• Côte de Beaune

    10 Oktober, Perancis ⋅ ☁️ 18 °C

    TrailSoulKev – Tag 3: Beaune → Chagny
    Ein Ritt durch die Reben 🤠

    Howdy, Freunde des Staubs und der weiten Wege.
    Wenn der Morgen nach kaltem Metall riecht und der Atem dampft wie die Auspuffluft alter Trucks, dann weißt du: Der Trail wartet. Kein Sonntagsspaziergang, kein Wandergruppen-Smalltalk – nur der Weg, die Sonne, der Wind. Heute: Beaune nach Chagny.

    Die Sonne bricht golden über den Rebenhügeln hervor, und ich schultere den Rucksack wie ein Sattel. Der Pfad zieht sich raus aus Beaune, hinein in eine Landschaft, die aussieht, als hätte jemand die Erde mit Kupfer und Gold bepinselt. Weinreben, soweit das Auge reicht. Herbstfarben, die brennen. Jeder Schritt knirscht, jeder Atemzug schmeckt nach Erde und Leben.

    Pommard kommt früh, still, ernsthaft. Ein Ort, in dem Männer und Frauen mit wettergegerbten Gesichtern in den Hangreihen arbeiten. Sie nicken kurz, mehr braucht’s nicht. Worte sind hier überbewertet. Der Wind trägt den Geruch von Trauben, Most und Metall mit sich. Ich ziehe den Hut tiefer ins Gesicht und halte die Spur.

    In Volnay schläft der Morgen noch. Katzen dösen in der Sonne, irgendwo klappert ein Fensterladen. Ich gehe weiter, immer nach Süden, dem Licht entgegen. Dann Meursault – wie eine Filmkulisse in Burgund. Weiß getünchte Häuser, alte Schilder, Kopfsteinpflaster, das Geschichten erzählt. Ich setze mich in ein kleines Café, bestelle einen starken Kaffee, kaufe auf dem Wochenmarkt etwas Obst und Käse. Und weil der Trail seine Spuren hinterlässt, marschiere ich danach in die Apotheke und stocke meine Blasenpflaster auf. Ein Cowboy kümmert sich selbst um seine Wunden – wer sich beklagt, verliert den Respekt seiner Stiefel.

    Hinter Meursault wird der Himmel weit, der Weg schmal. Ich laufe über Wirtschaftswege zwischen Reben, die im Licht glühen. Der Wind drückt warm von der Seite, die Sonne knallt – der Trail prüft dich, ob du’s ernst meinst. Ich atme tief, lasse den Schweiß laufen. Der Boden staubt, die Stiefel sind schwer, aber das Herz schlägt ruhig. Ich bin nicht unterwegs, um anzukommen – ich bin unterwegs, um zu leben.

    Kurz vor Chagny dann die Herausforderung: Ein gesperrter Bahnübergang. Schranken unten, Absperrband, Sackgasse. Ich fluche leise – so läuft’s eben, wenn du dich auf die Straße des Lebens eingelassen hast. Statt umzudrehen, schlage ich mich quer durchs Gelände, suche mir den nächsten Weg, folge den Schienen, bis endlich eine Brücke kommt. Ein paar Extra-Kilometer, ein bisschen mehr Staub – aber der Trail wäre keiner, wenn er’s dir leicht machen würde.

    Chagny empfängt mich am späten Nachmittag. Ich bin müde, hungrig, aber glücklich. In der kleinen Stadt finde ich eine Bar, stelle den Rucksack ab, bestell ein kaltes Bier und ein Omelett jambon fromage – pas salade, Cowboy-Stil. Das Bier beschlägt, der erste Schluck geht tief, und plötzlich ist da dieses Gefühl: Frieden. Kein großer, kitschiger Frieden – eher der schlichte, ehrliche Frieden eines Mannes, der weiß, dass er getan hat, was er konnte.

    Später beziehe ich auf dem Campingplatz eine kleine Holzhütte. Ein Dach, ein Bett, vier Wände aus Holz – mehr Luxus, als ich brauche. Draußen zirpen Grillen, die Sonne taucht den Himmel in Feuerfarben. Ich sitze auf der Stufe vor der Tür, Stiefel im Staub, und lasse den Tag in den Abend kippen.

    Der Chemin des Allemands – dieser alte Jakobsweg zwischen Dijon und Cluny – trägt seinen Namen mit Stolz. Kein Weg für Touristen, kein Selfie-Trail. Es ist ein ehrlicher Pfad für Menschen, die mehr suchen als Aussichtspunkte. Wer hier läuft, kämpft – gegen Sonne, Wind, Müdigkeit, und manchmal gegen sich selbst. In Beaune wimmelte es von Hochglanzmenschen mit Designer-Sonnenbrillen, die ihren Pinot nippten, als wäre das Leben ein Weintasting. Schön für sie. Ich dagegen hatte Staub auf den Lippen – und genau da schmeckt Freiheit am besten.

    Als die Dunkelheit kommt, murmle ich leise in den Abend:
    Der Wind ist mein Gefährte, der Staub mein Mantel – und der Weg mein Zuhause.

    Bis morgen, ihr Staubreiter. 🤠🌄
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