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  • Day 136

    Villafranca de los Borros - Torremejío

    April 8, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 24 °C

    Ich konnte leider nicht gut einschlafen, viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Zum einen, dass ich gestern eine Pilgerin aus Deutschland kennengelernt habe. Sie kam aus meiner (ursprünglichen) Heimat dem Harz und das auch noch 10km von meinem Heimatort "Westerhausen" entfernt. Die Welt kann echt klein sein. Zum anderen ging mir die heutige Etappe und für die nächsten Tage ansteigende Temperaturen durch die Gehirnwindungen. Die Etappe sollte laut Wanderführer sehr Kontrastlos und öde sein. Zusätzliche Langeweile der Etappe kam durch ein wirklich 10km lang gestrecktes , schnurgerade Stück des Weges. Aber irgendwann kam ich dann doch zur Ruhe und konnte einschlafen.

    Die Nacht war ok. Da ich seit Jahren kaum durchschlafe und jede Nacht mehrmals wach werde, war das nichts Neues für mich. Erneut war es von großen Vorteil, dass ich am Abend zuvor den Rucksack komplett gepackt habe und nur noch los zu gehen brauchte. Es ärgerte mich etwas, dass ich die Übernachtung der Herberge mit Frühstück bestellt hatte und nun nichts frühstücken werde. Die wundervolle Hospitaliera und der Hund Nora waren "Schuld", dass ich Desayuno dazu bestellte. Aber ich brach auf und verabschiedete mich von meinem Bettnachbar der mich ebenfalls mit einem Kompliment, ich sei ein guter "Kompagnon", verabschiedete. Und das in der Hoffnung, dass wir erneut in der selben Herberge sein werden. Aber nun endlich raus und ab auf den Weg.

    Diesmal war es 06:00 Uhr als ich losging und das mit Absicht. Ich wollte es vermeiden, auf dieser baumlosen Etappe in die Mittagshitze zu kommen. Zuerst musste ich etwas den Weg suchen, da die Herberge etwas abseits gelegen ist. Aber dank der App kein Problem. Es war natürlich noch sehr dunkel und auch hier diesmal kaum Menschen auf dem Weg. Den Ort haben ich an den zwei Kirchen schon nach 15 Minuten verlassen und dann wurde es dunkel. Dabei war es wirklich toll und hat mich immer wieder zu innehalten veranlasst, den Sternenhimmel anzusehen. So viele Sterne sieht man nicht häufig und nachts im hell erleuchteten Berlin, sah man fast keine mehr. Immer mal wieder musste ich meine Stirnlampe aufsetzen. Schon allein deshalb, damit mich überholende Traktorfahrer sehen konnten. Erstaunlich viele fahren so an mir vorbei. Langsam dämmerte es und ich machte eine Pause, aß mein Brot und meine Banane und beobachtet den Sonnenaufgang. Weiter ging es auf der trockenen Straße. Hin und wieder roch es nach verbrennendem Olivenholz und tatsächlich. An manchen Stellen brannten große Holzscheite und Männer bewachten den Platz. Ich glaube ich Deutschland ist so etwas verboten oder nur an bestimmten Tagen zulässig.

    Es gibt tatsächlich nicht viel über den Weg zu erzählen. Er war geradeaus, hatte kaum Höhen und Tiefen, schon gar keine Kurven und es war außer mir kein Pilger unterwegs. Letzteres gefiel mir am besten. Ab und zu überquerte eine Autostraße (oder die Via die Autostraße?) den Weg. Mal war da ein Auto, aber meistens Stille. Bis auf wirklich wenige Vögel. Das war wirklich etwas öde und so hörte ich ein Hörbuch. Theodor Storm - Der Schimmelreiter. Warum entschied ich mich für dieses Hörbuch? Lag es daran, dass der Weg so trocken war? So ging es dann sage und schreibe 5 Stunden und dann sah ich das Ziel. "Torremojía". Ich konnte mich nicht entscheiden - soll ich die private Herberge "El Rojo" nehmen oder mich lieber doch für die touristische Herberge in einem Adelspalast entscheiden? Ich entschied mich dann doch für die letztere. Ich unterquerte eine Bahnstrecke und nährte mich über einen Feldweg (offizieller Weg) dem Ort. Immer mal wieder begrüßten mich Menschen sehr freundlich und ich grüßte zurück. Der Ort selbst ist, was ich bisher gesehen habe, keine architektonische Schönheit. Aber dafür der Adelspalast, der nun eine Herberge ist. Modern ausgebaut und modern ausgestattet, war ich der erste Pilger an diesem Tag. Eingecheckt, etwas geschlafen und dann kamen auch schon andere. Eine furchtbar laute Familie (Mann, Frau, Sohn) aus Frankreich. Die schmissen mit den Türen, sprachen extrem laut und all ihre Handlungen waren hektisch. Hätte ich Ritalin dabei gehabt, ich hätte ihnen welches angeboten😜

    Motto des Tages: in der Einsamkeit eines langen Weges liegt sich Würze!
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