Satellite
Show on map
  • Day 3

    Mas Nou- Empuriabrava/Spanien

    April 14, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 6 °C

    Es ist 6.45 Uhr. Die Sonne geht gerade auf, als wir fertig zur Weiterfahrt sind. Der Platz liegt noch im tiefen Schlummer. Einzig die Besatzung des Wohnmobils aus Renzburg steht schon in den Startlöchern, genau wie wir. Ihnen haben wir vorgestern in Trier den Tipp mit dem Stellplatz in La Chapelle gegeben, und sie sind wirklich kurze Zeit nach uns dort angekommen. Ihr Ziel ist ebenfalls die Costa Brava. Bevor es auf die Autobahn geht, fahren wir zum nahe gelegenen Supermarkt, um zu tanken. Abenteuer französischer Automat. Aber das haben wir schon im letzten Jahr gut bewältigt. Der Renzburger folgt uns auf dem Fuß und begleitet uns auch auf der Autobahn noch ein ganzes Stück.
    Ich kann Maler und Fotografen jetzt verstehen, die extra früh aufstehen, um dieses bezaubernde Licht der Morgensonne und diese besondere Stimmung des frühen Morgens einzufangen. Der Himmel ist wolkenlos und auf den Wiesen liegt noch der Rauhreif. Schon allein wegen dieser Stimmung lohnt es sich früh aufzustehen. Heute sind 580 km zu fahren. Wir wollen am frühen Nachmittag im Zielgebiet ankommen und hoffen, in Castelló d'Empúries auf dem Camping "Mas Nou" noch einen schönen Platz für 2-3 Tage zum An- und Herunterkommen zu finden. Aber davor liegen noch einige hundert Kilometer.
    Zunächst geht es durch Lyon an diesem frühen Sonntagmorgen. Die Stadt erwacht gerade, und die Rhone begrüßt uns mit funkelnder Wasseroberfläche. Eine entspannte Fahrt, da wenig Verkehr ist.
    Die Rhone ist auch weiterhin unser Begleiter und taucht unverhofft zwischendurch auf, zeigt uns ihre blauschimmernde Seite und lässt uns über ihre Brücken fahren.
    Lyon, das Tor zum Süden. Auch die Autobahn heißt nun: "Autoroute du Soleil" . Die Sonne ist da und steht an einem wolkenlosen Himmel. Aber der kalte Nordwind hat auch noch ein Wörtchen mitzureden und weht uns eisig um die Ohren. Ab Valance wird es mediterran. Zypressen, rosa blühende Sträucher, Ginster, Glyzinie und Goldregen kann ich am Fahrbahnrand ausmachen. Wir befahren das Rhonetal, das französischen Obstkörbchen. Die Kirschblüte ist schon vorbei und auch die Apfelbäume stehen schon im Laub. Nur der Wein beginnt erst zaghaft grüne Ansätze zu zeigen
    Mathilde, unser Navi, mahnt seit geraumer Zeit, eine Pause zu machen, aber Michael will erst das Autobahndreieck Orange hinter sich haben. Kurzerhand stellt er ihre Lamentieren ab mit den Worten: "Ich lass mir doch von einer Frau nicht vorschreiben, wann ich Pause mache!" Ich schaue ihn an und frage: "Wie wäre es denn mal mit einer Pause!"
    Die Parkplätze sind heute am Sonntag voller LKWs, die nicht nur auf den für sie vorgesehenen Parkstreifen, sondern auch quer über den PKW- Flächen stehen. Schon gestern sind wir ein, zwei Mal von Parkplätzen gefahren, auf denen wir keinen Platz gefunden haben, auf dem der Hänger mit drauf gepasst hätte. Heute sieht es auch nicht besser aus. So machen wir es wie die LKWs und stellen uns quer.
    Als wir das Wohnmobil verlassen, empfängt uns wieder der heftige, kalte Nordwind. Nur windgeschützt und in der Sonne kann man es aushalten. Schnell zurück ins Warme und der Autobahn Richtung Barcelona folgen. Der Wind macht Michael auch beim Fahren Probleme. Mit voller Wucht greift er von der Seite an, rüttelt am Mobil und versucht es von der Fahrbahn zu schieben. Wir müssen noch langsamer fahren. Noch einmal machen wir Rast, 100 km vor Perpignan. Der Wind ist weg und die Temperatur gestiegen. Die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen tauchen vor uns auf. Links Port Leucate und der Binnensee "Etang de Leucate. " Wir erreichen Perpignan, begleitet von Weinfeldern rechts und links. Leider ist es inzwischen nicht mehr so klar wie am Morgen und die Berge verschwinden im Dunst.
    Stunden später: Inzwischen ist es fast 17.00 Uhr. Seit drei Stunden sind wir in Empuriabrava, der künstlichen Lagunenstadt in der Bucht von Roses. Wir haben uns auf dem Camping "Mas Nou" eingerichtet und einen schönen Platz gefunden. Die Auswahl war groß, und es fällt dann immer schwer sich zu entscheiden. Ich sitze bereits in einer Strandbar und schaue auf den leeren Strand und das Meer. Leerer Strand ist nicht gleichzusetzen mit nichts los. Im Gegenteil, die Sonntagsausflügler bevölkern Promenade und Gastronomie. Aber es ist nicht überlaufen oder überfüllt. Gerade so wie wir es mögen. Michael wollte sich nach der Fahrt ausruhen. Ich bin auf Entdeckungsreise mit dem Rad gegangen. Bis zum Strand sind es immerhin 3 km.
    Es ist schon ein gigantischer Ort, dieses Empuriabrava. Eine künstliche Lagunenstadt. 1964 stellte die Fa. Eurobrava ein Projekt vor, das sich an den kalifornischen Yachtsiedlungen orientierte. In den folgenden Jahren wurde das Acker-und Weideland am Meer zwischen dem Fluss La Muga und dem Bewässerungskanal Rec de Saline in zwei Bauphasen zur heutigen Stadt Empuriabrava. Insgesamt 23 km befahrbare Wasserkanäle entstanden. Dazu Häfen, Gebäude, Grünanlagen, Sport- und Freizeitanlagen. Heute am Sonntag herrscht reger Andrang bei den Elektrobooten, die man mieten kann, um damit die Kanäle zu befahren. Die Häuser an den Kanälen sind luxuriös und die Yachten davor noch mehr. In der geschützten Strandbar genieße ich die Mittelmeersonne bei Oliven und einem Glas spanischen Bieres, bevor es zurück zum Wohnmobil geht. Morgen werden wir einiges zu entdecken haben. Für heute reicht es mit den vielen Eindrücken.
    Read more