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  • Day 5

    Eine Einladung mit Ausblick

    May 5, 2021 in Croatia ⋅ ⛅ 17 °C

    Heute Morgen habe ich meinen inneren Schweinehund endlich überwunden und bin um 7.00 Uhr aufgestanden, um eine Runde am Meer zu Walken. Aber noch vor Beginn, beim Aussteigen aus dem Womo wollte der Schweinehund das verhindern und lässt mich auf der Stufe des Ausstiegs ausrutschen, sodass mein unbeschuhter Fuß mehr als unsanft auf den Zehen aufkommen und umknickt. Aua, das tut weh!" Nicht angucken, nicht drüber nachdenken, in die Schuhe und los laufen. Als der Schmerz etwas nachlässt, genieße ich die morgendliche Stille, die nur vom Rauschen des Meeres unterbrochen wird. Am Hafen ist allerdings schon Betrieb. In den Café Bars sitzen Männer beim Espresso und unterhalten sich. Wieso sitzen hier eigentlich nur Männer? Ich kann nicht eine einzige Frau entdecken. Ist doch echt ungerecht. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich mich als Quotenfrau dazusetzen soll. Aber mich reizt doch mehr das Laufen. Also setze ich meine Walkingrunde auf der Promenade fort und beobachte dabei die Aktivitäten an den Hotels. Es wird gefegt, geputzt und aufgebaut. Es gibt Hotels nur für Familien und Hotels nur für Erwachsene. Jeden Urlaubswunsch versucht man zu berücksichtigen. Alles ist neu und sehr gepflegt. Sogar auf den Felsen, die schroff aus dem Meer herausragen, hat man Betonplattformen errichtet, auf denen nun Liegen und Schirme aufgebaut werden. Überhaupt kann man überall über Treppen hinunter auf die Felsen zu Sonnen- und Badeplattformen gelangen. Toll finde ich auch den barrierefreien Zugang ins Meer über Rampen. Gibt es auch nicht überall. Ich versuche mir vorzustellen, wie es hier in einem normalen Sommer aussieht. Lieber nicht. Das "jetzt und hier", gefällt mir ungleich besser, auch wenn nur eine Handvoll Lokale geöffnet haben. Auf den Rückweg steht mitten im Hafen ein Lieferwagen, um den sich eine Handvoll Männer mit Plastiktüte schaaren. Das interessiert mich und ich trete näher. Im Auto liegt frisch gefangener Fisch in Styroporkisten, der aus den Kisten direkt in die Tüten wandert.
    Mein Fuß puckert inzwischen ganz heftig. Und ich muss mir am Wohnmobil wohl oder übel die Bescherung ansehen. Ein Zeh ist total blau. Ich denke, das mit dem Laufen werde ich in den nächsten Tagen wohl etwas einschränken müssen. Aber erst einmal frühstücken. Hatte ich schon geschrieben, dass das Weißbrot total lecker ist? Nicht unbedingt figurfreundlich, aber wie das so ist, alles was schmeckt, geht auf die Hüfte. Es sei denn, man konzentriert sich darauf, größer zu werden. Nach dem Frühstück oder war das schon mehr ein Brunch?, fahren wir mit dem Rad einkaufen. Wir brauchen eigentlich nichts, aber das Inspizierenund Ausprobieren unbekannter Nahrungsmittel gehört mit zu unseren Lieblingsbeschäftigungen im Urlaub. Und Bewegung ist ja auch nicht verkehrt. Um eine Gurke und zwei Tomaten reicher, kehren wie zurück. Das Meer wartet. Jedoch mit 14 Grad belassen wir das lieber bei einem Fußbad, von dem auch der blaue Zeh profitiert.
    Um 14.30 Uhr sind wir zum Kaffee bei Heinz und Steffi eingeladen. Angesichts des starken Windes und der zu erwartenden Steigungen -der wunderbare Ausblick auf die ganze Bucht wird nicht bereits auf der ersten Terrassenebene zu sehen sein-gehen wir zu Fuß. Google Maps errechnet dafür 37 Minuten, die wir nicht unterbieten, denn die Straßen steigen ordentlich an und bereits auf der zweiten Ebene sind die Jacken, die wir gegen den kalten Wind angezogen haben, schon lästiges Gepäck. Aber die Aussicht wird mit jedem Höhenmeter imposanter. Statt der Straße hätten wir auch Treppen gehen können, die die Ebenen verbinden und zum Teil durch private Gärten führen, aber das wäre noch anstrengender geworden. Die Treppen nehmen wir dann auf dem Rückweg. Am Ende der Straße der obersten Ebene winkt Heinz schon. Als begeisterter Biker präsentiert er Hans-Werner und Michael sein Motorrad und kurze Teit später dröhnt der Sound der Maschine über den Platz. Dann führt er uns in das gemeinsame Domizil. Ein kleines Appartement, aber bereits beim Hereinkommen können wir den fantastischen Blick über die Bucht durch die Terrassentür sehen. Sie haben nicht zu viel versprochen. Stolz zeigen uns die Beiden ihre Terrasse und den angelegten Garten, der eingerahmt ist von wilden Kakteen, die gerade blühen, Rosmariensträucher und Agaven. Dazu der Blick nach unten, ein Traum. Neugierig kommen die drei Katzen heraus, um uns zu begutachten. Es sind wilde Katzen, die Steffi und Heinz bei sich aufgenommen haben. Bei Kaffee und Kuchen, den Steffi für uns gebacken hat, gibt es allerhand zu erzählen, wir bekommen viele Informationen und der Nachmittag vergeht wie im Flug. Es ist bereits nach fünf, als uns Steffi den Zugang zur den Treppen zeigt und uns noch bis zur nächsten Ebene ein Stück hinunter begleitet. Im Hafen unten angekommen, beschließen wir Essen zu gehen. Das Restaurant "Lino", das man uns empfohlen hat, hat geschlossen. Aber die Terrasse des "Vale Vista" hat geöffnet. Wir sind die einzigen Gäste, die hier windgeschützt hinter einer Klarsichtfolie essen möchten. Der Inhaber spricht deutsch und erzählt uns von der schlechten Lage in der Gastronomie und wie man auf die Touristen warten. Er meint:" Für euch ist das gut, für uns nicht." Er gibt sich viel Mühe und erzählt, dass sie in einem kleinen Dorf in der Nähe auch noch ein Restaurant haben. Nicht so touristisch wie hier, und dann gibt er uns die Adresse.
    Wir haben gut gegessen und mit den Resten im Gepäck geht es zurück zum Wohnmobil und ins Warme. Wir haben noch keinen Sommer, und wenn die Sonne untergegangen ist, wird es ganz schön frisch.
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