• Nogersund

    14 luglio 2016, Svezia ⋅ ☁️ 17 °C

    Stellplatz Nogersund/
    N 56°0'17" E 14°44'20"
    150 SEK inklusive Strom, VE, Dusche/Toilette
    ca 20 Plätze

    Von Begegnungen der besonderen Art

    Am nächsten Morgen machen wir uns auf den unendlich langen Weg von 20 km von Torsö nach Nogersund, aber nicht ohne noch einmal vorher die Hafen- Idylle Torsös bei einem Frühstückskaffee in der Sonne zu genießen. Was man hat, das hat man. Was man bekommt, das weiß man nicht.
    In Nogersund haben wir zunächst eine Begegnung der unangenehmen Art. Ein etwas cholerischer PKW-Fahrer scheint überfordert bei der Parkplatzsuche und steht mitten auf der Straße vor der Zufahrt zu einem Parkplatz und überlegt, ohne den Blinker zusetzen, ob er nun auf den Parkplatz fahren soll oder ob sich vielleicht etwas weiter etwas Besseres findet. Auf unser zaghaftes Hupzeichen entweder den Blinker rechts zu setzen oder links auf den Parkplatz zu fahren, schließlich stehen wir mit dem Hinterteil noch auf einer etwas uneinsichtig Straße und würden das gerne aus dem Verkehr ziehen. Also auf das Hupen reagiert er so gereizt wie ein Stier auf ein rotes Tuch und macht Anstalten sein Fahrzeug zu verlassen, um.. ..Ja darauf haben wir dann lieber doch nicht gewartet sondern sind im einem großen Bogen um den vor Wut Tobenden herumgefahren. Auf den Blick in den Rückspiegel habe ich bewusst verzichtet aus Angst, dass dieses schwedische HB-MÄNNCHEM sich in unserer Stoßstange verbissen haben könnte. Der Begriff HB-Männchen stammt aus einer Zeit als Zigaretten-Werbung im Fernsehen noch erlaubt war und ein kleines Zeichentrick-Männchen sich über das eigene Missgeschick so aufregt hat, dass es vor Wut in die Luft ging. Der dazugehörige Werbe-Slogan lautete seiner Zeit:“ Warum gleich in die Luft gehen, greife lieber zur HB“. Ich weiß nicht, ob eine Zigarette in diesem Fall Wirkung gezeigt hätte. Der Typ was bestimmt Nichtraucher.
    Nach diesem Zwischenfall fahren wir aber unversehrt die letzten 100 m auf den Stellplatz. Es sind viele Plätze frei und wir können uns aussuchen, ob wir den Blick auf das offene Meer oder lieber in den Hafen haben wollen. Entscheidung zu treffen bei so viele Möglichkeiten ist schon mal ganz schwierig, jedenfalls für uns Und so stellen wir das Wohnmobil einfach erst einmal auf den ersten besten Platz ab, um die Lage, d.h. das Angebot an Stellplätzen genauer zu sondieren. Schließlich soll es unser Zuhause für die nächsten 24 Stunden sein. In diesem Fall haben wir mehr als Glück. Nicht nur, dass uns ein nettes Wohnmobilpaar während eines freundlichen Hallos seinen Stellplatz anbietet, da sie im Aufbruch sind, nein, sie nehmen uns auch die schwierige Entscheidung ab, da sie uns auch ein noch gültiges 24-Std.-Ticket anbieten. Es entwickelt sich ein sehr nettes Gespräch über Schweden, Wohnmobile und Stellplätze, in dessen Verlauf Michael sich überreden lässt, seinen schwedischen Stellplatz Führer, den er eigentlich aus Ärger über die deutsche Bürokratie nicht mehr nachdrucken wollte, zu verkaufen. Schade, dass sie wenig später fahren. Das wären mal nette Wohnmobil-Nachbarn gewesen. Aber eins geht nur- kostenloser Platz oder nette Nachbarn.
    Das war mal eine Begegnung der schöneren Art und relativiert das zuvor Erlebte.
    Und so sitzen wir kurze Zeit später vorm Wohnmobil, schauen aufs Meer und hören dem Möwengeschrei und den anlandenden Wellen zu, die hin und wieder abgelöst werden durch das Brummen vom Dieselmotor Stellplatz suchender Wohnmobile oder der auslaufenden Fähre nach Hanö. Die Erfahrung, dass der Stellplatz mit Blick zum Hafenbecken auch noch das permanente Brummen, der dort angesiedelten Fischfabrik zu bieten hat, müssen wir nicht mehr machen. Diese Erfahrung haben uns unsere Platzvormieter dankender Weise schon abgenommen genau wie den daraus resultierenden Umzug zur Meeresseite.
    Auch wenn das Gucken aufs Wasser etwas sehr meditatives und Entspannendes hat, besonders mit einem Hörbuch im Ohr, ist spätestens beim glücklichen Ende desselben der Wunsch nach etwas Bewegung da. Ich entscheide mich für Laufschuhe und Walking Stöcke und für mein Handy. Nicht etwa, dass ich von unterwegs telefonieren wollte, aber ich könnte, wenn Gefahr droht. Wobei es mir bei den Rindviechern auch nicht geholfen hätte. Es ist vielmehr der im Handy integrierte Fotoapparat, der stets griffbereit ist. Als ich das niedliche, rote, kleine Schwedenhäuschen am Ende des Hafens fotografiere, überlege ich wie viele niedliche, rote, kleine Schwedenhäuschen ich insgesamt auf allen Schweden- Reisen schon fotografiert habe. Es dürften einige sein. Aber was muss, das muss. Dieses Haus wird auch noch, bald hätte ich auf Zelloleut gebannt geschrieben, was doch etwas antiquiert wäre. Dieses Haus findet auch noch seinen Platz im Gerätespeicher und auf der Festplatte. Ebenso wie das nachfolgende Fischerboot und überhaupt der ganze Hafen. Mit der Anzahl fotografierten Booten und Schiffe ließe sich schon eine riesige Armada aufstellen. Aber es sind immer wieder schöne und verlockende Motive. Ein Bild von der Fischfabrik will doch keiner sehen…oder? Es sei denn es wäre ein Industrie-Denkmal.
    Mit diesen Gedanken gelange ich vom optisch nicht großartig etwas hergebenden Industrie-Hafen in Nogersunds Wohnviertel. Holzhäuser in allen Farben stehen in super gepflegten Gärten mit lauschigen Sitzecken im Grünen. Ich gehe gerne durch solche Straßen, überlegend welche Art Menschen hier wohnen. Das kann ich gleich feststellen, denn ein Mann kommt aus einem der Häuser und spricht mich auf schwedisch an. Verdammt, wenigstens den Satz:“ Ich spreche kein Schwedisch,“ sollte ich doch in der Landessprache beherrschen. Das ist auch noch etwas was auf meine Lebens- Todo -Liste gehört. Sprachen kultivieren. Die Todo-Liste ist inzwischen so umfangreich geworden, da muss mir der liebe Gott schon eine Verlängerung gewähren, damit ich sie abarbeiten kann.
    In diesem Fall muss die englische Version des “ Nicht Verstehens“ reichen, die auch für ein sofortiges Umschalten meines Gegenübers in die englische Sprache sorgt. Hier kann ich etwas besser kommunizieren, wenn gleich auch nur mit dem Wortschatz meines Schulenglischs, den meine grauen Gehirnzellen eifrig ins Hier und Jetzt befördern. Meinem schwedischen Gegenüber scheint es ähnlich zu ergehen. Nichts destotrotz unterhalten wir uns prächtig, Wenn gleich auch die fehlenden Vokabeln für die eine oder andere Verwirrung sorgen. Bei der Frage: „Where do you come from?“, lasse ich Löhne schon mal außen vor und nenne gleich Bielefeld als potenzielle Heimatstadt. Auch mit Hannover kann er nur vage etwas anfangen. Aber er kennt ganz in der Nähe die schwarze Katze und Alf. Nun ist die Irritation auf meiner Seite. Alf ist doch der Außerirdische aus dem Fernsehen, der immer sagt: „Gegrillte Katzen sind die besten Katzen.“ Und der soll aus Hannover kommen? War mir ehrlich gesagt nicht bewusst. Erst als in diesem Zusammenhang auch der „River Mosel“ fällt, ist mir klar, dass es sich um Alf an der Mosel handelt und die „schwarze Katze“ ist eine Weinsorte. Nur mit dem „near by Hannover“, da muss ich doch ein wenig widersprechen. Vielleicht aber rechnen die Schweden in anderen Entfernungs-Dimensionen. Beschwingt von so viel freundlichem Interesse setze ich meine Tour fort bis ins benachbarte Hällevik und natürlich wieder zurück.
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