• Salamanca-El Cubo de Tierra del Vino

    May 27 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    Eigentlich haben wir in unserem Zimmer mit Aussicht auf den „Plaza Mayor“ ganz gut geschlafen, obwohl es bis zum späten Abend durch die ganzen Restaurants erwartungsgemäß recht laut war. In der Nacht wurde der Platz dann noch mit großen Maschinen gereinigt. Aber Ohrenstöpsel sei Dank, war es auszuhalten 😊

    Guido, der Frühaufsteher mit Pilger-Power, war schon um 6 Uhr auf den Beinen. Ich winkte ihm heldenhaft aus dem Fenster hinterher, eingewickelt in die Bettdecke, halb wach, halb… na ja, auch nicht wach. Ich ruhte dann noch ein bisschen. Also, so halb. Ruhen heißt: nicht schlafen, aber immerhin noch nicht laufen 😂

    Ab 8 Uhr wurde auch ich aktiv. Der Bus wartete. Salamanca zeigte sich im schönsten Morgenlicht – golden und ruhig. Also auf zum Bus. Eine halbe Stunde später: Calzada de Valdunciel. Ich ging zur Kirche, und siehe da – zack, da kam er schon: der unermüdliche Pilger-Guido, wie aus dem Staub geboren. Timing? Weltklasse.

    Frühstückszeit! In der einzigen geöffneten Bar gabs Kaffee, Saft und Tostadas mit Marmelade. Danach marschierten wir los.
    Am Ortsausgang kamen wir an den Überresten römischer Meilensteine vorbei und an einen kleinen Hügel mit einer recht großen Vogelbeobachtungsstation. Außerdem kamen wir uns vor, wie in der botanischen Abteilung des Caminos: Mohnblumen, Lavendel, Zistrosen, Ginster in Vollparfümierung… Es war, als hätte ein Blumenladen explodiert. Wunderschön, aber auch kein Schatten weit und breit. Die Sonne brannte, als würde sie sich einen Spaß draus machen, uns langsam zu toasten 😅 Zum Glück wehte aber meist ein kleines Lüftchen.

    Nebenprogramm: Schnellstraße!
    Ja, der Weg führte direkt daran entlang – aber mit hübscher Landschaft zur Linken und LKWs zur Rechten. Ein Pilgeridyll mit Verkehrsanbindung. Die Trucker winkten uns freundlich zu, wir winkten zurück. Alle fröhlich. Highlight unterwegs: ein Gefängnis. Ja, wirklich. Manche holen sich da einen Pilgerstempel als Kuriosität. Wir haben kurz überlegt, aber beschlossen, lieber draußen zu bleiben. Abenteuer ja, Haftstrafe nein 😂 Zum Ende hin zog sich der Weg dann doch recht lang, da es wenig Abwechslung gab.

    Ankunft in El Cubo: erschöpft, leicht überhitzt, aber lebendig. Die Herberge „Torre de Sabre“: sehr schön, mit 6 Männern (Ü60 aufwärts), von denen wir die Jüngsten waren. Ein kleines Rentnerbootcamp, aber mit Stil. Wir gönnten uns ein Doppelzimmer – Bad leider auf dem Flur, aber hey, man wird bescheiden. Die private Herberge ist aber sehr schön und kostet für uns beide zusammen 75 € aber inklusive Abendessen und Frühstück. Da kann man sich nicht beschweren.

    Abends: Dorfrunde, Supermarktraubzug (Wasser und Kekse! Große Beute!) im kleinen „Pilger-Supermarkt“, der von 19:30 Uhr bis 20:00 Uhr noch einmal für eine halbe Stunde öffnet. Dann ein sehr leckeres, vegetarisches Abendessen in der Herberge mit unseren österreichischen Mitpilgern Robert (79!) und Fritz (über 80!!). Beide fit wie Turnschuhe und gesprächig wie Radiomoderatoren.

    Olafs Plan für morgen: Erstmal wieder Bus fahren. Immerhin will ich Zamora ja auch noch anschauen, bevor mir die Füße abfallen. Guido läuft natürlich wieder alles. Der Wahnsinnige. (Aber ein sehr süßer Wahnsinniger.)

    Guidos Pilgerpoesie am Morgen:

    Während Olaf noch mit dem Kissen kuschelte, schlich ich mich raus – na ja, leise wie ein Pilger mit Rucksack und Wanderschuhen eben sein kann. Salamanca schlief, die Vögel zwitscherten, und ich fühlte mich wie der Erste Mensch auf dem Jakobsweg.

    Der Weg führte mich durch leere Gassen, an Supermärkten vorbei (natürlich geschlossen), über Kreisverkehre, unter Autobahnen hindurch und hinein in eine ganz eigene Welt. Der Morgentau glitzerte, die Sonne schickte goldene Strahlen, und mein Herz sang – kurzzeitig jedenfalls, bis der erste Anstieg kam.

    Ich kam nach „Aldeaseca de Armuña“ und hier sollte es einen kleinen Supermarkt geben. Der war jedoch noch geschlossen und so ging ich weiter. Jetzt entfernte ich mich noch mehr von der N-630 und der A-66 (Autobahn). Der Weg war ab jetzt nur noch ein Feldweg und von daher sehr gut zu begehen.

    Besonderes Highlight: Der Ort „Castellanos de Villiquera“ mit Streetart an den Häuserwänden – Pilgerkunst, wohin das Auge schaut. Ein Wassertum war besonders sehenswert. Er war mit der Kathedrale von Santiago de Compostela geschmückt.

    Kurz hinter dem Ort kam mir die Gegend bekannt vor. Als ich 2017 hier das erste Mal entlang gegangen bin, war in einem Verschlag eine Art „Shop“. Mit der „Kasse der Vertrauens“ konnte man hier Wasser und Obst kaufen. Allerdings ist dieser Verschlag jetzt in 2025 leer und nichts deutet auf seine Vergangenheit hin.

    Olaf und ich hatten unseren Standort freigegeben und so konnte ich sehen, auf welcher Höhe er war und so konnte ich den Bus mit ihm aus der Entfernung filmen. Dann erreichte ich „Calzada de Valunciel“ und Olaf.

    Unsere Momente des Tages

    Guido: Klatschmohn im Sonnenaufgang 🌅
    Olaf: Die betörend duftenden Ginsterbüsche 🌼 (und das Busfahren, aber pssst…😉)

    Guidos Etappe: 39 km
    Olafs Etappe: 23 km

    Unterkunft: 40€
    Essen insgesamt für heute: 44€

    Link zur YouTube-Playlist unserer Reise:

    https://youtube.com/playlist?list=PL5ZSGtiw46g1…
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