• Ein Geburtstag am Ende der Welt

    January 31 in Norway ⋅ ☁️ -4 °C

    Die Nacht war still, nur der Wind flüsterte leise Geschichten von Abenteurern, die vor uns hier waren. Doch unser Tag begann nicht nur mit eisiger Luft, sondern auch mit einer heissen Schokolade und einem Geburtstagsständchen für Rolf.

    Doch bevor es losgehen konnte, musste Rolf noch etwas erledigen: Gestern hatte er beim Einchecken seinen Fotoapparat im Souvenirladen liegen lassen. Heute Morgen marschierte er also tapfer zurück. Die Verkäuferin war sichtlich erleichtert – und wir auch. Der Gedanke, das Nordkap ohne Kamera zu erleben, war für Rolf etwa so erträglich wie kalte Füsse in nassen Socken.

    Dann aber: Aufbruch! Unser Ziel – das Nordkap bei Tageslicht erreichen. Eine sportliche Herausforderung, denn die Sonne verabschiedet sich hier bereits um 13:32 Uhr. Die Fahrt dorthin? Atemberaubend. Die verschneiten Strassen schlängelten sich durch eine Landschaft, die so schön war, dass selbst die Kamera kaum hinterherkam. Wir machten unzählige Fotos – schliesslich hatte Rolf seinen treuen Begleiter wieder.

    Kurz vor dem Ziel hiess es: Schneeketten anlegen. Knutschi bekam seine Winterstiefel, und wir rollten die letzten 25 Kilometer durch eine fast unwirkliche, weisse Welt. Am Nordkap angekommen, erwartete uns eine überraschende Einsamkeit – nur vier Busse und ein paar verstreute Autos. Perfekt!

    Warm eingepackt stapften wir zur legendären Nordkap-Kugel. Und siehe da – wir waren allein. Kein Mensch weit und breit. Das Ende der Welt gehörte für diesen Moment nur uns. Fotos, Staunen, Stille. Und dann? Zurück zum Knutschi, Stativ holen, und nochmal zur Kugel. Diesmal mit ein paar kreativen, leicht albernen Posen – warum auch nicht?

    Dann erkundeten wir die Nordkap-Halle. Der Shop? Verführerisch. Ich entdeckte wunderschöne Handarbeiten und konnte nicht widerstehen: Filzpuffins mussten mit. Im Kino sassen wir als einzige Zuschauer – private Vorstellung am nördlichsten Kino Europas, warum nicht?

    Ein besonderer Moment war das Denkmal „Kinder der Welt“ – eine Skulpturengruppe, die Frieden und Hoffnung symbolisiert. Sechs kreisförmig angeordnete Bronzereliefs, geschaffen von Kindern aus verschiedenen Ländern, erinnern daran, dass die Welt eine gemeinsame Zukunft hat – auch hier, am windgepeitschten Rand Europas.

    Zurück im Knutschi wurde es gemütlich. Geburtstagstorte, Kaffee, Tee, Kerzchen– das volle Programm. Rolf setzte sich an seinen Blog, während ich das Abendessen vorbereitete. Draussen tobte der arktische Wind, drinnen war es warm und heimelig.

    Ein Geburtstag, wie er besonderer nicht sein könnte – am Dach Europas, zwischen Schneesturm und magischer Stille. Und mit einem Fotoapparat, der nur kurz fremdgehen wollte.
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