Satellite
Show on map
  • Day 4

    Veules les Roses

    August 26, 2020 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Nacht war ausgesprochen stürmisch und das ganze Wohnmobil wurde von den Böen hin-und her geschaukelt. Wie gut, dass wir nicht unter einem Baum gestanden haben. So müssen wir nur die Schüssel einfahren und brauchen uns weiter keine Gedanken machen. Der Platz ist gegen Abend mehr als voll geworden. Ausgelegt auf zehn Wohnmobile, verbrachten dann tatsächlich 15 Mobile die Nacht hier im Hafen. So nach dem Motto: Platz ist dort, wo ich hinein passe. Besonders das Wohnmobil am Anfang der Reihe, das einen Platz mit wunderschönem Blick auf Hafen und Kanal gleichzeitig hatte, dürfte sich geärgert haben, als sich am Abend noch ein anderes Wohnmobil auf Spiegelbreite davor gestellt hat. Immerhin ist es so rücksichtsvoll, soweit zurück zu bleiben, dass die Tür noch geöffnet werden kann.
    Wir starten nach einer kleinen Reparatur am Wohnmobil. Dieses Mal ist es die Abdeckung der Dichtung am Dach links, die sich gelöst hat und befestigt werden muss. Gestern Morgen haben wir bereits die rechte Seite befestigt, nachdem uns während der Fahrt ungewohnte Geräusche irritiert haben. Zum Befestigen muss Michael jedes Mal auf die Leiter, um ans Dach zu gelangen. Ich halte die Leiter und passe auf, dass er nicht fällt. Obwohl, auffangen werde ich ihn wohl nicht können, aber zumindest den Notarzt rufen. Dafür tüfteln wir danach wieder einmal gemeinsam am Mechanismus der Klappleiter, um sie auf Transportmaße verkleinern zu können.
    Es ist kurz nach zehn, als wir schließlich aufbrechen. Als nächste Herausforderung stellt sich das Tanken heraus. Hatte ich doch gestern bei meinem Spaziergang extra eine Tankstelle ausfindig gemacht, die nicht zu eng ist, die wir gut wieder verlassen und die einen Shop zum Bezahlen hat, müssen wir uns nun doch mit einem Automaten herumschlagen. Der möchte bereits vor dem Tanken, so quasi als Sicherheit, schon mal 50 Euro von unserer Kreditkarte haben. Mit Hilfe der netten Tankstellen- Angestellten klappt es dann schließlich. Der Tank ist wieder voll und wir brauchen uns erst in 700 km wieder mit "Pompe et Gazoil" zu beschäftigen.
    War die Straße gestern auch schon so voller Schlaglöcher? Es rappelt und rumpelt, bis wir endlich auf der etwas besseren Fahrbahn der Autobahn Richtung Paris sind und kurz darauf über die belgisch- französische Grenze fahren. Die A 29 Richtung Rouen/Armiens kostet Maut. Wir haben vor kurzem ein neues "Bip and Go" Gerät zum elektronischen Bezahlen bekommen. Wird es funktionieren? Vorsichtshalber benutzen wir die Spur, auf der man zur Not auch ein Ticket ziehen kann. Man kann ja nie wissen! Aber die Schranke öffnet sich problemlos. Wenn jetzt auch noch der starke Seitenwind, der das Fahren ziemlich anstrengend macht, aufhören würde, könnten wir ganz entspannt Richtung Meer rollen. Je näher wir dem Meer kommen, um so mehr reißt die Wolkendecke auf, und blauer Himmel und Sonnenschein kommen zum Vorschein. Schon bald tauchen die Namen von bekannten Küstenorten, wie Calais und Le Harvre auf den Hinweisschildern auf. Wir wechseln von der A 28 auf die A29 in Richtung Le Harvre/Caen. Der Wind ist schon heftig und Michael hat ordentlich zu tun, das Womo auf Kurs zu halten. Bei der Ausfahrt Nr. 9 fahren wir ab auf die D 27 Richtung Dieppe und dann weiter auf der D 37 nach Veules les Roses. Dort wollen wir auf den Campingplatz Les Mouettes. Die Straße nach Veules les Roses zieht sich schnurgerade, aber mit vielen kleinen Hügeln durch die Felder und Wiesen, die dem starken Wind keinen Einhalt gebieten können, sodass er unser Wohnmobil ungehindert von der Seite trifft. Schlimm, wird es wenn uns auf der schmalen Straße ein LKW entgegen kommt. Die Wirkung beim Passieren ist heftig und sogar akustisch laut zu hören. Ca. 20 km vor dem Ziel werden wir durch einen Traktor, dessen Anhänger mit den aufgetürmten Rollen von getrocknetem Lein Überbreite hat, ausgebremst. An Überholen ist auf der schmalen Straße nicht zu denken. So denken auch die vor und nach uns fahrenden PKWs. Gemeinsam zuckeln wir im 25 km Tempo die nächsten gut 15 km hinter dem Gefährt her. Alle sehr diszipliniert. Keiner hupt. Niemand verliert die Nerven. Etwas entsetzt sind wir dann aber doch, als der Trecker den Blinker links setzt und auf die Straße abbiegt, die auch unsere Richtung ist und von der wir uns wieder freie Fahrt erhofft haben. Aber Gott sei Dank biegt er dann an der nächsten Kreuzung ab. In Veules les Roses geht es über enge Serpentinen den Berg hinauf, zum Campingplatz Les Mouettes. Es ist mittlerweile fast 15.00 Uhr, als wir mit einem Lageplan ausgestattet den Campingplatz nach einem geeigneten Stellplatz absuchen. Drei haben wir zur Auswahl, da ich um einen möglichst großen Platz wegen unseres Hängers gebeten habe. Es dauert wie immer bis wir alle Vor-und Nachteile der einzelnen Plätze gegeneinander abgewogen haben, um uns dann doch für einen Platz mit einem gravierenden Nachteil zu entscheiden. Dieses Mal ist es ein Baum, der den Fernsehempfang verhindert sowie die leichte Hanglage des Platzes, auf den wir nur mit Hilfe den Hänger geschoben bekommen. Aber dafür haben wir einen Wasseranschluss vor der Tür, was bei der schwierigen Wohnmobil Ver- und Entsorge auch nicht zu verachten ist.
    Die Sonne scheint aus allen "Knopflöchern" und aus dem Womofenster kann ich das Meer blau leuchten sehen.
    Also schnappe ich mir meinen Rucksack und lasse Michael mit dem Wohnmobil und den verschiedenen Aufgaben zurück. Er will auch gar nicht mit, sondern in Ruhe ankommen und sich dann ausruhen. Morgen ist das Meer auch noch da.
    Gegenüber vom Campingplatz ist ein großer Parkplatz sowie ein Aussichtspunkt, von dem man einen tollen Blick auf das Meer hat. Ein schmaler Wanderpfad und im weiteren Verlauf Treppen führen nach unten an den Strand und bieten wunderschöne Ausblicke auf die Klippen und das Meer. Es ist Flut und der starke Wind sorgt für eine ungeheure Brandung. Die rote Fahne ist gehisst. "Baignade interdite" - Baden verboten. Ich setze mich ein wenig auf die Mauer zum Strand und lasse das Naturschauspiel eine Zeit auf mich einwirken. "Insgesamt ist man eigentlich viel zu wenig am Meer," denke ich dabei an den Spruch auf einer meiner Kaffeetassen. Es ist auf der Strandpromenade voller als ich angenommen habe. Viele Familien mit Kindern gehen spazieren oder sitzen auf Bänken und Mauern. Zum größten Teil sind es wohl Tagesgäste. Ich dachte, die Sommerferien wären in Frankreich längst beendet. Scheinbar nicht in allen Regionen. Was mich verblüfft ist, dass 2/3 der Menschen auch hier am Strand, auf der Promenade und im Ort Masken tragen und sorgfältig auf Abstand achten. An den Aussichtspunkten wird abgewartet, auf den Treppen lässt man den Gegenverkehr passieren und ist stets um Distanz bemüht. Auf der anderen Seite der Bucht führt ein Weg zu einem Aussichtspunkt auf den Klippen, dem ich folge. Danach kann ich die Bucht auch von der anderen Seite überblicken. Sehr schön, bei diesem strahlenden Wetter. Versteckt zwischen Sträuchern entdecke einen alten Bunker, auf dessen dunkles Inneres ich allerdings wenig Lust verspüre. Statt dessen suche ich den kleinen Ort auf. Veules-les-Roses ist ein kleines charmantes Seebad an der Alabasterküste im Département Seine-Maritime in der Normandie. Was für eine Wohltat fürs Auge nach den baufälligen Häusern gestern in Belgien sind diese schmucken und Blumen geschmückten normanischen Steinhäuser. Ein Wohnmobil auf dem Weg zum Stellplatz hat sich in die engen Gassen des Ortes verirrt Oh! Oh! Da wird aber jemand ins Schwitzen kommen. Vor der Boulangerie steht eine lange Schlange. Kommt mir doch bekannt vor. Sieht im Löhne genau so aus. Baguette kaufen in Coronazeiten. Baguette? Essen? Du meine Güte. Es ist schon lange Zeit fürs Abendessen. Wo ist die Zeit genlieben? Ich mache mich auf den Rückweg, aber nicht ohne eine kurze Einkehr im "Les Galettes" auf ein Getränk. Dss habe ich mir bei der Wanderei verdient So gestärkt kann es die Treppen bergauf gehen.
    Am Wohnmobil ist Michael fertig. Er hat sogar mit der kleinen, alten Satelitenschüssel, die er auf der Anhängerkupplung befestigt hat, Fernsehen bekommen. Er ist sogar fix und fertig und empfängt mich mit den Worten:" Ich glaube wir brauchen mal ein neues Wohnmobil ". "Was ist jetzt schon wieder los," frage ich und ahne Böses. Michael erklärt mir, dass sich die Halterung eines Solarpanels auf dem Dach gelöst hat und das Panel nun ungesichert auf dem Dach hin und her rutscht. Der starke Wind hat wohl das Seine dazubeigetragen und der Knall beim Passieren des LKWs heute Mittag kam dann wohl vom Panel auf dem Dach. Der nächste Baumarkt ist im 20 km entfernten Dieppe. Da werden wir wohl Sigthseeing und Materialeinkauf verbinden müssen.
    Der weitere Abend verläuft dann aber soweit störungsfrei. Bis auf den Regen, der den Tag zumindest draußen für beendet erklärt und uns ins Wohnmobil scheucht.
    Read more