• Torsö

    12. juli 2016, Sverige ⋅ 🌧 17 °C

    Torsö 12./13.7.2016

    Stellplatz Torsö Hafen/ 6 Plätze
    N 55°59'59" E 14°38'45"
    150 SEK
    Dusche/Toilette/Wasser/Strom/Entsorgung nicht möglich
    Schöner Badestrand am Platz

    Vom Geldkauf, Zitronenhandel und Rindviechern

    Nach einer schönen und sonnigen Überfahrt sind wir gestern Nacht in Schweden angekommen und haben in Smygehamn nicht weit von Trelleborg übernachtet. Heute morgen geht es weiter nach Torsö mit einem kurzen Zwischenstopp in Ystad.
    Ystad, der Stadt des Kommissar Wallanders, haben wir schon auf einer anderen Fahrt einem ausführlichen Besuch abgestattet.
    Heute wollen wir nur Geld organisieren. Auf ganz legale Weise. So ganz ohne Bargeld soll es nun doch nicht durch Schweden gehen, wenn auch die Schweden fast alles mit Karte bezahlen. Beim Tausch Euro gegen Schwedenkronen werden uns 50 Kronen Gebühren berechnet. Am Automaten ist das Geld mit EC – Karte billiger zu haben. Jetzt können wir ein paar frische Lebensmittel mit den frischen Schwedenkronen erstehen. Dann kann es weitergehen.
    Unterwegs sinniere ich über den verhältnismäßig hohen Betrag, den wir im Supermarkt bezahlen mussten. Schweden ist ja schon etwas teurer aber gleich so viel? Beim Betrachten des Kassenzettels finde ich den Übeltäter. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes mit Zitronen gehandelt. Das sagt man doch, wenn man sich geschäftlich verkalkuliert hat. Ich habe einen Beutel ökologischer Bio-Zitronen erwischt, gut 5 Euro für 4 Zitronen. Die müssen wir jetzt aber wirklich genießen, soweit das mit Zitronen überhaupt möglich ist.
    Unterwegs begegnen uns sehr viele Wohnmobile. Allen voran die Schweden, die jetzt auch Ferien haben. Aber in den kleinen Orten und Häfen merkt man nicht viel von der Saison. Es geht alles sehr beschaulich zu. Das Wetter ist mit 22 Grad und einem Sonne- Wolkenmix typisch skandinavisch
    Im Hafen von Torsö, ca 8 km hinter Sövelsborg, einem unserer Lieblingsplätze, sind von den 6 Plätzen noch zwei frei. Glück gehabt. Diesen winzigen Hafen haben wir schon mehrfach angefahren und sind jedes Mal wieder begeistert. Der Hafenmeister achtet streng darauf, dass sich hier nicht mehr Wohnmobile niederlassen. Eine kleine Gemeinschaft, die sich Toilette und Duschen teilt, falls man die benötigt. Vom Wohnmobil blickt man auf das Meer und ein paar Schritte entfernt ist ein wunderbarer weißer Sand- und Badestrand. Rad- und Wanderwege führen in alle Richtungen.
    Sonne und der frische Wind vom Meer -einfach göttlich, denke ich, als wir es uns vor dem Wohnmobil gemütlich gemacht haben. Aber die Götter haben so ihre Macken. Allen voran der Wettergott. Der fand am späten Nachmittag, dass wir nun genug himmlische Erfahrungen gemacht hätten und schickte ein ordentliches Donnerwetter mit ordentlichem Platzregen. Aber schon eine gute Stunde hatte sich seine Gottheit wieder abgeregt und den Himmel blank putzen lassen. Ich glaube nicht, dass er, weil Gott und Mann, aber eigentlich kommt das auf das Gleiche heraus, also ich glaube nicht, dass er das selbst verrichtet hat. Wobei, wenn er schon blankwischt, blankwischen lässt, dann hätte er auch gleich die riesigen Pfützen, die sich wie kleine Seen auf dem ganzen Platz ausbreiten mit auffeudeln können.
    Die wiederhergestellte Urlaubsszenerie animiert mich zu einer Walkingtour. Gleich hinter dem Hafenbereich, nur durch ein Tor getrennt, führt ein Feldweg durch ein Naturgelände zum anderen Ufer dieser Landspitze. Den Zettel am Tor ignorierend, ich kann eh nicht viel Schwedisch, hole ich schwungvoll mit den Stöcken aus, dabei bedacht in keine der riesigen Schlammlöcher zu treten, die nach dem Regen voll Wasser gelaufen sind. Neben dem Feldweg, eingezäunt durch eine Mauer aus Findlingen, grast eine Herde Kühe, die nun durch mich aufgeschreckt neugierig näherkommen. Wie gut, denke ich erleichtert, dass die Rindviecher eingesperrt sind. Und dabei gehen mir Geschichten von auf Kuhhörner aufgespießten Bauern und tot getrampelten Wanderern durch den Kopf. Die Erleichterung weicht aber einem jähen Entsetzen, als ich feststelle, dass die schützende Mauer eine riesengroße Öffnung hat, durch die die ersten Kühe schon mit einem beunruhigenden Muh-Gebrüll herauskommen. Mit einem olympiareifen Rekord renne ich an den Viechern vorbei Richtung Meer. Nie und nimmer werde ich auf diesem Weg zurückgehen, ist mein einziger Gedanke. Der Weg endet an einem baufälligen Unterstand und mit dem Ende des Weges ändert sich auch die Beschaffenheit des Untergrundes. Eine Sumpffläche mit kleinen Inseln aus Gras und Findlingen ist nun meine Walkingstrecke. Mit den Stöckern sondiere ich den Untergrund und hüpfe von einer Grasinsel zum nächst Findling. Dabei rutsche ich mehrfach von den Steinen ab und stehe bis über den Knöcheln im Schlamm. Als ich schweißgebadet am Ufer der Bucht ankomme, weiß ich eins, zurück werde ich so auf keinen Fall gehen. Von weitem sehe ich schon den Weg, der um die Bucht herumführt. Dort muss ich hin. Und nun beginnt eine nicht weniger schwierige Strecke über die aufgeschütteten Findlinge entlang der Uferlinie. Bloß nicht abrutschen und den Knöchel verstauchen, denke ich ständig. Aber auf der Sumpfwiese will ich auf keinen Fall weitergehen. Zeugen dort nicht die überall herumliegenden Kuhfladen vom feindlichen Territorium? Und dann geht es nicht mehr weiter. Der Weidezaun, der die Kühe zurückhalten soll, ist bis ins Meer hineingezogen. Und 200m weiter sehe ich bereits den rettenden Weg. Gottseidank steht der Zaun nicht unter Strom und meine Schuhe sind eh schon nass. Durch das Wasser, dass mir bis zu den Knien reicht, gelange ich auf die andere Seite des Zaunes. Rund 200 m balancieren auf Findlingen entlang eines Schilfgürtels liegen zwischen mir und der rettenden Straße. Ich bin schweißgebadet. Jetzt bin ich so weit gekommen, jetzt werde ich auch noch die gefährliche Turnerei über die Steine überstehen. Nur noch wenige Meter. Und dann stelle ich ernüchternd fest, dass zwischen mir und der Straße eine große Wasserfläche liegt. Keine Brücke, nichts was mich zur rettenden Straße auf die andere Seite bringen könnte. Es hilft alles nichts. Ich muss die gesamte Strecke wieder zurückgehen. Als erstes klettere ich über den Stacheldrahtzaun zurück auf die Weide. Die Rindviecher sind am ganz anderen Ende der Weide und hier komme ich besser, ungefährlicher und schneller vorwärts als bei der Kletterei. Und was soll ich sagen, als ich später an der Maueröffnung mit den Rindviechern vorbeikomme, würdigen die mich keines Blickes. Das einzige Rindvieh, dass frei herumläuft, bin wohl ich. Manchmal ist es besser sich der Gefahr sofort zu stellen, als vor ihr davonzulaufen. Denn letztendlich holt sie uns immer wieder ein. So meine Lektion habe ich für heute gelernt. Und Zettel egal wo sie angebracht sind, lasse ich von nun an auch nicht mehr so völlig unbeachtet.
    Am nächsten Tag geht es per Rad auf dem Listerlandet Radweg über Feld und Waldwege nach Hällevik. Hier herrscht etwas mehr Treiben als im beschaulichen Torsö. Auch einen Platz für Wohnmobile gibt es hier. Aber auf einem geschotterten Strandparkplatz zwischen parkenden PKWs. Nicht unbedingt schön. Die Rasenfläche daneben ist nicht nur für Camping, sondern auch zum Betreten verboten. „Nur gucken- nicht anfassen“ geht mir dabei durch den Sinn. Wir fahren weiter nach Nogersund. Auch ein kleiner Fischereihafen. Die Fähre, die zur vorgelagerten Insel Häno im 25 Minuten-Takt fährt und das kleine Hafenrestaurant sind die Hauptattraktionen dieses Ortes. Und ein wunderschöner Wohnmobilstellplatz auf einer Landzunge zwischen Hafen und Meer. Es gefällt uns hier. Das wird unser nächster Stellplatz beschließen wir nach der Rückkehr am Mobil in Torsö. Das Wetter soll am nächsten Tag hier im Süden noch warm und trocken sein während es weiter nördlich kalt und regnerisch ist. Es treibt uns nichts. Die Seele baumeln lassen kann man in Süden wie im Norden. Allerdings baumelt sie im Sonnenschein doch etwas netter.
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