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  • Day 1

    Zwischenstopp in Bernau

    May 1, 2021 in Germany ⋅ 🌧 13 °C

    Der Wecker klingelt um Viertel nach fünf. Eine für uns in den letzten Monaten eher ungewöhnliche Zeit. Einmal noch umdrehen. Aber um halb sechs hilft alles nichts: aufstehen, waschen, etwas überziehen, einen Kaffee- to-go im Auto auf dem Weg zum Testzentrum. Der frühe Morgen hat seinen besonderen Reiz. Ein leicht rosa gefärbter Horizont kündigt den baldigen Sonnenaufgang an. Gefühlt sind wir die Einzigen, die an diesem Feiertagsmorgen unterwegs sind. Nein, doch nicht, denn am Testzentrum auf dem Mehrzweckplatz steht bereits ein Fahrzeug. Sogar die Einweiser stehen schon auf ihren Positionen und warten in der kalten Morgenluft auf die Testwilligen des Tages. Wir sind angemeldet, können die Spur zwei nehmen, wie uns der freundliche Einweiser sagt und werden bei der Registrierung sogar mit Namen begrüßt. Der frühe Vogel....
    Nach der Registrierung geht es gleich weiter zum unangenehmen Teil. Auch hier nette Begrüßung, und bevor wir uns verguckt haben, sind wir getestet und fahren schon wieder vom Platz. Es ist 6 Uhr und 5 Minuten. Ob wohl so früh an einem Feiertag bereits ein Bäcker geöffnet hat? Frische Brötchen für unterwegs wären nicht schlecht. Immerhin sind heute über 700 km zu fahren. Eine Entfernung, die wir sonst nie an einem Stück fahren. Unsere Etappen betragen 300 bis maximal 500 km. Das sind entspannt zu fahrende Distanzen, auf denen wir immer wieder neue Orte und Landstriche kennenlernen. "Der Weg ist das Ziel", hatte ich sicher schon mehrfach erwähnt. Aber auch dieses Lebensmotto hat Corona geschafft, durcheinander zu bringen, denn wir haben nur 48 Stunden Zeit, mit dem Test in Kroatien einzureisen. Aber noch sind wir ja nicht unterwegs, sondern stellen erfreut fest, dass Bäcker Karlchen geöffnet hat und somit für unseren Reiseproviant sorgt. Wie sollte es auch anders sein, sind wir die einzigen Kunden. Eine riesige rote Kugel ist an östlichen Himmel zu sehen. Die Sonne ist aufgegangen. Ein toller Anblick. Insgesamt bin ich viel zu wenig früh morgens unterwegs, denke ich Langschläfer.
    Zuhause angekommen, wird erst einmal gefrühstückt und nebenbei immer auf das Handy geschaut, ob das Testergebnis da ist. Nebenbei machen wir uns und das Haus reisefertig, schmieren Brötchen, räumen den Inhalt des Kühlschrank ins Wohnmobil um und erledigen noch den einen oder anderen Handschlag. Um 7. 15 Uhr ist das Ergebnis endlich da, kann ausgedruckt werden und erweitert die staatliche Sammlung der mitzuführenden Dokumente. Um 7.45 Uhr sind wir dann mal weg.
    Wir fahren auf die A2. Es ist wenig los. Rechts und links vom Fahrbahnrand grünt und blüht es. Die Natur ist bereit für den Frühling, das Wetter noch nicht. Dicke Wolken verdecken den Himmel und dann fängt es an zu regnen. Der Regen begleitet uns auch auf der A33 bis Paderborn und wird dann von dichtem Nebel abgelöst, der sich erst kurz vor Kassel und auf der A7 auflöst. Auf der A7 begegnet uns auch mal das eine oder andere Wohnmobil. Trotz des Feiertages sind einige LKWs unterwegs, aber es hält sich in Grenzen. Die meisten stehen auf den Park- und Rastplätzen. Hatte ich geschrieben, es begegnen uns das eine oder andere Wohnmobil? Kurze Korrektur, es sind sehr, sehr viele Wohnmobile, Kasten, Vans und Campingbusse Richtung Norden unterwegs. Richtung Süden kann ich nicht beurteilen, da sind wir wahrscheinlich mitten drin. Kurz vor dem Kreuz Schweinfurt machen wir eine kleine Pause. Auch der Fahrer muss mal. Die Beifahrerin kann das, verbotener Weise, während der Fahrt erledigen. Aber seit ich vor vielen Jahren einmal auf meinem Thrönchen sitzend von einer Vollbremsung erwischt wurde, und die gerade beginnenden Pfingstferien mit einem Schleudertrauma, das ich mit Rheumacreme zu lindern versuchte, überstehen musste, vermeide ich es möglichst.
    Leider ist der Rastplatz vor dem Kreuz Nürnberg voll und auch auf den folgenden Parkplätze stehen die LKWs bis auf die Autobahn. Nach dem Kreuz Nürnberg, das eine riesige Baustelle ist, können wir eine kurze Pause machen. Wir fahren von der A3 auf die A9. Rechts und links tauchen wenig später die großen Gerüste der Hopfenfelder auf. Wir fahren durch die Holledau. Es wird Zeit für eine Pause. Die Brötchen warten bereits geschmiert im Kühlschrank. Es geht weiter auf der A9 Richtung München. Nun meldet das Womo Appetit auf frischen Diesel. Nach dem Tanken führt die Autobahn durch das schöne Altmühltal. Trotz Autobahn, die hier oberhalb des Tales am Berg entlang läuft, hat man einen wunderschönen Blick auf die von blühenden Bäumen und sattgrünen Wiesen begrenzte Altmühl. Leider nimmt das bewölkt und zwischenzeitlich auch regnerische Wetter der frühlingshaften Landschaft etwas von ihrem Charme. Kurz vor München wechseln wir auf die A99, die um München herumführt. Hier gibt es Raststätten, in denen man die Gobox erhält oder aufladen kann. Wir versuchen gleich bei der Ersten unser Glück. Nicht so einfach angesichts der überall parkenden LKWs, zum Stehen zu kommen. Wir finden eine Lücke. " Geh' du mal. Hier sind alle Unterlagen und der Fahrzeugschein", sagt Michael. "Falls ich im Weg stehe und wegfahren muss". Oh...Ok! Ich finde in der Raststätte gleich die Kasse, die auch für die Gobox zuständig ist. Alles frei. Kein Anstehen. Dem Kassierer halte ich unsere alte Gobox hin und sage: "Einmal neu machen. Hab keine Ahnung, aber davon ganz viel." Der Kassierer lacht und sagt: "Na, dann sind wir ja schon zu zweit. Ich nämlich auch nicht.". Dann legt er die Box auf ein Gerät. Es piept zwei Mal. " Das war es schon. Super online vorbereit," sagt der Mann, "auf der Box sind jetzt die Daten ihres neuen Fahrzeugs gespeichert. Gute Fahrt!"
    Michael wartet vor dem Womo. Er ist sichtlich nervös, als er mich keine fünf Minuten später zurückkommen sieht. "Na, was fehlt?," fragt er mit besorgtem Blick auf die Klarsichthülle mit den ganzen Papieren. Gut, dass ich noch die Maske auf habe, so kann er nicht sehen, dass ich grinse und ihn noch einen Moment schmoren lasse. Er kann es dann kaum glauben, dass das jetzt nach den vielen Telefonaten mit verschiedenen Auskünften so schnell und unproblematisch geklappt haben soll und freut sich über das Lob des Kassierers. Mit der Mautbox an der Windschutzscheibe und damit einem Reiseproblem weniger, geht es beschwingt auf die letzten knapp 100 km des Tages. Hinter München wechseln wir auf die A 8 . Unter einer dichten Wolkendecke ziehen die sattgrünen Hügel des Alpenvorlands an uns vorbei. Kurz vor Bernau haben wir einen fantastischen Blick auf den unter uns liegenden Chiemsee, der heute mal das Himmelsgrau übernommen hat. In Bernau fahren wir ab. Da auch die 3 Stellplätze von Bernau unter das Beherbergungsverbot fallen und geschlossen sind, nehmen wir den Tipp von Hans Werner an, am dortigen Autohof über Nacht zu stehen. Die Parkplätze am Autohof sind aber wegen des Feiertages alle mit LKWs belegt, die, das haben wir immer wieder auf der Fahrt bemerkt, nicht fahren dürfen und nicht wissen, wo sie bleiben sollen. Ein kleines Stück weiter ist ein Outlet-Center. Die Parkplätze sind frei und wir finden eine große Parkbucht für unser Wohnmobil vis-a-vis zum Drive-in in des Burger King. Für das Abendessen und für Unterhaltung ist damit bestens gesorgt. Nach so viel Sitzen ist Bewegung dringend notwendig, zumindest für mich. Es ist 17.00 Uhr und ich mache mich bei knapp 8 Grad auf den Weg. Gleich neben unserem Womo sind in einer Ladenstraße viele kleine Shops renommierter Marken, wie "Chiemsee" ( wenn nicht hier, wo dann ;-) , Lindt, usw. untergebracht. Heute alles zu und verwaist. Vom Parkplatz des Autohofes weht der Geruch von leckerem Grillfleisch zu mir herüber. Die Trucker haben sich zusammengesetzt und verbringen die Freizeit fern von zuhause gemeinsam. Von weitem sehe ich eine Kirchturmspitze. Ein kurzes Stück auf der Landstraße, und schon bin ich mitten im Ort mit seinen bayerischen Häusern, der hübschen gelben Kirche und dem weiß- blauen Schlösschen, das ein Hotel beherbergt. Der Ort wirkt sehr leer, fast ein wenig ausgestorben. Lockdown eben. Aber wenigstens der Maibaum steht. Mich interessiert der öffentliche Stellplatz an den Tennishallen, der laut Netz geöffnet sein soll. Aber der Platz ist abgesperrt. Keine Ahnung, wie das einzige Wohnmobil darauf dorthin gekommen ist. Gehört wahrscheinlich dem Besitzer. Die Verbotsschilder für Wohnmobile, die in den kleinen Straßen rund um den Stellplatz aufgestellt sind, sprechen eine eigene Sprache. Durch eine Wohnsiedlung, in der gefühlt vor jedem dritten Haus ein Van, Campingbus oder zum Campingwagen umgebauten Lieferwagen steht- die fallen mir wahrscheinlich gerade auf, weil ich davon heute unzählige auf der Autobahn gesehen habe- wandere ich durch den kleinen Kurpark, am Schlösschen vorbei zurück zum Wohnmobil. Mit einem kleinen Schlenker vorbei am Bestellautomaten des Burger King, dem ich nach einigen verzweifelten Versuchen die Bestellung unseres Abendessens abringe. Wir sind nicht mehr allein. Ein LKW hat sich hinter uns gestellt. Der polnische Trucker grüßt nett und ist froh, ein paar Worte wechseln zu können. Ein ziemlich ereignisreichen Tag geht zu Ende. Wir sind hundemüde. Morgen geht es weiter.
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