• Vieville sur Marne.

    October 1, 2021 in France ⋅ ☁️ 17 °C

    Explorez la France
    Tag 35

    Vieville sur Marne

    Wir sind heute irgendwo im nirgendwo an der Marne. Auf alle Fälle, nicht da, wo wir eigentlich hin wollten. Und nicht so, wie wir es geplant haben.
    Aber so ist das nun mal beim Wohnmobil fahren.

    Vor 2 Tagen sind wir super auf den Campingplatz in Bourges gekommen, denn der befindet sich, gut erreichbar, in der Nähe der N 52. Der Platz ist ideal, um die Stadt zu besuchen. Nur allzu geräuschempfindlich sollte man nicht sein, denn der Platz liegt an einer befahrenen Straße. Aber nachts war es immer sehr ruhig. Und das ist ja die Hauptsache.

    Das Verlassen der Stadt stellt sich dagegen etwas komplizierter heraus. Es gibt noch einmal eine kleine gratis Stadtrundfahrt und das alles nur, weil wir nicht über Orléans, sondern über Gien fahren wollen.
    Wir sind froh, als wir die D 940 endlich erreichen. Aber auch auf der D 940 bleibt es anfänglich etwas spannend, wenn es durch kleine Orte, Baustellen oder an LKWs vorbeigeht.

    Bei Saint- Georges -sur - Moulon gibt es viele Apfelbäume, die unter Netzen rote und gelbe Früchte tragen. Die Äcker sind zum Teil schon frisch umgepflügt und die rotbraune Erde glänzt in der Herbstsonne.

    Ich überlege immer noch, warum uns Mathilde (Navi) einen so großen Umweg (80km) über Orléans zumuten will, während Google und das eingebaute Navi d’accord sind ?
    Die D940 bis Gien zieht sich schnurgerade, mal von guter, mal von weniger guter Beschaffenheit, durch die Landschaft .
    In Gien fahren wir über die Loire und können einen Blick auf den Ort, die Brücke und das Schloss werfen.
    Dann geht es auf die A77, die ohne Maut befahren werden kann. Erst ab der A19, die bereits in Richtung "Metz und Nancy" ausgeschildert ist, müssen wir ein Ticket ziehen.

    Die Kilometer auf der Autobahn sind ziemlich eintönig. Nur als wir durch die Champagne fahren, bringen die grünen Weinfelder etwas Abwechslung ins Landschaftsbild.

    Unser heutiges Ziel ist Chaumont an der Marne. Dort haben wir uns im Hafen einen Stellplatz ausgesucht, der auch über Strom für unseren Kühlschrank verfügt. Ich freue mich schon, denn Chaumont ist wieder eine mittelalterliche Stadt.

    Als wir uns Chaumont über die N 67 und D 101 nähern, begrüßt uns als erstes ein riesiges Viadukt. Das großartige Kunstwerk, das zwischen 1855 und 1856 entstanden ist, überspannt das Suize-Tal. Es hat eine Länge von 654 m, eine Höhe von 52 m und 50 Bögen, die auf drei Etagen sitzen. Jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit soll angeblich das Bauwerk durch dynamische Lichteffekte eindrucksvoll in Szene gesetzt werden.

    Wir haben aber im Moment wenig Augen für das Viadukt, weil wir mit drei unterschiedlichen Wegbeschreibungen der Navis zu kämpfen haben. Wir vertrauen Mathilde( Navi), das unser Wohnmobildaten hat, auch wenn die Anfahrt zum Stellplatz 8 km länger ist, weil sie uns nicht mitten durch, sondern aussen um Chaumont führen will.

    Aber Mathilde hat heute wohl absolut keinen guten Tag. Sie führt uns auf kleinsten Feld- und Waldwegen über einen Berg. Das Interessante daran ist, dass diese Strecke für Fahrzeuge bis 19 t ausgewiesen ist.
    Wie über diese Strecke ein LKW fahren soll, ist uns schleierhaft. Es ist die reinste Zitterpartie und entgegenkommen darf uns nicht mal ein Radfahrer. Die Gruppe Wanderer, die sich an einer kleinen Brücke an der Marne getroffen hat, schaut uns etwas fassungslos hinterher, als wir mit unserem Gespann in den "Berg" fahren. Michael flucht nicht mehr leise vor sich hin, sondern schimpft lautstark über das duselige Navi, dass uns genau auf die Strecke schickt, vor der es uns eigentlich bewahren soll.
    Endlich wird der Weg etwas breiter und wir zählen die Kilometer, bis wir wieder unten im Tal an der Marne sind. Doch was ist denn das? Das kann doch nicht wahr sein?
    Der Stellplatz ist vom 1. bis 4. Oktober gesperrt. Ein richtiger Schock nach dieser Höllenfahrt. Was tun?
    Erst mal das Fahrzeug drehen. Auch keine einfache Aufgabe, wenn alles abgesperrt ist.

    Wir routen einen neuen Stellplatz. Wieder an der Marne und wieder in einem Hafen, nur 20 Kilometer weiter nordöstlich. An der Marne gibt es viele Häfen und in den meisten ist ein Stellplatz. Wir müssen erst einmal aus dem Ort Chaumont herauskommen. Nach einigem Hin- und Her, wir verfahren uns können aber kurz vor der Altstadt aber an einem Kreisel wenden, erreichen wir wieder die N 67 und können etwas aufatmen.
    Die Zufahrt nach Vieville über die D167 ist soweit Ok und wir können, als wir die Marne überqueren, bereits ein Wohnmobil parken sehen. Um ein Haar wären wir in einen Feldweg gefahren, anstatt in die Zufahrt, die sich direkt daneben befindet.
    Davor bewahrt uns ein Paar, das uns mit seinen Hunden entgegen kommt und heftige Handzeichen macht.
    Es ist das Paar aus dem Münchner Wohnmobil, das kurz vor uns genau diesen Fehler gemacht hat und den ganzen Weg rückwärts zurücksetzen musste.
    Das hätte uns heute zum Abschluss noch gefehlt.
    Wir müssen dann trotzdem noch ein wenig rangieren, bis das Womo endlich am Kanal steht und wir auf die ankernden Boote schauen können. Strom ist, Gott sei Dank, auch auf der Leitung.
    Später unternehme ich seit langem mal wieder eine Walkingtour. Es geht durch das Dorf, das aus 10 Häusern, einer Kirche, der Post und der Mairie besteht. Es gibt nicht einmal einen Bäcker. Anschließend laufe ich noch entlang des Kanals, an dem auch ein gut ausgebauter Radweg entlang führt. Bei der Schleuse nach ca. 3 km kann ich die Seite wechseln und zum Wohnmobil zurückkehren. Heute gibt es weder ein beleuchtetes Viadukt noch Altstadfeeling, noch Fernsehen, dafür Ruhe, Natur pur, Blick auf den Kanal und eine Herde Kühe hinter dem Küchenfenster.
    Read more