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  • Day 21–22

    Oliva de Plasencia-Aldeanueva del Camino

    April 10 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    Wow haben wir gut geschlafen. In der Nacht war es bei geöffnetem Fenster sehr ruhig und wenn ich wach war, lauschte ich den nächtlichen Geräuschen. Wie gestern auch, machten wir heute Morgen unser Frühstück selbst. Es gab Kaffee und getoastetes Brot - dazu gehackte Tomaten 🍅 und Zwiebel 🧅. Gestern, am späten Nachmittag, kam auch Marianne (Fotografin) mit ihrem Sohn an. Sie haben zuvor auch in „Galisteo“ geschlafen. Sie machten sich auch ihr Frühstück und wir tauschten uns kurz aus, wo wir jeweils heute ankommen werden. Auch sie würden bis nach „Aldeanueva de Camino“ gehen. Dann sehen wir uns heute Abend wieder. Wir wünschten uns gegenseitig ein „Buen Camino“ und dann gingen sie los. Wir frühstückten zu Ende, kontrollierten die Rucksäcke, wuschen unser Geschirr und gingen dann auch los.

    Zunächst den selben Weg zurück, den wir gestern in den Ort rein gegangen sind. Dann aber auf einer gut begehbaren Schotterpiste bis zur „Finca los Baldios“ vom Viehzüchter Antonio Lopez Gibaja. Das war so eine riesige Anlage und erinnerte uns etwas an die „Southfork Ranch“ aus der Fernsehserie „Dallas“ - unglaublich.

    Daran vorbei benötigten wir ca. 1 Stunde und kamen dann zum eigentlichen Highlight und Symbol der „Via de la Plata“ - dem „Arco de Cáparra“. Die Stadt „Cáparra“ (lateinisch Capara oder Capera) ist eine antike römische Stadt in der Provinz Lusitania auf dem Gebiet der heutigen spanischen Gemeinde Oliva de Plasencia in der Provinz Cáceres in der autonomen Region Extremadura. Der Tetrapylon (Arco de Cáparra), im Zentrum der antiken Stadt gelegen, ist seit 1931 ein geschütztes Baudenkmal. Bereits für die Zeit des Agrippa wird es als „Caperenses“ unter den abgabepflichtigen Gemeinden (civitas stipendiaria) genannt und unter Kaiser Nero wurde hier im Jahr 58 n. Chr. ein römischer Meilenstein (miliarium) gesetzt. Die Stadt nahm mindestens eine Fläche von 15 oder 16 Hektar ein; sie wurde - möglicherweise erst im 3. Jahrhundert – mit einer Stadtmauer umgeben, die einige Siedlungsbereiche ausklammerte. (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cáparra)

    Hier hielten wir uns eine Weile auf und bereiteten uns auf die Wanderung im kompletten Sonnenschein vor. Danach führte der Weg über eine asphaltierte Straße hinweg und in einen Flurweg hinein. Immer wieder kamen wir an Stellen, wo wir eine Furt überqueren mussten. Unser Glück war, dass es an der Seite immer Trittsteine gab und wir somit trockenen Fußes auf der anderen Seite ankamen.

    Die Landschaft war atemberaubend schön. In der Ferne die schneebedeckten Berge, da vor die weidenden Tiere auf dem frischen Grün und die blühenden Wiesen. Traumhaft. Dazu durch eine leichte Briese der getragene Duft von Kräutern und Blumen. Leider kamen wir zu einer matschigen Stelle, wo wir uns an einem Stacheldrahtzaun entlang hangeln mussten. Olaf trat aus Versehen daneben und geriet mit einem Schuh in den Matsch. Okay. Das trocknet wieder und wir bürsten den Sand dann vom Schuh.

    Wir kamen durch eine „Cañada“.
    „Cañadas Reales“ ist ein Weg, der zweifellos als Sehenswürdigkeit zu bezeichnen ist. „Cañada“ - dieses Wort haben wir auf der „Vía de la Plata“ schon oft gehört oder gelesen. Ein Großteil der „Vía de la Plata“ diente früher und dient teilweise auch heute noch als „Cañada“. Es handelt sich dabei um Viehtriften, d. h. die Wege, die die Schafherden benutzten, um die sogenannte Transhumanz, den Weidewechsel zwischen den Sommerweiden des Nordens und den Winterweiden des Südens, zu vollziehen. Die Schafzucht war im Spätmittelalter der entscheidende Wirtschaftsfaktor Kastiliens. Gegen Ende des Mittelalters gab es etwa 2 Mio. Schafe und dank seiner Wollausfuhren wurde Kastilien zu einem der reichsten Länder Europas. Das Funktionieren des Weidewechsels war darum von großer Bedeutung und im 14. Jh. wurden die wichtigsten Wege der Transhumanz - die Cañadas - gesetzlich geschützt. Die bedeutendsten Cañadas erhielten den Titel „königlich": Cañadas Reales.
    Im Laufe der Jahrhunderte verloren die Cañadas an Bedeutung, aber noch heute wird in Spanien der Weidewechsel auf große Distanzen praktiziert und seit einigen Jahrzehnten bemüht man sich, einige Cañadas zu reaktivieren.
    Im Mittelalter war die Breite der Cañadas gesetzlich vorgeschrieben: 90 kastilische Ellen = ca. 75 m, aber im Zuge des Verfalls der Cañadas wurden sie von den anliegenden Landgütern immer mehr beschnitten, bis heutzutage meist nur noch eine breite Piste übrig geblieben ist. Eine Ausnahme bildet diese prächtige breite Cañada zwischen „Ventaquemada und Cáparra“. (Quelle: Outdoor Wanderführer „Via de la Plata“ , 2023, Seite 115-116).

    Plötzlich überflogen uns dutzende riesige Vögel - es waren Geier und sie begannen ca. 200 m von uns in der Luft zu kreisen. Das war schon ein imposantes Schauspiel. Wir verließen durch ein Gattertor dann die Feld- und Wiesenwege und gingen dann auf einer asphaltierten Straße entlang. Der eigentliche Pilgerweg verlief 10 m parallel an dieser Straße entlang, war aber stellenweise komplett überflutet. Wir entschieden uns auf der Straße zu bleiben. Es kam fast kein Auto vorbei und wir machten eine Rast auf einer Brücke im Schatten von Bäumen. Nach der Pause ging es zunächst noch eine Weile auf dieser Straße entlang und dann bogen wir von der „Via de la Plata“ ganz bewusst ab. In unserem Reiseführer wurde ein parallel verlaufender Weg empfohlen - die „Via verde“. Dieser Weg verläuft auf einer alten Bahntrasse (ohne Gleise) entlang.

    Die Tradition und Gegenwart der Vía Verde:
    „Camino Natural Vía de la Plata"
    Bereits im Jahr 1870 wurde eine 347 km lange Bahntrasse von Plasncia über Salamanca und weiter bis nach Astorga vom König Spaniens in Planung gegeben, die entsprechend ihrem Verlauf entlang der Vía de la Plata auch nach eben dieser benannt wurde. Erst nach einer langen Planungs- und sehr aufwendigen Bauphase, welche die Errichtung von 6 Tunneln und 8 Viadukten umfasste, wurde die Linie 1896 in Betrieb genommen.
    Da in Spanien mit den Jahren das Fernbusnetz an Bedeutung gewann und bis heute eine starke Konkurrenz zu dem Netz der Personenzüge darstellt, büßte auch diese Zugstrecke an Rentabilität ein und so wurde der Personenverkehr 1985 aufgegeben. 1996 folgte auch die Einstellung des Güterverkehrs und damit das Ende der Trasse als Teil des Schienennetzes Spaniens. In den folgenden Jahren baute man bereits einige Teile der Trasse zu Feld- und regionalen Fußwegen um. 2021 wurde der letzte Teil des wie folgt beschriebenen Abschnittes im Rahmen des Projektes „Camino Natural Vía de la Plata" als Fuß- und Radweg freigegeben und bildet somit eine sehr gute neue Option für die Pilger:innen der Vía de la Plata, die gleichzeitig in der Tradition eines Projektes steht, das sich schon immer auch an der Geschichte der Via de la Plata orientiert. (Quelle: Outdoor Wanderführer „Via de la Plata“ , 2023, Seite 119).

    Und tatsächlich: Nachdem wir zunächst erneut auf einer asphaltierten Straße gegangen sind, kamen wir auf einen Zubringerweg zu diesem Camino. Es war sehr ruhig, kein Auto oder anderes Gefährt war zu hören. Dafür Vögel, Insekten und … Rinder und Schafe. Der Weg war wirklich sehr gut zu gehen und wir kamen zügig voran. Sogar an alte Bahnhöfe kamen wir vorbei. An einem Rastplatz machten wir Pause und da die Sonne doll brannte, nahmen wir unsere Regenschirme, spannten diese auf und nutzten diese nun als Sonnenschirme 😎. Wir erreichten „Aldeanueva del Camino“ - ein schöner Name und kamen erschöpft bei unserer Unterkunft „La Casa De Mi Abuela“ (das Haus meiner Großmutter) an. In dieser Herberge habe ich 2017 schon übernachtet. Für heute haben wir uns ein Zimmer mit eigenem Bad in dieser Herberge gebucht. Nach einer Pause gingen wir essen und lernten neue Leute kennen. Auch Marianne (Fotografin) und ihr Sohn Pippin, sind in der Herberge untergebracht. Es war ein schöner Tag. Viel Licht, Wärme und Natur.

    Etappenlänge: 28km
    Komoot: https://www.komoot.com/de-DE/tour/1506378257?re…
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