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  • Day 13

    Muxía - Kap Finisterre

    September 9, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    Aufbruch in den Morgenstunden bedeutet (fast) immer, einen schönen Sonnenaufgang zu erleben. Und so war es auch, als wir nach dem Frühstück unsere Unterkunft „Bela Muxía“ verließen. Wir wollten unbedingt an der Küste nördlich zuerst zur Kirche und dem riesigen Stein, um dort die Stimmung der aufgehenden Sonne zu erleben. Irgendwie war es magisch dort. Die zwei kleinen Türme der Kirche, reckten sich wie Keimlinge in das Morgenlicht und der zerbrochene große Stein, der durch die Umweltkatastrophe viel leid und Schmerz symbolisierte, schien frische Energie und Hoffnung zu tanken.

    Mit guter Stimmung und innerer Zufriedenheit, gingen wir somit noch einmal durch „Muxía“ und kamen zu dem schönen Strandabschnitt, welchen wir gestern schon kurz einen Besuch abgestattet haben. Gleich dahinter zeigte uns die Planung bei Komoot, dass dort eigentlich der Jakobsweg verlaufen sollte und nicht so wie wir es gestern bei den Pilger:innen erlebt haben, dass sie alle die Straße gegangen sind. Wir folgten unserer Planung und kamen auf einen verwilderten und zugewachsenen Weg. Jedoch wollten wir nicht zurück zur Straße gehen, weil wir schon sehr weit in die Urwüchsigkeit gegangen sind. Wir schauten uns um und entdeckten einen fast parallel verlaufenden Trampelpfad, der nach einiger Zeit in einen breiteren Weg überging. So erreichten wir wieder die Straße und den heute offiziell verlaufenden Jakobsweg.

    Zuerst ging es bergauf und das brachte uns schon herrlich ins Schwitzen. Es war ein blauer Himmel und keine einzige Wolke zu sehen. Die Sonne wurde kräftiger, was uns dadurch schneller schwitzen ließ. Wir durchquerten „Xurarantes“, eine kleine Siedlung, um gleich dahinter erneut bergauf zu gehen. Diesmal aber durch einen Wald, der gut Schatten und auch Kühle spendete. Die offizielle Markierungen waren die großen Steine mit Muschelsymbol und der Angaben, in welche Richtung wir müssen. Die aus „Finesterre“ kommen, mussten den Steinen mit der Aufschrift nach „Muxía“ folgen und wir umgedreht. Hin wund wieder sah man zwei zusammengefügte gelbe Pfeile in die jeweils entgegengesetzte Richtung zeigen ( <——> ).

    Ab hier wurde es wunderschön. Der Weg führte fast ausnahmslos durch Natur und bot unterwegs immer wieder herrliche Ausblicke auf die Landschaft und das entfernte Meer. Es gab viele Vögel zu hören, Fische in den Flüssen und Bächen zu beobachten, kleine Frösche die den Weg überquerten, Nacktschnecken auf der Straße. Manchmal kamen wir durch kleinere Siedlungen, wo es wiederum viele Katzen und auch Hunde gab. Letztere waren freundlich und zwei kamen uns begrüßen.

    Ich zählte aus Interesse die Pilger:innen, welche uns aus „Finesterre“ entgegen kamen. Manche hatten richtig große Rucksäcke, manche kleine und andere keinen. Viele in „Finesterre“ gehen nach „Muxía“ - auch wegen der „Credencial“ und fahren dann mit dem Bus am Nachmittag wieder zurück. In einigen Orten gab es Bars, in denen die erschöpften Pilger:innen neue Kraft sammeln konnten.

    In einer schattigen Bushaltestelle machten wir eine längere Pause und versorgten unsere Haut mit Schutzmittel gegen zu viel Sonnenstrahlen. Etwas zur Hälfte unseres Weges bogen wir ab und gingen zum Strand „Playa del Rostro“. Schon 2015 habe ich diesen langen feinsandigen (fast) weißen Strand besucht und war sehr begeistert. So wie auch diesmal und es lag mir am Herzen, dieses schöne Stück Natur auch Olaf zu zeigen. Wir gingen etwas am Strand entlang, bevor wir dann wieder landeinwärts zum Jakobsweg einbogen.

    Anfangs noch durch Wälder, aber die Siedlungen nahmen scheinbar zu und wir erreichten „Finisterre“. Mittlerweile war es 16:00 Uhr, als wir an der Unterkunft für die nächsten drei Tage ankamen. Unterwegs schrieb sich Olaf mit dem Vermieter und erhielt den Zugangscode für die Tür - was heutzutage alles mit Technik möglich ist 😊.

    Es war eine schöne Unterkunft, gelegen am Hafen mit herrlichem Meerblick. Ein leises Rauschen des Wassers war immer zu hören - sehr entspannend. Wir legten unsere Rucksäcke ab und entspannten erst einmal ein wenig. Dann holten wir uns noch einen letzten Stempel und die Pilgerurkunde aus Finisterre. Anschließend gingen wir etwas zum Abendbrot kaufen und kochten uns etwas. Danach gingen wir zum „Faro Finisterre“, der auch das Ende unserer Reise bedeutete und gleichzeitig das „Ende der Welt“ markierte. Die Römer dachten, dass dies der westlichste Punkt der Erde sei und daher hier die Welt zu Ende wäre. Also „finis terrae“. Bis hierhin hatte ich 44 Pilger:innen, 4 Fahrradpilger, 3 mögliche Pilger:innen und 12 in einem Café sitzend gezählt. Macht gleich 63 potentielle Pilger:innen, die uns auf dem Weg nach „Finisterre“ begegnet sind.

    Dieser Ort galt jahrhundertelang als Ende der Welt, als Tor zum Jenseits.

    Der Zipfel ist ein ansteigendes Kliff, das aus den gefürchteten Inselchen O Petonciño und A Centola bis hoch zum Hügel O Facho (242 m) emporragt, wo sich im Altertum der „Ara Solis“ befunden haben soll, der Ort, an dem Rituale zu Ehren der Sonne gefeiert wurden. Seit jeher gilt er als der westlichste Punkt des Kontinents, auch wenn ihm dies puristisch gesehen nicht gebührt. Bis hierher verlängert sich der Jakobsweg für die Pilger, die am Meer traditionsgemäß ihre Kleidung verbrennen, bevor sie den Rückweg nach Hause antreten.

    Seit Beginn der Zeit hat Finisterre einen unergründlichen Zauber auf die Seele der Menschen ausgeübt. Die Wurzeln der legendären Aura dieser Landstriche, die sich der Unendlichkeit des Atlantischen Ozeans zuwenden, ruhen in der Mythologie der ersten Siedler Europas. Damals glaubte man, das Leben auf der Erde würde mit dem Tod durch eine andere Existenz auf einer Insel im Westen, wo die Sonne untergeht, ersetzt werden. In den keltischen Legenden sind häufig Bilder von Helden zu finden, die ihre letzte Reise zu diesem Paradies auf einem Steinboot antreten. Die Verschmelzung von Stein, Meer und Spiritualität ist nach wie vor in verschiedenen Formen an der Costa da Morte präsent.

    Als die Römer an diesen Ort kamen, wohnten sie zum ersten Mal dem überwältigenden Naturspektakel bei, das der Anblick der Sonne wie sie im Wasser untergeht bedeutet. Sie fanden einen Altar, zu Ehren der Sonne, den Ara Solis, errichtet von den keltischen Stämmen der Region. Verschiedene Quellen sehen einen direkten Parallelismus zwischen der im Meer versinkenden Sonne und der Hostie und dem heiligen Kelch im Wappen Galiciens. Heute trägt ein Platz in der Ortschaft den Namen Ara Solis.

    Schon vor der Ausbreitung des Christentums war Finisterre für die Europäer ein obligatorischer Pilgerort. Nach der Entdeckung des Apostelgrabes erlebte die Route an den atlantischen Westen jedoch einen rasanten Aufschwung. Der Jakobsweg endet, von den Sternen der Milchstraße beleuchtet, hier, direkt am Ozean. Der Besucher, der seinen Blick von dieser Anhöhe Richtung Meer schweifen lässt, kann nicht nur die einzigartige Schönheit dieses Panoramas genießen; er nimmt an einem Mythos teil, der seit Tausenden von Jahren den Menschen Ehrfurcht einflößt, sie aber auch gleichzeitig in ihren Bann zieht.

    Der Leuchtturm von „Cabo Fisterra“ ist sicherlich der meistbesuchte Leuchtturm Europas und der, der Amerika am nächsten gelegen ist. 1853 erbaut, liegt 138 Meter über dem Meeresspiegel. Galt als das Kap am Ende der Welt, „Finis Terrae“. Über Tausende von Jahren glaubte man, dass sich jenseits davon nur Abgrund aus Wasser öffnete, in den jeden Abend die Sonne versank und durch den man zu einem nebligen Gebiet gelangte, das von Meeresungeheuern bewohnt war. Der Leuchtturm ist allen Seeleuten der Welt bekannt, da er vor der Nähe einer äußerst gefährlichen Küste warnt (sein Leuchtfeuer hat eine Reichweite von 65 km), die berühmt-berüchtigt für ihre trügerischen Gewässer ist.

    Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Unendlichkeit des Ozeans, sowie auf die Ría de Corcubión und die Küste von Carnota mit ihrem Monte do Pindo aus Granit.
    (Quelle: https://www.turismo.gal/que-visitar/destacados/…)

    Am Leuchtturm angekommen —> da das obligatorische Foto am „Null-Stein“ und danach gingen wir zu den Klippen unterhalb vom Leuchtturm. Wir setzten uns auf einen Felsen und hatten eine Flasche Rotwein mitgebracht. So genossen wir den Sonnenuntergang am „Ende der Welt“ - was für ein Moment, der sich in uns eingebrannt hat.

    Die Sonne ist untergegangen und es wurde sehr schnell dunkel. So mussten wir uns beeilen wieder die Felsen zum Leuchtturm hoch und an der Straße zurück zu Unterkunft zu kommen.

    Etappenlänge: 33km, mit Spaziergang 44km
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