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  • Day 145

    Calzar de Béjar - Fuenterroble

    April 17, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Nach und nach erschienen dann gestern noch die spultet, die ich zuvor verlassen hatte. Aber trotzdem waren einige neue Gesichter dabei und andere schienen woanders bleiben zu wollen. So kam ein asiatisch aussehender Mann, so um die 55 Jahre nach mir in der Herberge an. Er fragte mehrmals die Hospitalieros, ob dies tatsächlich die von ihm gesuchte Herberge sei. Und mehrfach bestätigten sie dies. Jedoch schien er dies nicht glauben zu wollen. Erst als der "Herbergsvater" im an der Außenwand de Herberge im den Namen dieser gezeigt hatte, klopfte er sich gegen die Stirn. Später erfuhr ich von ihm, dass er sich am Morgen verlaufen hatten und es irgendwie durch fragen nicht geschafft habe wieder auf die Via zurückzufinden. Irgendwann sah er dann ein Schild. Deshalb sei er wohl anfänglich bezüglich der Herberge so misstrauisch gewesen. Armin und sein Kumpel trafen auch ein und später Niko. Des Vater tatsächlich 3 Tage Pause macht und am 18.05. - also morgen - in Salamanca sei, um dann dort wiederum auf deinen Sohn zu warten.

    Voller stolz präsentierte gestern der kochende Hospitaliero seine Paella und ich muss sagen, sie roch wirklich gut. Diese Paella sollte es dann am Abend als Pilgermenü für alle geben. Aber sie enthielt Schalentiere und diese habe ich noch nie gegessen. Ich erklärte ihm, dass ich "Vegetariano" sei. Dann könne ich Ensalada essen, entgegnete er. Das war durchaus nett gemeint. Denn er schien leicht überfordert mit der Tatsache, dass da jemand ist der kein Fleisch aß. Aber ich hatte ja vorgesorgt. Vom Vorabend besaß ich ja noch eine große Portion von dem Gemüsereis und diesen aß ich sehr genüsslich. Der wirklich sehr kleine Ort Calzada de Béjar hatte immerhin eine (gut besuchte) Bar und ein Ratshaus. Wenn man sich am Rathaus aufhielt, könnte man dort kostenloses WLAN benutzen. Was die "Einheimischen" auch machten. Eigentlich nich schlecht, um den Dorfplatz am Rathaus wieder mit Leben zu füllen. Zurück am frühen Abend in der Herberge gab es die oben genannte Paella. Ich ging zu Bett und las noch etwas.

    Heute morgen kann ich sagen, dass ich wie immer geschlafen habe. Den Schlafsack habe ich bisher nur zweimal benutzt, da es in den meisten Herbergen auch Decken gab. Die meisten Pilger benutzten jedoch ihre Schlafsäcke. Und so reichten manchmal auch die spärlich vorhandenen Decken aus. Bereits um 05:30 Uhr machte sich der erste Pilger bereit. Das war nicht ich, sondern der asiatisch aussehende Mensch. Danach ein älteres Spanier. Gegen 06:30 Uhr stand ich auf, machte mich fertig und ging los. Es war ziemlich kühl draußen. Laut Anzeige 6 Grad. Das deutet mir auch der vor mir gehende ältere Spanier an und zog sich seine Pudelmütze über. Insgesamt kenne ich von ihn 4 verschiedene Arten der Kopfbedeckung. Ob das dein Fetisch ist? Zuerst ging ich zum kostenlosen WLAN am Rathaus, um Nachrichten um emails zu checken. Dann ging ich zurück auf den Weg, welcher ein Stück im Dunkeln auf der Straße lang führte. Der ältere Spanier war weg. Sonst hätte ich seine Stirnlampe gesehen. Nachdem man nach kurzer Zeit von der Landstraße auf eine Schotterpiste gewechselt ist, folgte man dieser wirklich schnurgeraden Piste ca. 45 Minuten. Es war wirklich richtig kalt. Ich überlegte mehrmals, ob ich nicht mein dickeres Sweatshirt anziehen sollte. Aber ich ging stattdessen etwas schneller und so ging es einigermaßen. Der liegen dämmerte und ließ eine große weite Weidenlandschaft erkennen. In der Ferne die nun zurück liegenden schneebedeckten Berge. Zweimal musste über eine jeweils kleine Brücke ein Bach überquert werden. Erneut zunächst auf einer Landstraße, welche sich durch die hügelige Landschaft Bergauf schlängelte. Vor mir sah ich dann einen Pilger. Die Sonne schien bereits gut und es war längst nicht mehr so kühl. Erst dachte ich, dass es sich um den älteren Spanier handelte. Aber es war der asiatisch aussehende Mensch. Beim Überholen grüßte hoch in und bestätigte, dass er auf den richtigen Weg sei. Er lächelte. Dann fragte ich ihn "Where do you come?" Und er antwortete "from the last village". Ich musste lachen und dann er auch. "Japan" kam er her. Dann wünschten wir uns ein "Buen camino" und ich ging weiter. Er wollte unbedingt noch in eine Bar. Dem Feldweg bergan und bergab folgend, erreichte ich den Ort Valverde de Valdelacasa. Dort gab es zwar eine Bar, aber die hatte geschlossen. Schade für den Japaner dachte ich und durchquerte den Ort. Nach dem ich den Ort erneut auf eine Landstraße verlassen hatte, bog die Via nun in eine Schotterpiste ein. Der Weg führte bergauf und erreichte am Scheitel immerhin laut Wanderführer 995m. Belohnung war ein herrlicher Rundblick in die weite grüne Landschaft. Dann hin es leicht bergab und man sah schon das heutige Ziel Fuenterroble de Salvatierra. In diesem Ort soll es eine "Kultherberge" geben und in dieser wollte ich bleiben und mich für morgen und die weiteren Tage stärken. Es ging etwas an der Straße entlang und ich erreichte den Ort. Zuerst wollte ich meine verbrauchten Reserven auffüllen. Denn die Erfahrung über die Feiertage zeigte, dass es nicht so leicht an Lebensmittel zu kommen ist. Zwar gibt es überall mindestens eine Bar oder man kann in den Herbergen etwas essen. Aber wenn man durch seine Lebensweise etwas eingeschränkt ist, wird das schwieriger. Ich erreichte den kleinen und was soll ich sagen, er hatte wegen Feiertage zu. Und das obwohl Ostermontag in Spanien kein Feiertag war. Aber es kam mir eine ältere Dame entgegen, die ebenfalls etwas aus dem Laden wollte. Sie erzählte mir etwas, ging um das Haus und klingelte dort. Dann kam sie zurück und erzählte mir wieder etwas. Plötzlich öffnete der Laden. Ich kaufte Brot, Bananen, Äpfel, Kekse und ein Glas weiße Bohnen. Das ist das wichtigste für zwei Tage und dann bin ich in Salamanca. Heute kann ich bestimmt irgendwo Patatas fritas essen. In der Kultherberge auf Spendenbasis, gibt es auch Abendbrot und Frühstück - ebenfalls in der Aspekte (Donativo) enthalten. Na dann mal auf zur KULTHERBERGE. Dann sah ich sie auch schon. Als ich sie sah dachte ich, das ist Kitsch. Zwei Männer saßen davon. Der eine spielte auf der Flöte ein mittelalterliches Lied und der andere trommelte auf dem Tisch dazu. Mui authentico. Ich gib rein und es Folgetag mir eine Dame meinen alters. Sie stellte sich als Besteice aus Flämen vor. Der eigentliche Hospitaliero sei gerade Besorgungen machen, aber sie könne mich auch aufnehmen und das Haus zeigen. Gesagt getan. Es soll sich um eine authentische Pilgerherberge sein. Auf mich wirkte sie etwas zu overdressed. Aber sie hatte WLAN - 😂😂😂

    Ich wusch meine Wäsche und richte meinen Schlafplatz. Mal sehen was der Tag noch so bringt.

    Und er brachte so einiges. Zunächst ein kleines Mittagsmahl von der Herberge. Dann Kaffee und selbstgebackenem Gebäck. Der Pastor war auch da - Don Bas. Wohl eine Koryphäe auf der Via de la Plata und er habe es sogar geschafft, die Dorfgemeinschaft wieder zu vereinen und sich der Pilgerschaft zu öffnen. Gegen 17:00 Uhr war dann Messe und wir würden freundlich eingeladen daran teilzunehmen. Die Kirche war echt gut besucht und alle standen fotografierend beim Altartisch. Ich wollte sehen was dort von Interesse war. Es waren sehr große Körbe mit Hühnereiern UBS auf dem Tisch standen drei große Torten. Das Ei als Sinnbild der Fruchtbarkeit und Aussaat mit guter Ernte. Dann gab es zunächst mächtig viel Weihrauch und das war wohl unbeabsichtigt. Dann sie Ansprache und das Gebet. Dann würden plötzlich alle Pilger zum Altartisch gebeten und mussten sich dahinter aufstellen. Wir mussten alle unsere Namen laut sagen. Dann sprach der Pastor wieder, segnete uns und die Dorfgemeinde klatschte tosenden Beifall. Dann war die Messe beendet. Die Anwesenden öffneten eine Gasse und wir Pilger gingen nach draußen. Jetzt würden die (gekochten) Eier verteilt. Selbstverständlich zu einem gewissen Obolus, der in der Kirche abgegeben wurde. Wir gingen zur Herberge zurück und als ich später noch einmal zum Supermarkt ( der wieder geschlossen war) gegangen bin, lagen überall auf der Straße kaputte Eier herum. Die streunenden Katzen im Dorf freuten sich. Hunde habe ich bisher keine gesehen, auch die hätten bestimmt ihre Freude daran.

    Um 20:00 Uhr gab es gemeinschaftliches Abendessen. Es gab Salat, Spaghetti, als Nachspeise Orangen und Rotwein. Für mich haben sie eine spezielle Vegane Soße aus frischen Zutaten gemacht. Vielen Dank - ich war sehr gerührt. Wir alle stellten uns in der Gruppe auf englisch vor und einige übersetzten in spanisch. Eine Slowenin ist bereits das 7. mal auf einem Camino unterwegs und der ältere Spanier mit dem schwer auszusprechenden Vornamen (irgendwas mit E) sogar der 9. Camino. Es kam eine wirklich schöne Stimmung auf. Das hätte ich so nicht gedacht. Und es wird bei mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.

    Fazit des Tages: Je kühler der Morgen, so heimeliger der Abend
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