnsteig bleibt das, was er an Tag eins versprochen hat: ein rauer, ehrlicher Ritt für alle, die mehr suchen als nur Kilometer.
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  • Ritt und Zug in einem

    August 23 in Germany ⋅ ☀️ 14 °C

    Ich steh früh in Gemünd, der Rucksack sitzt, die Stiefel sind geschnürt, und der erste Kaffee brennt mir noch warm im Bauch. Der Eifelsteig startet hier, also setz ich meine Spur am Rand des Nationalparks. Die Etappen sind heute bis auf die ersten Kilometer identisch. Wer den Eifelbahnsteig läuft, startet am Bahnhof in Kall und muss erst vier, viereinhalb Kilometer durch Wohngebiet und Nutzwald – das spar ich mir. Mein Trail beginnt gleich richtig.

    Der Weg zieht pfadig am Hang entlang, oberhalb von Gemünd, die Olef tief unten gluckert leise. Der Wald riecht nach Tau, nach diesem feuchten Grün, das dir sagt: „Cowboy, du bist draußen.“ In Olef selbst bleib ich kurz stehen, mitten auf dem Platz, wo die Bahnstrecke quer durch den Ort läuft – oder besser lief. Seit der Flut 2021 ist hier Ruhe. Die Gleise sind noch da, aber kein Zug mehr, kein Rattern, nur ein leiser Hauch von Vergangenheit.

    Hinter Olef ändert sich der Takt. Der Trail wird zum breiten Fahrweg, frisch geschottert, damit die Rettungsfahrzeuge hier hochkommen. Schilder erklären den alten Pingenbergbau. Hunderte kleine Dellen links und rechts im Waldboden – stumme Zeugen einer Zeit, in der hier malocht wurde, bis die Hände blutig waren. Spannend, ja. Aber ehrlich gesagt: Ein Wandertraum ist das nicht. Kilometerlang zieh ich durch den Wald, eintönig, immer geradeaus.

    Vom in den Medien so angepriesenen „Pferdskopf“ mit Aussicht krieg ich nichts zu sehen. Vielleicht war ich blind, vielleicht auch einfach zu sehr im Rhythmus meiner Schritte, um den Abzweig zu bemerken. In Golbach dann der nächste Dämpfer: die „Golbacher Oase“, ein Bistro, das angeblich der Rastplatz schlechthin sein soll, hat an einem Samstagmittag die Türen verrammelt. Na danke.

    Hinter Golbach zieht der Weg in ein Tal, breit wie eine Schafsweide, immer leicht bergan, auf einem Fahrweg, der keinen Charme hat. Erst kurz vor Steinfelderheistert wird der Pfad wieder schmal, ein Wiesenweg, weich und ruhig, die Stiefel endlich wieder im Gras statt im Schotter. Und dann, endlich: Kloster Steinfeld. Die alten Mauern strahlen Würde aus, das Tor knarzt leise, und ich gönn mir meinen Lohn: einen Kaffee, ein Stück Käsekuchen, und als Souvenir ein paar Flaschen Klosterbier im Rucksack.

    Hier endet die Eifelsteig-Etappe. Der Eifelbahnsteig dagegen zieht noch zwei Kilometer weiter, hart auf Asphalt, runter zum Bahnhof Urft. Ich folge ihm, weil der Tag rund sein soll. Am Bahnhof treffe ich eine junge Lady, die schon ein Taxi nach Gemünd bestellt hat. Wir teilen uns den Wagen, lachen über die Stunde, die wir uns gespart haben, und ich schließe den Tag ab – müde Beine, aber ruhiger Kopf.

    Und doch, Partner, fühlte sich diese Etappe irgendwie nach Zwischenetappe an. Für den Eifelsteig gab’s zu wenig zu sehen, kein echtes Highlight, das hängenbleibt. Und für den Eifelbahnsteig war es zu brav, zu wenig naturverbunden, der Pfadanteil, der sonst so hoch ist, fehlte mir hier einfach. Kein Trail, der dein Herz schneller schlagen lässt – eher ein notwendiges Stück Weg, um weiterzukommen.

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    Zeit für den Vergleich

    Der Eifelsteig bleibt der geradlinige, schnelle Bruder. Er bringt dich zügig voran, zeigt dir viele Gesichter der Eifel und lässt dich Kilometer fressen, bis die Stiefel heißlaufen. Aber er bringt eben auch Gesellschaft mit: Du bist selten allein, gerade an Wochenenden. Mal ein Grüppchen aus Holland, mal ein Pärchen aus Belgien, mal ein deutscher Wanderclub mit Schellen am Stock – auf dem Eifelsteig bist du Teil eines stillen Karawanenzugs, ob du willst oder nicht. Logistisch macht er’s dir einfach: Busse fahren zuverlässig, Parkplätze gibt’s fast überall, auch wenn sie oft ein paar Euro kosten, und Einkehr- sowie Übernachtungsmöglichkeiten sind an jedem Etappenort drin.

    Der Eifelbahnsteig dagegen bleibt der wilde, stille Bruder. Die Pfade gehören dir allein, höchstens mal ein Reh, das kurz den Kopf hebt, oder ein Bauer, der nickt, wenn du an seinem Feld vorbeigehst. Menschenseelen? Kaum. Dafür absolute Ruhe. Logistisch ist er fast unschlagbar: Start und Ziel direkt an Bahnhöfen, P+R oft kostenlos, und mit ein bisschen Planung kriegst du selbst spontane Touren gut hin. Nur einkehren? Vergiss es oft. Wer hier unterwegs ist, packt sein Vesper selber.

    Nur diesmal, Partner, war auch der Bahnsteig nicht in Bestform. Die Magie seiner einsamen Pfade fehlte auf weiten Strecken. Statt Naturverbundenheit gab’s breite Forstwege – zweckmäßig, aber ohne Seele

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    Für mich heißt es jetzt: Erstmal Schluss für ’nen Monat. Reha ruft, und der Trail muss warten. Aber er wartet geduldig. Danach geht’s weiter Richtung Süden, immer tiefer in die Eifel. Die nächsten Etappen? Da schlängeln sich die beiden Brüder weiter umeinander, bis Blankenheim. Ich folge dann dem Bahnsteig über Nettersheim bis nach Blankenheim(Wald) und such mir von dort meinen eigenen Weg runter nach Blankenheim(Stadt). Der Bahnhof liegt gut sieben Kilometer draußen, aber Cowboy Kev mag Umwege – solange sie nach Abenteuer riechen.
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