Island

August - October 2022
A 42-day adventure by Womoblog.ch Read more
  • 55footprints
  • 4countries
  • 42days
  • 401photos
  • 0videos
  • 10.7kkilometers
  • 5.5kkilometers
  • 1.7ksea miles
  • 19kilometers
  • 3kilometers
  • Day 1

    Island wir kommen

    August 24, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 25 °C

    Wir beginnen unsere grosse Reise

    Das Womo ist gepackt, hoffentlich komplett, und wir sind planmässig um 13:30 bereit, zu starten. Schnell sind wir auf der Autobahn Richtung Norden über Ulm, Würzburg und Fulda. Drei / viermal haben wir vor einer Baustelle rund 15 Minuten Stau, aber wir kommen irgendwie trotzdem gut vorwärts. Allerdings spannend wäre anders.

    Ziel heute sind 500km, schliesslich sind es 1400km bis Hirtshals und wir müssen Samstag ca. 13 Uhr beim Fährableger sein.

    Nach 500km fahren wir in Homberg zwischen Fulda und Kassel von der Autobahn, genau in einer Ecke Deutschland, wo es anscheinend keine Stellplätze gibt. Ich finde nämlich keinen. Also fahren wir auf gut Glück etwas von der Autobahn weg und just nach drei Kilometern sehen wir einen kleinen, sympatischen Parkplatz.

    Unser Knutschi ist schnell parkiert, wir geniessen grad noch die letzten Sonnenstrahlen bevor es dann dunkel wird. Jetzt noch den Blog schreiben, Rolf lässt mir einen Kaffee raus und unsere Welt ist in Ordnung. Auf das Abendessen verzichten wir heute, Hunger haben wir von unserem Sandwich während der Fahrt nicht und dafür naschen wir jetzt an unserem geschenkten Abschiedskuchen, den wir zu Hause noch bekommen haben.
    Read more

  • Day 2

    Tinglev - Stellplads Green

    August 25, 2022 in Denmark ⋅ ☀️ 27 °C

    Die Nacht war ruhig. Geschlafen haben wir gut und da wir heute nochmals 500km machen wollen und mit sehr viel Verkehr rechnen, fahren wir um 9 Uhr los.

    Als wir dann auch noch den Elbtunnel ganz flüssig durchfahren können, entschliessen wir kurz nach Hamburg nach vier Stunden Fahrt dann doch zu stoppen. Wir tanken Diesel voll, auch noch LPG und gehen mal noch einkaufen. Unser Kühlschrank ist leer und da wir nun doch noch zweimal Abendessen müssen, kaufen wir eben doch noch etwas ein.

    Als wir den Laden verlassen, sehen wir draussen noch einen Hühnchen-Grill, wir schauen uns kurz an und kaufen uns zwei Portionen Pommes und ein halbes Hähnchen. Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums richten wir uns im Womo ein und verspeisen mit Hochgenuss unseren feinen Zmittag.

    Mehr wie satt machen wir uns dann weiter Richtung Flensburg zur Grenze nach Dänemark. Als wir auch beim Grenzübertritt überhaupt keine Zeit verlieren und wir echt sehr zufrieden sind mit dem heutigen Tag, beschliessen wir, den nächsten Stellplatz anzufahren. Ich suche etwas auf der Promobil-App und bei der nächsten Ausfahrt nur 3km weiter ein Stellplatz mit guten Rezensionen ist. Als wir uns dann aber auf einer gekiesten Feldstrasse wieder finden, werde ich etwas unsicher. «Fahr nur weiter, er kommt in Kürze» ermuntere ich Rolf.

    Und wirklich, wir landen 800m später auf einem super tollen Stellplatz, direkt an einem kleinen Badeweiher, viel Natur rundherum und die Plätze sehr grosszügig verteilt. Eine richtige Perle! Dieser Platz bewerten wir auf unserer persönlichen Stellplatzliste mit 5 Sternen!

    Und da es rund 27 Grad hat, die Sonne in vollen Zügen scheint und wir nun vor dem Womo sitzen haben wir ein anderes Problem: wir haben nur Kleider für kaltes und windiges Wetter dabei, aber keine für den Hochsommer! Also schwitzen wir vor uns hin und überlegen uns, ob wir die Badehosen anziehen und eine Runde schwimmen gehen sollen…
    Read more

  • Day 3

    Hirtshals - Camping

    August 26, 2022 in Denmark ⋅ ☁️ 22 °C

    Erstes Etappenziel erreicht

    Wir sind am Ziel unserer ersten Etappe: ganz oben in Dänemark in der Ortschaft Hirtshals, wo morgen unsere Fähre Richtung Island ablegt. Die Fahrt war geruhsam, auch wenn sie die Kilometer bis zum Schluss noch ordentlich hinzogen. Wir sind auf den dortigen Campingplatz direkt am Meer unter dem Leuchtturm platziert. Der Campingplatz ist gut gefüllt, wie viele von den heutigen Gästen fahren morgen wohl auf die Fähre und begleiten uns?

    Unser Kühlschrank ist mittlerweile wieder leer und ausgeschaltet und morgen Vormittag werden wir unsere beiden Rucksäcke mit den nötigen Kleidern und Krimskram für die Fähre bereit machen. Während der Fährfahrt darf man nämlich nicht ins Wohnmobil zurück.

    Wir müssen dann auch schauen, damit wir mit den Zeiten kein Durcheinander bekommen. Hier in Dänemark ist es nun 18:48 Uhr, auf der Fähre zählt die Färöer Zeit 17:48 Uhr und in Island ist es 16:49 Uhr. Ob wir das im Griff haben werden?

    Unsere Fähre soll planmässig um 15 Uhr ablegen und wir sollten uns um 13 Uhr auf dem Fährterminal einfinden. Ein ganz klein wenig nervös sind wir immer noch, obwohl wir inzwischen schon mindestens 15 grössere Fährfahrten mit unserem Womo hinter uns haben. Aber gleich drei Nächte hintereinander auf der Fähre übernachten, haben wir nun wirklich noch nie gemacht. Es ist eher eine kleinere Kreuzfahrt, auch weil es auf der Norröna (so heisst unsere Fähre) sogar Hot-Pots gibt um sich für Island anzugewöhnen. Wir nehmen also unser Bademäntel auch mit, denn so etwas lassen wir uns nicht entgehen…

    Hier auf dem Campingplatz gleich neben uns hat es ebenfalls Schweizer, die wie wir auch 4 Wochen Island auf dem Plan haben. Ob wir die hier zum letzten Mal getroffen haben? Wir glauben nicht…
    Read more

  • Day 4

    Auf hoher See

    August 27, 2022, North Sea ⋅ ⛅ 14 °C

    Ein tolles Schiff

    Ich liege auf dem Bett in der Kabine und schaue in den grossen Flat-TV gegenüber, der die Life-Bilder von der Schiffsspitze überträgt. Warum soll ich noch auf das Deck, wenn ich es hier auch sehe?

    Quatsch, natürlich ist es auf Deck viel schöner! Aber wir sind nun 6 Stunden auf dem Schiff und schon ist es irgendwie langweilig. Zweimal rund ums Schiff gelaufen, im Dutyfree-Shop reinschmöckern, von der Reeling blicken, die Speisekarten aller Restaurants auf dem Schiff studieren, Internet buchen und nochmals rauf auf das Deck. Sollen wir noch in das Spieleland, in den Gaming-Raum, in das Fitnesscenter oder in den Pool?

    Aber von Anfang an. Wir fahren vom Camping Hirtshals die vier Kilometer zum Hafen, warten dort in der Autokolonne mit den gepackten Rucksäcken. Gemäss Webseite darf nur eine Person im Auto sein, die andere muss durch den Gangway auf die Fähre. Ich bin etwas nervös, Rolf auch. Schliesslich müssen wir für drei Tage alles mit auf unsere Kabine nehmen. Wird es kalt, bleibt es warm, was brauchen wir?

    Schlussendlich ist alles viel einfacher wie gedacht. Als wir mit unserem Knutschi zum Check-In Schalter fahren, wird anhand unseres Nummernschildes schon unsere Kabinenschlüssel und die blaue Markierung für Island für das Fahrzeug abgegeben, nicht dass wir auf den Färöerinseln von der Fähre fahren. Wir mussten weder eine Buchungsbestätigung noch eine ID oder sonst etwas zeigen. Und ich durfte auch im Womo bleiben und gemeinsam mit Rolf in den grossen Bauch des Schiffs fahren.

    Allerdings wird sehr eng beladen, wir fahren ganz knapp an den schon geladenen LKW-Anhänger vorbei bis fast an die Spitze. Danach schleppen wir unser Material etwa sieben Stockwerke hoch bis wir auf Deck sieben unsere Kabine finden.

    Wir haben eine Luxuskabine gebucht, das heisst, mit normalen Doppelbett, grossen Fenstern, Minibar und viel Platz. Tiptopp für eine dreitägige Kreuzfahrt.

    Das Meer ist spiegelglatt, keine Bewegung auf dem Schiff spürbar und nun sehen wir rechter Hand die norwegische Küste. Aber irgendwie langweilig ist es trotzdem. Und morgen Sonntag verbringen wir den ganzen Tag nochmals auf dem Schiff, erst Montag Morgen kommen wir auf den Färörer-Inseln an.

    Wir sitzen in der Laterna Magica, der Bar ganz oben auf dem Schiff mit einer Top-Aussicht, aber nur Wasser rundherum.

    Jetzt werden wir dann bald Abendessen gehen. Hier auf dem Schiff haben wir übrigens Färöer-Zeit, hinken also eine Stunde hinter der Schweizer Zeit her.
    Read more

  • Day 5

    Seetag

    August 28, 2022, North Atlantic Ocean ⋅ ☁️ 11 °C

    Wie auf einer Kreuzfahrt

    Wir schlafen heute in der Kabine lange aus, haben wir doch nichts Besseres zu tun. Wir sehen den ganzen Tag sowiso nur Wasser rund um uns herum und Wanderungen können wir auf dem Schiff auch nicht machen. Das kennen wir inzwischen auch ganz gut.

    Irgendwie geht der Tag aber doch schneller vorbei wie gedacht. Klar, wir hatten um 16 Uhr noch unser persönliches Highlight: wir haben einen der der Hot Tube gebucht auf Deck 7 hinten. Quasi ein Sprudelbad ohne Sprudel aber dafür mit ganz warmen Meerwasser und direkter Sicht auf das Meer viele Meter unter uns. Es war ein tolles Erlebnis, haben wir uns doch fast eine Stunde im warmen Wasser laben können. Wir haben es richtig genossen. Nur immer schön den Kopf aus dem Wasser gehalten, da der Wind doch kalt um die Ohren pfiff. Eine gute Angewöhnung für die heissen Quellen auf Island. Tipp: auf der Rückfahrt von Island wären diese Hot-Tubes vielleicht die besser Wahl, denn dann sind sie an der Sonne. Jetzt auf der Hinfahrt sind sie auf der Nordseite des Schiffes und den ganzen Tag am Schatten…

    Abends sind wir mit Vreni und Charly dann fein Essen gegangen, ein wirklich schöner Tagesausklang.

    Das Meer ist immer noch relativ ruhig, aber es schaukelt etwas mehr wie gestern. Mir geht es aber immer noch sehr gut und bin kein bisschen Seekrank.

    Nun stehen immer noch zwei Nächte auf der Fähre an…
    Read more

  • Day 6

    Färöer

    August 29, 2022 in Faroe Islands ⋅ ☁️ 10 °C

    Blick zurück auf die Färöer

    Wir werden mit einer Lautsprecherdurchsagen um 7:30 Uhr geweckt: «In einer Stunde kommen wir in Tórshavn an». Und tatsächlich, die Küste der Färöer-Inseln ist schon ganz nahe. Also raus aus dem Bett, schnell unter die Dusche, anziehen und aufs Deck. Ein kalter Wind bläst uns um die Ohren, aber die Küstenlandschaft sieht phänomenal aus. Auch den Hafen sieht man schon und die Norröna fährt kurze Zeit später in ihren Heimathafen ein. Kurz vor der Anlegestelle gibt es noch eine 180 Grad Drehung und auf die Minute pünktlich ist die Fähre um 8:30 Uhr am Pier vertäut. Ein paar Autos fahren von Bord und wir verlassen die Fähre über den Gangway. Unten angekommen wird unser Zimmerschlüssel (jede Person braucht einen) gescannt und wir haben seit zwei Tagen wieder das erste Mal festen Boden unter den Füssen.

    Wir laufen dem Hafen entlang Richtung Zentrum. Wir erwarteten eigentlich offene Souvenirshops, Ladenbesitzer, die uns mit offenen Armen empfangen, schliesslich legt die Fähre nur jeden Montag Morgen hier im Ort an. Aber nichts dergleichen, viele Geschäfte haben noch geschlossen, niemand interessiert die Ankunft der grossen Fähre. Etwas verloren laufen wir in der Hauptstadt der Färöer-Insel umher. Es ist interessant, aber eine Auszeichnung für eine besonders schöne Stadt werde sie hier nicht verdient haben. In einem kleinen Supermarkt kaufen wir uns noch das nötigste ein (Kaffeekapseln für die Kaffeemaschine in der Kabine und ein paar Getränke) und dann laufen wir dem Meer entlang Richtung Spital und darum herum. Hier haben wir das erste Mal einen guten Aussenblick auf unsere Fähre Norröna und können ein Foto schiessen.

    unsere Fähre

    In dieser Hauptstadt mit rund 13'000 Einwohnern ist an einem Montagmorgen nicht allzu viel los, also kehren wir um halb Elf zurück aufs Schiff und schauen zu, wie sie bei unserem Fenster ein Rettungsboot ins Wasser lassen und irgend eine Probefahrt mit anschliessender Reparatur machen. Falls etwas passiert, dieses Rettungsboot werden wir nicht besteigen…

    Wieder pünktlich auf die Minute um 13 Uhr heisst es Leinen los und die Fähre setzt ihren Weg fort. Zuerst folgt sie kurz der Küste und dreht dann links und nimmt eine Abkürzung durch einen Fjord. Diese Fahrt ist absolut sensationell und sollte auf keinen Fall verpasst werden. Wir verfolgen das Spektakel an Deck und sind einfach fasziniert von den Bergen, die sich aus dem Meer erheben und sich die Norröna in langsamer Fahrt einen Weg sucht. So könnte ich mir eine Kreuzfahrt durchaus vorstellen.

    da müssen wir durch

    Als wir dann wieder auf dem offenen Meer sind, wird es wieder etwas eintöniger. Aber die Zeit verging am heutigen Tag ziemlich schnell.

    ein ziemlich abgelegenes Dorf

    Abends sitzen wir wieder in einem von den fünf Restaurants und essen vom Büffet unser Abendessen (das gleiche Büffet wie gestern und vorgestern). Wir freuen uns schon sehr, dass wir ab morgen dann wieder selber in unserem Knutschi kochen dürfen.
    Read more

  • Day 7

    Laugavellir

    August 30, 2022 in Iceland ⋅ ☁️ 26 °C

    Der erste Tag auf Island

    Nebel umhüllt unser Schiff. Wir stehen allein auf Deck und starren Richtung Bug. Wann sehen wir das erste Mal Island? Wenn wir senkrecht in den Himmel schaue, sehenwir den blauen Himmel und die Sonne durchschimmern, aber beim Blick nach vorne nur eine weisse Wand aus Nebel. Auf dem Handy habe ich schon das Telefonnetz von der Insel, eigentlich müssten wir schon bald in den Fjord Richtung Seyðisfjörður einbiegen.

    Und dann ganz plötzlich: der Nebel verschwindet innerhalb 10 Sekunden und ich sehe die Berge Islands vor mir! Und das schon ganz nah! Ich kann es kaum fassen und verliebe mich augenblicklich in dieses Land.

    Nach und nach kommen die anderen Passagiere an Deck. Die Norröna gleitet fast lautlos und langsam durch den Fjord und macht im kleinen Hafen eine 180 Wende, da die Fahrzeuge hinten hinausfahren müssen. Wir hetzen zu unserem Knutschi, räumen unsere Schiffsutensilien weg und sind bereit, von der Fähre zu fahren.

    Ausschiffen und den Zoll passieren wir problemlos, fahren durch das erste isländische Hafendörflein und die schöne Strecke den Berg hoch. 4 km später platzieren wir uns auf den Parkplatz des Gufofoss (foss = Wasserfall). Laufen die 150m Richtung Wasserfall und schiessen schon die ersten Fotos. Irgendwie sind wir einfach überwältigt. Eine tolle Farbenpracht nach drei Tagen Meer!

    Danach geht es weiter den Berg hoch und nach 30km kommen wir in Egilsstaðir an, dem ersten grösseren Dorf. Dort haben wir mit Dolores und Andreas abgemacht, sie waren nun 10 Wochen auf Island unterwegs und nehmen morgen unsere Fähre Richtung Dänemark zurück. Die beiden können uns viele Tipps geben und wir erfahren, dass es bisher der nässeste Sommer auf Island ever war und noch kein Tag so schön und warm wie heute. Wir haben also schon wieder Glück. Allerdings erfahren wir auch, dass die Puffins, diese tollpatschigen und wunderschöne Meeresvögel leider nicht mehr auf der Insel sind. Die Puffins sind von Frühling bis ca. Mitte August jeweils hier auf Island um ihre Jungen grosszuziehen und den Rest des Jahres verbringen sie auf dem offenen Meer.

    Eigentlich wollten wir heute nach Borgarfjörður (fjörður = Fjord, diese Dörfer die so heissen, liegen also alle am Meer) zum Vogelfelsen in der Hoffnung, dass einige Puffins sich im Kalender geirrt haben und noch hier sind. Aber eben, leider nicht, es sind alle schon weg.

    Dolores und Andreas geben uns den Tipp, wir sollen doch zum Stausee Kárahnjúkavirkjun fahren, der liegt im Hochland und an der einzigen asphaltierten Hochlandstrasse. Und ganz in der Nähe soll es einen Wasserfall geben, wo warmes Wasser fliesst. Das tönt ja super.

    So verabschieden wir uns eine Stunde später und machen uns auf die Suche nach einem heissen Wasserfall.

    Zuerst müssen wir aber noch unseren Kühlschrank füllen und darum gehen wir grad im Ort noch einkaufen. Die Lebensmittel und alles andere soll in Island ja teuer sein, aber da wir den Umrechnungskurs nicht im Kopf haben, haben wir keine Ahnung, was wieviel kostet. Würde ja auch nichts nützen, denn wir brauchen die Dinge ja sowiso, ob sie nun teuer oder günstig sind. Also machen wir uns keinen Kopf und kaufen einfach die Sachen ein, die wir brauchen.

    Laugavellir
    Danach geht es dann endlich richtig los. Wir fahren 37 km entlang eines Sees (und sehen insgesamt 5 Autos), dann geht es einige Kilometer bis auf 800m ins Hochland hoch. Wir fahren weitere 60km (6 Autos) auf einer sehr schönen Strasse durch eine Mondlandschaft mit vielen kleinen Seen und Tümpeln. Einfach herrlich! Wir können uns fast nicht satt sehen, bis wir über die Staumauer fahren und danach auf einem kleinen Rastplatz stoppen.

    Wir haben Sicht auf eine imposante Schlucht hinter der Staumauer und gleichzeitig sehen wir den schier unendlich grossen Stausee.

    Auf der Karte finden wir den Laugavellir (Laugar = Pool, Becken), unser heutiges Ziel. Es sind ab der Staumauer aber nochmals 10km über ziemlich üble Schotterpiste, die F910. (F = Fuckstrasse sagen die Isländer), diese F-Strassen dürfen nur geländetaugliche Fahrzeuge mit 4x4 unter die Räder nehmen, z. B. ein normaler Audi mit 4x4 darf diese Strassen auch nicht benützen. Wir nehmen aber unsere 1x2 Bikes hervor und machen uns mit Muskelkraft und E-Unterstützung auf den Weg.

    Es ist ein ziemlich strenger Weg, berghoch und bergrunter bis wir tatsächlich nach 10km den Wasserfall und den natürlichen Pool unter uns sehen. Noch schnell eine Abfahrt und schon sind wir dort. Es hat noch einige andere Personen hier, vor allem Familien und wir merken, dass sich die Isländer nicht gewohnt sind, dass Leute mit einem Bike hierher kommen…

    Beim kleinen Bächlein oberhalb des kleinen Wasserfalls halte ich meine Hände hinein und staune, dass das Wasser richtig heiss ist. Einfach so in der Natur! Also ein Grund, die Badehosen bei 9 Grad anzuziehen und den Weg zum Laugar hinabzusteigen. Und dann sofort ins Wasser, der Bauch ist nämlich schon ziemlich kalt…

    Im Wasser ist es herrlich, geschätzte 40 Grad und das Wasser des Wasserfalls ist noch wärmer. So etwas haben wir echt noch nie erlebt, und das irgendwo in den Bergen, rundherum nur Natur, auch keine touristische Infrastruktur.

    Wir sind so ca. 10 Leute die sich in diesem warmen Wasser laben und gegenseitig fotografieren. Einfach nur toll. Etwas weiter unten hat es dann nochmals kleine Pools, wo jeder ein paar Grad kälter ist. Das Wasser des vorbeifliessenden Bachs hat schätzungsweise nur 6 Grad, man kriegt fast einen Krampf, wenn man in den falschen Bach steigt…

    Nachdem wir es richtig genossen haben, machen wir uns wieder auf den Heimweg. Wir sind mit den E-Bikes schneller, wie die meisten 4x4 auf der schlechten Strasse und fühlen uns so richtig gut.

    Zurück beim Knutschi haben wir 22km zurückgelegt bei einer Fahrzeit von einer Stunde 20 Minuten.

    Wir fahren 60km an schönen, einsamen Übernachtungsplätzen zurück auf einen kleinen Campingplatz. Aber auch diese Fahrt war der Hammer, 3x mussten wir wegen Schafen stoppen und sahen dieses Mal vier andere Fahrzeuge…
    Read more

  • Day 8

    Gravel-Strasse

    August 31, 2022 in Iceland

    Wir sind heute ziemlich früh auf, wahrscheinlich leiden wir noch unter Jetlag und haben die zwei Stunden Zeitunterschied noch nicht verarbeitet. So fahren wir dann um 8 Uhr Ortszeit los Richtung Norden. Wir durchfahren nochmals Egilsstaðir und kommen dann das erste Mal auf die Ringstrasse rund um Island. Wer sagt denn, dass man mit dem Wohnmobil nur diese Strasse benützen kann? Denn wir sind nur gerade 23km auf dieser Hauptstrasse, dann stellen wir schon wieder den Blinker nach rechts.

    Zuerst stoppen wir aber beim Moira Canyon, weil wir gerade da vorbei fahren, nehmen wir diesen noch mit. Und wir bereuen es absolut nicht. Ein top Fotopunkt, denn die Schlucht mit dem langsam fliessenden grünen Wasser sieht toll aus.

    Danach geht es die 917 weiter Richtung Norden. Die ersten wenigen Kilometer sind asphaltiert, dann beginnt die Gravel-Strasse, also nicht mehr asphaltiert.

    Aber die Fahrt ist einfach genial, es holpert und rumpelt auch mit nur 40km/h, sehr selten mal ein anderes Auto und landschaftlich grün wie in Irland. Dann geht es den Berg hoch, und wie! Kurve an Kurve, was aber nicht das Problem ist, sondern steil, ziemlich steil. Es ist unten mit Maximal 15% angeschrieben, aber auf einer Naturstrasse ist das schon ziemlich steil für ein Womo mit Vorderradantrieb. Es geht aber problemlos, im 2. Gang schnurrt unser Knutschi den Berg hoch, während wir in jeder zweiten Kurve stoppen und Fotos machen müssen.

    Danach geht es durch die Berge, manchmal hoch, manchmal runter, aber immer eine fantastische Aussicht, faszinierende Landschaft und kein Verkehr. Nur einmal sehen wir eine andere Touristin mit einem gemieteten Auto, die genau so begeistert ist wie wir. Sie hält nämlich auch mindesten jeden Kilometer einmal, um Fotos zu machen.

    Irgendwann geht es dann wieder hinunter, gleich steil, wie beim herauffahren. Im ersten Gang fahren wir auf der Holperstrasse wieder Richtung Meer hinunter.

    Als wir wieder unten sind, fragen wir uns ernsthaft, ob wir nun gestern und heute den besten Teil von ganz Island schon gesehen haben. Besser kann es nämlich nicht mehr werden! Wir könnten schreien vor Glück.

    Dem Meer entlang stoppen wir immer wieder, fotografieren Felsfomationen und auch den Gljúfursárfoss. Einfach irrwitzig dieses grüne Moos und Gras um den Wasserfall herum.

    Kurze Zeit später durchfahren wir Vopnafjarðarhreppur, erst die zweite Ortschaft heute. Dann wird die Strasse gerade, kilometerlang, leicht berghoch dann wieder hinunter bis wir in Bakkafjordur (3. Ortschaft heute) sind und dort auf einen total leeren Campingplatz fahren. Alles ist offen, weit und breit aber keine anderen Menschen in Sicht. Wir parken unser Womo auf der Wiese, richten uns ein und geniessen die Meersicht.

    Und dann beginnt es doch tatsächlich etwas zu regnen. Die ersten isländischen Regentropfen. Nun warten wir etwas, bis es wieder abtrocknet und der Wind etwas nachlässt, dann machen wir vielleicht noch eine kleine Velotour zu einem Leuchtturm.
    Read more

  • Day 9

    Flugzeugwrack Þórshöfn

    September 1, 2022 in Iceland ⋅ ⛅ 10 °C

    Heute Morgen strahlend blauer Himmel. Hier in Bakkafjörður wohnen 59 Leute, es gibt 47 Gebäude, einen Flughafen, eine Fischfabrik und keinen Laden. Das Leben spielt sich an der Tankstelle, das heisst, an einer Zapfsäule ab. Dorthin fahren alle, die wir gesehen haben und waschen dann auch noch ihr Fahrzeug. Das überlegen wir auch kurz (die Mühe wäre umsonst gewesen, nach dem heutigen Tag), die Einwohner müssen übrigens 34 km zum Einkaufen wegfahren, dort liegt die nächste Möglichkeit.

    Wir packen zusammen und wollen das schöne Wetter ausnutzen, das hier nicht selbstverständlich ist und fahren um 8 Uhr Richtung Þórshöfn. Nach genau 30 Minuten sehen wir das erste Mal ein entgegenkommendes Fahrzeug…

    Wir stoppen immer wieder mitten auf der Strasse weil es einfach so schön ist, fliegen mit der Drohne eine Runde und probieren da verschiedene Dinge aus. ¾ Stunde stehen wir da, kein anderes Fahrzeug kam je vorbei.

    Überall stoppen wir und machen Fotos. Auch ein kurzer Abstecher zu einem Wrack eines abgestürzten Flugzeuges liegt praktisch am Weg. Zum Þórshöfn Plane Wreck müssen wir dann noch 500m zu Fuss gehen, aber es lohnt sich unbedingt, vor allem bei solchem Wetter wie jetzt.

    Es grasen Island-Pferde auf der Weide, wo mittendrin seit über 40 Jahren einfach ein Flugzeug vor sich hergammelt. Viel ist nicht mehr drin, aber ein paar Kabelstränge hängen immer noch im Cockpit. Mit den Pferden und dem Meer im Hintergrund einfach ein fantastisches Bild.

    Am Strand liegt viel Treibholz, das von Sibirien angeschwemmt wird und über 10 Jahre lang auf dem Weg war. Viele Gebäude wurden aus diesem haltbaren Holz gefertigt und früher entwickelte sich in Island eine regelrechte Treibholz-Industrie, da es ja nicht viel Wald auf der Insel gibt.

    Raufahöfn Arctic Henge
    Nachdem wir viele Fotos vom Flugzeugwrack gemacht haben, fahren wir wieder weiter und stoppen genau so häufig wie vorher. Die Strassen sind wieder asphaltiert, bis wir in Raufahöfn ankommen.

    Zuerst fahren wir durch das Dorf direkt auf den Parkplatz des Heimskautsgerði, quasi des Stonhenge des Nordens. Allerdings ist dieses Gebilde noch keine 30 Jahre alt, aber es ist ebenfalls auf die Sonnenwende ausgerichtet. Es sieht schon toll aus und ist eine der grössten Attraktionen der Gegend.

    Letzte Nacht war übrigens die grosse Chance, Polarlichter zu sehen. Dumm nur, dass es eine zusammenhängende Wolkendecke gab. Vielleicht haben wir diese Nacht wirklich Glück, allerdings sagt mein App erst auf Samstag / Sonntag wieder Polarlichter voraus.
    Als wir auch genug Fotos vom Artic Henge haben, kehren wir einen Kilometer zurück auf den Campingplatz.

    So, nun konnten wir es doch nicht lassen und fuhren mit unseren Bikes noch bis zum nördlichsten Punkt Islands. Nur gerade 2km wären es noch bis zum Polarkreis. Geplant war schnell 10km hin und 10km zurück. Wir haben uns aber etwas verrechnet, es waren 14km hin und dann noch eine Velo-Wanderung mit dauerschieben von 3km und wieder 14km zurück. Aber wir waren dort, am nördlichsten Leuchtturm der Insel. Aber jetzt sind wir ziemlich auf den Stümpen…
    Read more

  • Day 10

    Ásbyrgi/Elfenhauptstadt

    September 2, 2022 in Iceland ⋅ ☁️ 12 °C

    Wir werden durch Regenprasseln auf dem Womodach geweckt und als wir die Verdunkelungen nach oben ziehen ist alles grau in grau. So stellt man sich Island zwischendurch auch vor, von dem her absolut nicht tragisch. Wir drehen uns in den warmen Betten nochmals um, denken mit erbarmen an all die anderen auf dem Campingplatz mit Dachzelten und ungeheizten Bussen. Kann uns aber egal sein, wir geniessen die kuschelige Wärme.

    Als dann alles gemacht ist, halten wir draussen noch einen Schwatz mit anderen Schweizern und tauschen Islandtipps aus. Bisher haben wir nur wenige Touristen gesehen und noch keinen Isländer. Wo die wohl alle sind?

    Um halb 12 fahren wir dann doch los, aber nicht wie ursprünglich geplant entlang dem Meer. Die Gravel-Strasse ist nicht ganz so gut und 50km im Regen, nur damit wir das gemacht haben, darauf können wir verzichten. Wir müssen unser Knutschi ja nicht unnötig strapazieren. Wenn wir da schon gewusst hätte, was auf uns zukommt…

    Kurz nach dem Start hört der Regen auf, die Strasse trocknet ab, die Sicht wird besser. Wir geniessen die Fahrt durch karge Landschaften bei dunkelgrauem Himmel.

    Beim Verkehrsknotenpunkt bei Asbyrgi erwarten wir eigentlich eine Ortschaft, aber es hat gerade eine nicht überdachte Tanksäule (wie fast alle Tanksäulen in Island) und ein Tankstellenshop, der hier als Einkaufszentrum und Gourmet-Tempel dient. Wir stellen aber den Blinker links und fahren noch ein paar Kilometer weiter zum Parkplatz Asbyrgi.

    Laut der nordischen Mythologie entstand diese Schlucht durch ein Abdruck eines Hufeisens vom achtbeinigen Pferd von Odin, da die Schlucht unweigerlich an ein Hufeisen erinnert, was Ásbyrgi auch den Spitznamen „Odins Fußabdruck“ einbrachte.

    Der in der isländischen Mythologie omnipräsente und tief verwurzelte Glaube an Elfen, erklärt Ásbyrgi zur Elfenhauptstadt. Wir werden vor Ort über eine Tafel darüber informiert, dass sich dort ein großes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Elfen befindet. Diverse botanische Besonderheiten unterstreichen diesen Eindruck, wie z.B. ein Birkenhain, in welchem die Birken eine silber-graue Rinde haben, entgegen der üblichen weiß-schwarzen.

    Wir laufen entlang der Fussgängerpfade, sehe die eine oder andere Elfe, aber leider sind diese auf den Fotos unsichtbar. Und dann sind wir im Zentrum beim See. Uns fallen die Kinnladen herunter, es ist gewaltig schön. Im Felsenkessel ein See und an dessen Ufer wild vermooste Steine vor der senkrechten Felswand und hunderte Elfen…
    Read more