• Paimpol

    10 septembre 2020, France ⋅ ⛅ 20 °C

    Gut, dass wir gestern alles zusammen gepackt haben. Heute Morgen regnet es. Wir sind relativ schnell abreisefertig. Nach dem ruhigen und etwas einsamen Stellplatz hier am Meer, haben wir uns einen Campingplatz in der Stadt ausgesucht. Heute geht es in die Hafenstadt Paimpol und dort in den Camping Municipal Cruckin . Von dort aus können wir auch die Ile de Brehar , die Blumeninsel besuchen. Der Fähranleger ist keine 10 Min. vom Campingplatz entfernt, wenn wir den Roller nehmen. Mit dem Fahrrad fährt man eine halbe Stunde. Aber noch sind wir nicht da.
    An der Schranke funktioniert die Karte zum Hinausfahren nicht, und ich muss sie bei der Rezeption neu aktivieren lassen. Inzwischen stehen schon 2 Fahrzeuge hinter uns, die auch hinaus wollen. Aber das sollte an diesem Morgen noch lange nicht das größte Problem sein. Michael holt, so weit es geht, aus und nimmt die enge Kurve, damit Wohnmobil und Hänger auf die enge Straße kommen. Dann fährt er den steilen Berg hoch. Das heißt, er will den steilen Berg hochfahren. Ungefähr auf der Hälfte der Steigung drehen die Räder durch. Nichts geht mehr . Warnblinker an und den hinter uns stehenden Fahrzeugen signalisieren, dass sie irgendwie versuchen sollen, an uns vorbeizufahren. Dann versucht Michael probiert den Berg wieder hinunter zu rollen und dabei etwas Platz für die Fahrzeuge hinter uns zu schaffen. Und gerät zu weit an die Böschung zum Meer. Die Straße ist zu schmal, um den Hänger mit dem Wohnmobil von der Böschung wegzulenken. Gerade ziehen geht wegen der Steigung nicht. So rutscht der Hänger langsam über die Böschung, bis Michael das Womo anhalten kann. Der Hänger steht so schräg, dass er jeden Moment droht umzukippen. Die einzige Möglichkeit, ihn von der Böschung zu bekommen ist, ihn abzukoppeln. Das geht aber wegen des starken Gefälles nicht, denn wenn der Hänger ins Rollen kommt, können wir ihn zu zweit niemals halten. Inzwischen sind hilfsbereite Franzosen herbeigeeilt und wir überlegen, was zu tun ist . Michael legt erst einmal Bremskeile so gut es geht hinter den Hänger. Er geht nur die Flucht nach vorn. So startet er einen letzten Versuch, um auf der rutschigen Straße ein kleines Stück nach oben zu fahren und den Hänger von der Böschung fort zu ziehen. Er hat nur einen Versuch. Rutscht das Gespann weiter nach hinten, kippt der Hänger um. Ich mag gar nicht hinsehen.
    Michael gibt Gas und kommt wirklich auf der Straße ein Stück vorwärts nach oben. Das reicht, damit der Hänger wieder gerade steht. Dann geht es langsam Stück für Stück den Berg hinunter.
    Den Berg kommen wir definitiv nicht hoch. Wir müssen die kleine Strandstraße nehmen, die führt auch nach oben in den Ort, zwar sehr eng, aber dafür nicht so steil. Dafür muss das Wohnmobil samt Hänger auf der Straße um 180 Grad gedreht werden. Mit Unterstürzung zum Halten des Hängers koppeln wir ab, drehen das Mobil, hängen den Hänger wieder dran, und dann können wir endlich die Straße räumen. Als erstes will gleich ein dicker LKW an uns vorbei. Bloß erst mal weg von hier. Die nächste Viertelstunde sagt keiner von uns beiden ein Wort. Das gerade Erlebte sitzt noch in den Knochen. Irgendwie ist das heute nicht unser Tag, denn kaum sind wir unterwegs, wird die Straße von Straßenrandbearbeitungsfahrzeugen blockiert. Himmel, was für ein Wort, gemeint sind Trecker, die den Straßenrand und die Böschung mähen. Gleich zwei arbeiten hintereinander. Und von vorn kommt Gegenverkehr ohne Ende. Zeit und Geduld sind gefragt. Dabei wollten wir vor 12.00 Uhr in Paimpol sein, um nicht wieder vor der Schranke warten zu müssen. Erst die Aktion mit der Bergfahrt und jetzt das. Aber irgendwann geht es weiter. Wir fahren ganz gemütlich, als plötzlich ein Höllenlärm hinter uns im Wohnmobil, uns zusammenzucken lässt. Was war das? Die Besteckschublade war wohl nicht richtig zu und ist in der Kurve herausgesprungen. Gott sei Dank nicht komplett. Ich schiebe sie hinein. Ruhe ist wieder da. Jeder hängt so seinen Gedanken nach und unabhängig von einander machen wir uns Gedanken, wie die "Rote Paula" und die Räder die Schieflage überstanden haben. Wir werden es bei der Ankunft feststellen. Aber jetzt werden wir durch einen Stau vor St. Brieuc ausgebremst. Das gibt mir Zeit, eine der ältesten Städte der Bretagne von oben zu betrachten. Gut kann ich den Hafen sehen und die Gouët, die an dieser Stelle in das Meer fließt. Diesen Ort sollten wir beim nächsten Mal in den Reiseplan mit einbeziehen.
    Es ist 10 Minuten vor 12.00 Uhr, als wir die Einfahrt des Camping Municipal in Paimpol erreichen. Wir können uns die Plätze anschauen. Es gibt parzellierte Stellflächen, zwei große Wohnmobilstellplätze ohne Einteilung auf einer Wiese, und einen Stellplatz , der in Boxen eingeteilt ist, auf Asphalt. Wir entscheiden uns schnell für den ersten Platz der uns gefällt. Lange Suchen ist nicht mehr, der Mann an der Rezeption will Mittag machen.
    Aber der ausgesuchte Platz mit den Hecken ist groß und gemütlich. Nachdem alles steht, kommen wir so langsam zur Ruhe. Bei einer Runde über den Platz stellen wir fest, dass auch Plätze mit Meerblick frei sind. Egal. Wir stehen, haben genug Platz und Sonne den ganzen Tag.
    Am Nachmittag fahre ich mit dem Rad am Meer entlang in Richtung Hafen. Ein hübsches kleines Hafenstädtchen erwartet mich. Aber was für ein Trubel. Überall machen Schilder auf die Maskenpflicht aufmerksam. Ich stelle mein Rad im Hafen ab. Der alte Hafen hat sich in eine hübsche Marina mit belebten Restaurants verwandelt und lädt zum Bummeln ein. Außerdem bildet er einen guten Ausgangspunkt für mich für einen Erkundungsgang durch die Altstadt mit ihren Reedhäusern. Paimpol ist die Hochburg des Fischfangs und der Austernzucht an der Côtes-d'Armor und ist auch bekannt durch eine bestimmte Austernart, die es nur hier gibt, "die Paimpolaise". Im Jachthafen liegen viele große und kleine Boote. Wie wollen die bloß aus dem Hafenbecken kommen? Der Verkehr schiebt sich hupend und stockend entlang des Hafens. Menschen bummeln und suchen einen Platz in der Sonne. Ich durchstreife die Gassen der Altstadt. Wunderschöne Häuser, kleine Läden, Bars und Restaurants und sehr viele Kunstgalerien. In einem der Cafes am Hafen kehre ich auf einen Kaffee ein. Bevor ich zurück zum Rad gehe, besorge ich noch ein Baquette und dann fahre ich zurück zum Wohnmobil. Am Abend, nach dem Abendessen, machen wir noch einen Strandspaziergang in Richtung der "Abtei Beauporte" und dann sind wir reif für unser Wohnmobilbett.
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