• Manfredonia /Apulien

    10 april 2022, Italien ⋅ 🌬 12 °C

    In der Nacht muss es ganz furchtbar geregnet haben, sagt jedenfalls Michael. Ich habe von allem nichts mitbekommen. Wie immer.

    Der Morgen ist entsprechend grau und regnerisch. Kurz haben wir überlegt noch einen weiteren Tag zu bleiben, denn der Kontakt mit Bettina und Mark ist sehr nett.

    Aber Michael möchte gern auf die andere Küstenseite wechseln.
    Unser Ziel war ja eigentlich auch immer Apulien. Aber so ist das mit uns. Wenn wir eins nicht haben auf unseren Fahrten, dann ist es einen Plan.

    Gestern schon haben wir beschlossen bei Neapel einen Schnitt zu machen und uns den weiteren Küstenverlauf für eine nächste Fahrt aufzuheben.

    " Ich weiß ja nicht, ob ihr überhaupt wegkommt," meint
    Bettina, kurz bevor wir starten wollen, "die haben auf der Straße unter uns einen Markt aufgebaut ."

    Beunruhigt macht sich Michael auf den Weg, um die Lage zu sichten.
    Nach einer halben Stunde ist er zurück. Die Straße ist frei, der Markt ist weiter oben.

    Wir verabschieden uns und bedanken uns noch einmal für die spontane Hilfe. Dann geht es ganz vorsichtig die steile Einfahrt hinunter. Bloß nicht aufsetzen.

    Wenn wir gemeint haben, dass es an einem Sonntagvormittag etwas ruhiger auf den Straßen der Stadt zugeht, dann haben wir uns getäuscht. Während die eine Hälfte der Bevölkerung wahrscheinlich in der Kirche sitzt, um den Palmsonntag würdig zu begehen, baut mindestens die andere Hälfte gerade Verkaufsstände auf. Verkauft wird unter den bunten Sonnenschirmen außer Obst und Gemüse alles, was sich auch nur annähernd transportieren lässt.
    Überall qualmen die Grills. Aber darauf liegen keine Wurst oder Fleischstücke, was der gemeine Ostwestfale vermutet hätte, Fehlanzeige. Auf dem Grill bekommen Artischocken eine schwarzbraune Farbe.

    Alles wird gestenreich und mit viel Palaver der Anwesenden begleitet. Wir können durch die vollen Straßen nur recht langsam fahren. Während Michael versucht an stehenden Autos vorbei zu kommen und entgegenkommenden auszuweichen, habe ich Zeit mir das Treiben anzuschauen.

    Letztendlich sind wir dann aber froh, das Stadtgebiet hinter uns zu lassen. Auf der Autobahn Richtung Bari/Pescara fällt die Anspannung ab. Das ist vertrautes Terrain.

    Das Wohnmobil rollt auf eine Bergwelt zu, deren Gipfel noch die Spuren des Winters tragen. Das Wetter ist leider nicht so gut, trotzdem übt die Landschaft auch so eine große Faszination aus. Die weite Ebene mit den einzelnen Bergkuppen, auf denen Städte sitzen wie Sahnehäubchen auf einem Kuchen, verschmilzt mit dem Horizont.

    Apulien begrüßt uns mit blauem Himmel, grünen Wiesen und dem Maigrün der Bäume.
    Wir verlassen die Autobahn und fahren auf Foggia zu und von dort aus der SS 89 in Richtung Manfredonia.

    Der Wind fegt über das Land, biegt die kleinen Grashalme genau wie die Äste der großen Bäume und treibt die Schäfchenwolken vor sich her.

    Michael hat ordentlich zu tun beim Lenken. Eine einsame Tankstelle fordert uns geradezu auf, wieder voll zu tanken. Was man hat, braucht man später nicht aufwendig suchen.

    Es ist überhaupt wenig Verkehr auf den Straßen seit wir den Einzugsbereich Neapels verlassen haben.

    Schon vor Manfredonia können wie erste Blicke auf das blau schimmernde Meer erhaschen.
    Wir haben uns den kleinen Camping "Lido de Salpio" ausgesucht, der direkt am Meer liegt.
    Nach dem Trubel in Pompej kommt uns der kleine Platz am Meer wie eine Oase der Ruhe vor.

    Die Begrüßung durch den Platzwart ist ausgesprochen nett und hilfsbereit.
    Auf dem Platz vorn am Meer stehen vielleicht 20 Wohnmobile. Überwiegend mit deutschen Nummernschildern. Für den Hänger gibt es einen extra Platz. Er gesellt sich in Sichtnähe zu einem anderen.

    Auch das Wohnmobil findet einen schönen, großen Platz keine 20 m vom Strand entfernt. Dieses Mal kann ich das Meer aus dem Küchenfenster sehen.
    Ein Gang zum Meer und an den Strand muss natürlich gleich sein. Der menschenleere Strand, das Meer in den verschiedensten Blautönen, dessen Wellen stetig an den Strand schlagen und im Hintergrund der Gargano, das nördliches Vorgebirge Apuliens an der Ostküste Italiens, das auch als der Sporn des italienischen Stiefels bezeichnet wird, bieten eine Postkartenidylle.

    Wir holen die Campingmöbel heraus, und dann gibt es erst einmal etwas zu essen. Der nette Platzwart hat uns noch Brot verkauft, obwohl der Shop geschlossen war. Das Brot ist so lecker. Dazu Tomaten, dem Käse aus dem kleinen Laden bei Sperlonga und Schinken .....göttlich!

    So gesättigt, wird der kleine Platz inspiziert. Es ist alles da. Ein kleiner Market, indem es morgens Brot gibt, ein einfaches, aber sauberes Sanitär- Gebäude, Waschmaschinen und ein Restaurant.

    Hier steht der Patrone noch selber am Piazzaofen, verät uns der Platzwart radebrechend.
    Diese Pizza wollen wir am Abend probieren und suchen das kleine Restaurant auf.

    Zwei, drei Paare sind bereits anwesend. Die Pizzakarte ist
    sehr umfangreich. Der Kellner erklärt uns etwas, das wir aber nicht ganz verstehen.

    Wir bestellen unsere Pizzen und bekommen zunächst leckere Oliven zu den Getränken serviert, bevor es die Pizza gibt. Das ist ganz nach meinem Geschmack.

    Später erfahren wir, dass der Kellner uns erklärt hat, dass es lediglich eine Karte für die Pizzen gib. Die Tagesgerichte aufzuzählen, dafür wäre er zuständig.
    Gespannt hören wir wenig später zu, was es denn noch so gibt. Das nächste Mal keine Pizza sondern das Tages-Menü.
    Gut gesättigt von der super Pizza, rollen wir wenig später regelrecht ins Wohnmobil zurück und dann direkt ins Bett. Das war wieder ein Tag voller Erlebnisse und Eindrücke.
    Morgen wird sich der starke und kühle Wind legen. Ein Sonnentag ist angesagt, und den werden wir relaxt genießen.
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