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  • Day 3

    Belgien Hafen Péruwelz

    August 25, 2020 in Belgium ⋅ ⛅ 24 °C

    Der Himmel ist bewölkt. Kommt jetzt der Regen, den man uns bereits für gestern prophezeit hat? Der gestrige Tage war nämlich entgegen aller Ansagen nwarm und größtenteils auch sonnig. Wir haben es nicht so eilig. Heute geht es nur gut 200 km weiter nach Belgien, in den kleinen Hafen Péruwelz. So schlafen wir aus, frühstücken gemütlich und machen das Wohnmobil mit Ver-und Entsorgen wieder reisefertig. Es ist kurz vor halb elf, als wir den empfehlenswerten Stellplatz und die Stadt Maastricht verlassen. Wieder fällt mir das Gewirr der Straßen auf, die neben und übereinander in die verschiedenen Richtungen führen. Gut, dass wir Navi Mathilde haben, die aufpasst, dass wir die richtige Spur nehmen. Wir fahren auf der N2 in Richtung Lüttich. Dabei folgt die Straße eine ganze Zeit der Maas, die hier schon beträchtlich an Breite zu genommen hat. Michael hat für den Anblick des Flusses mit seinen Booten wenig übrig. Zu sehr nimmt der wuselige Verkehr und der Ring um Lüttich seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Um ein Haar wären wir auf der A40 geblieben, statt auf die A42 zu wechseln. Dieses Mal habe ich aufgepasst und Mathilde widersprochen, die sich kurz darauf korrigiert. Es fängt an zu regnen. Na prima. So wünscht man sich doch das Urlaubswetter.
    Um die Mittagszeit erreichen wir den kleinen Hafen der Stadt Péruwelz. Péruwelz ist eine Gemeinde in der Provinz Hennegau im wallonischen Teil im Süden Belgiens, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Die Anfahrt über die N 60 ist die reinste Buckelpiste, die das Geschirr und die Gläser klappern lässt. Auch sonst macht der Ort auf den ersten Blick den Eindruck, als würde hier ein beträchtlicher Renovierungs -und Repanraturstau herrschen. Der Hafen allerdings macht einen netten Eindruck. Etwas verwundert sind wir, dass der Stellplatz schon fast voll ist. Von den 10 Plätzen sind bereits 7 besetzt. Alle Wohnmobile haben ein belgisches Kennzeichen. Und das um die Mittagszeit, mitten in der Woche und außerhalb der Ferienzeit.
    Die Plätze sind lang genug, um den Hänger nicht abkoppeln zu müssen. Und schnell stehen wir mit schönem Blick auf die im Hafen dümpelnden Boote. Beim Versuch uns beim Hafenmeister anzumelden, komme ich mit einem belgischen Wohnmobilfahrer, der das gleiche Vorhaben hat, ins Gespräch. Der ist von seinem Land nicht gerade angetan. Er meint, dass in Deutschland und in den Niederlanden alles gut ist. In Belgien wäre nichts gut und nichts OK! Wie redet der denn über sein Land?
    Den Hafenmeister finden wir nicht in seinem Büro. Das ist abgeschlossen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als auf seinen Rundgang zu warten. Das macht auch nichts, da der gerade einsetzende Regen sowieso jegliche Outdoor- Aktivität bis zum Nachmittag verhindert. Was Michael gleich für einen Mittagsschlaf nutzt und ich nutze die Zeit zum Schreiben.
    Nach dem Kaffeetrinken mache ich mich, von Regenjacke und Schirm begleitet, auf einen Erkundungsgang in den Ort. Auch jetzt, auf den zweiten Blick, bemerke ich den recht schäbigen Zustand vieler Häuser. Von Straßen und wenn überhaupt vorhandenen Bürgersteigen wollen wir mal gar nicht reden. Dem Ort scheint echt Geld zu fehlen. Doch es sind nicht nur die fehlenden finanziellen Mittel, die alles etwas verwahrlost aussehen lässt. Es sind auch fehlende Pflege der Gärten oder es fehlt einfach ein wenig Ordnung.
    Aber nicht alle Häuser sind da über einen Kamm zu scheren. Es gibt vereinzelt auch richtige Anwesen mit gekiesten Auffahrten, blühenden Balkonkästen und Autos von Nobelmarken vor der Tür. Allerdings ist das eher die Ausnahme. Ich bin der Straße einfach einmal ein ganzes Stück gefolgt und will gerade umkehren, da ich mit nichts Sehenswertem mehr rechne, da entdecken ich in der Ferne die Türmchen eines roten Schlößchens, das ich mir dann doch näher ansehen will. Das Schlößchen stellt sich als Bahnhofsgebäude von Péruwelz heraus. Wunderschön aus rotem Backstein erbaut, mit vielen Erkern und Türmchen. Auf die geschlossenen Fensterläden der hohen Bogenfenster hat jemand Zahlen gesprüht. Auch hier der Eindruck von Verwahrlosung und Verfall.
    Ich gehe zurück zur Hauptstraße über die wir auch gekommen sind. Hier hatte ich doch einen Intermarché gesehen. Ich beschließe dort ein Baguette zu kaufen. Aber der Weg zum Intermarché an dieser stark befahrenen Straße ist etwas zum Abgewöhnen. Den Seitenstreifen, den ich für einen Fußweg gehalten habe, muss ich mir mit Mofas und Motorrollern teilen. Dann stehe ich vor dem Problem, wie komme ich über diese befahrene Straße ohne Ampel, ohne Zebrastreifen, denn der Intermarchë liegt gegenüber? Als ich nach einem lebensgefährlichen Spurt auf der anderen Seite ankomme, frage ich mich, ob das Baguette das wirklich wert ist. Das müssen wir auf alle Fälle genießen. Das habe ich mit Einsatz meines Lebens besorgt. Für den Rückweg wähle ich dann den Rad- und Fußweg entlang des Kanals. Dafür muss ich allerdings noch einmal die Straßenseite wechseln. Entschädigt werde ich durch die Sonne, die sich endlich blicken und alles farbiger und weniger düster erscheinen lässt und den schönen Weg am Kanal, der genau zum Hafen und Stellplatz führt.
    Im Sonnenschein sitzend, auf das Wasser schauend, genießen wir dann das Baguette mit Käse, Wurst und einem Glas Wein, bis die Sonne untergeht und ein heftiger Wind einsetzt. So hat dieser Tag, so regnerisch und grau wie er begonnen hat, doch noch einen guten Abgang gehabt.
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