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  • Day 146

    Fuenterroble - Morille

    April 18, 2017 in Spain ⋅ ⛅ 22 °C

    Gleich vorweg- der gestrige Abend war sehr schön und klingt noch nach.

    Die Nacht war ok. Etwas kühl und auch feucht. Die 86-Betten Kultherberge war mit 13 Pilgern nicht wirklich voll. Ich hatte mir zum nächtigen einen Platz in einem Raum ausgesucht, in welches offensichtlich ein Hospitaliero seinen Schlafplatz hatte. Aber nach einer kurzen Diskussion, hatte er nichts dagegen. Den Platz hätte ich ausgewählt, jetzt viel Asche auf mein Haupt, weil es in der Nähe eine Steckdose und auch WLAN gab - hehe. Der Raum wo die anderen Pilger untergebracht waren, bot weder Steckdosen noch WLAN. Also war ich privilegiert. Wie ich erwartet habe, standen der Japaner und der ältere Spanier (er hat einen unaussprechlichen Vornamen) bereits um 05:00 Uhr auf und wollten gegen 05:45 Uhr die Herberge verlassen. "Mein" Hospitaliero wurde wach, bat sie noch Frühstück einzunehmen, aber öffnete die Tür. Jedoch wollten sie nicht frühstücken und der ältere Spanier ging los. Der Japaner wartete auf zwei ältere deutsche. Ich ging frühstücken und es gab das übliche in Spanien zu dieser Zeit. Dachschaden füllte ich mein Wasser auf und ging ebenfalls los. Draußen standen noch der Japaner und die zwei deutschen. Ich grüßte und ging an ihnen vorbei. Sie folgten mir ca. 10m entfernt mit ihrer Stirnlampe. Diesmal war sie wieder notwendig, weil der Mond nicht mehr schien (abgenommer Mond) und etwaigen Unebenheiten wollen ausgewichen werden.

    Der Morgen war feucht und sehr kühl. Schon erstaunlich diese extreme. Nachts um die 6 Grad und tagsüber 25 Grad. ich hatte mir meine Thermounterwäsche angezogen, war es doch den letzten Weg über morgens sehr kalt. Hinter mir die fuchtelnde Stirnlampe und gequatsche, gepaart mit klickernden Wanderstöcken. Das machte mir keinen Spaß und so ging ich etwas schneller, um meine "Verfolger" abzuhängen. Es dämmerte bereits und ließ wie gestern weites Weideland erkennen. Die Vögel haben ihr Bestes und auch die Rinder wurden langsam wach. Scheinbar ging der Weg über eine Cañadas Reales (große Tiertrasse zu den Weideflächen), denn rechts und links war es ca. 70 m Straßenmäßig eingezäunt und vor mir waren weiße Rinder mit ihren Kälbern. Ein Jungbulle spielte sich zum Oberboss auf und muhte mehrmals zu den teils trägen Kühen mit ihren Kälbern. Auch ich wurde "gewarnt", erst die Mutterkühe mit ihren Kindern aufrücken zu lassen. So tat ich es wie der Jungbulle es mir befahl. Natürlich kam ich dadurch nur langsam voran, aber ich wollte die Tiere nicht stressen bzw. provozieren und aufgespießt werden. Denn rechts und links waren die Zäune mit Stacheldraht und mit dem Rucksack kam ich da bestimmt nicht schnell drüber. Das "Spiel" wiederholte sich mehrmals- langsame Mutterkühe und blöden Pilger anbrüllen und mit erhobenem Haupt stolz traben. Irgendwie auch schön anzusehen. Endlich könnten die Tiere dann links in eine Schneise ausweichen und ich setzte meinen Weg fort, der seit geraumer Zeit langsam aber stetig und dazu noch schnurgerade bergauf ging.

    Mittlerweile war es natürlich hell und die Sonne begann ihre Kräfte zu zeigen. Es wurde zusehends wärmer und ich konnte einige Kleidungsstücke ausziehen. Danach legte ich eine kleine Frühstückspause ein und ging dann weiter zum Pico de la Dueña - eine Erhebung mit 1170m. Der Brocken im Harz ist 1141m hoch. Jedoch erreichte ich nicht die volle höhe, denn ein Windpark war auf dem Bergkamm in der Weg führte etwas unterhalb davon weiter. Aber ich kam auf immerhin 1130m und es lag kein Schnee wie auf dem Brocken (😜). Der Rundblick war sehr schön, aber es war leicht diesig. Die schneebedeckten Berge könnte man trotzdem sehen. Das Surren der Windräder war irgendwie beunruhigend und ging kurz darauf an einem Jakobskreuz vorbei und dann bergab durch einen bizarr mit Flechten bewachsenen, niedrigen Wald. Unten erreichte ich ein Landstraße und es war merklich wärmer als auf dem Bergkamm. Die Landstraße war zum Glück kaum befahren und so nervte eine hin und wieder auftauchendes Auto nicht sonderlich.

    Es öffnete sich erneut die Weite der Landschaft und offenbarte große Weideflächen mit Rindern, Schafen und den bekannten schwarzen Schweinen - die sich in der Sönne bräunten (hehe). Weiter an einem sehr großen Bauernhof vorbei und erneut der Landstraße folgend. Auf Dauer war das ziemlich öde. Es ging bergauf, wobei man teilweise parallel an der Landstraße gehen konnte. Es kam ein Scheideweg, der über San Pedro de Rozados nach Morille, meinem Ziel, führte. Die sehr kleine Ortschaft war es durchaus wert durchquert zu werden. Außerhalb von San Pedro folgte ich der Schotterpiste nach Morille.

    In den 50er Jahren herrschte in dem etwas verschlafen wirkendem Örtchen Morille Goldgräberstimmung, ausgelöst durch das Vorkommen unter anderem von Zinn und Wolfram in der Umgebung. In den 60er und 70er Jahren verloren die Minen an Rentabilität und wurden geschlossen. Damals zählte Morille bis zu 1000 Einwohnern - heute sind es 258. in der Bar "de Isa" musste man sich registrieren und den Schlüssel für die Herberge mit 6 Betten abholen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Winterherberge. Im Sommer eröffnet dann die größere, mit 24 Betten ausgestattet Herberge. Ich sage es mal so. Es war ok. Nach der Dusche mit immerhin leicht erwärmten Wasser, ging ich zur Bar und trank einen Kaffee und genoss die Sonne bzw. die aufkommende Entspannung nach dieser 32km Tour.

    Am Abend schrieb ich kurz mit Kai wie es ihm ginge und er sich gerade befindet. Er war bereits in Salamanca und mache dort wegen seiner Erkältung in einem Hostal eine Auszeit. Seine Erkältung sei wohl so schlimm, dass er Antibiotika nehmen muss und morgen nach Hause fliegen würde. Das überraschte mich etwas, da er sich doch mit seiner Freundin treffen würde. Offensichtlich hat er bereits ein Entscheidung getroffen und fliegt zurück zu seiner Frau und einem Neuanfang. Denn über diese Option haben wir uns beide lang unterhalten. Ich wünsche ihm viel Glück.

    Fazit des Tages: auf der Straße gehen ist 💩
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