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  • Day 2

    Auf nach Kroatien/Rabac

    May 2, 2021 in Austria ⋅ 🌧 7 °C

    Michael schreckt aus dem Schlaf hoch. " Haben wir verschlafen? Wir hätten doch besser einen Wecker stellen sollen." Ein Blick auf die Uhr und er ist beruhigt. Es ist 6.30 Uhr. Draussen prasselt der Regen aufs Womodach. Wir sind noch gut in der Zeit. Nach einem kurzen Frühstück, Kaffee und Tee kochen und ein paar Brötchen schmieren für die Fahrt, sind wir gegen 8.00 Uhr auf der A8 Richtung Salzburg. So regengrau wie der Chiemsee uns gestern empfangen hat, so grau in grau, verlassen wir ihn und den Chiemgau. Von der Autobahn können wir noch einen letzten Blick auf den Chiemsee und seine Inseln werfen. Ich bin ein wenig traurig, weil diese schöne Landschaft mit ihren sattgrünen, samtig schimmernden Hügeln und den noch schneebedeckten Bergen in der Ferne im Regengrau versinkt. Wie nähern uns der österreichischen Grenze in der Nähe von Salzburg. Unsere Ausweise zeigen wir durch das geöffnete Fenster. Aber der österreichische Grenzbeamte, dem das Regenwasser von seiner Unfiform tropft, winkt uns nur freundlich durch und meint: " Auf dem Weg in den Urlaub in Kroatien? Dann gute Fahrt und schönen Urlaub". " Das der erste freundliche Österreicher, der mir begegnet ist," meint Michael beim Weiterfahren. Ich muss ein wenig lachen, denn so ganz vielen Österreichern ist er in seinem Leben noch nicht begegnet. Dieses Land, wie auch Oberbayern, haben bzw. sind noch weiße Flecke auf unserer Reiselandkarte. Hinter der Grenze fahren wir weiter auf der A 10, der sogenannten Tauernautobahn, die durch die Hohen Tauern führt, das ist eine Hochgebirgsregion der Zentralalpen in Österreich. Sie führt in ihrem Verlauf bis auf stattliche 1300m hinauf. Meine Ohren knacken und wie im Flugzeug muss ich schlucken, damit der Druck ausgeglichen wird. "Wird man in dieser Höhe wohl schon höhenkrank?, " frage ich meinen konzentriert aus der Windschutzscheibe in den Regen starrenden Fahrer. Der meint nur: "Deiner Frage nach zu urteilen, müsstest du die bereits haben." Dabei liege ich gar nicht ganz so verkehrt, wie ich später recherchiere. Es fehlen nur noch gut 700 m. Wo die Autobahn nicht um die Berge herumführt, da führt sie mitten durch. Ein Tunnel reiht sich an den nächsten und auch der 6,546 km lange Tauerntunnel lässt nicht lange auf sich warten. Als wir vor Jahren einmal in den Sommerferien durch diesen Tunnel gefahren sind, reihte sich Stoßstange an Stoßstange. Heute, am Sonntagmorgen, gehört er uns fast allein. Aber trotzdem bleibt das unangenehme Gefühl des eingeschlossen Seins, das mich in langen Tunneln befällt und ich zähle jeden der gefahren Kilometer ab. An der Tunnelwand stehen, wie ein Countdown für ängstliche Gemüter, in großen Zahlen die Kilometer bis zum Ende des Tunnels angeschrieben. Hatte ich geschrieben, dass es regnet? Es regnet die ganze Fahrt durch Österreich hindurch, die Wolken hängen so tief zwischen den Bäumen, als hätte eine Riesenspinne dort ihre Netze aufgehängt. Da diese Regenoptik nicht allzuviel hergibt, beschäftige ich mich mit dem Handy und schreibe an meinem Reisetagebuch weiter, was aber dem Fahrer missfällt. Er möchte gern unterhalten werden. Doch als ich ihn unverfänglich frage, wie man denn ganz da oben auf die Almhütten Wasser hin bekäme, weil Wasser ja nicht bergauf fließt, meint er nur, ich solle doch lieber weiter auf meinem Handy tippen. Aber das verhindert dann der Karawankentunnel. Der Karawankentunnel ist ein Grenztunnel zwischen den Republiken Österreich und Slowenien an der A 11 der Karawanken Autobahn - hat eine Gesamtlänge von 7,9 Kilometern. Davon entfallen 4.402 Meter auf das österreichische Staatsgebiet, und 3.546 Meter liegen auf slowenischem Seite. Noch so ein langer Tunnel zum Kilometer abzählen. Auch im diesem Tunnel ist kaum Verkehr. Hinter ihm liegt die slowenischen Grenzstation. Kein Mensch, geschweige denn ein Zöllner, lässt sich bei unserer Ausreise sehen. Die sind alle mit den Gesundheitskontrollen der Einreisenden beschäftigt. Etwas verunsichert tasten wir uns schrittweise durch die Grenzanlage, immer damit rechnend, dass gleich jemand hinter uns her pfeift (schießen werden die wohl nicht gleich?). Aber nein, niemand möchte uns kontrollieren. So fahren wir nun auf der slowenischen Autobahn, was sich abrupt an der Beschaffenheit des Straßenbelages bemerkbar macht, weiter. Nach gut zwei Kilometer kommt eine Raststätte. Hier müssen wir unsere "Darsgo-Box" zur Erfassung der slowenischen Maut abholen. Und da ich meinen Können zur Beschaffung von Mautboxen ja schon bei der Gobox unter Beweis gestellt habe, begebe ich mich ein zweites Mal mit Papieren ausgestattet in eine Raststätte. Hatte ich schon erzählt, dass es regnet? Vom Parkplatz des Wohnmobils bis zur Raststätte bin ich pudelnass trotz Regenjacke. Aber auch hier klappt der, dieses Mal Neuerwerb der Box bespielt mit unseren Fahrzeugdaten, problemlos. Ich muss nur das Schreiben mit der Bearbeitungsnummer und die Fahrzeugpapiere vorlegen. Auf der Box sind bereits 100 Euro, die Michael von Zuhause aus angewiesen hat. Vom Guthaben wird die Fahrt durch den Karawankentunnel und noch eines Tunnels abgebucht, und 10 Euro für das Gerät muss ich bezahlen. Nachdenklich nehme ich die Quittungen und die Box mit zum Womo. Wird der Karawankentunnel nicht von Österreich nach Slowenien von der österreichischenGobox eingezogen, wofür die Slowenier die Tunnelgebühren bei der Fahrt von Slowenien nach Österreich kassieren? Egal. Ich bin froh, auch das zweite Problem unserer Reise ad acta legen zu können. Wir montieren die Box, und weiter geht es durch den Regen mit Gepiepse. Dieses Mal piept es für die slowenischen Kassen. Allerdings scheint das Geld nicht beim Autobahnbau anzukommen, denn die Fahrdecke ist voller Spurrillen und Schlaglöchern. Wir machen eine Pause. Es regnet nicht mehr, die Temperaturen sind ordentlich gestiegen und Slowenien präsentiert sich uns im satten Maigrün. Wir passieren Kranj und Ljubijana und müssen in Postonja von der Autobahn abfahren. Große Plakate weisen schon auf der Autobahn auf die berühmten Höhlen von Pistonja hin. Coronamäßig sind die allerdings zurzeit geschlossen. Der Fahrer wundert sich wenig später bei einer Pause über die Angaben seiner Navis. Für die 113 km von Postonja bis zum Ziel in Rabac haben sie fast 3 Stunden veranschlagt. Da kann doch was nicht stimmen. Aber die Navis scheinen die Strecke zu kennen. Wir fahren zwar auf einer Europastraße, aber diese Landstraße ist, bis zur Kroatischen Grenze nicht nur kurvenreich und schma, sondern streckenweise auch in keinem guten Zustand....aber sie führt durch eine wildromantische Landschaft. An der Grenze zu Kroatien werden wir intensiv kontrolliert und müssen alle Dokumente vorlegen. Es ist alles ok, und so können wir unsere Reise auf der kroatischen Seite fortsetzen. Auf einer gut ausgebauten Autobahn bis Opatja, natürlich ist die mautpflichtig. Aber die insgesamt 10 Euro für die gute Autobahn und den Tunnel, bezahlen wir nach 2 Stunden Sightseeing auf einer, der romantischen Landschaft angepassten Straße doch gern. Auf dem Stück Autobahn von Opatja nach Labin haben wir immer wieder einen tollen Blick auf das Meer, das uns kurz vor Opatja plötzlich blau entgegen leuchtet. Wir haben es geschafft. Wir sind an der Adria. Die Temperaturen sind T-Shirt tauglich geworden, doch den Fahrer interessieren nicht so sehr die Temperaturen noch die Schönheit der Landschaft, sondern viel mehr das Ende der Kurverei. Hauptsache keine Kurven mehr und nicht mehr steil hinunter. In Labin sind wir nur noch 6 km von Rabac entfernt, allerdings noch über 300 m hoch. Da spätestens weiß auch Michael, dass er wohl zum Schluss noch einmal ein paar Kilometer Serpentinen fahren muss. Am Ende der Serpentinen, gleich rechts liegt das Autocamp Olivia. Es wirkt fast ausgestorben. Als wir vor die Rezeption fahren, kommt die Angestellte schon heraus und begrüßt uns. Sie spricht deutsch und die Formalitäten sind schnell erledigt. Inzwischen sind auch Heidi und Hans- Werner aufgetaucht und fahren mir ihren Rädern vor uns her, zu unserem Platz direkt am Meer. Wir sind begeistert. Sonne, blaues Meer und weißer Kiesstrand. Diese Aussicht haben wir die nächste Woche rund um die Uhr. Der Campingplatz ist fast leer. Vielleicht 10 deutsche Wohnmobile stehen hier zurzeit. Wir sind angekommen und schon sitzen wir bei einem Begrüßungsgetränk zusammen am Mittelmeer. Davon haben wir doch schon so lange geträumt.Read more