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  • Day 43

    Das Fest der Lichter

    November 12, 2023 in India ⋅ 🌙 24 °C

    Diwali war einer der Gründe, warum wir als nächstes Ziel Varanasi ausgewählt hatten. Das Neujahrsfest der Hindus versprach, hier besonders stimmungsvoll zu sein. Diwali wird auch Lichterfest genannt, und es wird der Triumph des Lichts über die Dunkelheit und des Guten über das Böse gefeiert. Wir hatten uns für das Fest mit drei Isrealis verabredet, die wir in Dharamshala im Meditationszentrum kennengelernt hatten. Das war nach der vielen Zweisamkeit mal richtig schön.

    Ich hatte ehrlich gesagt etwas Bammel vor großen Menschenmassen, viel Geböller und extremen Sinneseindrücken aller Art (von Fekaliengeruch bis hin zum Anblick brennender Leichen). Varanasi sei laut Lonely Planet nichts für „Zartbesaitete“ (TW: Falls ihr zu diesen zählt, könntet ihr den mit TW markierten Absatz dieses Beitrags überspringen). Wie sollte es also dann noch an Diwali sein?

    Der Tag begann um 4.30 Uhr mit einer Sunrise-Bootstour. Den Sunrise hat man aufgrund des Smogs nicht so richtig gesehen, aber irgendwann hat sich die Sonne doch durchgesetzt. Und wir hatten das seltene Glück, einen Delfin zu sehen. Das war schon mal ein guter Start in den Tag.

    Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf ging es abends dann zur Ganga-Aarti-Zeremonie an einem der Hauptghats (Ghats werden hier die Ufertreppen genannt. Es gibt über 80, die sich über mehrere Kilometer strecken). Nach den überraschend ruhigen vorherigen Tagen versammelten sich hier nun viele indische Familien gemischt mit Touris, die vom Land sowie vom Wasser aus die Zeremonie bestaunen wollten. Die Stimmung war schon besonders, und gleichzeitig war es nicht zu voll.

    TW: Ich dachte schon, ich sei nochmal glimpflich davon gekommen. Doch weit gefehlt. Unsere Gruppe entschied sich zu meinem Leidwesen dafür, zu dem Haupt-Leichenverbrennungs-Ghat zu gehen und ein paar Verbrennungsritualen beizuwohnen. Das war natürlich schon auch spannend, muss ich zugeben. Und es ist schwer möglich, nicht in die Diskussion darüber einzusteigen, welche brennenden Leichenteile man im Feuer erkennen kann. Mehrere Minuten lang starrten wir gebannt auf einen brennenden Kopf.

    Richtig schlimm fand ich die wirklich ohrenbetäubenden Böllereien direkt neben den Leichenverbrennungen, die von Druckwellen begleitet waren, die schon krass waren. Irgendwann war ich dann fix und fertig und Rolf ist mit mir zurück ins Guest House gefahren. Auf dem Weg wären mir neben zahlreichen Böllern um ein Haar eine brennende Zeitung auf den Kopf gefallen. Selbst im Bett hatten wir noch mehrere Stunden den Eindruck, in einem Bombenhagel zu stecken.

    Ich bin wirklich froh, dass wir alles unbeschadet überstanden haben und verbuche Diwali als Erfolg. Und ich freue mich aufs nächste Ziel, das Varanasi in Sachen Spiritualität um nichts nachstehen, aber deutlich idyllischer sein soll.
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