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  • Day 25

    Challo!

    November 25, 2023 in India ⋅ ⛅ 33 °C

    Dem Rat meiner indischen "Reiseberatung" folgend, fahre ich mit dem Zug nach Gokarna, in den Bundesstaat Karnataka. Ein Feiertag steht an und meine Suche nach einer Unterkunft ist zäh, da der Ort als heilige Stätte gut besucht wird. Ich stapfe schwitzend und schlecht gelaunt von einem Hostel zum nächsten. Nichts will heute klappen. Als ich schließlich ein Plätzchen finde, kann ich meinen Augen kaum trauen: ich kenne den Typ von der Rezeption! Wie schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen! Die zwei lustigen Engländer von der Zugfahrt tauchen auch unerwartet auf, wir haben ein großes Hallo. Und aller guten Dinge sind drei: plötzlich kommt Kai, der Zugabspringer und Flutenretter aus Varkala um die Ecke. Ich habe bisher niemanden ein zweites Mal getroffen und dann gleich so viele tolle Menschen auf ein Mal. Das macht den Stress der Anreise wieder wett. Schnell ergibt sich eine spaßige Gruppe und wir gehen nachts noch gemeinsam im Meer baden.
    Ein bisschen gruselig ist es schon bei völliger Dunkelheit zu schwimmen, aber es hat gleichzeitig auch etwas sehr beruhigendes. Das Wasser ist so salzig, dass man bewegungslos auf der Wasseroberfläche treiben kann. Taub für die Umgebung, den Blick im Sternenhimmel.

    Am nächsten Tag geht's in den Trubel der Stadt. Mein tuktuk-Fahrer kennt sich aus und bringt mich zum Zweirad-Vermieter seines Vertrauens. Es wird mit Händen und Füßen diskutiert, der Verleiher ruft kurzerhand (typisch indisch...) seinen Kumpel an, der mich mit dem scooty abholt und außerhalb der Stadt zum Fuhrpark bringt. Viel Auswahl an Zweirädern hab ich nicht und arrangiere mich mit einer Kompromisslösung. Ich bin trotzdem stolz wie Bolle als ich vom Hof fahre.
    Aber meine Kreditkarte wird weder beim Verleih, noch in der Tankstelle akzeptiert und das Cash ist auch aus... Eine wirklich unangenehme Situation wenn man Leistung bereits in Anspruch genommen hat und nicht dafür aufkommen kann sag ich euch. Ich beschwichtige, lasse meine Wertsachen als Pfand zurück und düse zurück in das Chaos der Stadt zum Bankkauftomaten, der sich weigert mich auszahlen. Im Gedränge der Straße scheitere ich an einer steilen Kehrtwende und das Motorrad kippt mitten auf der Straße um. Ich bleibe unverletzt aber meine Nerven liegen blank, von allen Seiten wird gehupt und geschimpft. Der zweite Automat rückt zum Glück Geld raus und ich begleiche meine Schulden. Als ich endlich wieder beim Hostel ankomme, bin ich völlig erschöpft und demotiviert.
    Ich beschließe mein Unglück nicht weiter herauszufordern und verschiebe den Tourstart auf den nächsten Tag.

    Der nächste Morgen überrascht: die Hostel-Gang beschließt, mich zu meinem Tagesziel zu begleiten. Ich freue mich darüber, die erste Etappe in Begleitung zu fahren! Auf 3 Rollern und 1 Motorrad brausen wir los. Eine großartiges Gefühl mobil und ungebunden zu sein... aber die Freude wird uns kurzzeitig auf dem Highway genommen: die Polizei zieht uns aus dem Verkehr und 3 von uns müssen ohne Begründung blechen. Was später mehrfach von Indern bestätigt wird: Korruption ist Normalität in Indien, besonders im Polizeidienst.

    Wir klettern durch riesige Höhlen, ich trinke meine erste Kokosnuss, wir geraten in ein Gewitter... Die Fahrt durch den Jungel fühlt sich an wie eine Szene aus Avatar. Unbekannte, wunderschöne Natur, die Sonne die sich durch die Baumkronen kämpft und auf der nassen Straße glitzert.
    die Gesellschaft tut mir gut, wir sind eine tolle Truppe. Unsere Wege trennen sich am selben Tag wieder, der Abschied fällt mir schwer.

    🥇 Kokosnuss, Motorradfahren
    👱‍♂️ Tristan, Kai, Sophie, the English
    🎵 Night swim (poem) - half alive
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