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  • Day 77

    Wiedersehen in Riobamba

    November 9, 2019 in Ecuador ⋅ ⛅ 8 °C

    Hallo ihr Lieben,

    Inzwischen ist ja irgendwie November geworden und in kapp sechs Wochen ist schon Weihnachten. Ich habe mal wieder ein bisschen was zu erzählen.

    Ihr wisst ja, dass ich gemeinsam mit sechs anderen Freiwilligen die ersten Tage in Quito vebracht habe. Danach hieß es für uns Abschied nehmen, um in unsere verschiedenen Projekte zu gehen. Zwei leben momentan im Duschungel und drei in der Nähe von Otavalo weiter im Norden.
    Wir hatten schon etwas länger geplant uns wiederzusehen und letztes Wochenende hat es dann endlich geklappt.

    Am zweiten November wurde in Ecuador "dia de los muertos" (Tag der Verstorbenen) gefeiert. In Ecuador ist es so, dass die Feiertage, die am Wochenende sind oder in der Woche liegen, an das Wochenende gehängt werden, damit ein verlängertes Wochenende entsteht. Genauso war es auch letzte Woche und somit hatten wir von Donnerstag bis Montag frei. Donnerstag ist ja unser normaler freier Tag.

    Die letzten Oktobertage:
    Natürlich habe ich mich echt ziemlich auf unser geplantes Treffen gefreut, aber die Tage vorher bin ich natürlich zur Schule gegangen. In unserem Dorf und auch in der näheren Umgebung ist "dia de los muertos" ein besonderer Feiertag, der jedenfalls in Guyama mit einem großen Fest gefeiert wurde. Da ich an den Tagen nicht da war, kann ich darüber nicht berichten, sondern nur über die Tage zuvor. Generell ist es so, dass an diesem Feiertag den Toten gedacht wird.
    Die Ecuadorianer haben spezielle Gerichte, die sie an diesem Tag zubereiten. In Guyama und in meiner Schule gibt es viel "Cuy con papa" (Meerschweinchen mit Kartoffeln), "Colada morada" (Getränk aus schwarzem und lila Maismehr und Früchten) und "Guagua de pan" (Brot in Form eines Menschens mit Gesicht). Das Wort "Guagua" (wa-wa ausgesprochen) ist Kichwa und bedeutet soviel wie Baby oder Kind. Bis ich gecheckt habe, was das Wort "Guagua" bedeutet, hat es ein bisschen länger gedauert. 😅Unsere Schule hat am Donnerstag, also am letzten Schultag, so ein kleines Fest mit Essen und Spielen gefeiert, wo ich leider nicht dabei sein konnte, weil ich an dem Tag ja schon auf dem Weg nach Riobamba war. Deshalb haben die Lehrer extra für mich ihr geplants Essen auf Mittwoch verschoben. Das war echt richtig lieb! Am Mittwoch haben wir dann Cuy in der Pfanne zubereitet. Die Cuys hatten wir übrigens einen Tag vorher ausgenommen und die Innereien gegessen. Der Anblick war allerdings nicht so schön. Es war nichtmal eklig, aber ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass diese ganzen Teile gerade noch in Blut geschwommen haben... Naja zurück zu Mittwoch. Zu den Kartoffeln und dem Cuy gab es noch traditionell den "Colada morada" und "Guagua de pan". Der Colada war so lecker, dass ich gleich drei Tassen getrunken habe und ich habe mich richtig über dieses Brot gefreut. Allerdings war ich am Ende einfach nur voll, aber natürlich auch glücklich, dass ich dabei sein konnte.

    Abends gab es dann wieder "Cuy con papa" in unserer Gastfamilie. Die haben das extra nochmal mit uns zusammen gemacht, weil wir an den Feiertagen nicht dabei sein konnten. Da habe ich wieder gemerkt, was für Glück ich doch mit meiner Gastfamilie habe.

    Morgens am 31.10. wollten wir dann am um 6 Uhr den Bus nehmen. Das der Busfahrer unser Nachbar ist, hat uns an dem Morgen definitiv geholfen. :) Auf jeden Fall sind wir dann das erste Mal alleine nach Latacunga im Bus gefahren und das hat auch alles echt gut geklappt, auch als wir später in den Bus nach Riobamba umsteigen mussten. Davor hatte ich ja echt ein bisschen Respekt. Das erste Mal alleine in einem anderen Land zu reisen ist echt aufregend. Aber zum Glück waren Alice und ich zu zweit.

    In Riobamba haben wir uns dann erstmal total über einen Supermarkt gefreut, weil wir soetwas ja nicht in unserem Ort haben und uns Riobamba ein wenig angeguckt. Das war alles aber ziemlich überwältigend und am Anfang waren wir ein bisschen überfordert, als wir auf einmal in einer großen Stadt standen. Ich meine wo soll man da anfangen? Am Abend sind dann die anderen drei Freiwilligen gekommen und wir haben uns bei unserem Hotel getroffen. Der Preis war unschlagbar mit 10 Dollar pro Nacht und wir hatten sogar richtig gutes Frühstück inklusive! Ich habe mich so gefreut die anderen wiederzusehen und wir hatten uns an dem Abend sehr viel zu erzählen.
    Eigentlich hatten wir eine Tour mit dem Projektleiter aus dem Dschungel geplant, aber diese wurde kurzfristig abgesagt, sodass wir uns selber etwas für die kommenden Tage überlegen mussten. Ceaser, der Projektleiter, war aber echt freundlich und ich freue mich schon darauf mal in den Dschungel zu gehen.

    Am nächsten Tag entschieden wir uns dann dafür zu einer Lagune names "Laguna Colta" zu fahren, ein bisschen außerhalb von Riobamba. Wir quetschten uns zu fünft in ein Taxi, was hier echt keine große Sache ist, also von der Polizei wird man deswegen glaube ich nicht angehalten. Mit unseren Snacks, die wir voher im Supermarkt gekauft hatten, machten wir uns einen gemütlichen Vormittag auf einem Steg an dem Wasser. Von der Lagune hatte ich ein bisschen mehr erwartet, aber einfach die Umgebung und der kleine Park mit den Alpakas und Grünflächen waren zusammen echt schön und das Wetter spielte auch mit. Nach unserem kleinen Spaziergang sind wir dann zurück gefahren.
    Abends sind wir dann noch Pizza essen gegangen.

    Samstag haben wir Riobamba erkundet. Wir waren auf zwei verschiedenen Märkten. Auf dem einen Markt wurden Kleidung, unter anderem traditionelle, und Stoffe verkauft. Der andere war ein großer Lebensmittelmarkt. Das gab es wirklich alles von großen Mengen aufgestapeltem Obst, über Gemüse, verschiedenste Fleischsorten(auch Köpfe, Hufe und Zungen), Brot und natürlich noch viel mehr. Kirchen haben wir uns auch angesehen, allerdings nur von außen, weil es in den Kirchen zum Teil echt voll war. Es war ja auch Feiertag. Abends waren wir dann noch zusammen in einer Bar, haben gegessen, einen Cocktail getrunken, gequatscht und Boxen im Fernsehen geguckt.

    Den Sonntag haben wir auf dem Chimborazo verbracht. Das ist der höchste Berg in Ecuador mit 6263 Metern und gleichzeitig ist sein Gipfel der Punkt der Erde, der der Sonne am nächsten ist. Wir haben uns also Vormittags mit dem Bus auf den Weg gemacht. Die ganze Strecke bis zur Spitze hätten wir schlecht an einem Tag zu Fuß gehen können und außerdem kann man nur mit Bergsteigererfahrung und einem Guid bis auf den Gipfel. Bei der ersten Station haben wir Studenten aus Quito getroffen, die gerade ein Auslandssemster in Ecuador machen. Mit denen haben wir uns kurz unterhalten und dann zusammen zwei Taxis zur nächsten Station genommen, damit es günstiger wird. Im Endeffekt wurden wir von unserem Taxifahrer leider abgezogen...:/ Das hat die Stimmung natürlich nicht getrübt! Bei der nächsten Hütte wurden wir dann mit Schnee überrascht. Zum Glück hatte ich einigermaßen warme Kleidung an. Wir machten uns dann zusammen auf dem Weg zu der nächsten Hütte, bei der es auch eine Lagune geben sollte. Einige von uns, unter anderem ich, haben sich echt ziemlich schwer getan. Ich hatte zum Teil Probleme mit der Atmung(also ich habe schon schwer geatmet) und obwohl der Weg echt nicht lang war, mussten wir einige Pausen machen. Bergauf und dann noch die Höhe haben das Ganze auf jeden Fall erschwert! Irgendwann sind wir dann doch auf den 5000 Metern Höhe angekommen und konnten den Gipfel des Chimborazos sehen. Das war echt ein cooles Gefühl und ziemlich beeindruckend. Da wir nicht so schnell wieder Schnee sehen werden, haben wir natürlich die Chance genutzt einen Schneemann zu bauen. 😊Die Sonne hat geschienen und gleichzeitig hat es auch geschneit. Insgesamt war die Landschaft auf dem Chimborazo natürlich ziemlich karg, aber man konnte Lamas, Alpakas und Vicuñas sehen. Vicuñas gehören zur Gattung der Kamele und die hatte ich vorher noch nie gesehen.
    Am späten Nachmittag sind wir dann wieder in Riobamba angekommen. Unser letzer Abend stand uns bevor, aber dieser Auflug zum Chimborazo hat mich richtig glücklich gemacht und war eine super Erfahrung! Im Hotel haben wir dann noch eine Italienerin kennengelernt, die für drei Monate jetzt hier in einem Krankenhaus arbeitet. Wir haben ihr angeboten mit uns zusammen Essen zu gehen und das haben wir dann auch getan. Beim Abendessen haben wir uns unterhalten und es war echt lustig, weil unser Gespräch eine Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch war.

    Am Montag hieß es dann schon Abschied nehmen. Dazu gehörte natürlich auch noch ein letzter Einkauf im Supermarkt. Alice und ich waren die Letzten in Riobamba. Eigentlich wollten wir den Bus um 12 Uhr nehmen, aber dann bekamen wir einen Anruf von unserer Gastfamilie, dass sie um 13 Uhr in Latacunga sein würden und uns mitnehmen könnten. Als wir dann am Busterminal waren, mussten wir feststellen, dass alle Busse total überfüllt waren und wir erst am späten Nachmittag die Chance haben würden nach Latacunga mit dem Bus zu kommen. Da mussten wir wohl oder übel das Taxi nehmen, was unserem Portemonnaie im Gegensatz zu einer Busfahrt, nicht so gut tat. In Latacunga warteten dann aber schon unsere Gasteltern auf uns. Die begrüßten uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht und wir fuhren zusammen nach Hause nach Guayama. Auf dem Rückweg haben wir uns natürlich ein bisschen ausgetauscht.

    Genau in Guayama bin ich ja mittlerweile wieder seit fünf Tagen und der Alltag hat mich wieder. (das ist nicht negativ gemeint). Im Dezember wollen wir uns dann ja wieder treffen.
    Generell kann ich sagen, dass ich echt schöne letzte Wochen hatte. 😇

    Ich hoffe euch hat meine kleine Story gefallen und falls ihr Fragen habt, fragt einfach!

    Bis dahin,
    Nele
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