• 1. Etappe: Mendig/Eifel

    28 sierpnia 2021, Niemcy ⋅ 🌧 13 °C

    Es ist 9.30 Uhr, als Michael den Hänger ans Wohnmobil hängt. Damit er überhaupt von unserem Stellplatz im Vorgarten auf die kleine Anwohnerstraße fahren kann, hat er gestern Abend das Stück Straße hinter unserem Grundstück abgesperrt. Ein parkendes Auto an dieser Stelle verhindert das Ausparken ebenso wie das Einparken. Das haben wir bei der Rückkehr nach unserer letzten Fahrt bemerkt. Wir mussten erst den Fahrer des parkenden Autos ausfindig machen, bevor wir auf den Hof fahren konnten. In diesem Fall wussten wir aber, wo wir suchen mussten.
    Klaus, unser Nachbar, der mit seinem Hund Gassi gehen will, schaut interessiert beim Ankoppeln zu. Er zieht selbst einen Wohnwagen und kennt sich aus. Beinahe hätten wir die Stange des Movers auf der Deichsel liegen gelassen. Ein Gespräch lenkt doch etwas ab. Kurz wird noch kontrolliert, ob die Leuchten alle funktionieren. Alles ok. Im Haus ist alles für eine mehrwöchige Abwesenheit vorbereitet. " Eh, lass das Licht an," rufe ich entrüstet, als ich kurz vor der Abfahrt noch schnell die häusliche Toilette aufsuche. Michael hat bereits bestimmte Sicherungen ausgeschaltet, u.a. von Geräten, bei denen es zu einem Kurzschluss kommen könnte. "Die Sicherung der Tiefkühltruhe doch wohl nicht" , erkundige ich mich wenig später, als wir schon auf der neuen Knickstraße Richtung Autobahnauffahrt Exter sind. Statt einer Antwort erhalte ich zunächst nur einen vernichtenden Seitenblick, mit der Message: " Frauen und Technik", dem dann eine ausführliche Erklärung über das Wo, Wie und Warum der stromlos gemachten Bereiche unseres Hauses folgt ( Männer und Technik) .
    Von der Knickstraße blicken wir auf eine wolkenverhangene und regnerisch Landschaft herab. Es ist frisch, so um 11 Grad, und der Tag gibt schon mal einen Vorgeschmack auf den kommenden Herbst. Beim Anblick der Wolken, die wie graue Fetzen in den Spitzen der Bäume hängen, überlege ich ernsthaft, ob ich vielleicht doch Winterpullover hätte eingepackt sollen. "Aber wir fahren nicht hunderte von Kilometer weit in den Süden, um dann Winterpullover anziehen zu müssen. Wir wollen den Sommer verlängern und dazu braucht man keine Wintersachen" , beruhigte ich mich. Der Verkehr auf der A2 und A1 ist moderat. Es sind trotz Ferienende noch recht viele Wohnmobile unterwegs. Die Babyboomer- Generation macht mobil. Die sind alle nicht mehr auf die Ferien angewiesen und nun auf der Suche nach der großen Freiheit, die sie in der Jugend nicht gefunden haben. Nach den Protesten gegen das Establishment war man Jahrzehnte damit beschäftigt, sich zu etablieren, etwas aufzubauen und materielle Werte zu schaffen, dass jetzt im Alter noch einmal das Gefühl von Freiheit her muss. Egal wie, und koste es, was es wolle. Ich weiß, ich klinge gerade etwas böse und sollte mich vielleicht auch ein wenig an die eigene Nase fassen, aber mich macht diese Ellenbogen Gesellschaft, mit der sich manche einfach alle Freiheiten rücksichtslos nehmen, zunehmend aggressiv, denn diese Mentalität spiegelt sich auch vermehrt auf Stell- und Campingplätzen wider.... und es sind nicht nur die Babyboomer. Freiheit kann man sich nur soweit nehmen, soweit sie die Freiheit eines anderen nicht einschränkt, und das betrifft nicht nur andere Menschen, sondern auch die Natur. Punkt um.
    Inzwischen sind wir unter leichtem Nieselregen kurz vor Wuppertal angekommen und finden gleich auf dem ersten Parkplatz eine Möglichkeit zu halten. Nicht alle LKW Plätze sind besetzt. Als wir wieder starten wollen, spielt Navi Mathilde verrückt und behauptet, wir führen in die falsche Richtung. Daraufhin schaltet das Zenec Navi auf den Radiomodus und spielt in voller Lautstärke Aviciis " Wake Me up". Manchmal glaube ich, sie haben doch etwas Menschliches.
    Kurz vor dem Wechsel auf die A3 reißt die Wolkendecke etwas auf und ein Streifen blauer Himmel wird sichtbar. Das lässt die Umgebung selbst hier auf der Autobahn aus ihrer Tristesse erwachen. Hin und wieder blinzelte verschlafen die Sonne durch das Wolkengebirge.
    Michael möchte Gummibärchen als Ersatz für die fehlenden Zigaretten, denen er seit seiner Erkrankung nun schon fast ein Vierteljahr abgeschworen hat. Leider kann ich nur mit Salzstangen, Kaugummi oder Lakritz dienen. Das sind die ungesunden Dinge, die ich vor einer Fahrt einbunkere. Aber das ist alles nicht nach seim Geschmack. Beim nächsten Tanken besorgen wir welche, verspreche ich. Komisch, an die Zigaretten hat er früher doch auch selbst gedacht. Vor dem Kreuz Leverkusen steht der Verkehr. Der Stop and Go setzt sich auch auf der A3, auf dem Kölner Ring, fort. Himmel ist das ein Gewusel und dabei fehlen heute noch die LKWs. Als wir gerade meinen, auf der A59 wieder freie Fahrt zu haben, steht der Verkehr wegen einspuriger Verkehrsführung bereits wieder. Und auch auf der A 565 stauen wir uns munter weiter voran.
    Geplant haben wir für heute Abend einen Besuch in der Vulkan Brauerei in Mendig. Da gibt es leckeres Essen und gutes Bier. Einen Tisch muss man möglichst vorher reservieren, das weiß ich noch vom letzten Besuch. Als ich das im Stau online machen will, sehe ich, dass bereits alle Tische reserviert sind. Der nächste freie Tisch ist erst morgen um 19. 00 Uhr zu haben. Wie blöd. Ich hätte meinem Impuls folgend, das gestern schon machen sollen. Nun können wir höchstens hoffen, spontan etwas im Biergarten zu bekommen.
    Dafür läuft aber der Verkehr endlich wieder. Wir überqueren den Rhein. Kurz darauf sorgt eine Baustelle erneut für einen Stau. Auf der A61 überqueren wir wenig später das Ahrtal. Die Abfahrt nach Neuenahr /Ahrweiler weckt Erinnerungen an das verherende Unwetter von vor einigen Wochen. Wie als Hinweis auf die Katastrophe stürzt eine Regenflut vom Himmel, die kaum noch die Fahrbahn erkennen lässt. Wir verlassen die Autobahn bei der Ausfahrt 34 und fahren auf der B 262 bis Mendig. Durch die engen Straßen des Ortes erreichen wir bei strömenden Regen den Stellplatz und sind überrascht, dass doch schon so viel los ist. Eine größere Lücke zwischen zwei Wohnmobilen auf dem zweigeteilten Platz wird angesteuert, und dann warten wir erst einmal den Regen ab, bevor wir den Hänger abkoppeln und neben das Wohnmobil stellen.
    Als der Regen nachlässt, unternehme ich einen Spaziergang. Eine gelb behelmte Menschengruppe vor einem Haus aus schwarzem Basalt macht mich neugierig und ich frage einfach mal nach. Die Führung in den tiefsten Bierkeller der Welt beginnt in wenigen Minuten. Leider kann ich nicht mehr mit, denn die Teilnahme an den Führungen muss reserviert werden. Das in der Nähe liegende Freiluftmuseum kenne ich schon vom letzten Besuch des Stellplatzes und es ist einfach schön, durch die Ausstellung mit den alten Geräten zu laufen. Doch dann öffnet der Himmel wieder seine Schleuse und ich flüchte in eine alte Remise, wo ich kurze Zeit später Gesellschaft von drei fidelen Damen auf "Mädchentour" bekomme. Wir kommen ins Gespräch und ich bekomme das Angebot den Rückweg unter einem der Schirme anzutreten. Gern hänge ich mich in den angebotenen Arm ein und komme so trocken zum Wohnmobil zurück.
    Am Abend gehen wir in das Brauhaus zum Essen. Ich habe telefoniert und doch noch einen Tisch bekommen. Geht nicht, gibt's nicht. Das Brauhaus ist sehr gut besucht und wir werden nach unserem Impfzertifikat gefragt und müssen mit der Luca App einchecken. Das Essen ist reichlich und gut, das selbstgebraute Bier lecker. Neben uns wird eine Busladung Senioren platziert. Die sind von dem Tagesausflug wahrscheinlich total geschafft. Es hat kaum jemand Lust zu reden, so dass um uns herum eine angenehme Lautstärke herrscht. Trotzdem sind wir froh, als wir mit dem Essen fertig sind und das volle Gasthaus verlassen können. Nach einem ordentlichen Spaziergang durch den Ort kehren wir zum Wohnmobil zurück. Der Stellplatz ist mehr als voll und es kommen immer noch mehr, überwiegend Kastenwägen und Bullis, die einen Platz für die Nacht suchen. Wir machen es uns im Wohnmobil gemütlich, was soll man bei dem Schietwetter auch sonst machen und beenden den
    ersten Reisetag.
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