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  • Day 333

    Colca Canyon Tag 2

    June 2, 2023 in Peru ⋅ 🌙 5 °C

    Der Wecker klingelt um 4Uhr, eine halbe Stunde später stehen wir angezogen und gepackt im Dunkeln vor der Tür. Es ist wirklich Stockdunkel und wir sind glücklich über unsere Kopflampen. Frühstück müssen wir uns heute verdienen, das gibt es erst wenn wir oben sind.
    Heute geht es in 5Km auf 1100 Höhenmeter, also schön Steil bergauf. Dafür haben wir bis 8Uhr Zeit. Danach wird es warm und die Zeit für das Frühstück wird knapp.
    Der Start im Dunkeln ist eigentlich ganz praktisch, denn man sieht nicht, wie weit es noch ist. Als die Sonne dann endlich Licht in den Canyon wirft, kann ich mal wieder nur Staunen über die Landschaft. Irgendwann entlässt uns unser Guide und jeder darf sein eigenes Tempo gehen. Für Philipp bietet sich hier die perfekte Gelegenheit mal auszuprobieren wie schnell er wirklich ist. Ich bleibe ja nicht allein zurück.
    Ich gehe also ziemlich alleine und in meinem Tempo den Weg hinauf. Ab und zu kommen ein paar Maultiere vorbei, diese tragen alles, was die Menschen im Canyon brauchen nach unten. Auf dem Weg nach oben tragen sie nichts, außer vielleicht einen erschöpften Wanderer.
    Dann endlich komme ich an der Weggabelung an, ab hier hat man circa die Hälfte geschafft. Noch immer fühle ich mich gut, ich werde heute auch nicht die letzte sein, denn ich habe ganz guten Vorsprung. Dachte ich. Bis dann unser Schlusslicht auf einem Maultier an mir vorbei ritt. Ich fühlte mich zwar immer noch fit, aber danach wurde ich immer langsamer und es wurde nur noch anstrengend. Ich fing auch an zu frieren, was komplett verrückt ist, weil ich vor Anstrengung ja auch schwitzte. Durch die Höhe und fehlende Sonne wurde es nun richtig kalt. Irgendwann holten mich auch der letzte unserer Gruppe und unser Guide ein. Dieser machte ordentlich Stress, weil ja bald die Sonne kommt. An einem Punkt schaute ich nach oben, um zu sehen wie viel denn schon in der Sonne lag. Was ich entdeckte war aber viel schlimmer. Ein weißes Maultier war deutlich zwischen dem Gebüsch erkennbar, es war noch nicht ganz oben, aber es war winzig klein und viel zu weit weg. Das schaff ich nicht mehr! Nicht in dem Tempo, nicht so schnell wie die Sonne schon über den Gipfel klettert. Der Guide sieht das wohl auch so und sprintet los. Nun bin ich alleine, letzte und kämpfe mich irgendwie weiter. In meinem Kopf schwankt es zwischen "Das schaffst du niemals" und den versuchen mir selbst etwas Mut zuzusprechen. Selbst Trinkpausen lege ich kaum ein, ich bin ja schon die letzte und wer weiß wie schlimm es erst in der Sonne ist.
    Irgendwann ist es so weit, die Sonne ist da und wärmt mich. Ein paar Kurven weiter wartete auch mein Guide im Schatten und erklärte es sind von hier nur noch zehn Minuten. Dann gibt es Kartoffelsalat zum Frühstück. Zehn Minuten schaffe ich und irgendwann kann ich sogar Philipp winken sehen, in dicker Jacke in der Sonne.
    Die letzten paar Meter sind da und ich breche in Tränen aus. Ich bin so erleichtert, ich habe selbst nicht daran geglaubt, dass ich es schaffe. Es ist 7:35Uhr, nur 25 Minuten nach Philipp. Dieser war als Dritter Oben, gleich nach unseren Trailrunnern und Ironman Läufern. Es geht noch 1Km Inca flat bis zum Restaurant, aber das stört mich überhaupt nicht. Ich hab's ganz allein hier hoch geschafft.
    (Zum Frühstück gab es übrigens keinen Kartoffelsalat, wahrscheinlich wollte der Guide die Deutsche einfach etwas Motivieren, ich war echt enttäuscht 🤣)

    Wohlverdient geht es für uns alle danach in ein Thermalbad. Hier hüpfen wir zwischen heißen und kalten Becken hin und her. Wir genießen noch die letzten Momente mit unserer tollen Gruppe. Menschen aus Kanada, Kolumbien, Brasilien, Indien und Deutschland.
    Danach sehen wir noch ein paar Alpakas auf der Wiese (endlich) und ein paar Vulkane von einer Aussichtsplattform.
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