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  • Day 22–23

    Aldeanueva - Calzada de Béjar

    April 11 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Olaf hatte in der Nacht wieder unruhige Beine und sein Bett quietschte. Beides zusammen eine musikalisches Horrorszenario. Deshalb zog er in mein Bett und ich in das dritte - nicht benutzte Bett. Dann hat er und ich eigentlich ganz gut schlafen können. Auch die Pilger:innen waren soweit ruhig und ich kann mich daran erinnern, dass es 2017 auch so war. Das muss an der Energie der Großmutter liegen, die über ihr Haus noch wacht 😄.

    Nach dem Aufstehen ging ich zuerst unsere Frühstücksbox inspizieren, welche mit meinem Namen im Kühlschrank hinterlegt war. Die Küche war voller Menschen und alles redete durcheinander. Schnell ging ich wieder nach oben in den 2. Stock - da war nichts zu hören. Dank der Großmütterlichen Energiebarriere 🤪.

    Die Rucksäcke waren gepackt und wir nahmen diese mit nach unten und stellten sie vor der Küche im Flur ab. Mittlerweile war auch fast niemand mehr da. Nur zwei Pilger:innen, die wir gestern Abend kennengelernt gelernt hatten. Denn sie bekamen aus Versehen erst unser Zimmer zugeteilt und mussten wegen uns dann da wieder raus. Beide sind in Europa wandertechnisch viel unterwegs und sind aber das erste mal auf einem Jakobsweg. Sie nehmen heute ein Taxi, da sie die 9 km Etappe an der Straße vermeiden möchten. Eigentlich wären sie gerne wir wir nach unserer gestrigen Erzählung auch die „Via verde“ gegangen, aber da hatten sie schon das Taxi und die Unterkunft verbindlich gebucht. Und überhaupt, haben unsere gestrigen Erfahrungen auf der zwar längeren aber dafür auch schöneren „Via verde“ die „anderen“ motiviert, ebenfalls die Strecke zu wählen, um somit nicht an der Straße entlang gehen zu müssen. Irgendwie fühlten wir uns ein wenig stolz darüber.

    Nach dem Frühstück ging es los. Aus dem Haus einmal nach links, dann wieder links in die kleine Gasse mit den riesigen Balkonen an den Häusern und dann rechts aus dem Ort hinaus und unter der Autobahn durch. Dahinter ein Stück nach oben und wir waren wieder auf der „Via verde“.

    Auch heute wieder ein wundervoller schöner morgen mit angenehmer Temperatur, blauen Himmel und damit verbunden Sonnenschein. Wir gingen die alte Bahntrasse entlang und freuten uns über den herrlichen Tag mit den vielen tollen Gerüchen und Gezwitscher um uns herum. Es war fast niemand auf diesem Weg unterwegs - bis auf zwei Radfahrer:innen und drei Wander:innen. Immer mal wieder ein kleiner plätschernder Bach oder kleines Gefälle - herrlich und wunderschön. So kamen wir dann in „Hervás“ an. Hier wollten wir Wasser und Brot kaufen und auch etwas Geld abheben, denn bezahlen mit Karte, dürfte in den nächsten 3 Tagen in den kommenden Unterkünften/Bars eher nicht möglich sein.

    Der Einkauf war schnell erledigt und nachdem wir das Wasser in unsere Wasserflaschen abgefüllt haben, kam die Hautpflege vor der Sonne dran und danach ging es zu Kirche „Iglesia Santa Maria de Aguas Vivas“ aus dem 17.Jh. Was wir nicht wussten war, dass es hier auch eine Burg gab. Die Burg „Hervás“ ist ein defensives Gebäude und seine Ursprünge reichen bis ins dreizehnte Jahrhundert zurück. Weil die „Iglesia de Santa María de Aguas Vivas“ auf den Fundamenten der Burg errichtet wurde, ist sie häufig unter dem gleichen Namen der Kirche bekannt. Der untere Teil der von der Burg erhalten ist, ist Teil des Fundaments der Pfarrkirche. Das Fundament des Glockenturms dieser Kirche ist der untere Teil des Burgturms. Die Burg selbst stammte aus dem 13.Jh. (Quelle: https://es.m.wikipedia.org/wiki/Castillo_de_Her…)

    Einen Geldautomaten haben wir auch gefunden und der schenkte uns ein paar bunte Scheine - schön wär’s gewesen.

    Wieder zurück auf dem Weg der alten Bahntrasse, umrundeten wir faktisch in einem weiten Bogen am Berghang entlang den Ort „Hervás“ mit wunderbaren Ausblick auf den Ort und kamen an den ehemaligen Bahnhöfen vorbei und trafen kurz vor dem 300 m langen Tunnel eine Pilgerin, die wir bislang fast jeden Tag gesehen haben. Zuerst fanden wir sie etwas schräg, weil sie sich über alles freute und dabei leicht tanzende Bewegungen machte - „everything is beautiful“. Mittlerweile finden wir sie so schrecklich nett, weil sie sich eben über alles so freuen kann. Sie ist Französin und „hat sooooo viel Zeit“. Allerdings kam sie auch auf die „Via Verde“, weil in ihrer gestrigen Unterkunft alle davon gesprochen haben und sie auch nicht an der Straße entlang gehen wollte und war nun etwas verunsichert und unschlüssig, da es keine gelben Pfeile als Wegweiser mehr gab- ups… Gerne halfen wir ihr aber bei der Orientierung 😊.

    An einer Stelle hatten wir einen schönen Ausblick auf den unterhalb liegenden Ort „Baños de Montemayor“. Dann kam nach einer Pause auf einem stillgelegten kleinen Bahnhof mit Rastplatz auch schon der Tunnel. Etwas aufgeregt waren wir schon. Beim betreten schaltete sich Licht an der Decke ein. Ein Bewegungsmelder verpetzte unsere Position. Im Tunnel war es angenehm kühl und wir wollten eigentlich auch noch nicht weiter gehen und uns alles ausführlich anschauen aber das Licht ging immer wieder aus und an, da war es uns dann doch etwas zu unheimlich. Kurz nach dem Tunnel, verließen wir die „Extremadura“ und erreichten „Castilla y León“ (Kastilien und León). …Auf der kurzen Etappe zwischen Baños de Montemayor und Puerto de Bte-
    • Auf der kurzen Etappe zwischen Banos de Montemayor und Puerto Bie haben Sie eben auf halber Strecke die Grenze zwischen den Regionen Extremades und Kastilien und León (Castilla y León) überauert. Puerto de Béjar ist der erste on in der spanischen Region Castilla y León, die neun Provinzen umfasst: Ávila. Burgos.
    León, Palencia, Salamanca, Segovia, Soria, Valladolid und Zamora. Es ist die gróke aller spanischen Regionen und aufgrund ihrer historischen Bedeutung eigentlich der Inbegriff Spaniens, zumindest für die Spanier, während viele Ausländer glauben, dass Andalusien am typischsten spanisch sei.
    Die Vía de la Plata durchzieht die Provinzen Salamanca, Zamora und León, die his. torisch eigentlich gar nicht zu Kastilien, sondern zum alten Königreich León gehörten.
    Darum hier ein Rückblick in die Geschichte: Nach der Invasion der Araber auf der Iberischen Halbinsel im Jahr 71 | wurden die letzten christlichen Widerstandsnester in die nördlichen Bergregionen zurückgedrängt, wo die Christen unter ihrem Heerführer Pelayo nach der siegreichen Schlacht von Covadonga im Jahr 722 das Königreich Asturien gründeten. Damit wurde der spanische Mythos der Reconquista begründet, der Wiedereroberung der Iberischen Halbinsel durch die Christen.
    Die Beziehung zur Heilsgeschichte, die dem jungen Königreich zusätzliche Legitimation im Kampf gegen die Mauren einbringen sollte, wurde Anfang des 9. Jh. durch die Entdeckung des Jakobusgrabes hergestellt, das damals im asturischen Einflussbereich lag. Das Königreich Asturien konsolidierte sich sehr schnell: Schon Ende des
    8. Jh. konnte der Schutz der Berge aufgegeben werden und Oviedo wurde zur Haupt-stadt.
    Das Reich expandierte weiter nach Süden und bereits im Jahr 914 wurde die Hauptstadt nach León verlegt, von wo aus im 1 1. Jh. die Territorien der heutigen Provinzen Zamora und Salamanca erobert wurden. Bis Mitte des 11. Jh. war das Königreich León die führende Macht unter den christlichen Königreichen des Nordens, bis diese Vorherrschaft an das noch junge Königreich Kastilien überging. Beide Reiche vereinten sich im Jahr 1230 und setzten gemeinsam die Eroberung des Südens der Iberischen Halbinsel fort.
    Die typische Landschaft der Region Castilla y León ist die Meseta, die Hochebene zwischen 600 und 900 m. Die Höhenlage hat zur Folge, dass es hier erheblich kühler ist als in den südlichen Regionen. Die Winter sind kalt und auch die Zwischenjahres-zeiten sind nicht mehr so angenehm wie im Süden. Nachtfrost kann es von Oktober bis Mai geben, die Sommernächte sind kühl und nur im Hochsommer kann es tagsüber bullig heiß werden, was das folgende kastilische Stichwort begründet hat: „Nueve meses de invierno y tres meses de infierno* (neun Monate Winter und drei Monate Hölle). Oder auch dieses: .Hasta el cuarenta de mayo no te quites el sayo" (Zich dir bis zum 40. Mai nicht den Mantel aus!)… (Quelle: Outdoor Wanderführer „Via de la Plata“, Seite 130)

    Wie erreichten den ebenfalls stillgelegten Bahnhof von „Puente de Béjar“ und bogen dann wieder auf den regulären und auch original verlaufende Route der „Via de la Plata“ ein. Nach einer Weile kamen wir an einer Albergue vorbei und kurz dahinter erneut ein Rastplatz mit einer Wasserstelle.

    Der Weg führte über eine asphaltierte Straße hinweg und wurde zu einer gut begehbaren Sandpiste. Hier waren die „Cazadas romanas“ - Die großen, grob bearbeiteten, oft länglichen Steine weisen darauf hin, dass sie sich direkt auf der Römerstraße befinden, die sich über die umliegende Ebene erhebt. Die Römerstraßen waren wahre Meisterwerke des Straßenbaus.
    Sie bestanden aus mehreren Gesteinsschichten: Zuunterst lagen größere Steine, die als Drainage dienten, darüber kamen kleinere Steine und dann fein gemahlenes Gestein oder Sand, was als Basis für das eigentliche Pflaster diente. Dabei wurde die Straße zur Mitte hin leicht erhöht, damit das Regenwasser abfließen konnte. Oben drauf kamen dann die bekannten großen Pflastersteine und längliche Bordsteine bildeten die seitlichen Begrenzungen. Die Römerstraßen waren etwa 5 bis 6 m breit und zu beiden Seiten befanden sich Gräben zum Auffangen des Regenwassers. Obwohl die Römerstraßen heute infolge der Erosion oft ausgegraben werden müssen, befanden sie sich doch vor fast 2.000 Jahren oft über dem Niveau des umiegenden Landes, wie die Reste der Straße beweisen, auf denen jetzt die Via de la Plata verläuft. (Quelle: Outdoor Wanderführer „Via de la Plata“ 2024, Seite 107). Auch waren am Wegesrand auch wieder ab und zu die römischen Meilensteine zu sehen.

    Wir kamen an einer „alternativen Herberge“ vorbei und hatten gehofft, dass wir hier etwas trinken könnten. Aber die war leider (oder je nach dem wie man es sehen möge) geschlossen. Weiter auf der gut begehbaren Sandpiste und über eine alte Brücke aus dem Jahr 1781, die den Fluss „Cuerpo del Hombre“ (Der Körper des Menschen) überspannte.

    Eigentlich verlief ab hier die Route neben einer kaum befahrenen asphaltierten Straße entlang. Leider war die streckenweise überflutet, so dass wir ausschließlich dann auf dieser Straße gingen. Wir überquerten dann eine andere asphaltierte Straße und gingen dann neben zwei Häusern eine Sandpiste bergauf. Diese war leider auch etwas nass, aber es ging doch ganz gut. So langsam stellte sich bei uns nach knapp 28 km die Erschöpfung ein, zumal es recht warm war.

    Wir erreichten den sehr - sehr - sehr kleinen Ort „Calzada de Béjar“. Gleich am Anfang die 2004 eröffnete und somit erste und älteste private Pilgerherberge der „Via de la Plata - Albergue Alba Soraya“. Hier habe ich 2017 auch übernachtet. Aus dieser Herberge kamen zwei, die wir vor „Oliva de Plasencia“ gesehen und uns gestern Abend in der Bar unterhalten hatten. Die Hospitaliera der Herberge, ist auch die Wirtin der einzigen kleinen Bar in dem Ort. Beide gingen schon einmal dorthin - „Bar Manuela“ und wir werden später folgen. Wir gingen jedoch an der kleinen Kirche „Iglesia Parroquial“ vorbei zu unserer Unterkunft „Casa Rural Jorge“. Die Hospitaliera war super freundlich und fotografierte unsere Camino-Tattoos und stellte sie gleich auf ihren Instagram Account, so begeistert war sie 😂 Sie redete so viel, was sie später auch selbst sagte. Man sei froh über die Pilger:innen hier, denn viel Abwechslung gäbe es sonst nicht in dem kleinen Ort.

    Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir zur Bar und wer saß da? Marianne (Fotografin) und ihr Sohn Pippin. Sowie die fröhliche Französin Nicole und die zwei aus der Herberge. Wir aßen gut und unterhielten uns auch gut. Dann ging es ins Bett.

    Die „Bar Manuela“ ist scheinbar täglich für Frühstück von 07:00-08:00 Uhr und für Abendessen von 19:00-20:00 Uhr geöffnet.

    Etappenlänge: 30,2 km
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