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  • Day 9

    Joue-les-Tours/ Ballan Mire

    September 5, 2021 in France ⋅ ⛅ 29 °C

    Es liegt etwas in der Luft. Damit meine ich nicht die zarte Decke des Frühnebels über der Loire, die sich in der Morgensonne langsam auflöst. Nein, ich meine damit unsere gespannte Erwartung auf das, was der Tag uns bringen wird. Nach vier Tagen wird es langsam Zeit, dass wir weiterfahren. Aber wir standen hier wunderbar, idyllisch an der Loire, konnten von Beaugency aus so viel unternehmen, dass es uns fast ein wenig schwer fällt, weiter zu ziehen. Gestern Abend haben wir überlegt, welchen Ort wir ansteuern könnten, um Tours, Villandry und Chenonceau gut zu erreichen und bei der Hitze, Wasser nicht nur anzugucken, sondern auch darin baden zu können. Um es vorweg zu nehmen, erstens kommt es ganz anders als man zweitens denkt.
    Aber soweit sind wir noch lange nicht.
    Heute heißt es nämlich "leer" und "voll". Wir müssen Abwasser entsorgen und Frischwasser bunkern. Eigentlich machen wir das täglich, korrigiere, macht Michael das täglich, wenn er die Toilette leert , nimmt er auch gleich das Grauwasser mit und bringt dafür zwei, drei Kannen Frischwasser mit. Haben wir uns im Laufe der Jahre so angewöhnt, um nicht im morgendlichen Entsorgungsstau bei der Abreise stehen zu müssen. Aber hier ist es irgendwie verblieben. Also noch vor der Abfahrt, ohne Anhänger, zur Entsorgungen. Ein etwas ungeduldiger Zeitgenosse meint, wenn er den Motor laufen lässt, liefe unser Abwasser schneller. Dauert halt alles seine Zeit. Noch ein kurzer Plausch mit unseren neuen Nachbarn, die uns für unsere Bedürfnisse den Stell- bzw. Camping in Alzay de Riedeau empfehlen und damit unsere bisherige Planung ins Wanken bringen, schon bevor wir starten.
    "Voll" bedeutet heute auch Diesel tanken. Eine geeignete Tankstelle steuern wir gleich in "Travers" an der D 21 52 an. Als ich vom Bezahlen zurück zum Wohnmobil komme, stehen Michael Schweißperlen auf der Stirn. Aber nicht vom Dieselpreis, der ist gut 10 Cent über dem deutschen Dieselpreis liegt, auch nicht von der Sonne, die bereits um 10.30Uhr unbarmherzig heiß vom Himmel brennt, nein, es ist die Dichtung des Tankverschlusses, die, weil kaputt gegangen, ihn zum Schwitzen bringt.
    Das fängt ja super an. Um nicht die gesamte Tankstelle lahm zu legen, fahren wir auf den Parkplatz der benachbarten Waschanlage, und reparieren die Dichtung so gut es geht.
    Mit "voll" ist auch das Ergänzen der verbrauchten Lebensmittel und Getränke gemeint. Dazu bieten sich die auch am Sonntag in Frankreich geöffneten Supermärkte an, deren Parkplätze, weil eben Sonntag, nicht so voller PKWs stehen wie sonst und die Parkplatzsuche für uns vereinfachen.
    Also auf zum französischen Supermarkt- Einkaufsabenteuer. Das Vergnügen dauert aber meinerseits nicht sehr lange, denn schon nach kurzer Zeit ist nicht nur der gekaufte Joghurt gut gekühlt, sondern Dank der Klimanlage ich gleich mit. Frau sollte auch nicht im Hochsommer-Outfit im Supermarkt einkaufen gehen.
    Zurück am Wohnmobil überlegen wir, wo wir denn am heutigen Tag unser rollenden Zuhause abstellen wollen? Beim Routen des Camping/ Stellplatzes Azay le Rideau stellen wir fest, dass das angrenzende Freibad bereits geschlossen hat. Also Baden höchstens in der Indre. Durch Zufall entdecken wir den ACSI Campingplatz La Mignadiére vor den Toren Tours. Der hat einen Swimmingpool, liegt zwischen den Flüssen "Cher" und "Loire" in der Nähe des "Lac des Bretonnières" und nur 7 km von der Altstadt von Tours entfernt und die von uns präferierten Schlösser sind auch gut zu erreichen. Den nehmen wir. Alle Navis sind unisono gegen die Weiterfahrt auf der D 952, die direkt durch Blois und Tours führt, und so nehmen wir die Autobahn und werden elegant drumherum geführt.
    Leider sind wir durch den verkürzten Einkaufsbummel zu früh am Camping, der erst um 14.00 Uhr wieder seine Schranke öffnet. Die Zufahrtsstraße ist zu eng zum Parken, der vor der Einfahrt gelegene Parkplatz voller PKWs von Besuchern des Sees. Es gibt nur eine Richtung auf den Platz bis vor die Schranke. Doch der Hänger blockiert nicht nur die Ausfahrt des Parkplatzes, sondern wir blockieren komplett, die erwarteten Fahrzeuge der Teilnehmer des niederländischen Camping Clubs NKC, der hier heute ein Treffen anberaumt hat. Das niederländische Empfangskomitee öffnet uns daher netterweise die Schranke, damit die nachfolgenden Niederländer auf die für sie reservierten Plätze fahren können. Und wir sitzen in der Falle. Hinter uns die geschlossene Schranke, vor uns lauter Orange farbige Pylonen, die die reservierten Plätze kennzeichnen und das sind sehr viele. Wir finden trotzdem einen großen Platz auf den scheinbar niemand will, weil er genau gegenüber der Poolanlage liegt. Wir wollten zwar einen Platz zum Baden, aber fast drin, muss eigentlich auch nicht sein. Trotzdem nehmen wir ihn, den bei den niederländischen Wohnmobilfahrern fortgeschrittenen Alters wird wohl niemand mit Geschrei und Gejohle eine Arschbombe ins Wasser machen. Wir sollen recht behalten. Es bleibt ruhig. Wir dagegen haben nur ein paar Schritte bis ins Wasser. Hach!Das war schon wieder aufregend. Nachdem wir es uns auf unserem Platz gemütlich gemacht haben, tauchen wir erst einmal ab in das erfrischende Nass. Das tut gut bei 31 Grad.
    Später mache ich eine Walkingtour um den Lac des Bretonniére. Der schön angelegte See liegt in einem großen Park und bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Heute, am Sonntag und bei dem Wetter ist er zwar gut besucht, aber nicht überlaufen. Alle finden hier Möglichkeiten, den schönen Tag zu genießen. Da ist ein älterer Herr, der seine Staffelei am Ufer aufgestellt hat und die vorbei gleitenden Segelboote malt. Ein anderer lässt seine selbstgebauten historischen Modellboote fahren, Familien sitzen im Schatten der Bäumen beim Picknick. Eine ältere Frau auf einer Bank wünscht mir beim vorbeilaufen" Belle Marche", eine andere lächelt mich an, und ich lächelte zurück. Stumme Gesten der Freundlichkeit. Die Tour rund um den See hat trotz der Hitze gut getan und ich habe ja jetzt zum Abkühlen Wasser satt vor der Womotür.
    Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang über den Platz. Wenn ich es nicht genau wüsste, würde ich sagen, wir sind in den Niederlanden. Alles gelbe Nummernschilder.
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