Satellite
Show on map
  • Day 9

    Auf den Spuren des D- Days

    August 31, 2020 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Eine Rollertour entlang der Landungsstrände und auf den Spuren der Vergangenheit.
    Nach den vergangenen Tagen mit eher mehr Grauanteilen, beginnt der Morgen viel versprechend mit etwas Sonne. Gut gelaunt laufe ich zum Bäcker, um ein knuspriges Baquette fürs Frühstück zu besorgen. Aber schon nach dem Frühstück nehmen die Wolken wieder überhand. Wir rüsten uns für eine Halbtagestour mit den Roller entlang der Küste und den Orten und Sehenswürdigkeiten im Zusammenhang mit dem D- Day, der Landung der Allierten 1944 an der normannischen Küste. Auf dem Weg nach Arromanches-les-bains, der über eine wenig befahrene Landstraße führt, fängt es wirklich an zu "stippeln". Ne, nicht das! Regen ist für heute doch nicht angesagt und den können wir so gar nicht brauchen. Der Regen hört auf, die Wolken bleiben, als wir in Arromanches ans Meer fahren. Hier können wir gut noch die Überreste der Schwimmkörper im Wasser sehen, die den von den Allierten angelegten künstlichen Hafen" Port Mulberry". bildeten. Ein bedrückender Anblick, der sich wenige Augenblicke später im Ort beim Anblick der ehemaligen Kriegsmaschinerie fortsetzt. In einem Museum kann man sich über die Einzelheiten des D-Days informieren. Aber so wissbegierig sind wir über dieses Kapitel der jüngsten Geschichte nicht. Irgendwie macht mir das immer ein schlechtes Gewissen, obwohl diese Geschichte lange vor unserer Generation geschrieben wurde.
    Wir bummeln noch ein wenig durch den Ort. Es ist wenig Betrieb. Die Hauptsaison scheint vorbei. Das Essensangebot allerdings ist verlockend. Nur viel zu früh. Wir fahren weiter nach Longues-sur-mer. Hier vor der Steilküste sind viele Bunker vergraben, die besichtigt werden können. Wir folgen dem Rundweg und klettern auch mal in und auf diese Steinkolosse einer längst vergangenen Epoche, die immer noch viele Besucher anlocken. Der Blick aufs Meer ist fantastisch. Das haben sich auch einige Wohnmobilisten gedacht, die hier an den Klippen kostenlos auf einem kleinen Parkplatz stehen. Den Platz solle man sich merken. Wir fahren weiter auf der D 514 durch den kleinen Ort Commes nach Port- en- Bessin- Huppain und finden dort das Hinweisschild zum Omaha-Beach und zur Gedenkstätte der gefallenen amerikanischen Soldaten. Auf dem Weg nach Saint -Laurent-sur-Mer besorgen wir uns für den Abend Cidre und Apfelsaft bei einem Bauern. In Saint-Laurent -sur Mer finden wir die Gedenkstätte Dieses ausgesprochen gepflegte Areal ist das Ziel vieler Besucher. Das zeigen schon die Mengen an Parkmöglichkeiten. Wir spazieren durch den Park in Richtung Soldatenfriedhof. Unter uns können wir den Omaha-Beach liegen sehen, wo am 6. Juni 1944 die amerikanische Marinelandung namens Bloody Omaha stattfand.
    Mitten in diese andächtige Stille meldet sich plötzlich lautstark Radio Herford mit flotter Musik über Michaels Handy. Na so was! Wieso und warum weiß keiner von uns. Etwas irritiert drückt Michael schnell den"Ausknopf". Die Gedenkstätte teilt sich auf in das Memorial Museum, den Soldatenfriedhof und das Les Braves Omaha Beach Memorial, das sich im Zentrum des Omaha Beach befindet. Es setzt sich aus drei Elementen zusammen: „The Wings of Hope“ (Flügel der Hoffnung), „Rise, Freedom!“ (Erhebe dich, Freiheit!) und „The Wings of Fraternity“ (Flügel der Brüderlichkeit). Das Denkmal sollte man dem Herrn Trump zur Erinnerung mal vors Haus stellen. Beim Anblick der vielen hundert Kreuze, die in Reih und Glied stehen und jedes für ein verlorenes Leben steht, wird mir ganz beklommen zumute. Die gleiche Anzahl an Gedenksteinen findet man auf dem britischen Soldatenfriedhof in Bayeux und für die gefallenen deutschen Soldaten in La Cambe. Egal für welche Nationalität die Kreuze stehen, jedes Kreuz ist ein Kreuz, ein verlorenes Leben zuviel. Heute sollen sie die Erinnerung bewahren an die jungen Soldaten, die 1944 starben, damit die jüngere Generation in Freiheit und Demokratie aufwachsen und leben konnte . Sehr beeindruckt verlassen wir die Gedenkstätte und fahren nach Vierville- sur -Mer. Auf dem Weg fallen uns die vielen Fahnen auf. Auch vor Privathäusern flattern die französische, die britische und die amerikanische Flagge noch immer nebeneinander. Welch Patriotismus.... noch heute. Ich hingegen vermisse die europäische Flagge. Haben wir uns nicht auf dem Weg zu einem vereinten Europa aufgemacht? Hier scheint das noch nicht angekommen zu sein.
    Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und ein strahlend blauer Himmel leuchtet mit dem Blau des Meeres um die Wette. Nach soviel trauriger Geschichte tun Strand, Meer und Sonne gut. Nach einem kleinen Spaziergang kehren wir bei einem kleinen Imbiss am Strand ein und verteidigen unser Essen und Trinken vor den gierigen Wespen, die trotz ordentlicher Meeresbrise hier herumfliegen. Danach fahren wir auf einer wunderschönen Route, auf der uns außer einem Trecker kein Fahrzeug begegnet, zurück. Es geht durch winzige verschlafene Orte, zwischen sattgrünen Wiesen und abgeernteten Feldern hindurch und manchmal wissen wir nicht, ob das noch Straße ist, auf der wir fahren, oder die Einfahrt zu einem Anwesen. Einfach wunderschön bei dem endlich mal sonnigem Wetter.
    Am späten Nachmittag kommen wir auf dem Campingplatz an. Nach dem Kaffee überlege ich, ob ich mir nicht doch noch den Teppich der Mathilde anschauen sollte. Aber das Museum schließt um 18.00 Uhr. Mit einer Stunde Zeit inklusiv Weg dorthin, ist das nicht mehr machbar. Dafür setze ich mich in die Sonne, um Reisetagebuch zu schreiben, bis ein Wohnmobil direkt neben uns und verkehrt herum auf den Stellplatz fährt, so dass der Ausstieg sich auf unserer Grünfläche befindet, während die ihre auf der Rückseite brach liegt. So hantieren sie mit Tisch und Rädern genau vor uns herum. Ärgerlich. Aber sie sind samt Hund bald mit den Rädern verschwunden und kommen erst beim Dunkelwerden zurück. Mit solchen rücksichtslosen oder manchmal auch einfach unerfahrenen Wohnmobilfahrern, was die Camping Nettikette betrifft, hat man es in letzter Zeit immer häufiger zu tun. Wir lassen uns den schönen Tag nicht verderben und planen am Abend das Ziel für den nächsten Tag.

    .
    Read more