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- Day 34
- Sep 30, 2021
- ☀️ 13 °C
- Altitude: 127 m
FranceRuisseau du Beugnon47°2’48” N 2°24’12” E
Bourges/Tour Plan d'eau und Canal Berry

Also...Heute habe ich mich nicht in der Altstadt verirrt. Aber ich habe auch mein Rad und den" Little white Train" zum Sightseeing benutzt.
Aber alles in chronologischer Reihenfolge.
Das Wetter heute morgen ist vom Feinsten, obwohl es in der Nacht ganz schön kalt gewesen ist. Sogar die Heizung hat eingesetzt.
Beim Frühstück erklärt Michael, dass er heute mal einen Entspannungstag am Wohnmobil machen möchte. Er hätte noch so das eine oder andere zu schrauben, möchte mal wieder an seinen Laptop.......Außerdem würde er schon von Burgen, Kirche, Schlösser und Höhlen träumen. Er braucht einen mentalen Reset-Tag.
Okay..... dann plane ich den Tag mal allein.
Unser Kühlschrank ist nicht nur defekt, sondern auch gähnend leer. Manchmal glaube ich, dass er deshalb zwischendurch immer mal blinkt, um uns darauf aufmerksam zu machen, dass es gar nichts mehr zu kühlen gibt.
Doch dem ist abzuhelfen, denn.... der Lidl ist nur gut 500 m von uns entfernt. Und zu einer Einkaufstour ist auch mein Mann bereit.
Wir mühen uns, die stark befahrene D 1244 zu überqueren, um dann auf der gut befahrenen Straße, die gegenüber des Campingplatzes beginnt, zum Lidl zu kommen, nur um dann am Lidl festzustellen, dass es einen tollen Radweg abseits jeglicher motorisierten Fahrzeuge gibt.
Der Lidl lohnt sich preislich mal wieder, und er hat auch viele regionale Produkte im Angebot.
Wir kaufen ein. Dem Kühlschrank wird es gefallen. Schließlich sind wir bereits auf dem Heimweg und wollen das eine oder andere mitnehmen.
Die Radtaschen sind gut gefüllt, als wir auf einem herrlichen Radweg und ohne feindlichen Autokontakt direkt am Fluß Auron zurück radeln.
In der Richtung des Lidls liegt auch der Plan d' Eau, ein Freizeitsee in einer Parkanlage, den man umradeln kann, das habe ich herausgefunden. So werden nur die Lebensmittel ausgepackt, und dann starte ich mit viel Elan und Neugier, aber ohne Mann zu einer Radtour.
Also, das muss ich ja sagen, die Radwege ....super. Bis zum See fahre ich auf dem tollen Radweg, den wir schon beim Einkaufen kennen gelernt haben. Dieser Weg führt dann auch in seinem Verlauf rund um den See. Am Anfang habe ich geglaubt, dass es sich kaum mit dem Rad lohnt zu fahren, dass ich das auch locker hätte Walken können, aber dann sehe ich, wie weit sich der See zieht.
Der Weg gehört mir und meinem Rad, nur hin und wieder gilt es einen Jogger zur Seite zu klingeln.
Die Saison ist vorbei, die Boote aus dem Wasser gezogen, der Strand verwaist. Das heißt nicht ganz. Eine Gruppe junger Leute stellt gerade Bierzeltgarnituren auf und lädt die Zutaten für ein Picknick aus. Die Franzosen lieben es, zu picknicken, und daher findet man an allen möglichen und unmöglichen Stellen in der Natur Picknickplätze, die sehr oft besetzt sind.
Ich genieße die Fahrt am See. Es ist wie eine Luftdusche. Die merklich kühle Luft erfrischt, während die warmen Sonnenstrahlen dafür sorgen, dass man nicht friert. Herrlich.
Zwischendurch halte ich an und mache an besonders schönen Stellen Fotos. So auch von dem Parkplatz direkt am See, auf dem bereits ein Wohnmobil steht. "Das ist doch mal ein schöner Platz," denke ich dabei und will mir mit dem Foto die Koordinaten merken. Da spricht mich der Jogger an, den ich vorher überholt habe, und fragt, warum ich diesen Platz fotografiere. Ich erkläre ihm, dass ich den Platz für einen schönen Stellplatz für Wohnmobile halte.
Grinst der wirklich ein wenig, oder bilde ich mir das nur ein als er mir antwortet: "Das ist zwar ein schöner Platz, aber nichts für Camping-Cars. Hier gibt es zu viele sexuell Verrückte. Es ist nichts zum ruhigen Übernachten!"
Dann kapiere ich endlich, was er meint, bedanke mich für die Info und suche unauffällig nach einem roten ❤ im geparkten Mobil. Jetzt hätte ich mir den Platz beinahe als verkehrsarmen Stellplatz gemerkt.
Ich fahre weiter und sehe plötzlich den Radweg entlang des "Canal de Berry" ausgeschildert und beschließe spontan dieser Route zu folgen. Die Radroute entlang des " Canal de Berry" beginnt in "Vierzon", endet in "Annoix" und ist 57 km lang. Die 57 km will ich nun nicht gerade fahren, aber bis zum nächsten Ort, warum nicht? Es geht durch eine friedliche Waldlandschaft. Nur das Zwitschern der Vögel ist zu hören. Mein Rad rollt wie von allein über den asphaltierten Weg. Aber den Kanal kann ich nirgendwo entdecken. Ich bin schon fast in Plaumpied-Gauverdiens, bis ich bemerke, dass ich schon die ganze Zeit neben ihm her fahre. Unter Kanal hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Nicht so ein kleines und total zugewachsenes Bächlein.
In Plaumpied-Gauverdiens, ein ausgestorben wirkendes Dorf, trete ich den Rückweg über die D 106 an, in der Hoffnung irgendwie wieder eine Zufahrt zum Radweg zu finden. Die finde ich nicht so schnell, obwohl ich den Weg fast sehen kann. Dafür gerate ich auf die N 142, auf der ich mit dem Rad nichts zu suchen habe. Ohje. Mein Rad gegen den Gegenverkehr schiebend, versuche ich wieder auf die D 106 zu kommen, auf der ich dann sicher zu meinem Radweg am See gelange und die Seeumrundung beenden kann.
Als ich am Wohnmobil zurück bin, habe ich mal locker 30 km zusammen gestrampelt.
Bourges Sightseeing 2.0 heißt es für mich nach dem Kaffee trinken. Auf dem entdeckten Radweg an der "Auron" fahre ich mit dem Rad in die Altstadt. Das geht doch etwas schneller als zu Fuß und es macht Spaß, durch die engen Gassen zu fahren, ohne auf die vielen Einbahnstraßen achten zu müssen, denn für Radfahrer sind sie alle frei. In der Oberstadt gilt es erst einmal mein Rad so zu parken, dass ich es auch wiederfinde. Die Kathedrale scheint mir ein geeigneter Ort zu sein, die auch heute wieder alles überragend und majestätisch in der Sonne steht.
Kaum habe ich mein Rad abgestellt, da kommt die kleine, weiße Touristenbahn auf den Platz vor der Kathedrale gefahren. Die nächste Fahrt geht in 8 Minuten los und es gibt sogar deutschsprachige Erklärungen. Da überlege ich nicht lange. Alles Wichtige zu sehen und erklärt zu bekommen, ohne sich zu verlaufen oder an interessanten Sehenswürdigkeiten vorbei zu rennen, das hat doch was. Nur auf meine 10 000 Schritte werde ich dann heute wohl nicht mehr kommen.
Mit mir steigt eine Gruppe junger Menschen mit einer Behinderung und ihrer Begleitern ein, die super gut drauf sind. Die Situation erinnert mich sehr an einen Klassenausflug mit dem "Emil", dem Touristenbähnchen in Bad Oeynhausen. Rollstühle werden eingeladen und Treppchen zum Einstieg bereitgestellt. Das kommt mir alles so bekannt vor.
Als die Zugführerin mich fragt, ob ich zu der Gruppe gehöre, hätte ich beinahe "ja" gesagt.
Ich bezahle die Fahrt und bekomme Kopfhörer, die ich im Wagen auf Deutsch einstellen kann. Und dann geht es schon los. Vieles habe ich mir gestern schon angeschaut. Heute bekomme ich die Erklärungen dazu. Aber ganz viele Sehenswürdigkeiten hätte ich allein gar nicht gefunden. Die Stadt ist voller Geschichte. Häuser, die hunderte von Jahren alt sind. Kunstvolle Holzschnitzereien an ihren Balken, aufwendige Verzierungen an den Steinhäusern. Ein anspruchsvolles Erbe, das es zu erhalten gilt. Jahreszahlen und Baumeister rauschen an mir vorbei. Keine Chance, kein Platz mehr auf meiner Festplatte. Ich freue mich mehr über die Schönheit der Dinge und staune, wie Menschen im Mittelalter und noch eher so bauen und planen konnten.Read more