• Klimawandel oder Normalität?

    2 Ağustos 2024, Türkiye ⋅ ☀️ 37 °C

    Auf der Fahrt nach Adiyaman erwischt Ludwig wilde Straßen mit ungekennzeichneten Bremsschwellen, da fliegt so einiges durch das Auto, von Kisten bis hin zum Gebiss. Zur Stärkung nach dieser Aufregung gab es zum Mittagessen Yogurtlu Et Tantuni und Er Somun und als Getränk den scharfen Gemüsesaft, den wir in Istanbul schon mal getestet hatten.
    Beim Schlendern durch die Stadt entdecken wir später zufällig den seit langer Zeit gesuchten Kunststoffgewirke-Teppich. Den gab es sogar in grün, blau und rot. Nach dieser schweren Entscheidung sind gespannt, wann wir eine ruhige Minute übrig haben werden um ihn einzubauen und Isabella damit eine Freude zu machen.
    Daraufhin lernten wir einen Mann kennen der Tattookünstler in Hannover war, sich jetzt Allah zugewendet hat und seine Tattoos entfernen lässt. Von ihm wurden wir auf eine Limonade eingeladen. Bekehren wollte er uns nicht, aber wir haben leider auch nicht erfahren wie es zu seinem Sinneswandel kam. Dafür wurde uns berichtet dass bei dem Erdbeben etwa 70 % von Adiyaman zerstört wurde. Zu einem großen Teil seien davon die neueren Gebäude betroffen gewesen. Die Türkei ist ein seismisch aktives Gebiet, aber das letzte Erdbeben in diesem Ausmaß gab es in den 90er Jahren.
    Wir unterhielten uns auch über das Klima, denn er erzählte, dass es in den nächsten Wochen bis zu 50°C warm werden soll. Das erinnerte uns gleich an die Warnungen aus der Heimat, doch auf die Frage ob das normal sei, lachte er und sagte "Klar, jedes Jahr!".

    Für uns ging es am späten Nachmittag noch auf zum Nemrut Dağı, dieser Berg liegt im nördlichen Mesopotamien und ist 2150 m hoch. Für die Besteigung sind wir heute zu spät dran gewesen, diese verschieben wir auf den Sonnenaufgang. Von den Wachmännern wurden wir zur Übernachtung gleich neben das Besucherzentrum gelotst und dabei wurde uns auch noch ein Bier abgeluchst. Nämlich das letzte Bier in unserem Bestand, noch aus Bulgarien.
    Hier in der Höhe herrschten andere Temperaturen als heute tagsüber bei 40°C im Schatten, also mussten wir unsere Strickjacken suchen und die Bettdecken aus der Gepäckbox befreien.
    Neben uns stand ein riesiges türkisches Wohnmobil auf dem in deutscher Sprache stand: „Reise vor dem Sterben sonst reisen deine Erben.“ Wir kamen mit dem Fahrer ins Gespräch. Er war ein türkisch-deutscher Doppelstaatler, der im Ruhrpott in der Kokerei und am Hochofen gearbeitet hat. Laut ihm sei Erdogan für die Inflation verantwortlich, die in Wahrheit 150% betrage. Für ihn sind die Preise für die Toilettennutzung ein Inflationsindikator, wir können da nicht ganz mitreden. Wir haben bisher in der ganzen Türkei nämlich nur drei Mal bezahlen müssen. Besonders interessant für uns war, dass er in Deutschland nach Gebrauchtwagen sucht, diese seien wohl deutlich günstiger als in der Türkei. Also wird das vielleicht doch schwierig mit meinen ganzen Wunschautos...
    Oben auf dem Berg pfeift der Wind ganz schön, aber wir hoffen trotzdem auf eine erholsame Nacht.
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