Lust auf Italien

March - April 2022
"Eine Wohnmobilreise in den Frühling".
'Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt."Johann Wolfgang von Goethe während seiner Italienreise 1786/88
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  • Prolog/Vorbereitung

    March 18, 2022 in Germany ⋅ 🌙 8 °C

    Morgen früh geht es endlich los. Eigentlich sollten wir bereits seit 4 Wochen in Spanien sein. Aber manchmal kommt es eben anders.

    Und so ist auch nicht mehr Spanien das Land, in dem wir den Frühling suchen und erleben wollen, sondern wir haben Lust auf Italien bekommen.

    Von Italien kennen wir Gardasee und Iseosee, die Toscana und Umbrien mit dem Lago Trasimeno. Also nicht allzu viel.

    Apulien und Kalabrien, den Süden vom Italien, haben wir als Ziel ausgesucht. Hier sollen die Temperaturen auch schon Ende März T-Shirt tauglich sein und die Saison noch nicht begonnen haben. So, wie wir es lieben.

    Gerne nehmen wir dafür auch die zum Teil noch geschlossenen Campingplätze in Kauf, zumal es in Italien viele Stellplätze gibt.

    Aber eigentlich ist, wie immer, der Weg das Ziel. Ganz soviel Zeit wie der anfangs zitierte Geheimrat Goethe sich für seine Italienreise genommen hat, fast 2 Jahre, haben wir nicht. Anfang Mai wollen wir wieder zurück sein Aber im Gegensatz zum lieben Goethe reisen wir mit mehr als 2 PS, wenn gleich das Futter für unsere Pferde wohl erheblich teurer sein dürfte.

    Auf dem Weg in Italiens Absatz und Stiefelspitze wollen wir auch das eine oder andere touristische Ziel ansteuern.

    Apulien soll, weit entfernt vom Massentourismus der oberen Adria, eine Region zum Träumen und Verweilen sein mit wunderschönen Stränden, einer bezaubernden Landschaft und Städte mit bedeutenden Sehenswürdigkeiten. Ob wir dort das ursprüngliche Italien finden werden? Wir werden es sehen.

    Das Womo ist fertig gepackt. Der Hänger mit der "Roten Paula", unserer Vespa, sowie den Rädern steht startbereit auf dem Hof und muss morgen früh nur angekoppelt werden.
    Inwieweit italienische Straßen und ein 12 m Gespann kompatibel sind, wird sich zeigen. Wir werden sicher noch vor die eine oder andere Herausforderung gestellt werden.

    Die nötigen Papiere haben wir auch zusammen. Für Italien benötigt man eine elektronische Einreiseerklärung. Die haben wir abgeschickt und nun in digitaler Form wie auch analog dabei.
    In Sachen Corona hatten wir das Glück, vor einigen Tagen die 4. Impfung zu bekommen. So geboostert verläuft, falls es uns wirklich treffen sollte, Corona hoffentlich glimpflich.

    Wir haben zum Transit die Schweiz gewählt. Die nötigen Schwerlastabgaben für ein Womo über 3,5 t haben wir bereits über die Via App (https://play.google.com/store/apps/details?id=c…) bezahlt. Allerdings benötigt der Hänger eine eigene Vignette.

    Für die Autobahngebühren in Italien haben wir uns für die Maut 1 Box entschieden, da unser Womo nicht über 3m hoch ist.

    Auf der App "Sicher Reisen" vom Auswärtigen Amt ist dieses Mal Italien auf der Pinnwand zu finden.

    Zum Suchen von Stellplätzen und Campingplätzen haben wir die Apps: "Campercontact", "Park4night", und "Stellplatzradar" sowie die italienische App " Ari " installiert.

    Natürlich haben wir auch die ACSI Karte für die Campingplätze dabei. Mit der ACSI Karte fahren wir gern in der Nebensaison, da es für einen kleinen Kurs schöne Plätze gibt.

    Aber auch Google Maps ist inzwischen sehr hilfreich, was das Finden von Plätzen angeht.

    Die Hauptnavigation macht nach wie vor das Garmin Wohnmobil-Navi, genannt Mathilde, das mit den Daten unseres Wohnmobils gefüttert ist.
    Das eingebaute Zenic Navi haben wir daher nicht mehr aktualisiert.
    Zusätzlich läuft ein LKW Navi, dessen Womo -Tauglichkeit wir gerade testen.
    Auf dem Handy sorgt Googlemaps für Aktualität in Bezug auf Sperrungen, Baustellen, Umleitungen usw.

    Und jetzt zum Internet: Da ich gerne von unterwegs Reiseberichte und Fotos poste, haben wir unsere HandyFlatrate bei Fonic auf 12 GB/4W hochgestuft. Damit bin ich bisher ganz gut ausgekommen, zumal wir noch einen WlanRouter mit einer 30 GB Karte dabei haben. Da inzwischen auch viele Campingplätze über ein mehr oder weniger gutes WLAN verfügen, dürfte alles zusammen unseren Ansprüchen genügen.

    Allerdings streamen wir nur, wenn wir ein gutes Wlan-Netz haben, ansonsten sorgt die Sat-Anlage nach wie vor für das normale Fernsehprogramm. Das reicht uns.

    So ....und nun werden wir morgen früh starten mit dem teuersten Diesel, mit dem der Tank bisher je gefüllt war, und das, obwohl wir mit 2,17 € noch nicht beim Ende der Fahnenstange getankt haben. Da müssen wir wirklich morgen jeden Kilometer genießen.
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  • Day 1

    Dinkelsbühl

    March 19, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 5 °C

    Das herrliche Frühlingswetter heute morgen feuert unser Reisefieber richtig an. Wir freuen uns auf die erste Etappe unserer Italienreise.

    Das meiste ist in den Tagen vorher schon erledigt worden und so können wir gegen 10.00 Uhr den Hänger ankoppeln und den Haustürschlüssel umdrehen. Auf geht's nach Bella Italia.

    Bereits nach wenigen Kilometern streiten sich die Navis.
    Unsere Mathilde hat 200 km mehr in der Anzeige und will uns über Köln lotsen. So ein Quatsch. Unser erstes Etappenziel für heute ist Dinkelsbühl und das liegt in gerader Linie an der A7.

    Aber Mathilde, das haben wir schon mehrfach bemerkt, macht so etwas nicht ohne Grund. Die Auflösung bringt Google Maps, das von einem Stau und Vollsperrung der A7 zwischen Melsungen und Fulda berichtet.

    Wir ignorieren Mathildes Umgehungsroute, ( die hat sie wohl nicht mehr alle: 200 km Umweg bei den Dieselpreisen) und fahren wie geplant.

    Eine gute Entscheidung, denn auf der A33 kurz vor Kassel wird die Vollsperrung aufgehoben und der Stau hat sich verringert.

    Bevor wir auf die A7 fahren, wollen wir noch eine Pause machen, weil Fahrer-Pipi und Stau nicht gut zusammen passen. Da erleben wir dann wieder das bereits bekannte Spiel, einen passenden Parkplatz für unser Gespann zu finden, denn die LKWs, die heute nicht auf der Bahn sind, blockieren alle größeren Parkflächen. Beim dritten Versuch kommen wir zum Stehen.

    Weiter geht es danach auf der A7. Die schöne Landschaft der Kasseler Berge kann nur ich wirklich genießen. Michael hasst es, diese Strecke mit dem Wohnmobil zu fahren.

    Kurz vor Kirchheim erreichen wie dann den Stau. Wir benötigen eine knappe halbe Stunde, um uns durch Stau und Baustelle zu quälen.

    Die Fahrt führt weiter ohne größere Probleme auf der Autobahn entlang schöner und bekannter Orte wie Volkach mit der Mainschleife, Kitzingen oder Rothenburg ob der Tauber.
    Das heißt , so ganz problemlos ist die Fahrt an manchen Stellen, vor allem auf den Brücken nicht, denn es weht eine steife Brise.

    Das Wetter bleibt dabei aber sonnig und frühlingshaft bis ca. 30 km vor unserem Etappenziel Dinkelsbühl. Plötzlich ziehen Wolken auf und kurze Zeit später regnet es und in dem Regen verstecken sich sogar einzelne Schneeflocken. Was soll denn das?
    Ein Kälteeinbruch in Form eines Wolkenbandes.

    Wir haben uns den Stellplatz P5 am Rand der Altstadt von Dinkelsbühl ausgesucht.
    Als wir gegen 16.00 Uhr ankommen, ist der offizielle Platz bereits voll.
    Nun ja, es ist Wochenende, allerdings noch keine Saison.
    Auf dem P5 ist das Parken von Wohnmobilen auch auf den PKW Plätzen erlaubt, wenn man ein 24 Stunden-Ticket für 6 Euro zieht.
    So stehen wir wenig später und können sogar Strom bekommen.
    Der Stellplatz kostet, wie geschrieben, 6 Euro inklusive V+E Strom kostet extra.
    Der Kassenautomat zeigt sich wenig kooperativ. Letztendlich kann ich ihm aber ein Ticket abluchsen.

    Inzwischen ist der Regen Geschichte und die Wolken machen der Sonne und blauem Himmel Platz. Nur der eisige Ostwind will einfach noch nicht verschwinden.
    Und so muss ich mich wirklich so warm wie möglich einpacken, um dem mittelalterlichen Städtchen einen Besuch abzustatten. Ich habe nicht gedacht, dass ich Handschuhe und Schal benötigen würde, aber sie würden mir, hätte ich sie eingepackt, in den nächsten 1 1/2 Stunden gute Dienste leisten.

    Nach wenigen Metern komme ich zum Rothenburger Tor, einem der Stadttore . Ein besonders schönes Bild in der Spätnachmittagssonne bietet der neben dem Tor liegende Rothenburger Weiher. Das Rothenburger Tor mit Weiher, Faulturm und Parkwächterhäuschen bilden zusammen einen der malerischsten Winkel der Stadt.
    Am Stadttor kann ich einen QR Code ausmachen, der mich auf einen virtuellen Stadtrundgang weiterleitet.

    https://world-qr.com/inhalte/new/qr-fuehrer/de/…

    Eine schöne Idee.
    Durch das Tor kann ich schon die ersten bunten Häuser der ehemaligen Reichstadt sehen.
    Was für eine entzückende Stadt. Ein Haus schöner als das andere. Und auch die Gastronomie mit ihren Angeboten , einfach köstlich. Wir müssen unbedingt noch einen Tag bleiben, um uns morgen alles anzuschauen. Heute ist es schon zu spät.
    Dann erreiche ich das Münster St. Georg, erbaut 1448 bis 1499 . Das Münster gilt als eine der schönsten Hallenkirchen Deutschlands.
    Beim Besuch zünde ich eine Kerze an für den Frieden und für alle, die unter Krieg und Verfolgung leiden müssen.

    Das trutzige Wörnitztor, das ich als nächstes erreiche, ist das älteste der vier Dinkelsbühler Tore, das einzig erhaltene aus der ersten steinernen Mauer, die die Stadt schützend umgaben.

    Der "Kältetropfen" macht die Stadtbesichtigung doch recht ungemütlich und so verschlägt es mich langsam durch die Brauereistraße mit dem "kleinen Haus" und der Brauerei wieder zurück zum Wohnmobil zum Aufwärmen.
    Morgen soll es bis 16 Grad werden. Da macht das Ganze sicher mehr Vergnügen.
    Der Stellplatz/Parkplatz hat sich inzwischen zusehens gefüllt.
    Wir machen es uns für den Rest des Tages im Wohnmobil gemütlich.



    .
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  • Day 2

    Frühlingsanfang in Dinkelsbühl

    March 20, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 11 °C

    Ich bin früh wach heute Morgen. Um sechs Uhr schaue ich nach, ob die angekündigten Sonne wirklich da ist. Ist sie natürlich nicht, sondern sie kündigt sich mit einem rosarotem Streifen am Horizont an. Sonnenaufgang ist erst später.
    Da ich nun mal wach bin, denke ich über unsere Italienreise nach. Dabei kommt mir ein uralter Schlager, den ich auf dem Zehn- Platten-Wechsler meiner Eltern als Dreikäsehoch gehört und mitgesungen habe in den Sinn. "Zwei kleine Italiener"! Genau! Ob es den wohl noch gibt? Ich inspiziere Spotify. Nun ja.......das Lied gibt es noch immer...... und Michael ist dann auch wach und hat den ganzen Tag einen Ohrwurm.

    Das Wetter entwickelt sich phantastisch. Und wir sitzen sehr,sehr früh am Frühstückstisch.
    Heute geht Michael auch mit in die Stadt. Auch er ist begeistert von der schönen Altstadt, die sich zu Recht die schönste Altstadt Deutschland nennen darf.

    Ich glaube, genauso begeistert ist er aber auch von den Essensangeboten, die so richtig nach seinem Geschmack sind.
    Überall finden wir den Dinkelsbühler Karpfen auf der Speisekarte. In den Monaten mit „r“ ist Erntezeit für den „Dinkelsbühler Karpfen“. Dann werden die umliegenden Weiher abgefischt. Früher gab es unzählige Weiher rund um Dinkelsbühl. Die Teiche formen auch heute noch die Landschaft. Die Teichwirtschaft gibt es in Dinkelsbühl seit einem Jahrtausend.
    Vom Karpfen ist seit 1341 die Rede. Nach altem Recht bekam jeder Bürger einen etwa zweipfündigen Karpfen als „Bürgerfisch“ von der Stadt umsonst.
    Michael allerdings schielt mehr nach Zwiebelbraten, Fränkischer Bratwurst und Schäufele.

    Was für ein Unterschied in der Stadt zu gestern. Die bunten Häuser leuchten in der Sonne. Die Menschen strecken die Gesichter der Sonne entgegen. Die Temperaturen machen dem Frühlingsanfang alle Ehre.

    Wir laufen zum westlichen Stadttor, dem Segringer Tor. Von hier aus können wir einen Blick in den Stadtgraben werfen.
    Im weiteren Verlauf kommen wir auch zum Marktplatz. Von April bis September findet hier mittwochs und samstags Wochenmarkt statt.

    Wir kehren auf einen Kaffee im Biergarten des Gsthauses zur Sonne ein und reservieren auch gleich einen Tisch für den Abend. Ein weiser Entschluss wie sich später zeigen soll.
    An der Bude mit der Fränkischen Bratwurst kommt Michael allerdings dann nicht vorbei. Während er seine "Würstel" isst, kommen wir mit einem heimischen Paar ins Gespräch, die sehr interessiert am Reisen mit dem Wohnmobil sind und uns fragen, wohin wir fahren wollen. Es ist schon ein tolles Gefühl sagen zu können, dass wir gen Süden unterwegs sind und dafür einige Wochen Zeit haben.

    Über unseren Köpfen fängt es an zu klappern. Ein Storchenpaar hat mitten in der Stadt auf einem Dach sein Nest bezogen.

    Gegen Mittag sind wir zurück am Wohnmobil, das einen neuen Platz bekommt und wir genießen die fast sommerliche Sonne im Liegestuhl.

    Mit dem Fahrrad fahre ich am Nachmittag durch die Stadt. Das schöne Wetter hat unzählige Besucher angelockt. Alle Freiluftplätze sind besetzt und auch am Stadtgraben und an der Wörnitz sind viele Spaziergänger und Radfahrer unterwegs.
    Die Radtour nach Walkmühle zum Walkweiher macht richtig Spaß bei dem herrlichen Wetter .
    Am Abend geht es das Gasthaus zur Sonne zum Essen. Gut, dass wie reserviert haben, denn bereits um kurz vor 18.00 Uhr sind alle Plätze besetzt. Das spricht für eine gute Küche, was wir wenig später bei Zwiebelrostbraten und Tafelspitz selber feststellen können. Als wir fertig sind und zum Wohnmobil gehen ist es bereits dunkel und die Altstadt wirkt mit der abendlichen Beleuchtung wie aus dem Jahrhundert gefallen, wären da nicht die Autos
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  • Day 3

    Amtzell

    March 21, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

    Unser heutiges Ziel auf dem Weg in den Süden ist Amtszell im Allgäu. Amtzell liegt verkehrsgünstig zwischen Wangen und Ravensburg und auch zum Bodensee ist es nicht weit. In der Nähe von Amtzell wollen wir auf den Stellplatz Büchwiesel fahren. Es sind dafür nur 200 km zurückzulegen. So können wir heute das schöne Frühlingswetter noch ein bißchen weiter genießen. Ganz so eilig haben wir es auch gar nicht in den Süden Italiens zu kommen, denn in den nächsten Tagen werden die Temperaturen im Norden mit bis zu 22 Grad höher sein, als im Süden und auf Sizilien.

    Das ist das Schöne am Reisen mit dem Wohnmobil, dass man total flexibel ist und situationsgerecht reagieren kann.

    Aber vor dem Start heißt es Entsorgen und Tanken.
    Die Jet Tankstelle liegt nicht weit entfernt an der Ortsumgehung von Dinkelsbühl und ist auch für ein Womo mit Hänger gut anzufahren.
    Weniger gut ist der Dieselpreis. Der scheint ein Süd-Nordgefälle zu haben. Bei unserer Abfahrt am Samstag lag er mit 2, 13 € zehn Cent unter dem heutigen Preis. Es nutzt ja nicht sich aufzuregen. Wir fahren" just for fun". Bei anderen hängt die Existenz daran.

    Was mich allerdings ärgert ist, dass die Mineralölgesellschaften ihren Preisvorteil beim Einkauf des Rohöls nicht weitergeben und dass fast die Hälfte des bezahlten Preises in die geöffnete Hand von "Väterchen Staat" wandert. Wenn es wenigstens beim Straßenbau ankäme!
    Aber inzwischen sind selbst in Polen, dessen Straßenverhältnisse wir vor Jahren fürchten gelernt haben, die Straßen in einem besseren Zustand als bei uns.

    Kurz nach dem Tanken fahren wir auf die A 7 Richtung Ulm. Der Verkehr ist moderat, und die LKWs blockieren nicht mehr die Parkplätze wie am Samstag, sondern sind auf der Autobahn unterwegs.

    Die Natur ist noch ziemlich weit zurück. Die Wiesen sind eher grau als grün und die Bäume strecken die nackten Zweige in den Himmel, als warteten sie darauf vom Frühling ein Kleid übergestreift zu bekommen.

    In Memmingen wechseln wir auf die A96 in Richtung Bregenz. Am Straßenrand ist es kein bisschen grün. Schon klar! Wir sind auf knapp 700 m Höhe.
    Nach der A 96 müssen wir noch einige Kilometer Landstraße fahren. Die schlängelt sich durch die sanfte Hügellandschaft des Baden -Württembergischen Allgäus. Allerdings so schmal, dass bei Gegenverkehr Ausweichflächen aufgesucht werden müssen.
    Auch die Einfahrt zum Stellplatz hoch, ist nicht gerade großzügig bemessen.
    Dafür sind die
    Stellplätze um so größer und es gibt noch viele freie Plätze Wir erkundigen uns nach dem Anmeldeprocedere bevor wir "Platz nehmen."
    Schnell sind die Stühle draußen, und wir verbringen die nächsten Stunden mit Sonnen baden.
    Der Stellplatz kostet 13 Euro inklusive V +E. Strom kostet extra. Es gibt einen kleinen Sanitärbereich mit zwei Duschen mit Münzautomat. Im Sommer kann ein Natursee auf dem Platz zum Baden genutzt werden. Alles wirklich sehr schön und ansprechend gemacht.
    Kein Wunder. Das Oberschwaben-Allgäu gilt als die Wiege des Reisemobils, denn hier im Südwesten Deutschlands haben die Pioniere des mobilen Reisens vor rund 80 Jahren ihre Ideen in die Tat umgesetzt.

    Carthago in Aulendorf, Hymer in Bad Waldsee und Dethleffs in Isny im Allgäu sind immer noch hier angesiedelt und sind heute wichtige Wirtschaftsunternehmen in der Region . Nahezu alle touristisch attraktiven Orte haben daher zentral gelegene Stellplätze für Wohnmobile.

    Am Nachmittag unternehme ich eine Walkingtour ins 2 km entfernte Amtzell. Amtzell ist eine Gemeinde in Oberschwaben und gilt als „Westliches Tor zum Allgäu". Unten im Ort bin ich relativ schnell. Von weitem schon ist der weißenTurm der Pfarrkirche St. Johannes und St. Mauritius zu sehen. Auf einem der umgebenen Hügel steht eine kleine Kapelle. Der Hügel heißt Kapellenberg und die Kapelle ist die Wallfahrtskirche Mariä Geburt, wie ich später feststelle.

    Im Ort gibt es einen Bäcker, Metzger und einen kleinen Supermarkt. Im Ortskern befindet sich das Alte Schloss aus dem 15. Jahrhundert, das heute für Veranstaltungen genutzt wird.

    Der Rückweg zum Stellplatz ist dann etwas anstrengender. Nicht nur, dass es stets bergauf geht, es bläst mir auch noch ordentlich Wind entgegen.
    Der sorgt dafür, dass ich plötzlich ein tolles Berģpanorama sehen kann, das aus dem Dunst am Horizont herausgetreten ist.
    Morgen werden wir noch hier bleiben und das Wetter genießen und uns Wangen und Ravensburg anschauen.

    Stellplätze in der Region:
    https://www.oberschwaben-tourismus.de/reisewelt…
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  • Day 4

    Wangen im Allgäu

    March 22, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 10 °C

    Heute Morgen kann ich mir das von der Sonne beschienene Bergpanorama vom Bett aus angucken. Leider lässt die Fernsicht trotz des schönen Wetters zu wünschen übrig. Aber immerhin....Schnee bedeckte Gipfel.

    Nach dem Frühstück holt Michael die "Rote Paula", unsere Vespa, aus dem Anhänger. Wir wollen heute die erste kurze Tour wagen. Aber zunächst will Michael allein los. Er ist seit unserer letzten Wohnmobilfahrt im Herbst nicht mehr gefahren. Das Einfahren soll er mal ruhig ohne mich machen.

    Ich nutze die Zeit für eine Walkingrunde durch die herrliche Landschaft mit den sanften Hügeln, der Sicht und der Ruhe. So absolute Ruhe ist man ja gar nichr mehr gewöhnt. Es fühlt sich ungewohnt an, nur das Zwitschern der Vögel und das Knirschen der eigenen Sohlen auf dem Weg zu hören.
    Heute habe ich die Steigung am Anfang der Tour, und so bleibe ich hin und wieder stehen, um mich umzudrehen und zurück zu schauen und die unter mir liegende Landschaft zu bewundern.

    Auf einer Bank mache ich eine kleine Rast. Die Sonne wärmt von vorn und gleichzeitig erfrischt die kühle Märzluft. Das hat eine entspannende und gleichzeitig aktivierende Wirkung.

    Hoch über meinem Kopf dreht ein Greifvogel seine Runde und stößt sein "Wiewiewitt" zwischendurch aus. Unfassbar, dass er aus dieser Höhe Mäuse und andere Kleintiere sehen und zielgenau darauf zu fliegen kann.
    Ein einsames Gehöft liegt am Wanderweg. Vorsichtig gehe ich daran vorbei, immer in der Erwartung, dass ein kläffender und knurrender Hund meinen Adrenalinspiegel sprungartig nach oben katapultiert. Aber dieses Mal ist es kein Hund, der mir fast einen Herzkasper verschafft, sondern eine Schar Gänse, die böse schnatternd hinter mir her laufen und ihr Territorium verteidigen.

    Zurück geht es später genau auf der Straße, auf der wir gestern gekommen sind. Wirklich sehr, sehr schmal, dieser Weg, denke ich, wenn ein Auto kommt und ich auf die Wiese ausweichen muss.

    Michael ist schon von seiner Testfahrt zurück, als ich zum Wohnmobil komme. Wir verlieren keine Zeit und starten kurz darauf mit dem Roller nach Wangen im Allgäu. Habe ich heute Morgen noch gedacht, die paar Kilometer könnten wir eigentlich auch mit den Rad fahren, genieße ich jetzt die Rollertour um so mehr, denn es geht doch sehr steil rauf und runter.

    Wir finden sofort einen Parkplatz in der Altstadt, und nach ein paar Schritten sind wir mitten drin. Wangen im Allgäu ist eine wirklich malerische und sorgfältig restaurierte, ehemalige Reichsstadt. Kaum haben wir das Martinstor durchschritten, das seinen Namen von der gegenüberliegenden Martinskirche hat, empfangen uns bereits auf der Paradiesstraße viele historische Gebäude. Es soll in Wangen den schönsten Straßenzug Süddeutschland geben. Auffällig sind die vielen ausgefallenen Brunnen aus Stein und Bronze. 25 sollen sich im Stadtgebiet befinden. Aber auch pfiffige und skurrile Bronzeskulpturen, oft mit einem Spruch in Mundart verziert, sind überall zu finden. Aber am meisten fallen uns die außergewöhnlichen Wandmalereien an den Häusern auf.

    Wir kommen zum Marktplatz, der guten Stube Wangens. Und auch heute ist die gute Stube voller Besucher, die die Stühle der Außengastronomie bevölkern und die Sonne bei Kaffee, Eis und Spritz genießen.
    Das Rathaus mit seiner barocken Fassade und dem Pfaffenturm, die katholische Stadtpfarrkirche St. Martin und das ihr gegenüber gelegene Hinderofenhaus prägen das Gesicht dieses Platzes.
    Den eindrucksvollen Abschluss der Herrenstraße bildet das reich verzierte Frauentor.
    Wir lassen uns kreuz und quer durch die farbenfrohe Stadt treiben, schauen in enge Gassen und in kleine Parks und Gärten. Sogar ein Wasserrad in der Nähe der Stadtmauer entdecken wir. Dann ist irgendwann gut mit Häusern ansehen und wir versuchen einen Platz auf dem Marktplatz zu bekommen, um einen Kaffee in der Sonne trinken zu können. Kein einfaches Unterfangen, das letztendlich darauf hinausläuft, dass wir zurück nach Amtzell fahren und uns im Biergarten beim Stellplatz ein Bier schmecken lassen.

    Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Sonne und am Abend kehren wir im Gasthof zu einem zünftigen schwäbischen Essen ein: Käsespätzle mit geschmelzten Zwieben, lecker, aber nicht zu schaffen.

    Das war heute ein richtig schöner Sonnentag, der alles beinhaltete, was man sich nur von einem Reisetag wünschen kann.
    Morgen werden wir über die Grenze durch die Schweiz nach Italien fahren und uns wahrscheinlich ein schönes Plätzchen am Lago Maggiore suchen. Das Wetter soll sonnig und sommerlich warm bleiben. Heute Abend beschert es uns noch einen tollen Sonnenuntergang.

    Tipps für Wangen, die ich noch bekommen habe: Bei der Tour durch Wangen gehört eine Einkehr beim Fidelis-Beck dazu: dort gibt es die besten Brezeln und den besten Leberkäse weit und breit!
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  • Day 5

    Ispra-Lago Maggiore

    March 23, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 16 °C

    So... genug mit Faulenzen. Heute wollen wir die Alpenüberquerung in Angriff nehmen. Das wird sicherlich nicht so beschwerlich und gefährlich wie bei der Italienreise des alten Goethe werden, aber bestimmt genauso beeindruckend und aufregend.
    Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern, als wir gegen 10.00 Uhr starten. Ganz souverän fährt Michael das Wohnmobil samt Hänger vom Platz und das, obwohl sich gestern noch ein Fahrzeug direkt hinter uns gestellt hat.
    Michael will unbedingt den Tank noch füllen und so geht es erst einmal zur Tankstelle. 2.25 € der Liter.

    Dann fahren wir auf die A 96 Richtung Lindau. Es dauert nicht sehr lange und wir sind in Österreich. Die Gobox bestätigt den Grenzübertritt mit mehrfachen Piepen. Der Diesel ist 20 Cent billiger :-(.

    Vor uns kommen die riesigen schneebedeckten Berge immer näher und bieten ein beeindruckendes Panorama für uns "Plattlandtiroler". Unser Wiehengebirge mit seinen 286m ist dagegen ein Maulwurfshaufen. Der erste Tunnel, der "Pfändertunnel", kündigt sich an. Einer von vielen, die wir im weiteren Verlauf noch durchfahren werden.

    Es ist schon genial, was Menschen alles geschaffen haben. Sie können Berge überwinden, über Meere fahren und sogar zum Mond fliegen, aber eins bekommen sie seit Jahrtausenden nicht in den Griff, den Weltfrieden.

    Wir verlassen Österreich. Über die Landstraße geht es zum Grenzübergang in die Schweiz. Voher überqueren wir den Rhein, der uns noch ein weites Stück begleiten soll . "Was macht denn der Rhein in der Schweiz, die haben doch nur Berge?", will Michael wissen. Scherzkeks. Hätte in Geografie besser aufpassen sollen, dann wüsste er, dass der Rhein in der Schweiz entspringt und zwar befindet sich im kleinen Tomasee am Fusse des Piz Badus die Quelle des Rheins.

    Gut, dass wir erstens die digitale App zur Abgabe der Schwerlastgebühren in der Schweiz haben und zweitens heute morgen daran gedacht haben die erste Fahrt zu aktiviert. Ein analoges Bezahlen ist an dieser Grenzstation nicht möglich.
    So können wir ganz entspannt und mit dem wohlwollenden Nicken des Zöllners in die Schweiz und auf die A13 Richtung San Bernadino rollen und dabei die Berge bei mäßigem Verkehr näher kommen sehen.
    Die beeindruckende Fahrt durch die Berge wird nur von "Mathilde", dem Garmin Navi getrübt. Sie besteht darauf, dass wir über Zürich fahren sollen, was einen Umweg von 150 km bedeutet hätte. Wir ignorieren ihr "Gemecker" mit einem etwas mulmigen Gefühl. Aber es liegt keine Verkehrsbehinderung vor, im Gegenteil, es sind sehr wenige Autos unterwegs.

    Auf der A13 geht es durch die Schweizer Berge. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und eine faszinierende Landschaft, die noch unter einer dicken Schneedecke versteckt ist, machen die Fahrt zu einem beeindruckenden Erlebnis. So haben wir die Alpen noch nie gesehen.
    Nachdem wir den San Bernadino Tunnel verlassen haben, geht es permanent bergab. Die Straße sieht gigantisch aus, wie sie sich unter uns um den Berg nach unten schlängelt. Überall weisen Schilder darauf hin, die Motorbremse zu nutzen, um die Bremsen nicht zu überhitzen. Ein wenig angespannt sind wir dann doch, bis wir endlich unten im Tal sind.
    Auf der A2 geht es weiter in Richtung Lugano. Der Frühling hat sich rechts und links der Autobahn eingefunden. Die Forsythien blühen und verwandeln den Fahrbahnrand in ein gelbes Blütenmeer soweit das Auge reicht.
    Ein toller Anblick bietet sich uns, als wir bei Bissone auf einem Damm mitten durch den Luganer See fahren.

    Bei Rancate verlassen wir die Autobahn und auf der Landstraße passieren wir Varese und fahren entlang des Lago Varese durch eine blühende, frühlingshafte Landschaft. Kirschen, Magnolien und Forsythien blühen um die Wette und die Palmen und Zypressen erinnern an das mediterrane Klima der Region. Durch kleine Orte kommen wir zum Camping International, der direkt am See liegt. Er hat erst vor ein paar Tagen aufgemacht. Wir können uns einen Platz direkt am See aussuchen, zum ACSI Preis von 18 Euro "tutti completti."
    Außer uns stehen hier am Ufer des Lago Maggiore nur noch 3 weitere deutsche Mobile. Die Plätze sind groß und schnell steht das Womo mit Blick auf den See und die Stühle am See für eine deftige Vesper, denn, obwohl beste Kaffeezeit, auf Kaffee und Kuchen steht uns eher nicht der Sinn.
    Was für ein Panorama und das direkt vor der Tür.
    Den Rest des Tages erfreuen wir uns über den See, die Berge, unseren tollen Platz und die sonnigen 20 Grad. Morgen werden wir den Lago Maggiore mit dem Roller erkunden. Morgen, denn heute ist der Arbeitsspeicher voll mit Bildern und Eindrücken. Die müssen erst mal verarbeitet werden.

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  • Day 6

    Rund um Ispra

    March 24, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 18 °C

    Heute Morgen weckt mich ein pfeifendes Geräusch. Ein Blick nach draußen zeigt, dass es sehr windig ist. Die kleinen Äste der Sträucher wiegen sich heftig im Wind und auf dem dunkelblauen Wasser des Sees tanzen Wellen mit weißen Schaumkronen. Da die Wettervorhersage keinen Wind angesagt hat, muss es sich um den lokalen Nordwind, die"Tramontana" handeln. Bei schönem Wetter und stabiler Wetterlage wehen täglich das ganze Jahr hindurch zwei thermische lokale Winde, die Tramontana, die morgens bis gegen 11:00 Uhr aus dem Norden weht, und die Inverna, die ab Mittag von Süden bläst. Und wirklich, gegen 11.00 Uhr legt sich der Wind vollkommen.

    Das Bergpanorama hebt sich heute Morgen scharf und klar vom Horizont ab und wir können sogar noch weitere schneebedeckte Gipfel erkennen.

    Nach einem ausgiebigen Plausch mit unseren Nachbarn, die wegen des Wetters aus Spanien geflohen sind und nun den Rest ihres Urlaubs die Sonne in Italien genießen, überlegen wir die nähere Umgebung heute mit dem Rad zu erkunden.

    Also, wenn diese Region alles ist, aber sie ist nicht gerade fahrradfreundlich. Das beginnt schon gleich, wenn man die Einfahrt des Campingplatzes verlässt. Auf der Straße, die rund um den See führt, ist immer Verkehr. Um diese Zeit zwar noch moderat, aber die Autos fahren doch ziemlich hautnah vorbei, denn es gibt keinen Radweg oder Fußweg. Daher ist der nächste Weg, der fort von der befahrenen Straße führt, der unsere.

    Auf ihm kommen wir in einen verwilderten Park am See. Vom Park aus führt der Weg dann nur in eine Richtung: bergauf. Aber so was von bergauf. Unsere E-Bikes und auch wir haben ordentlich zu kämpfen.
    Auf einem Hinweisschild steht "Bélvèdere". Das muss dann wohl ein Aussichtspunkt sein. Den "Belvédère " finden wir nicht, aber die Aussicht am Ende einer Sackgasse ist auch ziemlich phänomenal.

    Und nicht nur die Augen haben was zu gucken, auch die Nase kommt nicht zu kurz. In den Gärten blühen riesige Büsche mit roten und rosafarbenen Kamelien, die einen betörenden Duft verströmen, der abgemildert wird vom harzigen Geruch der an der Straße wachsenden Pinien.
    Wir fahren abwärts und suchen in kleinen und kleinsten Straßen, entlang von blühenden Gärten, prunkvollen Villen und Häusern mit unterschiedlichsten Renovierungsbedarf den Ortsmittelpunkt.

    Den finden wir nicht, dafür aber einen Supermarkt. Auch nicht schlecht. Ein deutsches Wohnmobil, das später auf dem Campingplatz auftauchen wird, sowie unsere Nachbarn treffen wir dort auch.

    Wir kaufen Brot und sichten erst einmal das italienische Warenangebot. Ganz schön lecker. Aber wir haben ja noch alles. Doch ein paar Oliven, leckerer Parmaschinken, ein hiesiger Wein und ein paar Grissinis für die italienischen Momente am See müssen dann aber doch mit.

    In der Mittagszeit wird die Sonne genossen, die Neuankömmlinge beäugt, (das gesichtete Wohnmobil ist angekommen) und auf den See mit den Bergen geblickt. Die Stille dazu, das hat schon etwas Meditatives.
    Hoffentlich bleibt es hier weiterhin so einmalig entspannt. Der Campingplatz hat zwar eröffnet, aber fertig mit den Renovierungsarbeiten sind sie hier noch lange nicht. Das ist halt die Mentalität im Süden. " Aro domani", machen wir morgen.
    Die beiden Studentinnen im Wohnmobil gegenüber wissen wie man sich den Tag zum Freund macht. Mit Yoga und einem ausgiebigen Frühstück an Morgen, Tapas am Mittag und "Spritz "auf dem Steg am Abend, aber Baden im eiskalten See, auch wenn wir heute 22 Grad haben..... brrr.
    Am Nachmittag fahre ich allein noch einmal mit dem Rad. In der goldenen Sonne des späten Nachmittag möchte ich mir die eine oder andere Ecke, an der wir heute Mittag vorbeigeradelt sind noch etwas näher angucken und die Kirche suchen, denn dort finde ich sicher auch den Ortsmittelpunkt. Michael will beim Rad fahren ankommen. Er braucht ein Ziel. Ich hingegen fahre gern auch mal einfach drauf los, in kleine Gassen, in Hinterhöfe, lass mich treiben. Das kann ich am Besten allein.
    Vom See finde ich dem Weg zum Belvédère. Eigentlich will ich den Berg nicht noch einmal hoch fahren. Aber dann packt mich der Ehrgeiz. Und ganz oben, ganz allein mit einer traumhaften Sicht nach allen Seiten, das hat schon was.
    Und ich finde auch wenig später den Ortsmittelpunkt. Er liegt doch ein ganzes Stück vom Campingplatz entfernt. Das Besondere an der Kirche San Martino ist, dass dieser Komplex aus zwei Gotteshäusern zusammengeschlossen wurde, die in entgegen gesetzte Richtungen ausgerichtet sind. Eine Kirche wurde zum Lago Maggiore, die andere zum Dorfplatz erbaut. Die große Parkanlage gegenüber der Kirche, die bis zum See führt, ist leider geschlossen.
    Obwohl extra für den Tourismus schon vor Jahrhunderten Gärten und Villen angelegt wurden, macht Ispra auf mich heute dem Eindruck eines ganz authentischen kleinen Städtchen. Nach einem kurzen Bummel geht es wieder zurück zum See, zum Campingplatz und zu den italienischen Momenten des Tages.
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  • Day 7

    Laveno und die Eremo di St.Catherina

    March 25, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Wer hat heute Morgen schon die Berge geklaut? Statt eines tollen Bergpanoramas begrüßen uns nur ein paar Schemen am Horizont. Schönster Sonnenschein, um 9.00 Uhr schon 14 Grad, aber die Berge liegen im Dunst.
    Ist das nun ein gutes oder schlechtes Wetter- Zeichen?
    Da die Sonne bis Mitte nächster Woche laut Wetterbericht ununterbrochen zur Verfügung stehen soll, gehe ich mal davon aus, dass es ein Zeichen für gutes Wetter ist.

    Heute wollen wir mit der
    " Roten Paula" ein Stück am Lago Maggiore entlang fahren.
    Die Seestraße gehört uns am Vormittag fast allein. Es ist herrlich und gar nicht kalt, wie ich anfangs befürchtet habe. Der Lago bietet uns immer neuen Ausichten. Wirklich schade, dass die Berge sich heute so zieren.
    Die Badeorte wie Piano, Arolsen, Celina, uns Cerosolo erwachen gerade aus dem Winterschlaf. Überall wird fleißig gewerkelt, geputzt und gestrichen. Ostern naht. Ab dem ersten April fängt so etwas wie Vorsaison an.
    Laveno-Mombello, unser erstes Ziel heute, ist der touristische Ort überhaupt am östlichen Ufer des Lago Maggiore. In der Vergangenheit machte sich Laveno-Mombello als wichtiger Standort der Keramik- und Porzellanindustrie einen Namen.  Heute erinnert das Porzellanmuseum noch daran.

    Wir finden einen Parkplatz für die "rote Paula" im Fährhafen. Hier laufen halbstündig die Fähren zum gegenüberliegenden Ufer des Lago aus und verbinden Laveno-Mombello und Intra -Verbania. Die Fahrt dauert 20 Minuten und kostet 3-4 Euro. Auch Fahrzeuge werden transportiert. Das "Biglietto" kann vor Ort gekauft, aber auch online erworben werden.

    Wir bummeln bei herrlichem Sonnenschein entlang der Uferpromenade mit den Laubengängen, Skulpturen und Bänken und beobachten die Fähre beim Auslaufen. Das Panorama, dass der Lago Maggiore hier mit den Schnee bedeckten weißen Gipfeln des nahe gelegenen über 4.600 Meter hohen Monte Rosa-Massivs bietet, ist sagenhaft und erscheint fast ein wenig unwirklich.
    Den allerbesten Ausblick am Lago Maggiore aber soll man vom Gipfel des Monte Sasso del Ferro, dem Hausberg von Laveno-Mombello haben.

    Gern wäre ich mit der Seilbahn in einer der bequemen Zwei-Personen-Gondeln hinauf gefahren. Aber das ist nichts für meinen Mann und allein macht das keinen Spaß.

    So geht es weiter durch die kleinen, engen Straßen der Altstadt. Hier kommt kaum Sonne hin und dementsprechend kühl ist es dort.
    Die Glocken der Chiesa prepositurale dei Santi Filippo e Giacomo, eine von den unzähligen Kirchen in Laveno, kündigen die Mittagszeit an. Zeit für eine kleine Kaffeepause. Doch die Tische auf der Promenade am See sind so nett für das "Cena", das Mittagessen gedeckt, dass wir uns entschließen auch eine Kleinigkeit zu essen. DasAngebot fürs Mittagessen überzeugt. Für 13 Euro gibt es zwei Gänge zur Auswahl sowie Wasser, Wein und Brot. Innerhalb der nächsten halben Stunde sind alle Plätze besetzt. Die meisten Italiener essen zwischen 13 und 14 Uhr zu Mittag, und es ist für gewöhnlich die Hauptmahlzeit des Tages. Das Mittagessen besteht aus zwei Gängen – Pasta als ersten Gang und Fisch bzw. Fleisch als zweiten Gang.
    Da es die Menükarte nur auf italienische gibt, lass ich mich etwas überraschen. Leckere Pasta mit Fischsauße und Fritatta mit Rosmarinkartoffeln und Salat und Mozerella waren eine super Wahl. Michael hat sich für eine Pizza entschieden. Kein Mut zum Risiko.

    Nach unserem unerwarteten Mittagessen fahren wir zur Eremo di Santa Catherina del Sasso, einem Kloster, dass in den Berg hinein gebaut wurde. Früher war es eine Einsiedelei. Die Dominikaner haben es später zu einem Kloster ausgebaut. Der großzügige angelegte Parkplatz ist fast leer. Wir erstehen eine Eintrittskarte und dann geht es unzählige Stufen bergab. Michael merkt nur an, dass wir die später ja alle wieder hinauf gehen müssen.

    Von überall haben wir einen tollen Blick auf den See mit der vorgelagerte Insel.
    In der Saison fährt ein Boot vom Kloster zur Insel.
    Michael entdeckt einen Aufzug und ist gleich etwas entspannter.
    Das Kloster ist der heiligen Catherina gewidmet. Ein in Seenot geratener Kaufmann der Region hat nach seiner Rettung sein Leben der Heiligen gewidmet und an diesem Ort in einer Höhle gelebt. So die Legende.

    Wunderschön sind die Malereien der Klosterkirche.

    Mir dem Fahrstuhl geht es später durch den Berg wieder hinauf zum Eingang.

    Ein beeindruckender und faszinierender Ort, den man gesehen haben muss.

    Als wir am späten Nachmittag zurück kommen, ist der Campingplatz viel voller geworden. Es ist Wochenende und die Italiener sind unterwegs. Wir werden deshalb auch morgen noch hier bleiben, ein wenig die Orte am Lago Maggiore entdecken und das tolle Wetter auszunutzen., bevor es am Sonntag ans Meer weitergeht.
    Am Abend können wir bei Sonnenuntergang noch draußen sitzen und essen und das im März.
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  • Day 8

    Lago di Monate und Lago di Varese

    March 26, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 18 °C

    Eigentlich wollten wir heute in Richtung Arona ein weiteres Stück des Lago Maggiore erkunden.
    Es ist Samstag und super Wetter, das lockt auch die arbeitende italienische Bevölkerung hinaus in die Natur.
    Nicht nur auf unserem Campingplatz kommt ein Fahrzeug nach dem nächsten an, und es werden einzelne Mobilhomes bezogen.
    Auf der Uferstraße ist alles unterwegs, was Räder hat.
    Unsere Nachbarn kommen etwas entnervt vom Einkaufen zurück: "Supermarkt voll, Straße voll......Am Besten man bleibt auf seinem Platz", so ihre Meinung.
    Wie war das doch gleich: Pläne sind da, um über den Haufen ģeworfen zu werden.
    Wir starten deshalb unsereTour nicht entlang, sondern weg vom Lago Maggiore, durch kleine Dörfer, in denen die Gärten um die Wette blühen.
    Hier gehört die Straße wieder uns und wir müssen sie nicht mir unzähligen Motorradfahrern, Freizeit-Formel -Einspiloten, Rennradfahrern und todesmutigen Fußgängern teilen.
    Den ersten Stopp machen wir in Cadrezatte am Lago di Monate. Es ist bereits Mittagszeit und so ist die Terrasse des Restaurant am Rande des kleinen Parks am See voll besetzt. Viele italienische Wortfetzen fliegen über die abgrenzende Hecke zu uns herüber.

    Wir stellen die" Rote Paula" ab und laufen durch den Park. Durch die Bäume schimmert blau der See in der Mittagssonne und bunte Tretboote warten auf ihre Zeit.
    Auf der Wiese haben sich Pärchen und Familien ihren Platz in der Sonne für ein Picknick, zum Lesen oder einfach nur zum Sonne genießen, gesucht. Es sieht so friedlich und so einladend aus, dass wir uns am liebsten dort auch niederlassen möchten. Wir wählen aber eine Bank und nach einer kleinen Pause geht es zurück zum Roller.
    Doch was ist das? Schwarze Rauchwolken steigen auf und lodernde Flammen sind zu sehen. Nein, es ist, Gott sei Dank, nicht die "Paula," sondern ein Stückchen weiter brennt das trockene Gras in einer Anlage. Trotz des vielen Wassers in den Seen hier in der Gegend, die Natur lechzt nach Wasser. Alles ist so trocken, dass sogar die blühenden Kamelien den Kopf hängen lassen und der Wasserspiegel in den Seen extrem niedrig ist. Aber bis es ein wenig Regen geben wird, das wird noch ein paar Tage dauern.
    Wir setzen unsere Fahrt fort und fahren über "Travedona Monate" und "Bardello" nach Graviate an den Lago Varese.
    Am Ufer des Lago Varese in Graviate ist richtig was los. Alle Plätze auf den Terrassen der Ausflugslokale sind besetzt. Wir parken die "Rote Paula und laufen ein Stück um den See. "
    Oh...Da sind ja Wohnmobile.....ein Stellplatz! Denn schauen wir uns doch mal an." Oh jeh! Voll ist überhaupt kein Ausdruck. Die Womos stehen so eng neben einander, dass man kaum noch die Tür aufbekommt. Schön ist das wahrlich nicht.

    Lange hat er sich nicht gemeldet, doch heute ist er mit dabei: der kleine Hunger. Michael will ein Eis, ich irgendwas, was den kleinen Hunger zufrieden stellt. Doch so ziemlich alle Plätze auf den Ausflugsterrassen sind besetzt. Wie versuchen unser Glück in einem Restaurant am See. Da bekommen wir einen Platz. Aber Eis ? Fehlanzeige. Der kleine Hunger rumort. Da fällt mir ein, dass es in Italien immer etwas zum Knabbern zum bestellten Getränk gibt. Wir erklären dem herbei eilenden Kellner, dass wir nur etwas trinken wollen. Kein Problem. Zu unserem Bier, und es gibt sogar alkoholfreies Bier, wird ein großes Körbchen mit Chips serviert. Der kleine Hunger gibt sich zufrieden und verzieht sich wieder.
    Was sich nicht wirklich verzieht ist Michaels Problem mit seinem Rollernavi. Nix geht mehr. Immer diese Technik.
    Bevor wir Gravirate verlassen, machen wir Halt an einem großen Einkaufszentrum. Kuchen und Brot fehlen. Michael hat keine Lust in so einem riesigen Komplex Brot ausfindig zu machen. Er versucht sein Glück lieber noch einmal bei seinem Navi. Aber es klappt nicht. Bei der Weiterfahrt müssen wir uns, d.h. Michael sich, wie früher an den spärlichen Straßenschildern orientieren. Was folgt ist eine, zumindest für mich, tolle Fahrt durch kleine und kleinste Orte, über steile, enge Straßen, mit tollen Ausblicken ins Tal. Wir wissen zwar nicht mehr, wo wir uns genau befinden, aber die Fahrt endet am Schluss gut 2 km vor dem Campingplatz. Das war doch einmal eine etwas ausgefallene Sightseeing-Tour.
    Auf dem Campingplatz hat sich einiges getan. Noch mehr italienischeWohnmobile sind angekommen.
    Wir sitzen noch ein wenig in der Sonne und tauschen uns mit den neuen Nachbarn aus, die auch auf dem Weg in den Süden sind.
    Am Abend essen wir eine Kleinigkeit im Restaurant des Campingplatzes. Das geht sogar auf der Terrasse, so warm ist es noch.
    Morgen fahren wir weiter .....bis zum Mittelmeer.
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  • Day 9

    Sarzana

    March 27, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 16 °C

    Heute geht es definitiv weiter. Eigentlich sind wir ziemlich früh wach, aber die blöde Zeitumstellung.....
    Es gibt nicht mehr viel zu erledigen.
    Das Meiste haben wir gestern schon gemacht, inklusive bezahlen.

    So nach spätestens 3 Nächten ist der Reiz des Neuen und Unbekannten verflogen. Dann wird es Zeit zu fahren.
    Mit "Arrividerci" und Winken verabschieden wir uns von unseren Nachbarn auf Zeit und verlassen gegen 10.30 Uhr den Platz. Es hat uns gut gefallen, aber der Platz ist nichts für Perfektionisten. Die tolle Lage am See lässt uns aber über kleinere Baustellen hinweg sehen.

    Die Uferstraße ist auch heute wieder stark frequentiert. Am Ortsausgang fährt eine große Gruppe Radrennfahrer. Der starke Gegenverkehr macht es fast unmöglich daran vorbeizukommen. Geduld ist gefragt. Endlich haben wir sie abgehängt.

    Eine strategisch gut gelegene Tankstelle wird wenig später angefahren. Ah....ein italienisch sprechender Tankautomat erwartet uns dort, und der mag weder Visa noch sonst irgendeine Plastikkarte. Der Automat steht definitiv auf Scheine. Aber auch nicht alle. Ganz schön anspruchsvoll. Aber gnädig gewährt er uns dann für 50 Euro Diesel, den Liter für 1,78 €.

    Nachdem wir uns an etlichen Rennradgruppen vorbei gedrückt, von unzähligen Motorrädern überholt und wahrscheinlich die hinter uns fahrenden PKWs zur Verzweiflung gebracht haben, erreichen wir endlich die E62/A8 Autobahn in Richtung Mailand. Mann, o mann, was für ein Verkehr und dabei sind nicht einmal die LKWs unterwegs. Je näher wir Mailand kommen, desto wuseliger wird es. Die Mautstellen zum Bezahlen der Autobahngebühr sind riesig. Bei der ersten Mautstelle halten wir ein wenig die Luft an, denn wir fahren das erste Mal mit der Maut1 Box. Ob sie funktioniert und sich die Schranke öffnet?
    Vorsichtshalber haben wir das Telepass-Gate genommen, das auch Kreditkarten nimmt, denn zurücksetzen ist nicht. Aber alles klappt wie es soll.

    Der Ring um Mailand mit dem vielen Verkehr zieht sich unsagbar. Endlich können wir auf die A1/ E 35 in Richtung Parma wechseln. Es wird etwas ruhiger und entspannter. Kurz vor Piacenza überqueren wir den Po. Auch ihm fehlt Wasser.

    Jetzt, wo es etwas entspannter zugeht, bleibt Zeit mal nach rechts und links zu schauen. Es ist heute zwar ziemlich warm, so um 22 Grad, aber leider auch ausgesprochen diesig. Keine Bilderbuchoptik auf der Fahrt.

    Das bedauere ich am meisten auf dem Stück zwischen Parma und La Spezia, als es durch den Appenin geht. Die Autobahn kommt mir vor wie ein Hochseil, das zwischen zwei Bergspitzen gespannt ist. Rechts und links schauen wir in das tief unten liegende Tal oder auf einsame Gehöfte am Berg. Vom großen Fluß Taro, der uns ein ganzes Stück begleitet, ist nur das steinerne Flußbett mit einem Bächlein in der Mitte zu sehen. Auch hier fehlt Wasser.

    Die Fahrt entlang der Felsen, durch die noch farblose Landschaft des Appenin mit den gezackten Bergspitzen und den verfallenen Häusern hat bei dem Dunst etwas apokalyptisches und faszinierendes gleichzeitig. Ich weiß nicht, was mir mehr Furcht einflößt, die Brücken in schwindelnder Höhe, auf denen deponierte Baugeräte von Reparaturbedarf zeugen
    (nur nicht an Genua denken), oder die Tunnel, bei deren Einfahrt man klaustrophobische Gefühle bekommt, weil man meint, in einen Stollen einzufahren.
    Alles in allem aber eine eindrucksvolle und spannende Fahrt durch die italienische Bergwelt.

    Gegen 15.00 Uhr verlassen wir die Autobahn und fahren die letzten 10 km über die Landstraße nach Sarzana und von dort aus zum Campingplatz Porto Touristico. Der Campingplatz mit der angegliederten Marina liegt nur drei Kilometer von der kleinen, aber sehr schönen mittelalterlichen Stadt Sarzana entfernt, genau an der Grenze zwischen der Toskana und Ligurien und zwei Kilometer vom Meer und von den Stränden entfernt.
    Wir wollen diesen Standort zur Erkundung der Cinque Terre nutzen.
    Bevor wie auf den Campingplatz fahren können, müssen wir erst durch eine Unterführung, deren Höhe uns ein wenig Kopfzerbrechen macht. Passen wir dadurch oder nicht? Dann entdecken wir ein kleines Schild mit der Höhenangabe. Alles klar, dann durch.
    Die Dame an der Rezeption wechselt von Englisch auf Deutsch und freut sich, dass wir heute schon das 2. Mobil sind, dass auf den Platz fährt. Am Abend sind es 4 Fahrzeuge, die mit Blick auf den Fluss Magra und die gegenüberliegenden Bergdörfer auf dem sonst leeren Platz stehen, zum ACSI Preis von 18 Euro. Wir nutzen noch ein wenig die Sonne, erkunden die nähere Umgebung, tauschen uns mit den anderen Ankömmlingen aus, und organisieren die morgige Fahrt in die Cinque Terre.
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