Achtzehn fiese Rundkurse über Stock und Stein, achtzehn Varianten der Quälerei, genannt „Orbits“ warten über ganz Deutschland verteilt auf ausreichend masochistische Radfahrer. Ich bin einer davon.
Welche Orbits werde ich bezwingen können?
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    #7 Lunar Loops - Missionsprotokoll

    June 24, 2021 in Germany ⋅ 🌧 14 °C

    🪐 #7 Lunar Loops 🪐

    Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…

    „So, junger Paderwan! Nun wollen wir doch einmal sehen, was Du so alles gelernt hast über die Geschichte unseres Ziels, des Thuringiasystems.“
    Schweißperlen stiegen Lukas Skycycler auf die Stirn. Mit Prüfungsstress konnte er nicht so gut um.

    Er warf einen verstohlenen Blick auf seinen Lehrherren, - Orbit Jan Kenobi Wan Basti -, der konzentriert damit beschäftigt war, den Millennium Caddy in einen Orbit um den Rebellenmond zu manövrieren. Mit einem lauten schrillen Kreischen, wie man es im luftleeren Raum nur selten hört, quasi nie, bremste der Raumer scharf ab und schwenkte in den Orbit ein.

    „Warum sind wir hier, junger Paderwan?“ versuchte Wan Basti seinen aufgeregten Schüler auf eine neue Gedankenfährte zu setzen.

    „Nun, Meister, äh…“ Die Aufregung ließ jeglichen klaren Gedanken aus Lukas‘ schlecht durchblutetem Hirn weichen. „Wir sind hier, um das Geheimnis der Mondkreise zu lüften, der Lunar Loops.“

    „Sehr gut! Und was ist das Besondere an diesem Sektor?“

    „Nun, Meister, das Thuringiasystem liegt ziemlich Hinterwäldlerisch am Rande des Imperiums, aber hat gerade deswegen die Geschichte maßgeblich beeinflusst.“

    „Inwiefern?“

    „Hier war ein Rebellenstützpunkt verborgen. Von hier aus wurde die Rebellion gegen das Imperium geführt. Die Rebellen weigerten sich, Menschen für spirituelle Dienstleistungen schröpfen zu lassen. Sie verfassten deshalb 80 Thesen, die sie an einem Jeditempel ans Tor laserten. Die Hauptthese lautete, dass jeder sich selbst von der Macht leiten lassen sollte, ohne die Jedi als Mittler dazwischen.“

    „Das hast Du gut zusammengefasst, junger Paderwan! Und wir werden jetzt genau dort landen, wo der Anführer der Rebellion, - Mar Tin Lutha -, die heiligen Jedischriften in Alltagsprache übersetzte.“

    Der Millennium Caddy setzte elegant auf einer Felsnase in einem dichten Waldgebiet auf.
    Hier war ein Wartungsstützpunkt eingerichtet, an dem man letzte Reparaturen an seinen Landern vornehmen und letzte Bugs in der Steuerungssoftware ausmerzen konnte.
    Deshalb hieß die über der Landeplattform thronende Kampfstation auch „Wartbug“.

    „…Master? Warum starten wir genau hier, inmitten des Nichts auf einer Felsnase mitten im Wald?“

    „Wir vertrauen dem weisen Rat des obersten Yedi Tho Mas Thauth. Er hat den Rebellenmond bereits auf dieser Route bereist. Uns sollten folglich keine bösen Überraschungen erwarten.“

    „Wenn Ihr meint, Master…“

    Master Wan Basti und sein Schüler holten die Orbiter aus dem Laderaum, beluden sie mit dem Notwendigsten, und schoben sie stoisch bergauf an den Startpunkt, argwöhnisch beobachtet von den Wächtern auf den Zinnen der Wartbug-Kampfstation.

    Der Planetenaufgang am Mondfirmament war schon weit fortgeschritten, als unsere Helden sich ins Abenteuer stürzten, sie mussten sich nun sputen!
    „Ins Abenteuer stürzen“ war die korrekte Beschreibung für die Strecke, die direkt vor ihnen lag. Über tückisches Mondgestein schlitterten die Orbiter den Abhang hinab.

    Schon bald erreichten sie eine wunderschöne Siedlung am Hang der Berge. Hier hatten die Bewohner in einem Zufallsfund einst eine unermesslich ertragreiche Erzader entdeckt, welches den Entdecker zu dem überlieferten Ausruf „Eisen…, ach!“ verleitete.

    Nach einer durchwachsenen Strecke aus Steigungen und Gefälle erreichten sie bald eine Hochebene. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Wartbug und die umliegende Tiefebene. Hier hatten die Rebellen extra eine Schneise in den alten Wald geholzt und einen Wachtturm errichtet, um die Bewegungen der Imperialen Truppen und den Materialtransporter zum braunen Todesstern besser überwachen zu können.

    Denn schon damals in den Zeiten des alten Imperiums war diese abgelegene Gegend der perfekte Ort, Rebellionen und geheime Projekte auszuhecken. So ließ der braune Lord, der Grövaz (Größter Vader aller Zeiten) hier seinen Todesstern erbauen. Und noch heute lockte der finstere Wald des Thuringiamondes noch finsterere Gestalten an.

    Damals war hier der erste Pakt zwischen den braunen Sith und der bürgerlichen Allianz geschmiedet worden, welche zur Unterwanderung des gesamten Imperiums führte. Noch heute brütet der eine oder andere Westentaschen-Vader in seinem dunklen Kemmerich an Umsturzplänen.

    Wenn man sich moralisch ganz rückgratlos verbiegt und ganz tief in die Höcke geht, dann kann man unten im finsteren braunen Gehölz eine Kreatur mit bösen stahlblauen Augen entdecken, welche
    erneut danach trachtet, das Imperium zu unterwandern mit seiner Schar hirnloser, gewaltbereiter Klonkrieger.

    Ja, es ist viel los im dunklen Dickicht des Thuringiawaldes!

    Dies soll unsere Helden vorerst aber nicht weiter erschüttern.

    Viel mehr Sorge bereitet Wan Basti die Befürchtung, erst in der Dunkelheit den Lander an der Wartbug wieder zu erreichen. Leider konnte der Scheinwerfer nicht vollständig geladen werden, weshalb Wan Basti die Entscheidung trifft, diesen über das Notstromaggregat zu laden. Eine fatale Fehlentscheidung!

    Der Weg, - ist es einer? - bewegt sich plötzlich haarscharf entlang einer Abbruchkante, neben der es hunderte Meter in den Abgrund hinabgeht. Das Felsgestein neigt sich mit seinen glitschigen, harten Zähnen wie ein Haigebiß Richtung Abgrund.
    Die Orbiter rutschen und schlittern über die spitzen Grate - wäre die Macht nicht mit ihnen, es wäre ein kurzes Abenteuer!

    Plötzlich wird Wan Basti sich gewahr, dass es auf diesem Mond durchaus Wetter gibt. Und was für welches! Es schifft! Es eimert! Es kübelt! Es rinnt!
    Eiligst streifen unsere Helden ihre Perlator-Schutzmontur über. Leider hat dies auf die Schuhe keinen Effekt, welche sich in tragbare Badewannen verwandeln.
    Sie brettern mit ihren Orbitern auf schmalen Wegen durch wassergetränkte Rinnen und lassen sich die nackten Beine von klitschnassen Ranken durchpeitschen. Sie taumeln durchs Dickicht.

    „Lass Dich einfach von der Macht…“
    „Ach, das ist doch Scheiße, Master Wan Basti! Das macht doch keinen Spaß so!“

    Sorge macht vor allem, dass sich elektrische Entladungen zwischen Notstromaggregat und Lampe ereignen und das Anfassen des Steuerknüppels ein elektrisierendes Erlebnis wird. Oder ist es doch das Navigationsmodul?
    Die angeblich wasserdichten Gerätschaften werden durchgetrocknet und teilweise wasserdicht verpackt.

    Doch jetzt beginnt der Kettenvortrieb zu knirschen. Das Leitblech wurde von den Ranken seitwärts gerissen und die Kette kaut sich durch eine dicke Portion Sandkuchen. Der Gangwechsel wird zu einem nervenaufreibenden Glücksspiel!

    Und noch immer kein Anzeichen von irgendwelchen Lunaren Kreisen!

    Das Wetter beruhigt sich. Was die Pfützen nicht weiter tangiert.

    Hinauf geht es nun, hinauf! Der Wald wird dichter, und unsere Helden lassen sich von der Macht ihrer Waden leiten und die Bergwand hinauftragen - durch das Luisental vorbei an einer Talsperre. Welch ein Ausblick!

    Nach unfassbar anstrengenden Anstiegen bewegen sich die Orbiter an einer Art Abschussrampe vorbei. Hier werden Geschosse zuerst den Abhang hinab beschleunigt, um dann auf eine weite Flugbahn geschickt zu werden. Wozu? Dies erschließt sich nicht sofort. Jedenfalls ist ja Allgemeingut, dass der Mond oft einen Hof hat. Dieser hier hat auch einen: Den „Oberhof“. Und den erreichen wir jetzt.

    Hier sehen wir nun auch auf Enblemen fünf ineinander verschränkte Ringe. Sind dies die ominösen lunaren Ringe?

    Bald erreichen Wan Basti und sein junger Paderwan eine Expressroute auf einem Höhenrücken. Alles hier gemahnt zur Eile - unzählige Schilder weisen darauf hin, dass hier Eile statt Weile angesagt ist: Willkommen auf dem Rennsteig!

    Und Eile treibt unsere beiden Helden wirklich plötzlich an. Es zeigt sich nämlich, dass sich der Stromvorrat des Navigationsmoduls bedenklich schnell leert. Also schnell ans Notstromaggregat angeschlossen! Doch dieses ist bereits komplett entleert.
    Jetzt ist wirklich Eile geboten… es gilt, den Track zu beenden, bevor die Daten gelöscht werden und unsere Helden ohne Orientierung über den dunklen Mond irren.

    Der Planetenuntergang hat bereits begonnen und das Firmament färbt sich rötlich. Die fahlen Bäume beginnen, lange Schatten zu werfen. Also rennt!

    Aber nur weil es gut ausgeschildert ist, ist es noch lange kein Expressweg. Dicke Brocken Mondgesteins knirschen und Schottern unter den Orbitern hindurch. Wan Basti prescht mit großer Hast vorwärts, die Uhr im Nacken. Doch plötzlich klingt ein schrilles Pfeifen an Wan Bastis Ohr, weiße Flüssigkeit spritzt ihn entgegen. „Wir haben ein Sauerstoffleck!“
    Nichts ist gefährlicher für eine Orbiterexpedition jenseits der Zivilisation als ein Leck mit dem Verlust lebensnotwendiger Luft!
    Jetzt zeigt sich, ob man ausreichend Notfallequipment an Bord hat, die Mission zu retten.

    Wan Basti hat ein brandneues Werkzeug am Start, welches seine Tauglichkeit nun beweisen darf. Mit einer breiten Ahle kann eine Versiegelungswurst in das Leck verbracht und im gleichen Zuge per Gaskartusche der überlebenswichtige Gasdruck wieder in den Gasring gepresst werden.
    So die Theorie.
    In der Praxis wehrt sich der Mantel standhaft, sich bis zur Breite der Ahle aufweiten zu lassen. Der Gasdruck ist nicht ausreichend, um wieder eine ausreichende Druckumgebung herzustellen.
    Also muss die Handpumpe den Rest erledigen.
    Nun hat der Gasring zumindest die Federkraft einer matschigen Pflaume! Dies bringt die Erkenntnis, dass sich ein Orbiter mit weit weniger Gasdrücken durch den Orbit bewegen lässt als allgemein angenommen.

    Weiter geht der Stolperpfad durch die zunehmende Dunkelheit. Der Orbiter hüpft und witscht über die unwegsame Route. Auch ein Erdrutsch auf abgelegenen Trail erleichtert das Fortkommen nicht sonderlich.
    Derweil entleert sich das Navigationsmodul zusehends!

    Die Nacht senkt sich über den Rennsteig.
    Im Lichte des Scheinwerfers taumelt das Gefährt über kaum noch auszumachende Pfade.

    „Lass Dich einfach von der Macht…“

    „Bleibt mir ja nichts übrig, bei der Finsternis, Master!“

    „Ich spüre Zorn in Dir aufsteigen…“

    „Ja, aber HALLOO???“

    „Lass Dich nicht auf die dunkle Seite…“

    „Also, wenn das nicht längst die dunkle Seite ist auf der wir hier taumeln, dann weiß ich auch nicht!“

    Ein letzter Anstieg noch, … ein letzter ANSTIEG? Wieso schon wieder ANSTIEG?
    Hektisches Schalten unter Last, Knirschen, STOP!

    Die Kette hat sich in Schleifen gelegt und sich als unlösbarer Knoten um das Tretlager gewickelt!
    Der Akku hat noch 10 Prozent, also die letzten zwei Kilometer mit den Orbiter geschultert zum Ziel gejoggt, nein, gestolpert und getaumelt, die Lampe irrlichternd den Weg suchend, ein Blinken der Station Wartbug zwischen den Bäumen…

    Ziel erreicht! Route speichern, die Schweißtropfen von der Stirn gewischt, ALLE! Total ALLE!

    Wan Basti und sein junger Paderwan begutachten die unzähligen Mondschleifen in der Kette, die sich in lunaren Loops unverrückbar um das Tretlager drapiert hat.

    „Seid Ihr sicher, dass dies die geheimnisvollen Mondschleifen sind, Master? Für mich sieht das eher nach Mondknoten aus - und zwar nach gordischen…“

    „Ach, halt die Klappe, Du ungehöriger, dummer junger Paderwan! Das sind MondSCHLEIFEN! Nicht KNOTEN!
    Und außerdem: Nochmals absolviere ich diese verdammte Strecke nicht.
    Das sind SCHLEIFEN!“

    „Also für mich sind das eindeutig KNOTEN!“

    Grimmig, erschöpft und irgendwie gar nicht siegestaumelnd wanken Wan Basti und sein Paderwan zum Millennium Caddy zurück und kauern sich zum Schlaf in der Ladebucht des Raumers zusammen; neben den verdreckten Orbitern.
    Es wird kein Wort mehr gesprochen, bis Sie am Fuße der Wartbug fest eingeschlafen sind.

    Vielleicht träumen sie noch von den Ringen des Mondes…
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