• Rostock-Trelleborg

    July 11, 2016 in Sweden ⋅ ☁️ 19 °C

    11.07.2016
    Rostock-Trelleborg- Smygehamn/Schweden
    Stellplatz Smygehamn
    N 55°20'24" E 13°21'42"

    Von Problemen einer Stadtbesichtigung und einer verspäteten Überfahrt

    Manchmal liegt Freude und Enttäuschung sehr dicht bei einander. So erlebt in Rostock, der Stadt, der wir vor unserem Start in die schwedischen Sphären noch einen kurzen Besuch abstatten wollen. Um 16.00 Uhr soll die Fähre auslaufen, was uns noch genügend Zeit für das touristische „Muss“ gibt. Als Parkmöglichkeit soll uns jener Stellplatz im Stadthafen dienen, den wir ebenso wie den in Warnemünde zugunsten des ruhigen Wiesen -Platzes in Elmenhorst abgewählt hatten.
    Ein 7,50 m langes Gefährt parkt man ja nicht gerade mal so eben in einer Straßenecke. Da gilt es bereits vorher zu überlegen was hinterher unter Umständen zum Stressfaktor werden könnte. Sich in Millimeterarbeit aus einer Schar hirnlos geparkter Autos zu befreien, um dann doch festzustellen: „Rien ne va plus- nichts geht mehr“, ist mit dem Abfahrtstermin einer Fähre nicht ganz kompatibel. Auf einem ausgewiesenen Stellplatz für Wohnmobile dürften wir mit solcherlei Problemen wohl nicht konfrontiert werden. Denken wir. Unser Navi führt uns souverän zum Stellplatz, der eine für Wohnmobile ausgewiesene Fläche auf einem großen Parkplatz im Stadthafen von Rostock ist. Der Parkplatz ist rappelvoll mit PKWS. Auf dem Wohnmobil Platz stehen etliche Wohnmobile und auf den eigentlich noch freien Plätzen stehen….. PKWS, die sich entweder für Wohnmobile halten oder vielleicht mal eins werden wollen. Die armen Wohnmobilisten sind umzingelt von kleinen Parkflächen fressenden Pkws, so dass kaum noch eine Tür aufgeht, geschweige denn etwas anderes, was zum Wohnmobil-Leben gehört. Was sind wir froh, dass wir diesen Platz tags zu vor nicht favorisiert haben. Gleichzeitig aber auch enttäuscht, dass unsere Taktik so gar nicht aufgehen will und wir uns im Moment sogar gleich zwei Probleme stellen müssen, nämlich wie kommen wir wieder von diesem total zugestellt Platz herunter und wenn ja, wo parken wir? Das Verlassen des Platzes läßt sich mit Millimeterarbeit regeln. Wollten wir das nicht eigentlich vermeiden? Beim ordnungsgemäßen Abstellen unseres Gefährts sieht es eher schlecht aus. Gerade wollen wir enttäuscht den Rückzug antreten, da kommt uns der Zufall zur Hilfe, der uns nur wenige 100 m entfernt einen fast leeren für Wohnmobil geeigneten Parkplatz zeigt. Etwas skeptisch suchten wir nach Verbotsschildern oder Ähnlichem, dessen Nichtbeachtung Auswirkungen auf den Inhalt unseres Portemonais haben könnte. Es kann doch nicht sein, dass sich auf einem Platz mit hohen Parkgebühren die Fahrzeuge einen erbitterten Platzkrieg leisten während wenige hundert Meter weiter kaum Jemand stehen will -und das für 50 Cent die Stunde. Aber es scheint alles ok zu sein. Also Parkschein ziehen und dann auf in die Altstadt- Das etwas sonderbare Parkverhalten der Menschen gibt mir aber noch einige Zeit zu denken.
    Wir bummeln durch die Haupteinkaufstraße. Meine Aufmerksamkeit gilt den schönen, restaurierten Häusern. Die Läden und Geschäfte, die sich in Ihnen befinden können mich heute nicht zum Stöbern animieren. Mit der besseren Hälfte an meiner Seite könnte sich da nämlich folgender Dialog ergeben: „Was suchst du denn?“ „Weiß, nicht! Ein T-Shirt vielleicht! Oder einen Rock.“ „Was nun Rock oder T-Shirt?“ „Egal. Ich will einfach nur mal gucken“ Warum guckst du denn dann bei Hosen und warum nicht bei deiner Größe“. Nein.... Das Shoppen ist eher etwas, was ich lieber im Alleingang mache, dann kann ich gucken, so viel ich will.
    Michael hat inzwischen einen Stand mit Thüringer Bratwurst entdeckt. Das ist mehr so seine Welt und da es inzwischen Mittagszeit ist, heute auch mal meine. Mit einer Wurst in der Hand sitzen wir auf der Bank vor dem Springbrunnen mit den Bronzefiguren und lassen den Blick die Kröpelinerstraße entlang schweifen. Doch- sehr schön diese Altstadt, trotz der dunklen Wolken, die sich gerade drohend am Himmel zusammenballen. Anhand eines Stadtplans, den ich in Warnemünde mitgenommen und heute wieder aus dem Mülleimer gefischt habe, machen wir eine Stippviste zu den wichtigsten Baudenkmälern (die ich, weil in jedem Stadtführer viel besser nachzulesen nicht extra beschreibe) einschließlich der Marienkirche, bevor wir uns in einem Straßencafe vor dem Kröpelinertor in der inzwischen wieder aufgetauchten Sonne von unserem Fußmarsch erholen.
    Zeit für die Fähre. Am Fährhafen heißt diese Zeit erst einmal Wartezeit. Warten bis die Fähre entladen ist, warten bis die eigene Spur an der Reihe ist und zum Schluss noch warten bis die Fähre endlich ablegt. In unserem Fall mit einer Stunde Verspätung, denn irgendwie hatte man sich wohl bei der Beladung verrechnet. So fährt ein ganzer Güterzug auf die Fähre, um dann wieder herunterfahren zu müssen, weil die Lokomotive nicht mehr mit hineinpasst. Aber auch Wartezeiten haben mal ein Ende und so fahren wir bei strahlendem Sonnenschein entlang des Seebads Warnemünde, das samt Wohnmobilstellplatz ohne die Menschenmassen, Buden und Zelte einen ganz anderen, netteren Eindruck macht, hinaus auf die Ostsee.
    Die Überfahrt vergeht sehr schnell und plötzlich taucht schon der Hafen von Trelleborg auf. Und dann heißt es noch einmal warten. Warten bis wir von der Fähre herunterfahren können.
    In Smygehamn, wenige Kilometer von Trelleborg entfernt, auf einer großen Wiese am Meer, finden wir wie erwartet einen Platz für den Rest der Nacht. Und so schlummern wir zwischen etlichen anderen Wohnmobilen, die entweder wie wir von einer Fähre kommen oder mit der Fähre fahren wollen,dem nächsten Morgen entgegen.. Wir sind in Schweden. Morgen geht es weiter.
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