Belles journées à la mer

August - September 2020
A 32-day adventure by Womofriends-on-tour Read more
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  • 3.5kkilometers
  • Prolog

    August 22, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 22 °C

    Herzlich Willkommen in unserem Reisetagebuch. Wir freuen uns, wenn du uns auf unserer Reise ein Stück oder ganz begleitet.
    Wir, Rosi und Michael, gehören nicht zu der Sorte Wohnmobilisten, die ihre Reise bereits Zuhause akribisch planen, was Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsorte betrifft. Wir lassen uns einfach treiben. Auch sind wir nicht übermäßig kunsthistorisch und geschichtlich interessiert, nehmen aber gern die Angebote wahr, die sich unterwegs bieten. Viel mehr sind wir an den Kleinigkeiten des Lebens, Wohnens, des Essen und Trinkens und der Kultur unseres Gastlandes interessiert, beobachten gern die Menschen und gehen auf eigene Entdeckungsreise. Vielleicht entgeht uns dadurch das Eine oder Andere. Mag sein. Aber die Freude selbst etwas gefunden und entdeckt zu haben, ist ungleich größer und eindrucksvoller, als nach einem Reiseführer zu reisen. Und jetzt viel Spaß beim Lesen unserer Erlebnisse, bei denen es häufig um ganz Alltägliches geht.

    Belles journées à la mer.... Schöne Tage am Meer hoffen wir, trotz der allgegenwärtigen Corona Pandemie, in den nächsten Wochen in der Normandie und der Bretagne zu verbringen. Die Infektionszahlen steigen wieder, aber wir haben uns nach langem Überlegen trotzdem für den französischen Atlantik entschieden, von dem wir hoffen, dass er nach den französischen Sommerferien nicht mehr stark frequentiert ist. Wir wollen möglichst Hotspots meiden und uns mehr auf Natur, Landschaft und kleinere Orte konzentrieren. Mit dem Reisen per Wohnmobil können wir ziemlich für uns bleiben und so mögliche Infektionsquellen meiden. Wie schnell man aber vom aktuellen Geschehen allerdings überrollt werden kann, hat unsere Reise nach Spanien im Frühjahr gezeigt, die wir nach knapp 2 Wochen wegen Corona-Maßnahmen abbrechen mussten. Das wird dieses Mal hoffentlich nicht wieder eintreten.
    Den Sommer über haben wir im Garten verbracht und zwischendurch kurze Tipps über die Grenze nach Holland unternommen. Jetzt, inzwischen ist es bereits unsere dritte Reise in den französischen Westen, hoffen wir, endlich unseren Ruhestand ausnutzen und einmal etwas länger unterwegs sein zu können. In den letzten Tagen haben wir im Internet nicht nur nach schönen Stellplätzen Ausschau gehalten, Reiseberichte gelesen und Reisevideos angeschaut, sondern uns auch in den verschiedenen Foren und Gruppen über die Situation vor Ort informiert. Zusätzlich haben wir außer diversen Stellplatzapps wie z.B "Campercontact "oder "park4night" auch wieder die App "Sicher Reisen" vom Auswärtigen Amt installiert, die uns mit den neuesten Infos über unser Reiseland versorgt.
    Da wir einige Wochen unterwegs sein wollen, reisen wir mit "großem Gepäck". Das bedeutet, dass unser Hänger beladen mit der "Roten Paula", unserer Vespa sowie den E-Bikes auch mit von der Partie sind. Was uns zu einer stattlichen Länge von 12 m wachsen lässt. Aber bei den vergangenen Fahrten haben wir einiges an Erfahrungen sammeln können, so dass wir schon ein wenig Routine mit unserem "Anhängsel" haben. Trotzdem wünscht man sich nicht unbedingt Situationen, wie mit dem Hänger rückwärts von einer Fähre fahren zu müssen, wie wir sie im letzten Jahr im Baltikum erlebt haben.
    Unsere erste Touren-Planung sah einen Stopp in Antwerpen vor. Aber Corona war schneller, und die Provinz Antwerpen wurde zum Risikogebiet erklärt. Nun wollen wir über Duisburg/Venlo fahren und den ersten Zwischenstopp auf dem Stellplatz in Maastricht machen, bevor es weiter durch Belgien nach Frankreich geht. Feste Ziele haben wir nicht. Wir werden uns, wie wir es immer bei unseren Reisen machen, treiben lassen, Geleitet von Muse, Wetter und Tipps. So steht hoffentlich einer schönen Zeit nichts im Weg .
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  • Day 1

    Maastricht

    August 23, 2020 in the Netherlands ⋅ ⛅ 20 °C

    Obwohl wir in den vergangenen Tagen schon fleißig darauf hin gearbeitet haben, das Wohnmobil zu packen und unser Haus und den Garten auf eine mehrwöchige Abwesenheit vorzubereiten, bleibt doch noch etliches am Abfahrtstag zu tun. Und so ist es fast halb elf Uhr, als wir endlich starten können. Wir haben den Sonntag als Reisetag gewählt, da durch das Sonntagsfahrverbot keine LKWs unterwegs sind und die Stellplätze sich gegen Sonntagnachmittag hoffentlich etwas leeren. Die große Hitze ist vorbei. Es sind angenehme 23 Grad und ein Mix aus Sonne und Wolken. Die Fahrt über die A2 ist relativ entspannt. Erst vor dem Kreuz Oberhausen wird es dichter. Dort machen wir den ersten Stopp und haben Glück. Gleich beim ersten angefahrenen Parkplatz kommen wir zum Stehen, was angesichts der vielen LKWs, die über das Wochenende auf den Autobahnparkplätzen geparkt werden, nicht selbstverständlich ist. Immerhin benötigen wir mit dem Hänger einen der begehrten Parkplätze für Dickschiffe.
    Der Verkehr wir immer dichter und auf der Gegenfahrbahn rollt ein Wohnmobil nach dem nächsten. Der Himmel ist inzwischen ganz Wolken verhangen, und kurz bevor wir auf die A 40 wechseln, fängt es an zu regnen. Bei Duisburg -Homberg fahren wir über den Rhein, und ich kann einen Blick auf die dort angesiedelten und wenig einladenden Industrieanlagen werfen. Die Straßenführung ist auf Grund von Bauarbeiten recht abenteuerlich. Kurz vor der Grenze bei Venlo tauchen rechts und links große Gemüsefelder und Treibhäuser auf. Hier in der Umgebung von Strelen werden verstärkt Blumen und Gemüse produziert und vermarktet. Wir wechseln auf die A 73 und überqueren die Maas. Das Fahren auf der Autobahn verliert mit Grenzübertritt seine Hektik. Niemand rast. Keiner drängelt. Die Flächen und Wiesen neben der Autobahn sind von der sommerlichen Hitze der "Hundstage" gezeichnet. Alles braun und verdorrt. Das Fahren wird durch das starke Verkehrsaufkommen und die ungewohnte Straßenführung auf dem letzten Stück vor Maastricht recht anstrengend. Ob es am letzten Ferientag in dieser Region liegt ?
    Dann sind wir in Maastricht und kurze Zeit später am dortigen Stellplatz. Vor dem Parken steht allerdings das Öffnen der Schranke. Dafür müssen wir per Kreditkarte ein Ticket kaufen und den ausgewiesenen Code eingeben. Die Plätze für die langen Wohnmobile sind gleich am Eingang links. Das habe ich mir aus einem Stellplatzvideo gemerkt. So stehen wir wenig später, nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten, perfekt und ohne Abkoppeln zu müssen gleich auf den ersten Platz mit Blick auf die Maas. Das war doch schon mal super.
    Inzwischen ist es fast 14.30 Uhr. Ein wenig ankommen, ein wenig ausruhen, ein wenig Platz gucken. Dann aber treibt es mich in das ca. 3,5 km entfernte Altstadtzentrum. Dafür nehme ich aber, nach anfänglichen Überlegen, doch lieber das Rad, das Michael mir schon vorsorglich vom Hänger geholt hat. Das Zentrum hat den Knotenpunkt Nummer eins. Aber wenn man einfach geradeaus fährt, kommt man auch an. Die Fahrt auf dem Radweg geht entlang des Willemvaart, einem der Maasarme. Hausboote liegen dort beschaulich im grünen Wasser. Schade, dass es so bewölkt ist. Mit Sonnenschein wäre es noch schöner. In der Altstadt stelle ich mein Rad am "Stadhuis" ab. Dort werde ich es auf alle Fälle immer wieder finden. Dann lasse ich mich durch die Gassen treiben. Wobei treiben vielleicht nicht das richtige Wort ist. Es ist vielmehr ein Ausweichen. Denn die Stadt ist so was von voll. Es ist verkaufsoffener Sonntag. Überall sitzen die Menschen in Biergärten und auf Terrassen, stehen in Schlangen bei Waffeln, Eis oder Kibbelingen an......auf Abstand. Das macht die Schlangen noch viel länger. Die vielen kleinen Läden, die geöffnet haben, locken die Besucher mit ihren Angeboten ins Innere. Eigentlich wollte ich den vorgeschlagenen Altstadtrundgang machen, aber die verschiedenen Straßen sind mir zu voll. So suche ich meinen Weg durch die Stadt in den weniger belebten, aber trotzdem sehr schönen Nebenstraßen bis zum Hafen und zur St.Servatiusbrücke. Überall schnuppere ich verlockende Düfte von Waffeln, Bratwurst und Pommes Frites, die mich bzw. meinen Magen daran erinnern, nur gefrühstückt zu haben. Auf der anderen Seite der Maas lockt der kleine und nicht so volle Biergarten der Stadtbrauerei zum Einkehren. Inzwischen ist die Sonne auch wieder dabei. Ich genieße den Blick auf die Maas bei einem kleinen selbstgebrauten Bier, das seinen Preis hat. Individualität ist halt nicht billig. Hungrig bin ich danach zwar immer noch, aber er ist beschwingter zu ertragen. Danach geht es zurück zum Rad, dass ich ohne Schwierigkeiten im Gewühl der unzähligen Räder wiederfinde. Gelbe Radtaschen sind zwar anfällig gegen Schmutz und hin und wieder will man mir auch mal die Post mitgeben, aber sie sind auch extrem auffällig.
    Zurück am Wohnmobil wird der Kühlschrank erst einmal nach Essbarem durchsucht, bevor es dann Abendessen gibt.
    Michael hat sich inzwischen wieder erholt von der Fahrt. Meine Abwesenheit hat ihm ihm einige geruhsame Stunden verschafft und so machen wir noch einen gemeinsamen Spaziergang auf den Deich der Maas entlang. Dort entdecken wir einen Minicamp, dass ich mir unbedingt ansehen möchte. Es hat 15 Platze und man steht ganz idyllisch zwischen kleinen Obstbäumen mit mehr Platz als auf unserem Stellplatz. Der Preis ist der gleiche, auch wenn VE und Sanitär etwas behelfsmäßig aussehen. Langsam wird es dunkel. Zeit den ersten Tag unserer Tour zu beschließen.
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  • Day 2

    Maastrich drunter und drüber

    August 24, 2020 in the Netherlands ⋅ ⛅ 21 °C

    Das Wetter macht nicht ganz, was es eigentlich soll. In unserem Fall sagt Wetter Online zwei regnerische Tage voraus. Weiterfahren?Bleiben? Wir entscheiden uns fürs Bleiben. Zumal Michael bisher noch gar nichts von Maastrich gesehen hat und ich auch noch ein paar Sightseeing Wünsche offen habe. Und so buchen wir bereits beim Frühstück "Maastricht Underground " über das Internet. In das Labyrinth unterirdischer Gänge darf man nur mit einem offiziellen Führer. Es gibt am heutigen Tag insgesamt fünf Führungen und nur noch zwei in Englisch. Die Alternative wäre eine Führung in niederländisch. Mehr verstehen werden wir definitiv bei einem englischsprachigen Führer. Das Positive an den Maßnahmen um Corona sind die kleinen Gruppen. Für uns heißt es daher schnell buchen, um noch einen Platz in der gewünschten Führung zu bekommen. Klappt alles wunderbar.... beim 2 .Versuch. Wenig später haben wir zwei digitale Tickets für die Führung um 13. 30 Uhr auf dem Handy und es kann losgehen mit Maastrich Seeightseeing, die zweite. Die Räder lassen wir wieder beim Stadhuis. Das hat sich bewährt. Allerdings stelle ich fest, dass heute viel weniger Menschen unterwegs sind im Vergleich zum gestrigen Tag. Dort, wo mich gestern volle Lokale und Geschäfte geschockt haben, ist heute gähnende Leere. Ich möchte gern die Kirche besuchen, die zum Buchladen umfunktioniert wurde. Die zweite Kirche in Maastricht, die entweiht und für kommerzielle Zwecke genutzt wird. (In der anderen ist ein Fitness-Center). Wir finden den "Boekhandel Dominikanen" in der Dominikanerkerkstraat in der Nähe des Frijhofs. Es ist schon beeindruckend, wie im einstigen Kirchenschiff über 3 Stockwerke Bücherregale hinaufragen. Im Altarraum ist ein Cafe untergebracht und über allem klingt dezente Orgelmusik. Muss man nicht gut finden. Sollte man aber unbedingt einmal gesehen haben. Michael findet die Luft nicht gut in der Bücherkirche und so verlassen wir sie recht schnell wieder.
    Auch heute scheitert mein Versuch auf den roten Kirchturm der St.Janskerk zu gelangen, von dem man einen wunderbaren Panoramablick auf Maastrich haben soll. Kirche und Turm sind geschlossen. Langsam füllen sich die Lokale um den Frijhof. Man sitzt beim Cafe oder schon bei einem ersten kleinen Lunch. Wir streifen durch die Straßen in Richtung Servatiusbrücke. Michael braucht eine Kaffeepause. Direkt an der Brücke mit Blick auf die Maas kehren wir im Café d'Pothuiske zu einem "Kaffee verkehrt“ ein. Ein Blick auf die Uhr ermahnt uns kurze Zeit später zurück zu den Rädern zu gehen. Es ist bereits 13.00 Uhr. In einer halben Stunde beginnt unsere Führung und wir müssen noch zum Pietersberg radeln. In der Mittagshitze schwitzen wir trotz der E-Bikes, als es den Berg zum Fort Sint Pieter hochgeht. Das soll sich aber bald ändern. Am Meeting Point treffen wir auf unseren Führer, einen älteren Herrn, dem Humor und Freude am Geschichten erzählen anzusehen sind. Unsere zehnköpfige Gruppe besteht aus 4 deutschen und einem französischen Paar. Schade, wären es alles Deutsche gewesen, hätte er die Führung auf Deutsch gemacht. So müssen wir uns konzentrieren, um ihm mit unserem Schulenglisch folgen zu können. Aber nach kurzer Zeit gelingt das sehr gut und wir können seinen Geschichten und Anekdoten lauschen. Sehr zu Michaels Leidwesen, der eigentlich schon durch den fast 8 km langen Stadtbummel das tägliche Maß der Belastung seiner Füße für mehr als erfüllt hält, müssen wir noch fast einen Kilometer bis zum Eingang der Nordhöhlen laufen. Die drei Laternen, die unser Führer verteilt, sind die einzigen Lichtquellen in dem sonst stockdunklen Gewirr von Gängen. Dieses alte Netzwerk von Grotten entstand bei der Gewinnung von für den Bau genutzten Mergel, schon vor mehreren hundert Jahren. Im Untergrund ist ein wahrer Irrgarten von kleinen und schmalen Gängen und Höhlen. Die Wände sind mit außergewöhnlichen Abbildungen wunderschön verziert.
    Während der französischen Belagerung von Maastricht suchten viele Bauern aus den Dörfern um den Sint Pietersberg Schutz in diesem unterirdischen Netzwerk. Noch heute sind jahrhunderte alte Brotöfen, Ställe und Unterkünfte hier zu sehen. Sogar eine Kirche gibt es. Im 2. Weltkrieg wurden viele wertvolle Kunstwerke in den Grotten gelagert. Unter anderem auch Bilder von Rembrandt. Die Temperatur beträgt hier unten 10 Grad, und die Kälte kriecht schon nach kurzer Zeit trotz Jacke unter unsere Sommerkleidung. Drei Tage kann man bei diesen Temperaturen überleben, erklärt uns der Führer. Die Kälte und die vollkommene Dunkelheit, die er uns eindringlich durch das Ausschalten der mitgenommen Lampen demonstriert, war schon häufig der Grund für den Tod von Menschen, die sich in diesem Labyrinth verrirrt haben. Falls wir die Gruppe verlieren, sollten wir daher nicht auf eigene Faust versuchen zum Ausgang zu kommen, sondern einfach stehen bleiben und warten, denn natürlich funktioniert hier 35 m und mehr unter der Erde kein Handy und kein GPS. Die Stunde Führung vergeht in Windeseile und schon bald sehen wir wieder Licht am Ende des Tunnels. Das war doch mal spannend und authentisch. Zurück geht's zu den Rädern und durch die Stadt, die sich wieder gut gefüllt hat, in Richtung Stellplatz.
    Maastricht ist eine Studentenstadt und junge Menschen prägen das Stadtbild. Studenten bekommen sogar Rabatte bis zu 20 Prozent in Läden und Lokalen. Die Läden und auch Lokale sind ganz schön "abgefahren" und voller Ideen und Lifestyle und hätten eine ausgiebigere Erkundung verdient. Aber wer mag zu Zeiten von Corona schon großartig irgendwo hinein gehen?
    Kurz vor dem Stellplatz halten wir beim Spar -Laden und ich besorge zwei Teile "Appelgebak " zum Kaffee, den wir uns jetzt redlich verdient haben. Meinen kleinen Rucksack und den Kuchen werfe ich danach schnell und achtlos in die Radtasche. Als ich am Wohnmobil den Inhalt der Tasche ausräume, fallen mir die Blätterteigteilchen und der Rucksack aus der Hand und alles verteilt sich im Wohnmobil. Welche Sauerei! Ich kehre die Krümmel zusammen und stelle kurz darauf beim Einräumen des Rucksacks fest, dass mein kleines schwarzes Portemonnaie fehlt. Ich schaue in der Radtasche nach. Nix! Betrachte jedes einzelne Teil des Inhaltes meines Rucksacks. Nix! Alle in Frage kommenden Kleidungsstücke werden gefilzt. Nix! Das Portemonnaie ist weg und bleibt weg. Michael hat es die Sprache verschlagen. Er kann nicht mal mehr über meine Schusseligkeit schimpfen. Es ist nicht wegen des Geldes, das sich in dem Täschen befindet. Die Summe wäre zu verschmerzen. Aber die Kreditkarten, der Personalausweis und der Führerschein eher nicht. Wir suchen noch einmal alles ab. Während ich bereits überlege zurück zum Sparladen zu fahren und dort zu fragen, überlegt Michael bereits, was mit den Kreditkarten zu tun ist. Dabei fällt sein Blick auf den schwarzen Teppichboden vor dem Fahrersitz. Und dort liegt wie ein Chamäleon, das sich seiner Umgebung anpasst, mein kleines schwarzes Portemonnaie. Mit den Steinen, die uns bei dem Anblick vom Herzen fallen, hätten wir den Schotterweg des Stellplatzes pflastern können. Michael ist fix und fertig .... von der Dunkelheit in der Höhle, von den gelaufenen Kilometern und nicht zuletzt vom fast verlorenen Portemonnaie. Während er sich von den Anstrengungen bei einem verspäteten Mittagsschlaf erholt, schreibe ich ein wenig Reisetagebuch, um das Erlebte fest zu halten.
    Nach dem Abendessen unternehme ich noch einen Spaziergang entlang der Maas. Dieses Mal in die andre Richtung. Im Flussbett, in dem von Fluss sich nur noch ein kleines Flüsslein schlängelt, sitzen hunderte von Möven. Ein Wanderer sucht zwischen den Steinen. Wahrscheinlich den Stein der Erkenntnis. Den könnte ich auch gebrauchen beim Anblick einiger Gebilde am Rand des Deiches. Ist das noch Sperrmüll oder schon Kunst? Die Antwort liegt wohl im Auge des Betrachters. Zeit den Tag ausklingen zu lassen.
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  • Day 3

    Belgien Hafen Péruwelz

    August 25, 2020 in Belgium ⋅ ⛅ 24 °C

    Der Himmel ist bewölkt. Kommt jetzt der Regen, den man uns bereits für gestern prophezeit hat? Der gestrige Tage war nämlich entgegen aller Ansagen nwarm und größtenteils auch sonnig. Wir haben es nicht so eilig. Heute geht es nur gut 200 km weiter nach Belgien, in den kleinen Hafen Péruwelz. So schlafen wir aus, frühstücken gemütlich und machen das Wohnmobil mit Ver-und Entsorgen wieder reisefertig. Es ist kurz vor halb elf, als wir den empfehlenswerten Stellplatz und die Stadt Maastricht verlassen. Wieder fällt mir das Gewirr der Straßen auf, die neben und übereinander in die verschiedenen Richtungen führen. Gut, dass wir Navi Mathilde haben, die aufpasst, dass wir die richtige Spur nehmen. Wir fahren auf der N2 in Richtung Lüttich. Dabei folgt die Straße eine ganze Zeit der Maas, die hier schon beträchtlich an Breite zu genommen hat. Michael hat für den Anblick des Flusses mit seinen Booten wenig übrig. Zu sehr nimmt der wuselige Verkehr und der Ring um Lüttich seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Um ein Haar wären wir auf der A40 geblieben, statt auf die A42 zu wechseln. Dieses Mal habe ich aufgepasst und Mathilde widersprochen, die sich kurz darauf korrigiert. Es fängt an zu regnen. Na prima. So wünscht man sich doch das Urlaubswetter.
    Um die Mittagszeit erreichen wir den kleinen Hafen der Stadt Péruwelz. Péruwelz ist eine Gemeinde in der Provinz Hennegau im wallonischen Teil im Süden Belgiens, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Die Anfahrt über die N 60 ist die reinste Buckelpiste, die das Geschirr und die Gläser klappern lässt. Auch sonst macht der Ort auf den ersten Blick den Eindruck, als würde hier ein beträchtlicher Renovierungs -und Repanraturstau herrschen. Der Hafen allerdings macht einen netten Eindruck. Etwas verwundert sind wir, dass der Stellplatz schon fast voll ist. Von den 10 Plätzen sind bereits 7 besetzt. Alle Wohnmobile haben ein belgisches Kennzeichen. Und das um die Mittagszeit, mitten in der Woche und außerhalb der Ferienzeit.
    Die Plätze sind lang genug, um den Hänger nicht abkoppeln zu müssen. Und schnell stehen wir mit schönem Blick auf die im Hafen dümpelnden Boote. Beim Versuch uns beim Hafenmeister anzumelden, komme ich mit einem belgischen Wohnmobilfahrer, der das gleiche Vorhaben hat, ins Gespräch. Der ist von seinem Land nicht gerade angetan. Er meint, dass in Deutschland und in den Niederlanden alles gut ist. In Belgien wäre nichts gut und nichts OK! Wie redet der denn über sein Land?
    Den Hafenmeister finden wir nicht in seinem Büro. Das ist abgeschlossen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als auf seinen Rundgang zu warten. Das macht auch nichts, da der gerade einsetzende Regen sowieso jegliche Outdoor- Aktivität bis zum Nachmittag verhindert. Was Michael gleich für einen Mittagsschlaf nutzt und ich nutze die Zeit zum Schreiben.
    Nach dem Kaffeetrinken mache ich mich, von Regenjacke und Schirm begleitet, auf einen Erkundungsgang in den Ort. Auch jetzt, auf den zweiten Blick, bemerke ich den recht schäbigen Zustand vieler Häuser. Von Straßen und wenn überhaupt vorhandenen Bürgersteigen wollen wir mal gar nicht reden. Dem Ort scheint echt Geld zu fehlen. Doch es sind nicht nur die fehlenden finanziellen Mittel, die alles etwas verwahrlost aussehen lässt. Es sind auch fehlende Pflege der Gärten oder es fehlt einfach ein wenig Ordnung.
    Aber nicht alle Häuser sind da über einen Kamm zu scheren. Es gibt vereinzelt auch richtige Anwesen mit gekiesten Auffahrten, blühenden Balkonkästen und Autos von Nobelmarken vor der Tür. Allerdings ist das eher die Ausnahme. Ich bin der Straße einfach einmal ein ganzes Stück gefolgt und will gerade umkehren, da ich mit nichts Sehenswertem mehr rechne, da entdecken ich in der Ferne die Türmchen eines roten Schlößchens, das ich mir dann doch näher ansehen will. Das Schlößchen stellt sich als Bahnhofsgebäude von Péruwelz heraus. Wunderschön aus rotem Backstein erbaut, mit vielen Erkern und Türmchen. Auf die geschlossenen Fensterläden der hohen Bogenfenster hat jemand Zahlen gesprüht. Auch hier der Eindruck von Verwahrlosung und Verfall.
    Ich gehe zurück zur Hauptstraße über die wir auch gekommen sind. Hier hatte ich doch einen Intermarché gesehen. Ich beschließe dort ein Baguette zu kaufen. Aber der Weg zum Intermarché an dieser stark befahrenen Straße ist etwas zum Abgewöhnen. Den Seitenstreifen, den ich für einen Fußweg gehalten habe, muss ich mir mit Mofas und Motorrollern teilen. Dann stehe ich vor dem Problem, wie komme ich über diese befahrene Straße ohne Ampel, ohne Zebrastreifen, denn der Intermarchë liegt gegenüber? Als ich nach einem lebensgefährlichen Spurt auf der anderen Seite ankomme, frage ich mich, ob das Baguette das wirklich wert ist. Das müssen wir auf alle Fälle genießen. Das habe ich mit Einsatz meines Lebens besorgt. Für den Rückweg wähle ich dann den Rad- und Fußweg entlang des Kanals. Dafür muss ich allerdings noch einmal die Straßenseite wechseln. Entschädigt werde ich durch die Sonne, die sich endlich blicken und alles farbiger und weniger düster erscheinen lässt und den schönen Weg am Kanal, der genau zum Hafen und Stellplatz führt.
    Im Sonnenschein sitzend, auf das Wasser schauend, genießen wir dann das Baguette mit Käse, Wurst und einem Glas Wein, bis die Sonne untergeht und ein heftiger Wind einsetzt. So hat dieser Tag, so regnerisch und grau wie er begonnen hat, doch noch einen guten Abgang gehabt.
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  • Day 4

    Veules les Roses

    August 26, 2020 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Nacht war ausgesprochen stürmisch und das ganze Wohnmobil wurde von den Böen hin-und her geschaukelt. Wie gut, dass wir nicht unter einem Baum gestanden haben. So müssen wir nur die Schüssel einfahren und brauchen uns weiter keine Gedanken machen. Der Platz ist gegen Abend mehr als voll geworden. Ausgelegt auf zehn Wohnmobile, verbrachten dann tatsächlich 15 Mobile die Nacht hier im Hafen. So nach dem Motto: Platz ist dort, wo ich hinein passe. Besonders das Wohnmobil am Anfang der Reihe, das einen Platz mit wunderschönem Blick auf Hafen und Kanal gleichzeitig hatte, dürfte sich geärgert haben, als sich am Abend noch ein anderes Wohnmobil auf Spiegelbreite davor gestellt hat. Immerhin ist es so rücksichtsvoll, soweit zurück zu bleiben, dass die Tür noch geöffnet werden kann.
    Wir starten nach einer kleinen Reparatur am Wohnmobil. Dieses Mal ist es die Abdeckung der Dichtung am Dach links, die sich gelöst hat und befestigt werden muss. Gestern Morgen haben wir bereits die rechte Seite befestigt, nachdem uns während der Fahrt ungewohnte Geräusche irritiert haben. Zum Befestigen muss Michael jedes Mal auf die Leiter, um ans Dach zu gelangen. Ich halte die Leiter und passe auf, dass er nicht fällt. Obwohl, auffangen werde ich ihn wohl nicht können, aber zumindest den Notarzt rufen. Dafür tüfteln wir danach wieder einmal gemeinsam am Mechanismus der Klappleiter, um sie auf Transportmaße verkleinern zu können.
    Es ist kurz nach zehn, als wir schließlich aufbrechen. Als nächste Herausforderung stellt sich das Tanken heraus. Hatte ich doch gestern bei meinem Spaziergang extra eine Tankstelle ausfindig gemacht, die nicht zu eng ist, die wir gut wieder verlassen und die einen Shop zum Bezahlen hat, müssen wir uns nun doch mit einem Automaten herumschlagen. Der möchte bereits vor dem Tanken, so quasi als Sicherheit, schon mal 50 Euro von unserer Kreditkarte haben. Mit Hilfe der netten Tankstellen- Angestellten klappt es dann schließlich. Der Tank ist wieder voll und wir brauchen uns erst in 700 km wieder mit "Pompe et Gazoil" zu beschäftigen.
    War die Straße gestern auch schon so voller Schlaglöcher? Es rappelt und rumpelt, bis wir endlich auf der etwas besseren Fahrbahn der Autobahn Richtung Paris sind und kurz darauf über die belgisch- französische Grenze fahren. Die A 29 Richtung Rouen/Armiens kostet Maut. Wir haben vor kurzem ein neues "Bip and Go" Gerät zum elektronischen Bezahlen bekommen. Wird es funktionieren? Vorsichtshalber benutzen wir die Spur, auf der man zur Not auch ein Ticket ziehen kann. Man kann ja nie wissen! Aber die Schranke öffnet sich problemlos. Wenn jetzt auch noch der starke Seitenwind, der das Fahren ziemlich anstrengend macht, aufhören würde, könnten wir ganz entspannt Richtung Meer rollen. Je näher wir dem Meer kommen, um so mehr reißt die Wolkendecke auf, und blauer Himmel und Sonnenschein kommen zum Vorschein. Schon bald tauchen die Namen von bekannten Küstenorten, wie Calais und Le Harvre auf den Hinweisschildern auf. Wir wechseln von der A 28 auf die A29 in Richtung Le Harvre/Caen. Der Wind ist schon heftig und Michael hat ordentlich zu tun, das Womo auf Kurs zu halten. Bei der Ausfahrt Nr. 9 fahren wir ab auf die D 27 Richtung Dieppe und dann weiter auf der D 37 nach Veules les Roses. Dort wollen wir auf den Campingplatz Les Mouettes. Die Straße nach Veules les Roses zieht sich schnurgerade, aber mit vielen kleinen Hügeln durch die Felder und Wiesen, die dem starken Wind keinen Einhalt gebieten können, sodass er unser Wohnmobil ungehindert von der Seite trifft. Schlimm, wird es wenn uns auf der schmalen Straße ein LKW entgegen kommt. Die Wirkung beim Passieren ist heftig und sogar akustisch laut zu hören. Ca. 20 km vor dem Ziel werden wir durch einen Traktor, dessen Anhänger mit den aufgetürmten Rollen von getrocknetem Lein Überbreite hat, ausgebremst. An Überholen ist auf der schmalen Straße nicht zu denken. So denken auch die vor und nach uns fahrenden PKWs. Gemeinsam zuckeln wir im 25 km Tempo die nächsten gut 15 km hinter dem Gefährt her. Alle sehr diszipliniert. Keiner hupt. Niemand verliert die Nerven. Etwas entsetzt sind wir dann aber doch, als der Trecker den Blinker links setzt und auf die Straße abbiegt, die auch unsere Richtung ist und von der wir uns wieder freie Fahrt erhofft haben. Aber Gott sei Dank biegt er dann an der nächsten Kreuzung ab. In Veules les Roses geht es über enge Serpentinen den Berg hinauf, zum Campingplatz Les Mouettes. Es ist mittlerweile fast 15.00 Uhr, als wir mit einem Lageplan ausgestattet den Campingplatz nach einem geeigneten Stellplatz absuchen. Drei haben wir zur Auswahl, da ich um einen möglichst großen Platz wegen unseres Hängers gebeten habe. Es dauert wie immer bis wir alle Vor-und Nachteile der einzelnen Plätze gegeneinander abgewogen haben, um uns dann doch für einen Platz mit einem gravierenden Nachteil zu entscheiden. Dieses Mal ist es ein Baum, der den Fernsehempfang verhindert sowie die leichte Hanglage des Platzes, auf den wir nur mit Hilfe den Hänger geschoben bekommen. Aber dafür haben wir einen Wasseranschluss vor der Tür, was bei der schwierigen Wohnmobil Ver- und Entsorge auch nicht zu verachten ist.
    Die Sonne scheint aus allen "Knopflöchern" und aus dem Womofenster kann ich das Meer blau leuchten sehen.
    Also schnappe ich mir meinen Rucksack und lasse Michael mit dem Wohnmobil und den verschiedenen Aufgaben zurück. Er will auch gar nicht mit, sondern in Ruhe ankommen und sich dann ausruhen. Morgen ist das Meer auch noch da.
    Gegenüber vom Campingplatz ist ein großer Parkplatz sowie ein Aussichtspunkt, von dem man einen tollen Blick auf das Meer hat. Ein schmaler Wanderpfad und im weiteren Verlauf Treppen führen nach unten an den Strand und bieten wunderschöne Ausblicke auf die Klippen und das Meer. Es ist Flut und der starke Wind sorgt für eine ungeheure Brandung. Die rote Fahne ist gehisst. "Baignade interdite" - Baden verboten. Ich setze mich ein wenig auf die Mauer zum Strand und lasse das Naturschauspiel eine Zeit auf mich einwirken. "Insgesamt ist man eigentlich viel zu wenig am Meer," denke ich dabei an den Spruch auf einer meiner Kaffeetassen. Es ist auf der Strandpromenade voller als ich angenommen habe. Viele Familien mit Kindern gehen spazieren oder sitzen auf Bänken und Mauern. Zum größten Teil sind es wohl Tagesgäste. Ich dachte, die Sommerferien wären in Frankreich längst beendet. Scheinbar nicht in allen Regionen. Was mich verblüfft ist, dass 2/3 der Menschen auch hier am Strand, auf der Promenade und im Ort Masken tragen und sorgfältig auf Abstand achten. An den Aussichtspunkten wird abgewartet, auf den Treppen lässt man den Gegenverkehr passieren und ist stets um Distanz bemüht. Auf der anderen Seite der Bucht führt ein Weg zu einem Aussichtspunkt auf den Klippen, dem ich folge. Danach kann ich die Bucht auch von der anderen Seite überblicken. Sehr schön, bei diesem strahlenden Wetter. Versteckt zwischen Sträuchern entdecke einen alten Bunker, auf dessen dunkles Inneres ich allerdings wenig Lust verspüre. Statt dessen suche ich den kleinen Ort auf. Veules-les-Roses ist ein kleines charmantes Seebad an der Alabasterküste im Département Seine-Maritime in der Normandie. Was für eine Wohltat fürs Auge nach den baufälligen Häusern gestern in Belgien sind diese schmucken und Blumen geschmückten normanischen Steinhäuser. Ein Wohnmobil auf dem Weg zum Stellplatz hat sich in die engen Gassen des Ortes verirrt Oh! Oh! Da wird aber jemand ins Schwitzen kommen. Vor der Boulangerie steht eine lange Schlange. Kommt mir doch bekannt vor. Sieht im Löhne genau so aus. Baguette kaufen in Coronazeiten. Baguette? Essen? Du meine Güte. Es ist schon lange Zeit fürs Abendessen. Wo ist die Zeit genlieben? Ich mache mich auf den Rückweg, aber nicht ohne eine kurze Einkehr im "Les Galettes" auf ein Getränk. Dss habe ich mir bei der Wanderei verdient So gestärkt kann es die Treppen bergauf gehen.
    Am Wohnmobil ist Michael fertig. Er hat sogar mit der kleinen, alten Satelitenschüssel, die er auf der Anhängerkupplung befestigt hat, Fernsehen bekommen. Er ist sogar fix und fertig und empfängt mich mit den Worten:" Ich glaube wir brauchen mal ein neues Wohnmobil ". "Was ist jetzt schon wieder los," frage ich und ahne Böses. Michael erklärt mir, dass sich die Halterung eines Solarpanels auf dem Dach gelöst hat und das Panel nun ungesichert auf dem Dach hin und her rutscht. Der starke Wind hat wohl das Seine dazubeigetragen und der Knall beim Passieren des LKWs heute Mittag kam dann wohl vom Panel auf dem Dach. Der nächste Baumarkt ist im 20 km entfernten Dieppe. Da werden wir wohl Sigthseeing und Materialeinkauf verbinden müssen.
    Der weitere Abend verläuft dann aber soweit störungsfrei. Bis auf den Regen, der den Tag zumindest draußen für beendet erklärt und uns ins Wohnmobil scheucht.
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  • Day 5

    Veules les Roses Tag 2

    August 27, 2020 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Hochzeitstag und ein Strandspaziergang

    Es ist grau um acht Uhr heute Morgen. Meer und Wolken haben die selbe schmutzige Farbe, stelle ich fest, als ich das Rollo hochziehe, um mir einen Kaffee zu kochen. Und es ist kalt. 16 Gad im Wohnmobil, 14 Grad draußen. Also wieder ins Bett und auf bessere Zeiten gewartet. Die kommen mit der Sonne eine gute Stunde später und wir können sogar draußen frühstücken. Danach zieht es uns hinunter an den Strand. In verschiedenen blau und türkisfarbenen Tönen schimmert das Meer uns auf dem Wanderweg entgegen, das sich im Gegensatz zu gestern beruhigt und ein ganzes Stück zurück gezogen hat. Es ist Ebbe. Wir steuern den Steg an, der weit ins Meer hinausragt. Sehr zu unserer Freude ist er fast leer. Von vorn hat man einen tollen Blick auf die Felsen und das Meer. Das wird gleich für ein Fotoshooting ausgenutzt. Interessiert laufen wir unterhalb der kleinen Badehäuser, die sich in 3 Etagen am Rand des Strandes auftürmen und das Pendant zu den deutschen Strandkörben sind, auf der Promenade entlang zur Mündung der Veules in das Meer. Die Veules, die hier mit rasanter Geschwindigkeit ankommt, ist mit knapp 2 km der kürzeste Fluß in Frankreich und betreibt auch die Mühle im Ort. Aber zunächst lockt der endlose Strand aus Steinen und Sand. Einige der Strandgänger sind mit Eimern ind Schaufeln ausgestattet und auf der Suche nach Muscheln, Schnecken und Krabben für die nächste Mahlzeit. Damit kein völliger Ausverkauf dieser begehrten Leckereien stattfindet, informiert ein Plakat über die zulässige Menge.
    Wir turnen unterhalten der Klippen auf den weißen Steinen herum, die nur bei Niedrigwasser zu sehen sind und die wir aus der Ferne für Schaum gehalten haben. Im zurückgehenden Wasser finden sich im Sand viele winzige Steinchen. Meine Sammelleidenschaft ist entflammt. Und bald füllt sich meine Jackentasche mit Steinen und leider auch mit Sand. Beim Anblick, der vor uns aufragenden Klippen sinniert Michael über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und darüber, dass die Klippen noch da sein werden, wenn wir längst Geschichte sind. Geschichte? Da war doch was? Welches Datum haben wir eigentlich heute? Oh!!, den 27. August. Das ist doch unser Hochzeitstag. Ich rechne kurz nach. Oh.!! Sogar ein ganz besonderer! 45 Jahre!! Messinghochzeit, wie wir später erfahren. Das muss doch gewürdigt werden. Mein Versuch, ein großes Herz in den Sand zu malen, scheitert kläglich. Michael muss Hand anlegen und dann klappt es auch mit dem großen Herzen. In das Sandherz kommen Datum und Initialen. Ein Foto dokumentiert diesen besonderen Augenblick zur Erinnerung. Keine Minute später finden wir auch noch einen Herzstein. Hochzeitstag am Meer. Steine und Sand statt Blumen. Das passt auch besser zu diesem Moment . Blumen sind zu schnell vergänglich.
    Wir verlassen den Strand und bummeln in den kleinen Ort. An der Mühle schauen wir dem Fluss zu. Im Restaurant an der Mühle herrscht Mittagsbetrieb. Die "Plate de Jour" enthält neben einer Vorspeise auch noch Getränke zu einem moderaten Preis. Eigentlich sollten wir unseren Hochzeitstag mit einem Essen feiern. Aber keiner von uns beiden hat Hunger. Uns reicht ein Cappuccino im Café an der Kirche Eglise Saint Martin, die wir auch danach besichtigen. Mit ihren Fahnen und gespannten Fischernetzen vermittelt sie einen fröhlichen und einladenden Eindruck und steht damit authentisch zur Gemeinde von Menschen, die vom Meer leben. Die einen freuen sich über die gefangenen Fische im Netz, die anderen über die Urlauber. Mal eine Kirche, in deren Inneren man nicht das Gefühl hat, Flüstern zu müssen.
    Über den Sentier aux Ânais gelangen wir wieder zur Promenade und zu den Treppen hinauf auf die Klippen, dem Parkplatz und zum Campingplatz. Das Ausruhen vorm Mobil in der Sonne ist dann leider nur von kurzer Dauer . Gleich nach dem Kaffeetrinken setzen Schauer ein, die nicht wirklich zu einem Spaziergang oder einer Rollerfahrt wie geplant, animieren. Wir fahren die Markise aus, um nicht drinnen sitzen zu müssen. Die immer wieder einsetzenden Böen verlangen nach Sturmstange und Sturmseilen. So gibt es doch immer was zu tun. Erst nach dem Abendessen, das Essen gehen anlässlich unseres Hochzeitstages haben wir zu gunsten eines "Zwischen-zwei-Schauer-Grillens" verschoben, scheint wieder die Sonne und lockt uns zu einem weiteren Spaziergang am Meer. Das orange-rote Licht, der untergehenden Sonne lässt die sonst weißen Klippen magisch glühen. Wir bewundern den imposanten Abgang der Sonne, die hinter einer kleinen Wolke ins Meer zu tauchen scheint, bevor wir zurück gehen. Das war doch ein romantischer Abschluss des Tages.
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  • Day 6

    Veules les Roses Tag 3

    August 28, 2020 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Schauerwetter, Reparaturen und ein ausgiebiger Spaziergang.
    Es ist genau wie gestern morgen. Kalt und regnerisch. Dann kommt die Sonne, und alles wird warm und leuchtend. Der Unterschied ist nur, dass sich dieser Wechsel heute alle 10 Minuten vollzieht und auch ergiebige Schauer mitmischen. Michael versucht seine Paneelhalterung auf dem Dach zu reparieren. Er hat passende Schrauben dabei und den dafür notwendigen Akkuschrauber haben wir vor kurzen für eine Reparaturmaßnahme in den Niederlanden gekauft. Zum Befestigen muss er mit der Leiter ans Dach. Nichts für Jemand mit Höhenangst. Ich halte mal wieder die Leiter fest. Die Reparatur glückt und wir können ohne die Angst, unterwegs ein Paneel zu verlieren, weiterfahren. Gegen Nachmittag scheinen sich die sonnigen Abschnitte länger zu halten, und ich beschließe einen längeren Spaziergang zu machen. Es gibt schließlich noch eine Menge zu entdecken. Ich bin kaum 300 m vom Platz entfernt, da öffnet sich eine Wolke, und der Regen pladdert nur so herunter. So schnell komme ich gar nicht in die Regenjacke. Kaum habe ich die angezogen, stellt jemand diese Himmelsdusche abrupt wieder ab. Die Sonne scheint und ich fange in der Regenjacke an zu schwitzen, denn die Temperaturen sind durchaus sommerlich. Also wieder ausziehen. Das An-und Ausziehen geht die nächste halbe Stunde noch so weiter. Dann hat die Sonne gesiegt und die Jacke kann im Rucksack bleiben. Mein Weg führt mich entlang der Promenade. Es ist Flut und das Rauschen des Meeres übertönt alles. Am Ende der Promenade stehen drei Fischstände. Die sind mir gestern gar nicht aufgefallen. Hier verkaufen die Fischer am Morgen ihren Fang. Jetzt sind sie allerdings leer. Ich beginne den Wanderweg zum Aussichtspunkt auf den Klippen hochzusteigen.
    Vor mir hat sich eine Familie in den Kopf gesetzt, ihren Opa im Rollstuhl auf den Aussichtspunkt zu transportieren und ihn dafür aus dem Rollstuhl gehievt. Während eine junge Frau den leeren Rollstuhl berghoch schiebt, versuchen zwei andere Familienmitglied den Opa zwischen sich beim Gehen zu stützen. Welch ein körperlicher Einsatz, damit der Opa auf die Aussichtplattform gelangt. Leider ist dann spätestens bei den Treppen Schluss für Opa und Rollstuhl.
    Ich genieße wenig später noch einmal einen Blick in die Tiefe, dann setze ich meinen Weg fort. Ich möchte mir den Stellplatz auf dieser Seite der Klippen ansehen. Von unserem Campingplatz aus kann ich die Wohnmobile hier oben gut sehen und habe mir immer einen Platz mit toller Aussicht vorgestellt. Der Stellplatz ist eine von Bäumen eingefasste große Wiese. Ein kostenloser Parkplatz auch für PKWs. Vor einer schmalen Schneise, die einen kleinen Ausblick auf das Meer gewährt, drängeln sich die Wohnmobile dicht an dicht, während der Rest der Wiese leer ist. Ein Schild weist darauf hin, dass Camping verboten ist. Ich habe genug gesehen. Zum Parken ok, aber um mehrere Tage im Ort zu bleiben, sind wir auf unserem kleinen Camping besser aufgehoben. Ein Schild weist den Weg ins "Centre", dem ich bereitwillig folge und dabei die Straßen kennenlerne, die sich die Wohnmobile quälen müssen, wenn sie durch den Ort hinauf fahren wollen. Nichts für größere Fahrzeuge, es denn, man ist auf Adrenalinentzug.
    Im Ort besuche ich eine Potterie und ein Atelier und kaufe drei kleine,wunderschöne Drucke des Künstlers als Erinnerung. Veules Les Roses ist auch ein Ort der Kunst, stelle ich beim Anblick der verschiedenen Ateliers und Werkstätten fest. Ich laufe weiter zur "Maire". Auch hier im angrenzenden Gebäude lädt ein Maler in sein Atelier ein. Der Einladung folge ich gerne.
    Ein Park ähnlicher Wald mit einsamen Wegen führt etwas hinaus aus dem Ort. Auf einem dieser Wege stehen rechts und links je ein Stuhl. Keine Ahnung warum, aber ein interessanter Anblick, den ich gleich festhalte und der Begriff "Stuhl-Gang" kommt mir ob seiner Doppeldeutigkeit in den Sinn.
    Wieder unten im Ort folge ich der Aufforderung einer "Mordret Horticulture", einer Gärtnerei, zur Besichtigung und bestaune die Vielfalt der Blumen und Pflanzen aus der Region. Dann gelange ich an den romantischen Wanderweg an der Veul, dem ich fasziniert folge. Hier entdecke ich die wunderschön gelegeneTerrasse eines "Salon de thé". Ein toller Ort, um einen Kaffee zu trinken. Es dauert ein wenig bis ich den Eingang gefunden habe. Wenig später kann ich meinen Kaffee genießen, während der "Veules " direkt neben mir vorbeifließt und den Schock über den Preis von sieben Euro für drei winzig kleinen Muffins, die ich mir dazu bestellt habe, verdaue. Individualität hat seinen Preis. Immerhin waren sie mit Rosenblättern gefüllt.
    Inzwischen ist es schon später Nachmittag. Ich besorge noch ein Baquette und mache mich dann langsam auf den Heimweg. Das Wetter ist während des Nachmittag doch noch schön geworden und wir können noch etwas vor dem Mobil sitzen. Dann aber kommen die Schauer wieder und wir verziehen uns nach drinnen.
    Morgen wollen wir weiterfahren. Angesichts des Tiefs, das für die nächsten zwei Tage mit viel Regen angesagt ist, beschließen wir dem Meer den Rücken zu kehren und ins Landesinnere zu fahren. Unsere Wahl fällt auf Bayeux. Ein hübscher Ort mit einer bekannten Kathedrale und verschiedenen Museen. Dort können wir auch bei Regen etwas unternehmen. Der weitere Abend vergeht mit Regen und Wind, der auch die Herrschaft über unsere Satellitenschüssel übernommen hat.
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  • Day 7

    Von Veules les Roses nach Bayeux

    August 29, 2020 in France ⋅ 🌧 14 °C

    Regenfahrt über die Pont du Normandie, ein entzückender Campingplatz in einem Park in der Stadt, Einkauf und ein erster Eindruck von Bayeux.
    Wie vorausgesagt, trommelt der Regen am Morgen auf das Dach des Wohnmobils und der Wind unterstützt pfeifend die Regenmusik. Und bei dem Sauwetter müssen.... wollen wir "ablegen" ? Michael hat gestern Abend vergessen, den Roller zu verladen. Jetzt muss er das bei Regen machen. Durch die Feuchtigkeit auf der Rampe drehen die Räder durch und erschweren so das Hochfahren. Beim Rausfahren und Ankoppeln haben wir dann aber Glück, es ist Regenpause und niemand möchte gerade in diesen Minuten den Weg benutzen, den wir versperren. Bezahlt habe ich bereits. Für den tollen Platz für drei Nächte 54 Euro. Da kann man nicht meckern. Der Stellplatz in Maastricht hat ohne alles bereits 17 Euro gekostet. Und hier ist sogar noch die Nutzung eines Hallenbades im Preis enthalten, was wir allerdings wegen Corona und der vielen Kinder, die sich dort tummelten, nicht gemacht haben.
    Dann rollen wir wieder auf der Straße neuen Abenteuern entgegen. Über Land fahren wir zur A29 und dann geht es weiter in Richtung Le Harvre. Mathilde, unser Navi meckert nach einiger Zeit und erzählt uns etwas von Stau und anderer Route. Aber wir hören nicht auf sie. Unser Pech! Denn kurz darauf stehen wir im Stau weit vor der Mautstation der Pont de Normandie. Von wegen 19 Minuten, liebe Mathilde, wir stehen fast eine 3/4 Stunde vor der Brücke, bis wir endlich hinüber fahren können. Der Grund ist eine einspurige Verkehrsführung wegen einer Baustelle auf der Brücke. Michael ist froh, als er endlich wieder festen Boden unter den Rädern hat. Das durch die Luft fahren ist nicht unbedingt sein Ding Es regnet noch immer, als wir bei Caen, der Hauptstadt der Normandie abfahren, allerdings viel zu früh und falsch. Da rettet uns Mathilde und führt uns souverän um Caen herum, bis wir gegen 14.00 Uhr vor die Schranke des Camping Municipal les Bordes de l' Audre vorfahren. Gut, dass wir im Stau gestanden haben, denn die Rezeption hat gerade wieder aufgemacht. Sonst hätten wir vor der Schranke warten müssen. Der Empfang ist freundlich, und wir können uns auf dem fast leeren, aber wunderschönen, parkähnlichen Camping einen Platz aussuchen. Einer der langen Plätze ist unserer, denn dort können wir sogar den Hänger angekoppelt lassen. Wir sind ganz begeistert von dem schönen Platz mit dem sattgrünen Rasen, den alten Bäumen und der anspechenden Bepflanzung. In den 18 Euro (ACSI Preis) sind ausser VE und Sanitär, auch Strom,Wifi und der Eintritt in die Badelandschaft Aureo Aquatic Center enthalten. Ganz in der Nähe ist ein "Centre Commerciale" mit Discountern, einem Bäcker und einem Laden, der Wein, Cidre, Calvados und andere Produkte der Region verkauft. Nach der Regenfahrt und dem feuchtkalten Wetter steht uns der Sinn heute nicht nach Kaffee und Kuchen, die eigentlich um diese Zeit dran wären. Eine Suppe ist bei dem Wetter das Richtige, sind wir ungeteilter Meinung. Später besorge ich Brot, Käse und den ersten Cidre. Dann unternehme ich einen ersten kurzen Bummel in die Stadt und zur Kathedrale. In der Innenstadt, die heute am Samstagnachmittag sehr belebt ist, herrscht Maskenpflicht. Security überprüft das Tragen der Masken. In der Kathedrale ist Gottesdienst und sie kann nicht besichtigt werden. Aber das haben wir ja auch erst morgen vor. So schlendere ich langsam wieder zurück zum Campingplatz und lasse mich dabei vom Charme der alten Häuser gefangen nehmen. Am Wohnmobil genieße ich den gekühlten Cidre und wir machen uns mit großem Appetit über den Käse und das Baguette mit der gekauften Salzbutter her. Einfach lecker. Rundherum zufrieden sind wir mit unseren Abstecher ins Landesinnere und freuen uns auf morgen, wenn wir die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten so richtig kennen lernen und entdecken werden.
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  • Day 8

    Bayeux

    August 30, 2020 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Ein Bummel durch Bayeux und ein Spaziergang entlang der l' Audre.

    Für heute ist der letzte Tag des schlechten Wetters angesagt. Regen bis 11 Uhr und danach bewölkt. So drehen wir uns nach einem Blick aus dem Fenster noch einmal im Bett um. Schließlich ist ja Sonntag. Gegen 12.00 Uhr sind wir dann soweit, um mit unserem Stadtbummel zu starten . Vorsichtshalber wird der Schirm eingepackt. Die Stadt ist nicht annähernd so voll wie gestern. Die meisten Restaurants haben geöffnet. Dieses Mal ist auch die Kathedrale geöffnet, und wir können das imposante Bauwerk aus dem 11. Jahrhundert mit seinen filigranen Türmen und der Krypta auch von innen besichtigen. Es ist schon sehr beeindruckend, wie in früheren Zeiten solche Bauwerke entstehen konnten ohne die Hilfe von Baumaschinen und Kränen. Dafür mag aber so mancher Arbeiter beim Bau sein Leben gelassen haben.
    Von den Bleiglasfenstern sind sogar noch einige aus dem Mittelalter erhalten. Das liegt vielleicht auch daran, dass Bayeux im 2.Weltkrieg schon früh von den Allierten befreit und Bayeux vom Bombardement verschont blieb. Wir steigen eine Treppe hinunter und kommen in eine Art Gewölbe, dessen Wände reichlich mit Zeichnungen verziert sind. Diese unterirdische  Krypta soll der letzte Rest einer vorromanischen Kathedrale sein, der Ursprung des heutigen Doms. Die Kathedrale hat in den letzten Jahrhunderten viel erlebt und mitgemacht, von einem Wiederaufbau nach einem Großbrand bis hin zu umfangreichen Sanierungen nach Rissen in Pfeilern und Fundament. Es wurde stets an ihr gearbeitet und repariert. Auch zurzeit ist die Südseite wieder eingerüstet, was nach Renovierungsmaßnahmen aussieht.
    Wir laufen über die Grabplatten verstorbener Herzöge und anderer lokaler Größen vergangener Zeiten, denen das sicherlich nicht so ganz recht gewesen wäre. Zum Schluss lassen wir uns von den Eindrücken überwältigt, auf einen der Stühle für den Gottesdienst fallen, um dann in Ruhe dieses gesamte Kunstwerk auf uns einwirken zu lassen. Nach soviel klerikaler Geschichte, lassen wir uns durch die Gassen der Stadt treiben, interessiert, wie heute Geschichte geschrieben wird. Dazu schauen wir auch mal in Gänge, hinter Tore und in Hinterhöfe.
    Danach machen wir uns auf die Suche nach dem Museum, das den berühmten Teppich von Bayeux ausstellt. Der Teppich von Bayeux, auch Bildteppich der Königin Mathilda genannt, ist eine im 11. Jahrhundert entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 Zentimeter hohen und 70m langen Stoffstreifen. Genau wie die Kathedrale ein Muss für Bayeux- Besucher. Das Museum finden wir noch nicht, dafür aber die romantische Flußanlage der L' Audre mit der Mühle und so folgen wir dem Fußweg entlang des Flusses und gelangen so in die Stadtmitte. Dort finden wir das Bureau de Tourisme, das zwar geschlossen ist, aber trotzdem Stadtpläne und Stadtführer ausliegen hat. Beim Betrachten des Stadtplans werden wir von einer älteren Dame angesprochen, die uns ihre Hilfe anbietet , wenn wir etwas Bestimmtes suchen sollten. Das ist wirklich sehr nett, vor allem in Corona- Zeiten, auf Fremde zu zugehen. Endlich finden wir das Teppichmuseum. Aber ich weiß, wir sind Kulturbanausen, wir haben mehr Lust an der L' Audre spazieren zu gehen und die regenfreie Zeit draußen zu nutzen. Der Weg an der L'Audre führt uns in den Garten des Salome. Er trägt den Namen von Salomé Girard, einem jungen Bayeusaine. Opfer des Angriffs in Marrakesch am 28. April 2012. Hier sind wir ganz allein und genießen den Augenblick der Stille in der schönen Umgebung. Weiter geht es auf dem schönen Uferweg durch durch die alte Stadt. Plötzlich läuft mir, genau vor meinem Füßen, eine Rattte über den Weg und verschwindet im Wasser, wo noch mehrere ein Sonntagsbad zu nehmen scheinen. Iiiio! Schnell weiter und weg von dieser Rattenburg .
    Der Weg führt an dem kostenlosen Wohnmobilstellplatz vorbei und endet genau an unserem Campingplatz.
    Pünktlich zum Kaffee sind wir wieder am Wohnmobil. Heute haben wir Hunger auf Eintopf. So geht es dem noch von Daheim mitgenommenen Kartoffeln, Gemüse, dem Speck und der Krakauer an den Kragen. Alles landet kleingeschnippelt im Kochtopf und ergibt zusammen mit dem Baquette ein leckeres Abendessen, bei dem der Rest des Cidre natürlich nicht fehlen darf.
    Am Abend unternehme ich noch eine kleine Walkingrunde am Fluss entlang. Wobei ich ängstlich nach Ratten Ausschau halte. Aber die schwimmen dieses Mal im Wasser.
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  • Day 9

    Auf den Spuren des D- Days

    August 31, 2020 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Eine Rollertour entlang der Landungsstrände und auf den Spuren der Vergangenheit.
    Nach den vergangenen Tagen mit eher mehr Grauanteilen, beginnt der Morgen viel versprechend mit etwas Sonne. Gut gelaunt laufe ich zum Bäcker, um ein knuspriges Baquette fürs Frühstück zu besorgen. Aber schon nach dem Frühstück nehmen die Wolken wieder überhand. Wir rüsten uns für eine Halbtagestour mit den Roller entlang der Küste und den Orten und Sehenswürdigkeiten im Zusammenhang mit dem D- Day, der Landung der Allierten 1944 an der normannischen Küste. Auf dem Weg nach Arromanches-les-bains, der über eine wenig befahrene Landstraße führt, fängt es wirklich an zu "stippeln". Ne, nicht das! Regen ist für heute doch nicht angesagt und den können wir so gar nicht brauchen. Der Regen hört auf, die Wolken bleiben, als wir in Arromanches ans Meer fahren. Hier können wir gut noch die Überreste der Schwimmkörper im Wasser sehen, die den von den Allierten angelegten künstlichen Hafen" Port Mulberry". bildeten. Ein bedrückender Anblick, der sich wenige Augenblicke später im Ort beim Anblick der ehemaligen Kriegsmaschinerie fortsetzt. In einem Museum kann man sich über die Einzelheiten des D-Days informieren. Aber so wissbegierig sind wir über dieses Kapitel der jüngsten Geschichte nicht. Irgendwie macht mir das immer ein schlechtes Gewissen, obwohl diese Geschichte lange vor unserer Generation geschrieben wurde.
    Wir bummeln noch ein wenig durch den Ort. Es ist wenig Betrieb. Die Hauptsaison scheint vorbei. Das Essensangebot allerdings ist verlockend. Nur viel zu früh. Wir fahren weiter nach Longues-sur-mer. Hier vor der Steilküste sind viele Bunker vergraben, die besichtigt werden können. Wir folgen dem Rundweg und klettern auch mal in und auf diese Steinkolosse einer längst vergangenen Epoche, die immer noch viele Besucher anlocken. Der Blick aufs Meer ist fantastisch. Das haben sich auch einige Wohnmobilisten gedacht, die hier an den Klippen kostenlos auf einem kleinen Parkplatz stehen. Den Platz solle man sich merken. Wir fahren weiter auf der D 514 durch den kleinen Ort Commes nach Port- en- Bessin- Huppain und finden dort das Hinweisschild zum Omaha-Beach und zur Gedenkstätte der gefallenen amerikanischen Soldaten. Auf dem Weg nach Saint -Laurent-sur-Mer besorgen wir uns für den Abend Cidre und Apfelsaft bei einem Bauern. In Saint-Laurent -sur Mer finden wir die Gedenkstätte Dieses ausgesprochen gepflegte Areal ist das Ziel vieler Besucher. Das zeigen schon die Mengen an Parkmöglichkeiten. Wir spazieren durch den Park in Richtung Soldatenfriedhof. Unter uns können wir den Omaha-Beach liegen sehen, wo am 6. Juni 1944 die amerikanische Marinelandung namens Bloody Omaha stattfand.
    Mitten in diese andächtige Stille meldet sich plötzlich lautstark Radio Herford mit flotter Musik über Michaels Handy. Na so was! Wieso und warum weiß keiner von uns. Etwas irritiert drückt Michael schnell den"Ausknopf". Die Gedenkstätte teilt sich auf in das Memorial Museum, den Soldatenfriedhof und das Les Braves Omaha Beach Memorial, das sich im Zentrum des Omaha Beach befindet. Es setzt sich aus drei Elementen zusammen: „The Wings of Hope“ (Flügel der Hoffnung), „Rise, Freedom!“ (Erhebe dich, Freiheit!) und „The Wings of Fraternity“ (Flügel der Brüderlichkeit). Das Denkmal sollte man dem Herrn Trump zur Erinnerung mal vors Haus stellen. Beim Anblick der vielen hundert Kreuze, die in Reih und Glied stehen und jedes für ein verlorenes Leben steht, wird mir ganz beklommen zumute. Die gleiche Anzahl an Gedenksteinen findet man auf dem britischen Soldatenfriedhof in Bayeux und für die gefallenen deutschen Soldaten in La Cambe. Egal für welche Nationalität die Kreuze stehen, jedes Kreuz ist ein Kreuz, ein verlorenes Leben zuviel. Heute sollen sie die Erinnerung bewahren an die jungen Soldaten, die 1944 starben, damit die jüngere Generation in Freiheit und Demokratie aufwachsen und leben konnte . Sehr beeindruckt verlassen wir die Gedenkstätte und fahren nach Vierville- sur -Mer. Auf dem Weg fallen uns die vielen Fahnen auf. Auch vor Privathäusern flattern die französische, die britische und die amerikanische Flagge noch immer nebeneinander. Welch Patriotismus.... noch heute. Ich hingegen vermisse die europäische Flagge. Haben wir uns nicht auf dem Weg zu einem vereinten Europa aufgemacht? Hier scheint das noch nicht angekommen zu sein.
    Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und ein strahlend blauer Himmel leuchtet mit dem Blau des Meeres um die Wette. Nach soviel trauriger Geschichte tun Strand, Meer und Sonne gut. Nach einem kleinen Spaziergang kehren wir bei einem kleinen Imbiss am Strand ein und verteidigen unser Essen und Trinken vor den gierigen Wespen, die trotz ordentlicher Meeresbrise hier herumfliegen. Danach fahren wir auf einer wunderschönen Route, auf der uns außer einem Trecker kein Fahrzeug begegnet, zurück. Es geht durch winzige verschlafene Orte, zwischen sattgrünen Wiesen und abgeernteten Feldern hindurch und manchmal wissen wir nicht, ob das noch Straße ist, auf der wir fahren, oder die Einfahrt zu einem Anwesen. Einfach wunderschön bei dem endlich mal sonnigem Wetter.
    Am späten Nachmittag kommen wir auf dem Campingplatz an. Nach dem Kaffee überlege ich, ob ich mir nicht doch noch den Teppich der Mathilde anschauen sollte. Aber das Museum schließt um 18.00 Uhr. Mit einer Stunde Zeit inklusiv Weg dorthin, ist das nicht mehr machbar. Dafür setze ich mich in die Sonne, um Reisetagebuch zu schreiben, bis ein Wohnmobil direkt neben uns und verkehrt herum auf den Stellplatz fährt, so dass der Ausstieg sich auf unserer Grünfläche befindet, während die ihre auf der Rückseite brach liegt. So hantieren sie mit Tisch und Rädern genau vor uns herum. Ärgerlich. Aber sie sind samt Hund bald mit den Rädern verschwunden und kommen erst beim Dunkelwerden zurück. Mit solchen rücksichtslosen oder manchmal auch einfach unerfahrenen Wohnmobilfahrern, was die Camping Nettikette betrifft, hat man es in letzter Zeit immer häufiger zu tun. Wir lassen uns den schönen Tag nicht verderben und planen am Abend das Ziel für den nächsten Tag.

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