Ecuador
Guayama

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Travelers at this place
    • Day 6

      Auf Wiedersehen Quito, Hallo Gastfamilie

      August 30, 2019 in Ecuador ⋅ ⛅ 13 °C

      Knapp fünf Tage sind jetzt vergangen seit ich in Ecuador angekommen bin.

      Ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll...
      Inzwischen bin ich ja bei meiner Gastfamilie angekommen(also gestern).

      Am letzten Tag in Quito hatten wir ein anderes Programm, als die beiden Tage zuvor. Also stand zur Abwechslung kein Spanischunterricht auf dem Plan, sondern ein Museumsbesuch und eine Stadtrundfahrt durch Quito.
      Das Museo Nacional del Ecuador war an sich echt schön, also vor allem die Kunstwerke, aber es war sehr schwer den Zusammenhang zwischen der Geschichte Ecuadors und der ausgestellten Kunst zu verstehen...Trotzdem war es cool dort gewesen zu sein und ich habe auch einige Infos mitgenommen.

      Nach dem Mittagessen(es gab wie immer unter anderem Reis😊 ) haben wir uns dann zusammen mit unserem Spanischlehrer auf den Weg zu unserer Stadtrundfahrt gemacht, also zu unserem Bus. Ihr müsst wissen, dass der Verkehr sehr chaotisch ist in Quito. Ich mag die Stadt echt gerne, aber die Busse fahren hier eindeutig zu schnell und ich habe das Gefühl, dass die Fahrzeuge ihre Vorfahrt durch den Gebrauch einer Hupe regeln. Wir sind aber sicher durch die Stadt gekommen und konnten uns die Straßen und Gebäude von einem Doppeldeckerbus aus angucken. Das Highlight war dann der Ausblick auf Quito bei der "Virgen del Panecillo". Dieser Schutzengel der Stadt steht auf einem Berg, von wo man nochmal sehen kann, wie groß Quito eigentlich ist.
      Am Abend mussten wir dann schon unsere Koffer packen, da es für fünf von uns am nächsten Tag Zeit war in die Projekte zu der Gastfamilie zu gehen. Ich kann echt nicht beschreiben, wie aufgeregt ich war und ich weiß, dass ich die gemeinsame Zeit mit allen zusammen vermissen werde.

      Andy(der Leiter der Yanapuma Foundation) sollte Alice(meine Mitfreiwillige) und mich am Donnerstag zusammen mit seiner Frau und seinem Kind zu unsere Gastfamilie bringen, die in der Nähe vom Quilotoa wohnt. Aufgrund eines kleines Zwischenfalls hat uns dann aber doch ein Taxi dorthin gefahren. Nach bestimmt drei Stunden Fahrt sind wir dann im Ort Chugchilán angekommen, wo uns unsere Gasteltern abgeholt haben. Das Leben hier ist echt anders, als bei mir Zuhause, aber das war mir ja eigentlich schon vorher klar. Trotzdem ist es nochmal etwas ganz anderes das alles zu erleben.
      Meine Gastfamilie besteht aus meinen Gasteltern, meiner achtjährigen Gastschwester und einer Cousine, die tagsüber immer im Hostal Rosita ist. So heißt nämlich das Hostel, was meine Gasteltern besitzen und wo ich jetzt für ein Jahr wohnen werde. Alice und ich haben beide unser eigenes Zimmer. Es ist zwar klein, aber ich glaube man kann hier gut drinne leben. :) Auch wenn meine Gastfamilie super nett ist, kann ich mir es einfach noch nicht vorstellen so lange hier zu bleiben. Aber ich glaube das ist normal.
      Mit Doris(meiner Gastschwester) haben Alice und ich gleich nach der Ankunft Fußball gespielt. Ich sag euch: Es ist verdammt schwer in 3200 Metern Höhe zu laufen! Am gleichen Tag sind wir mit unseren Gasteltern und Doris noch in die Stadt gefahren, um einzukaufen. Guayama San Pedro ist echt nicht groß und besteht vor allem aus Feldern, wo Tiere leben und Gemüse angebaut wird, aber ich finde es richtig schön. Die Landschaft hier ist echt schwer zu toppen. Wir haben dann gemeinsam Karotten geerntet und noch Kleinigkeiten beim Kiosk geholt. Am Abend haben wir mit einem Gast aus den USA zusammen gegessen und uns ein bisschen ausgetauscht. Das war echt interessant.

      Heute haben wir nicht viel gemacht. Wir waren die ganze Zeit im Hostel, haben mit Doris gespielt und angefangen uns Ideen für den Englischunterricht aufzuschreiben. Montag geht es nämlich in die Schule! Ich muss gestehen, dass ich da schon ziemlich Respekt davor habe, aber ich bin auch echt neugierig. Das Spanischsprechen fällt mir noch ziemlich schwer, aber bis jetzt konnte ich mich einigermaßen verständigen.
      Mal sehen was wir jetzt am Wochenende machen. Meine Gastschwester hat irgendwas vom Quilotoa(Kratersee) erzählt...
      Heute haben wir auch noch Cuys gefüttert, mit Futter, dass wir auf dem Feld geerntet haben. Naja besser gesagt die Cousine hat es geerntet, aber wir haben dann beim Füttern geholfen. Cuys sind übrigens Meerschweinchen, die hier gerne gegessen werden.

      Das wars erstmal von mir. Ich versuche mal ein bisschen mehr über die Tage verteilt zu schreiben, damit es nicht immer in so einem langen Text endet.

      Viele Grüße!
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    • Day 14

      Schule, Kartoffeln und bunte Wände

      September 7, 2019 in Ecuador ⋅ ⛅ 8 °C

      Alli puncha,

      ist Kichwa und heißt auf Spanisch "Buenos dias" und auf Deutsch wiederum "Guten Morgen/Tag". Bei mir ist es zwar erst Abends, aber bei euch bricht der Morgen schon wieder an.
      Mein Gastvater hat Alice und mir eben ein paar Wörter, bzw. Sätze auf Kichwa beigebracht. Das hat mich ziemlich glücklich gemacht. Kichwa ist übrigens die indigene Sprache, die hier vor allem in den Anden gesprochen wird.

      Ich fange aber einfach mal mit Mittwoch an.
      Da hatte ich nämlich meine erste Schulbesichtigung. Dachte ich zumindest...
      Mein Gastvater und ich haben uns um 13 Uhr zusammen mit der Gastmutter und einem anderen Mann aus dem Dorf auf den Weg zur Schule gemacht. Ich war mal wieder die einzige die sich angeschnallt hat. Hier bei meiner Gastfamilie ist das irgendwie nicht so üblich...
      Nach einiger Zeit sind wir dann an der Schule angekommen. Ich hatte mich darauf eingestellt alles gezeigt zu bekommen und eventuell ein paar Lehrern zu begegnen.
      Lehrern bin ich schon begegnet, aber auch zusätzlich noch vielen Eltern. Ich bin nämlich auf so einer Art Elternabend gewesen.
      Die meisten Lehrer und drei Eltern sind nacheinander aufgestanden und haben ein bisschen etwas gesagt. Ich habe nicht alles verstanden, aber es ging hauptsächlich um den Englischunterricht und alle haben betont, dass Englisch sehr wichtig ist. Dem stimme ich absolut zu! Meinem Gastvater und mir wurde mehrfach gedankt und das hat mich gleichzeitig glücklich und verlegen gemacht. Ich meine ich habe ja noch gar nichts gemacht... Ein bisschen hat mich das ganze schon unter Druck gesetzt, aber die waren alle lieb zu mir. Mal sehen wie das Montag dann ist.
      Nachdem mein Gastvater seinen kleinen Monolog beendete, wurde ich aufgefordert etwas zu sagen. Ich war total überrumpelt! Dann bin ich aber aufgestanden, habe alle begrüßt und mich und meine Aufgabe an der Schule kurz vorgestellt. Das ging dann aber doch erstaunlich gut und ich glaube manchmal braucht man auch einfach diese Spontanität. :) Von der Schule habe ich abgesehen von dem einen Klassenzimmer nicht mehr gesehen.

      Heute war die ganze Familie Zuhause.
      Mittags haben wir uns alle gemeinsam auf den Weg zum Arbeiten gemacht. Alice und ich wussten nicht, was auf uns zukommt.
      Dann sind wir am Kartoffelfeld der Familie angekommen und der Vater fing sofort an zu arbeiten. Ich habe mir das ganze am Anfang ein bisschen abgeguckt, aber habe meine Gastmutter letzendlich gefragt, was ich machen muss. Ich glaube zu Beginn sahen wir beide noch ein bisschen unbeholfen aus, jedenfalls konnte die Familie das Lachen nicht unterdrücken.
      Wir haben an dem Tag die Hälfte des Feldes mit der Hand umgegraben. Das war ganz schön anstrengend und jetzt habe ich Blasen an den Fingern, aber es hat sich definitiv gelohnt!
      Ich habe mich nützlich gefühlt und es war echt ein schönes Gefühl mitzuhelfen. Zur Belohnung haben wir dann auf dem Rückweg eine Orange gegessen.

      Gegen Abend habe ich Doris vorgeschlagen zu zeichnen. Als sie mich fragte, was genau ich malen wolle, meinte ich ein Haus.
      Daraufhin wurde aus "Ein Haus malen", "Ein Haus bemalen". Sie holte Farbe und Pinsel und nachdem die Mutter zustimmte, konnte es losgehen. Wir bemalten das Haus mit roter, gelber und blauer Farben. Das hätte ich Zuhause einfach niemals gedurft, aber die Eltern haben das ganze locker gesehen.

      Übrigens gab es bei uns bis jetzt an drei Tagen kein Wasser aus der Leitung. Gestern ist sogar unser kleiner Brunnen leer geworden, sodass wir uns von woanders Wasser zum Kochen holen mussten.
      Zum Glück hat das Wasser dann gestern Abend wieder funktioniert.

      Morgen gucken wir uns im Ort Frauenfußball an und graben die andere Hälfte des Kartoffelfeldes um. Ich freue mich schon! Und dann geht ja am Montag die Schule los, also mein Hauptprojekt hier.
      Viele Grüße aus Ecuador
      Nele

      PS: Ich werde morgen noch mehr Bilder hochladen. Ich muss bei einigen meine Gastfamilie um Erlaubnis fragen, weil die dort auch drauf sind.
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    • Day 25

      Schule aus einer anderen Perspektive

      September 18, 2019 in Ecuador ⋅ 🌧 12 °C

      Ich melde mich jetzt auch mal wieder.
      Tut mir leid, dass ihr solange nichts von mir gehört habt!
      Es lässt sich wohl nicht vermeiden, dass dieser Bericht ein bisschen länger wird. Schließlich hat es ja einen Grund, dass ich erst jetzt so richtig zum Schreiben komme.

      Wie alle wissen(die bis jetzt fleißig meinen Blog verfolgt haben), bin ich seit letzter Woche Montag in der Schule.

      Mein erster Schultag begann damit, dass mein lieber Wecker mich um 5:40 Uhr weckte, was aber nicht weiter dramatisch war. Ich hätte vor Aufregung sowieso nicht länger schlafen können.
      Das Frühstück, das eigentlich für 6:00 Uhr geplant war, verzögerte sich um eine viertel Stunde und so hieß es für mich schnell essen, um rechtzeitig um 6:30 Uhr fertig vor der Tür zu stehen.
      Der Onkel meiner Gastschwester ist Lehrer an der Schule, wohnt in Guayama und kann mich dementsprechend jeden Morgen super mitnehmen. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde und der Weg beinhaltete zum größten Teil Sand, steile Abhänge und viele Kurven... aber wir sind bis jetzt trotzdem immer angekommen. Die Autofahrer benutzen die Hupe hier zur Begrüßung, aber auch zur Warnung, bevor man zum Beispiel um eine Kurve fährt.

      Ich wurde in der Schule total freundlich in Empfang genommen von den sieben Lehrern, die dort unterrichten. Zwei der drei Lehrerinnen tragen eine Hose, was mich ziemlich erstaunte.
      In meinem Dorf tragen alle! Frauen, denen ich bisher begegnet bin, Röcke und meistens einen Hut.
      Alle Schüler geben den Lehrern hier die Hand. Dementsprechend glücklich war ich auch, als die Schüler auf mich zukamen und mir die Hand gaben. :D
      Um 7:20 Uhr wurden die Schüler dann klassenweise in Reihen aufgestellt. Nach ein paar Bewegungsübungen, haben die Lehrer eine kleine Ansprache zum Schulbeginn gehalten. Ich musste mich auch wieder vorstellen, was aber diesmal absolut nicht schlimm für mich war.
      Danach wurden die einzelnen Klassen aufgerufen und mussten eine Runde über den Schulhof drehen, ehe sie in ihrem Klassenraum verschwunden sind.

      Ich werde jetzt ein bisschen allgemeiner weiterschreiben, da es sonst eindeutig zu lange wird.
      Mein Stundenplan sieht hier vor, dass ich alle Klassenstufen von der Dritten bis zur Zehnten im Englischunterricht habe. Neuerdings sind aber auch noch am Mittwoch die erste und zweite Klasse hinzugekommen. Dazu aber gleich mehr.
      Bevor ihr denkt, dass das sehr viele Stunden sind, muss ich noch sagen, dass die Klassen hier in Englisch zusammengelegt sind.
      Diese Klassen teilen sich aber ohnehin schon einen Klassenraum.
      Klassen: 1/2, 3/4/5, 6/7, 8, 9, 10
      Die Oberstufe(8/9/10) hat alleine Unterricht.

      Okay dann einmal zu den Klassen und dem Englischunterricht:
      Mir wurde mitgeteilt, dass kein Lehrer an der Schule Englisch sprechen kann. Jedoch gibt es einen Lehrer, der in allen Klassen im Englischunterricht dabei ist. Dieser Lehrer entpuppte sich jetzt vor kurzem als Englischlehrer der Schule. Er hat am Donnerstag(mein freier Tag) einige Klassen in Englisch alleine und besitzt auch die Lehrerbücher. Das soll jetzt echt nicht böse gemeint sein, aber er kann nur sehr wenig Englisch und das dann auch ehr schreiben als sprechen.
      Dementsprechend ist der Englischunterricht eine echte Herausforderung für mich, da er nicht viel Englisch spricht und ich noch nicht gut Spanisch. Dazu kommt, dass ich keine Erfahrung damit habe.
      Vor allem in der ersten Woche, war es für mich schwer zu kommunizieren, was ich von den Schülern möchte, da diese Englisch noch nicht gut verstehen. Aber bis jetzt hat es alles mehr oder weniger gut geklappt und auch wenn ich mit mir noch nicht zufrieden bin, empfinde ich einen gewissen Stolz, dass ich es bis jetzt eigentlich ganz gut geschafft habe! Trotzdem bin ich noch ziemlich überfordert, vor allem mit den älteren Klassen. Das ist aber natürlich normal und es wäre komisch, wenn es anders wäre.

      Kurz zu den Klassen:
      In allen Klassen habe ich mit den Basicfragen angefangen, auch um sie besser kennenzulernen. Die Namen kann ich mir leider nicht so gut merken, was eventuell daran liegt, dass sie zum Teil sehr leise reden, alle ihrer Namen nennen oder der Name einfach kompliziert ist...

      1./2. Klasse:
      Eigentlich waren sie nicht auf meinem Stundenplan vorgesehen, aber ich habe natürlich zugestimmt ihnen etwas beizubringen.
      Da sie jedoch noch nicht wirklich lesen und schreiben können, gestaltet sich das Ganze schwerer als gedacht. Ich lasse sie ziemlich viel malen, nachreden und habe mit ihnen "Head, shoulders, knees and toes" getanzt. Es hat mich gefreut zu sehen, dass in der zweiten Stunde schon viel mehr Kinder mitgemacht haben. Einige reden einfach nicht, sondern lächeln mich nur an.
      Ihre Konzentration hält nur für die erste viertel Stunde.
      Gestern habe ich mit ihnen einen halbe Stunde früher Schluss gemacht und stattdessen Fußball gespielt. Sie haben mich gefragt, ob ich mitspielen möchte und das hat mich richtig gefreut! :)
      Auch wenn sie mich während der Stunde in den Wahnsinn treiben, muss ich zugeben, dass ich jetzt schon lieb gewonnen habe.

      3/4/5 und 6/7:
      Zwei/Drei verschiedene Klassenstufen=total unterschiedliches Arbeitstempo!
      Während einige gerade damit anfangen den ersten Satz zu schreiben, sind einige schon fertig und fangen an sich zu langeweilen. Da muss ich mir eindeutig noch Zusatzaufgaben einfallen lassen. Aber in den Klassen macht es mir Spaß, auch wenn es schwer ist die Schüler davon abzuhalten im Klassenraum herumlaufen oder sie dazu zu bringen schneller zu arbeiten. Einige Mädchen haben sich letztens in der Pause zu mir gesetzt und mich mit Fragen ausgequetscht, die ich sogar realitv gut beantworten konnte. Das hat mich dann auch wieder glücklich gemacht. Viele fragen hier, ob ich Kinder habe. Ich verneine das dann immer und zeige ihnen stattdessen Bilder von meiner Familien. :) Wenn ich damit anfange, habe ich plötzlich noch mehr Kinder um mich, als vorher!

      8/9/10:
      Die Klassen können schon mehr, als ich vorher erwartet hatte. Das freut mich auf jeden Fall, macht es für mich aber zu einer großen Herausforderung!
      Mit der neunten und zehnten Klasse kann man schnell nicht mehr so welche Sachen, wie Tiere, Farben und Lebensmittel machen, sondern dann ehr Grammatik...
      Das Problem ist auch, dass es innerhalb der Klassen große Leistungsunterschiede gibt.
      In meiner achten Klasse sind nur vier Schüler, was es für mich super angenehm macht. Leider haben die Schüler auch noch keine Bücher, aber immerhin gibt es die Lehrerexemplare. Aber auch hier habe ich schon Spaß am Unterricht gefunden.

      Das hört sich jetzt wahrscheinlich so an, als ob ich den Unterricht alleine mache. Ich mache auch einen großen Teil im Unterricht, aber vor allem deshalb, weil ich die Aussprache kann und viel mit den Schülern auf Englisch sprechen soll. Trotzdem bin ich nicht alleine im Unterricht!
      Ich habe aber festgestellt, dass ich noch einige Sachen zu klären habe.

      In der Schule hier bekomme ich übrigens auch immer Essen.😊Das kochen wir zusammen und essen dann auch zusammen. Also die Lehrer sind wie gesagt sehr nett zu mir. Ich würde gerne mehr mit ihnen reden können. 😅

      Noch kurz zum Collegio in Guayama:
      Samstags sind Alice und ich zusammen im Colegio im Englischunterricht. Das sind alle Klassenstufen von der achten Klasse bis zum Abitur. Das hat mich am Anfang ein bisschen erschrocken und tut es immer noch, weil die Schüler teilweise so alt wie wir sind oder noch älter. Jedoch können sie nur sehr wenig Englisch sprechen.
      Dort war ich erst einen Tag, aber auch hier sind die Lehrer sehr nett und das Kennlernspiel mit der ganzen Schule zusammen hat auch Spaß gemacht und war ein nettes Willkommen. Wir beide sind nämlich nicht die einzigen Neuen hier.

      Das war es erstmal. Es tut mir leid, dass es so viel geworden ist. Mal sehen, was die nächsten Wochen für mich bereithält... Ich bin gespannt wie es weiter geht. Gesundheitlich könnte es für mich gerne besser werden. 😊Danke für eure Geduld und bis bald!
      Nele
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    • Day 36

      Nach etwas mehr als einem Monat...

      September 29, 2019 in Ecuador ⋅ ⛅ 6 °C

      Zunächst einmal möchte ich mich gerne für die ganzen Kommentare bedanken, die ich immer von euch bekomme. Das freut mich immer richtig und hilft mir auch! 😇

      Wieder ist ein bisschen Zeit seit meinem letzten Blogeintrag vergangen...

      Kurz nachdem ich den letzten Eintrag veröffentlicht habe, gab es das erste Mal Cuy bei uns zum Essen. Cuys sind hier die Meerschweinchen in Ecuador und sie gelten als Spezialität. Wenn man hier jemanden im Ort fragt, was denn das Lieblingsessen sei, lautet die Antwort meistens Cuy mit Kartoffeln oder Reis.
      Wir hatten es das erste Mal mit Kartoffeln und ich muss sagen, dass es gut geschmeckt hat, wenn auch ein bisschen salzig. Ich kann es aber ehrlich gesagt nicht mit einem anderen Tier vergleichen...
      Gestern hat meine Gastschwester an einem Kopf geknappert, während wir Schule gespielt haben.

      Letzten Samstag haben Alice und ich das erste Mal im Hostal gekocht. Nur die Oma war Zuhause und die Mutter meinte, dass wir gerne Essen machen könnten. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen! Es gab Pfannkuchen mit Bananen, eine echt willkommene Abwechslung😁. Sonst gibt es auch leckere Sachen, aber uns hat etwas Süßes gefehlt. Hoffentlich können wir das bald mal wiederholen. :)

      Okay genug zum Essen...
      Vor einigen Tagen hatten wir einen sehr großen Teil der Familie zu Besuch. Einige kannte ich noch gar nicht und in einigen erkannte ich meine Schüler des Colegios wieder. Zuerst war ich noch etwas zurückhaltend, doch dann fingen wir ein Gespräch an, ich zeigte Bilder von meiner Familie und Freunden aus Deutschland und Alice und mir wurden wieder neue Vokabeln auf Kichwa beigebracht. Das ist irgendwie immer ein Eisbrecher und echt lustig. Zu meiner Verwunderung haben die meisten dann noch im Haus übernacht, sodass wir morgens zum Frühstück einige wiedertrafen. :D

      In der Schule setzten sich inzwischen immer mehr Schüler zu mir, was mich richtig freut. 😊
      Und meine Dritt-, Viert- und Fünftklässler haben mir nach einer Englischstunde in der wir die Begrüßungen gemacht haben, nochmal die Hand gegeben und mich auf Englisch mit "Hello" und "Good morning" begrüßt. Das hat mich dann auch wieder stolz gemacht.
      Die letzte Schulwoche war generell ziemlich entspannt für mich, auch wenn jede Stunde immer noch eine Herausforderung für mich ist und nicht immer alles so klappt, wie ich möchte.
      Aber ich habe schon gelernt spontaner zu werden. Mich stresst es nicht mehr so, wenn ich kurzfristig in einer Klasse eingesetzt werde, die ich eigentlich gar nicht gehabt hätte.
      Der Stundenplan wurde in der Woche für mich nämlich ein wenig umgeworfen, weil viele Schüler, vor allem aus der Oberstufe, nach der Mittagspause zwei Stunden für ihren Tanzauftritt geübt haben, den sie letztendlich heute auf einem Fest in Chugchilan hatten. Somit durfte ich die Nachmittage in der Schule meinen Schülern bei der Probe zugucken. 😀
      Es gab noch eine andere Sache, wo ich spontan etwas machen musste: Wir hatten eine "evaluacion" in der Schule. Und zwar im Fach Englisch. Davon wusste ich aber nicht wirklich etwas. Der Englischlehrer hatte zum Glück etwas geplant, aber ich musste das Meiste mit allen Schülern durchführen. Wir standen zusammen auf dem Schulhof und ich wurde dazu aufgefordert den Schülern den Tanz zu "Head, shoulders, knees and toes" zu erklären. Danach haben wir zusammen getanzt, auch mit den Lehrern, wobei ich die Vortänzerin war. Anschließend haben wir noch andere Sachen abgefragt, was wir mehr oder weniger im Unterricht gemacht hatten. Zum Glück haben echt viele Schüler es gut hinbekommen, sodass glaube ich nicht der Eindruck entstand, dass die Schüler bei mir nichts gelernt haben. Auch wenn ich am Anfang so meine Zweifel hatte, brachte es mir im Endeffekt echt Spaß!
      An einem Tag gab es auch medizinische Untersuchungen an der Schule. Die Zähne der Kinder wurden angeguckt, es gab Impfungen und alles was noch bei einer Vorsorge gemacht wird.
      Mit der einen Ärztin habe ich mich auf Englisch unterhalten, was für mich ziemlich ungewöhnlich ist, weil eigentlich niemand die Sprache kann. Während unseres Gespräches hat sich eine Gruppe Schüler um uns beide vesammelt und hat uns zugehört, obwohl sie glaube ich nicht wirklich etwas verstanden haben. Vielleicht nehmen sie das ja als Motivation, um Englisch zu lernen. 😂

      Am Freitag hatte die Tochter der Lehrerin Geburtstag. Die Kleine ist Schülerin der ersten Klasse in der Schule. Sie feierte ihren fünften Geburtstag nach der Mittagspause mit den anderen Schülern der ersten und zweiten Klasse. Ihr Vater ist extra vorbeigekommen und zusammen mit der Mutter hat er alles organisiert. Ich wusste nicht, dass sie Geburtstag hat und wurde in den Klassenraum geholt, wo ich sie dann völlig überrascht an ihrem großen Geburtstagstisch sitzten gesehen habe.
      Die anderen Kinder saßen mit Kronen in einem Halbkreis gegenüber von ihr. Nach mir haben sich dann noch andere Lehrer nach und nach auf die freien Stühle gesetzt. Einige ältere Schüler haben auf kleinen Pianos und Xylophonen ein Geburtstagslied vorgespielt, bei dem alle mitgesungen haben. Ich konnte den Text nicht so richtig. 😅
      Danach wurden nach und nach Süßigkeiten, Chips, Popcorn, Reis und zum Schluss ein Stück Torte an alle Anwesenden ausgeteilt. Das was etwas ganz besonderes für mich, weil ich echt lange nicht mehr Kuchen gegessen hatte.
      Die restlichen Schüler, die nicht mit im Raum waren, haben das Ganze durch die Fensterscheibe beobachtet... Ich glaube nicht, dass das für jeden Schüler so gemacht wird. Es war aber eine schöne Erfahrung!

      Heute waren Alice und ich dann zusammen mit unseren Gasteltern in Chugchilan, weil dort schon seit Freitag ein Fest ist. Ich wollte dort unbedingt hin, weil ich einerseits wusste, dass meine Schüler dort mit ihrem Tanz auftreten und andererseits um einfach mal in einen anderen Ort zu kommen.
      Ich hatte damit gerechnet mehr Touristen dort vorzufinden. Am Anfang habe ich mich deshalb besonders beobachtet gefühlt. Zuerst mit unserem Gastvater, dann alleine haben wir uns das ganze Treiben ein bisschen angeguckt und dann schließlich einen Sitzplatz für die Tänze später gesichert.
      Die Schulen der Umgebung und einige Tanzvereine sind dann zusammen als Parade durch die Straße gezogen bis zu dem Platz, wo wir schon gespannt warteten. Sowohl meine Schüler, als auch Doris und meine Gastmutter waren ein Teil davon. Nacheinander traten dann die ganzen verschiedenen Gruppen auf, wobei die Tänzer einen großen Altersunterschied hatten. Mir haben die Tänze gefallen, auch weil sie so farbenprächtig waren und man bei vielen gesehen hat, wie viel Spaß es ihnen gemacht hat. Auch meine Schüler zeigten eine gute Leistung und ich war stolz auf sie, aber mit den älteren Tänzern konnten sie dann doch nicht mithalten. Nach bestimmt zwei Stunden war es dann vorbei und nach einiger Zeit nahmen einige Mädchen meiner Schule mich und Alice dann mit zu den Stierkämpfen. Ich befürworte soetwas überhaupt nicht, aber ich bin dann doch mitgelaufen, weil es mich interessiert hat, wie es hier abläuft. Jedoch kam unsere Gastfamilie nicht mit, weshalb wir ziemlich schnell wieder zum Hauptplatz zurückkehrten. Das war gut so, denn die hatten uns schon gesucht, weil sie gerne losfahren wollten. Somit haben wir nichts von den Stierkämpfen mitbekommen, was ich aber auch nicht schlimm finde.
      Zurück im Hostal erwarteten uns schon Touristen aus Österreich. Mit denen haben wir uns echt richtig gut den ganzen Abend unterhalten bis eben. Am Ende saßen wir in der Dunkelheit, weil wir seid gesten Abend kleinen Strom hatten.

      Noch kurz zum Thema Touristen. Letzten Donnerstag hatten wir im Hostal Rosita neun Touristen! Das ist viel für uns. Sonst sind es immer maximal drei. Somit saßen wir mit zwei Franzosen, drei Spaniern und vier Schwedinnen beim Essen und haben uns auf Englisch unterhalten. Fünf Sprachen in einem Raum!! Es war einfach richtig cool und interessant, auch wenn wir öfter mal das Gleiche erzählen mussten. Das Essen wurde von unseren Gästen mit zubereitet. Der eine Spanier machte Spiegeleier, die andere befüllte die Schüsseln mit Suppe und wir deckten zusammen den Tisch. Als wir dann noch zusammen im Wohnzimmer saßen, stellte sich heraus, dass die eine Schwedin ein bisschen Deutsch sprechen kann, sodass wir dann in unserer Muttersprache weitersprachen und am Ende noch Nummern ausgetauschten.

      Das wars dann wieder! Vielen Dank fürs Lesen. :)
      Den Blogeintrag habe ich übrigens gestern geschrieben.

      PS: Ich habe in der Schule wieder Strom und somit auch Internet. Mal sehen wie es dann Zuhause aussieht. Also nicht wundern, falls ich euch nicht antworte.
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    • Day 60

      Update nach dem nächsten Monat

      October 23, 2019 in Ecuador ⋅ ☁️ 9 °C

      Hallo zusammen, ich freue mich euch mal wieder etwas mitteilen zu können.
      Nun ist schon wieder fast ein Monat vergangen, seid ihr das letzte Mal hier auf meinem Blog etwas von mir gehört habt. So häufig wie am Anfang werde ich wahrscheinlich nicht mehr schreiben, aber wer weiß was in der Zukunft noch passiert!

      Jetzt erstmal der Reihe nach:
      Viele von euch haben wahrscheinlich auch etwas von der Situation hier in Ecuador mitbekommen. Das Ganze war ja auch in den deutschen Nachrichten und dem ein oder anderen habe ich schon etwas davon erzählt.

      Seit dem 03.10.2019 hat sich Ecuador in einem Ausnahmezustand befunden, der für 60 Tage gelten sollte. Grund dafür war, dass es nach der Abschaffung der Diesel-und Benzinsubventionen zu Protesten gekommen ist, die in vielen Fällen in Gewalt ausarteten. Durch die Abschaffung sind die Diesel- und Benzinpreise rasant in die Höhe geschossen, was natürlich Empörung in der Bevölkerung auslöste! Vor allem in den Städten kam es zu großen Demonstration, wobei Polizei und Militär eingesetzt wurden. Genauere Infos könnt ihr sonst auch noch im Internet finden.
      Inzwischen sind die Proteste schon seid mehr als einer Woche beendet, da es zu einer Einigung gekommen ist. Präsident Lenin Moreno nahm die Streichung der Subventionen zurück. Somit hat sich die Lage inzwischen wieder beruhigt.

      Jetzt dazu was ich davon so mitbekommen habe.
      Von den Protesten an sich habe ich nichts mitbekommen. Unser Gastvater hat uns immer Videos und Fotos aus den Städten, vor allem Quito, gezeigt. Ich war echt geschockt diese großen aufgebrachten Menschenmassen zu sehen, die Gewalt und das sogar Panzer in den Städten herumfuhren war dann auch sehr befremdlich. 😅Es gab natürlich nicht nur gewaltsame Proteste, das muss ich hier mal klarstellen. Im Endeffekt sind aber Menschen gestorben und viele auch festgenommen worden. Klar in anderen Ländern passiert soetwas auch, zum Teil noch viel schlimmer, aber gerne genau in zu dem Zeitpunkt in dem Land zu leben, lässt einen auch mehr über die Situation nachdenken. Ich konnte das gar nicht so richtig realisieren.
      Wie gesagt live habe ich nichts von den Protesten mitbekommen, aber von den Auswirkungen allerdings schon. Es fing damit an, dass wir am Freitag nicht in die Schule gegangen sind, da landesweit schulfrei war, aufgrund der Situation.
      Die Busse und Taxis streikten und versperrten zusammen mit anderen Autos und Menschen die Straßen. Am Samstag fand das Colegio im Ort jedoch statt. Das war richtig überraschend für uns, weil alle vorher davon ausgingen, dass dies auch ausfallen würde. So klopfte es morgens um 6 Uhr an unsere Haustür und ich öffnete noch etwas verschlafen. Daraufhin kamen zwei Cousinen meiner Gastschwester hinein und erklärten uns, dass wir heute zur Schule gehen müssten. Ein bisschen unvorbereitet sind wir dann auch dieser Anweisung nachgegangen. Viele Lehrer haben allerdings gefehlt...
      In der Woche darauf hatten wir nicht viel zu tun. Wir fragten unsere Gastfamilie immer wieder, ob wir nicht bei etwas helfen könnten. Das war aber meistens nicht der Fall. An einem Tag waren wir Kartoffeln ernten, an einem anderen das Dach des Meerschweinchenhauses reparieren. Zwischendurch haben wir immer mal wieder kleine Sachen gemacht, aber wie gesagt, viel zu tun gab es nicht. So habe ich mich dann ein bisschen mit der Spanischgrammatik und mit meiner Zukunft in Deutschland beschäftigt(Ausbildung, Studium), gelesen und mit meiner Gastschwester gespielt. Immerhin hat das Wetter mitgespielt! Manchmal habe ich mich dadurch echt unnützlich gefühlt und hatte das Bedürfnis unbedingt etwas machen zu wollen. Mit Langeweile kommt ja bekanntlich auch das Heimweh und so habe ich mir an einigen dieser Tage gewünscht wieder in Deutschland zu sein. Mir ging es echt nicht gut und habe mich gefragt, was ich falsch mache, aber natürlich hatte ich dann auch immer wieder Lichtblicke.
      Einer davon war unser Ausflug zum Wasserfall.
      Unsere Gastfamilie war für drei Tage in Quito bei den Protesten. Am ersten Tag ihrer Abwesenheit haben wir mit zwei Cousinen und zwei Cousins eine Wanderung zu dem Wasserfall gemacht(zwei Kilometer entfernt). Die beide Cousinen sind 16 und 18 Jahre alt und die jüngere arbeitet ja auch in der Woche bei uns. Ihre Brüder sind noch jünger, ich glaube zehn und sieben Jahre alt und echt richtig goldig. Immer wenn wir an deren Haus vorbeigehen, rufen sie meinen Namen.
      Auf dem Weg dorthin haben wir uns dann ein bisschen unterhalten, wobei ich natürlich mal wieder nicht zufrieden mit mir war. Ich wollte soviel mehr sagen! Aber naja das kommt noch mit der Zeit. Angekommen beim Wasserfall sind wir dann eine Schlucht hinunter gestiegen, wobei ich mehrmals fast hingefallen bin... Unten angekommen sind wir dann barfuß durch den kleinen Bach gewartet und haben viele Fotos beim Wasserfall gemacht. Die Landschaft und das Wetter waren echt klasse und ich war in dem Moment echt richtig glücklich. Wir haben viel zusammen gelacht. :)

      Eine andere Auswirkung die wir mitbekommen haben: Wir mussten Sprit sparen. Nach der Kartoffelernte mussten die Kartoffeln somit mit der Schubkarre zu unserem Haus transportiert werden, was normalerweise das Auto übernimmt. Gonzalo, also mein Gastvater, tat mir schon ein bisschen leid, es waren echt nicht gerade wenige Kartoffeln.😅
      Zudem haben wir besonders zum Ende hin auch etwas von der Lebensmittelknappheit mitbekommen. Unsere Gasteltern konnten aufgrund der Proteste und Straßensperrungen nicht nach Latacunga fahren, um wie gewohnt die Einkäufe zu erledigen. Somit konnten wir am Ende nur noch etwas in unserem Dorf kaufen und das ist wirklich nicht groß. Alice und ich haben gesehen, wie die Lebensmittel im Kiosk einfach nicht mehr nachgefüllt wurden. Wir hatten noch Essen im Hause, so ist das nicht, aber unsere Portionen waren teilweise schon kleiner und wir hatten einfach nicht mehr viel im Haus. Dafür konnte meine Familie hier ja aber nichts. Generell haben in Ecuador Straßensperrungen für Versorgungsengpässe gesorgt, vor allem in der Region Otavalo und Quito, aber auch in anderen Städten. Die Läden waren zum Teil einfach leer gekauft.

      Am Sonntagabend haben wir dann mit unserer Gastmutter am Kamin die entscheidene Konferenz geguckt auf ihrem Handy. Die hat nämlich im Endeffekt dazu geführt, dass die Proteste geendet haben. Wie gesagt die Streichung wurde zurückgenommen. Zu dem Zeitpunkt, also am Sonntag, war uns das aber noch gar nicht bewusst. Ich war einfach nur froh, dass ich mehr verstehen konnte als gedacht. Natürlich war mir bewusst, dass über die Situation in Ecuador diskutiert wird. Da wir das aber nicht Zuende geguckt haben, war die Überraschung am Montag umso größer. Morgens auf dem Weg zum Bad verkündete mein Gastvater mir, dass die Proteste aufgehört haben und wir am Dienstag wieder zu Schule gehen können. Das hat mich echt glücklich gemacht und im ersten Moment konnte ich es gar nicht glauben! Ich konnte wieder in die Schule gehen, eventuell mal irgendwo hinfahren und natürlich habe ich mich für die Menschen hier gefreut.
      Kurz danach haben wir erfahren, dass wir sogar schon am gleichen Tag die Möglichkeit haben würden woanders hinzufahren. Gonzalo fragte uns, ob wir Lust hätten mit nach Latacunga zu kommen. Von uns kam daraufhin natürlich ein klares ja, sodass wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg machten. Zwischendurch sammelten wir dann noch zwei weitere Personen ein. Somit saßen wir zu viert auf der Rückbank. Das ist aber ganz normal hier, jedenfalls in der Region, wo ich lebe. Kinder und Erwachsene fahren teilweise auf der Ladefläche der Autos mit und Anschnaller scheint für viele hier ein Fremdwort zu sein. Das ist nicht böse gemeint, sondern einfach nur eine Beobachtung.
      Nach ein bisschen mehr als zwei Stunden Fahrt, kamen wir dann schließlich in Latacunga an. Definitiv mehr Autos und Menschen als im Dorf und viele Läden in denen ich gerne eingekauft hätte! 😂
      Noch kurz zu der Fahrt: Auf dem Weg waren sehr viele Straßensperrungen, die noch von den Demonstration stammten. Teilweise waren Bäume einfach gefällt worden, Sandberge lagen auf den Straßen oder große Steine hinderten uns daran weiterzufahren. Viele Menschen waren aber glücklicherweise mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und wir hatten eine Motorsäge dabei, die uns dabei half, den Weg freizumachen. Teilweise haben Alice und ich auch mitgeholfen.
      Jetzt wieder der Sprung nach Latacunga. Als allererstes sind wir in einem Restaurant Essen gegangen. Das war das erste Mal, das wir sowas mit ihnen gemacht haben und dementsprechend fröhlich und nervös war ich. Wir bestellten uns das Mittagsmenü, das aus einer Suppe und einem Teller mit Hühnchen und Reis bestand. Sehr lecker und damit ein echt guter Start!
      Danach war es hauptsächlich eine Autotour. Die Mutter und der Vater stiegen manchmal aus, um schnell etwas zu kaufen, aber einer blieb immer im Auto. Alice und ich sind dann einmal mit Doris und der Mutter auf einen Markt gegangen, während der Vater im Auto blieb. Auch wenn mir die ganzen Blicke unangenehm waren, fand ich es gut dorthin mitgekommen zu sein. Ich fühlte mich schon ein bisschen besser als ich die Einkaufstüten tragen konnte. Generell war der Markt nicht sehr groß und es wurden hauptsächlich Lebensmittel verkauft.
      Auch wenn ich Latacunga überwiegend aus dem Auto gesehen habe, bereue ich es auf gar keinen Fall mitgekommen zu sein. Es war einfach mal eine willkommen Abwechslung. Ich weiß das ist alles sehr oberflächlich, was ich schreibe, aber wenn ich bei jeder Sache ins Detail gehen würde, dann würde das alles viel zu lang werden. Wenn ihr irgendwas genauer wissen wollt oder Fragen hat, dann fragt mich ruhig. :)
      Auf der Rückfahrt hat Doris dann auf meinem Schoß geschlafen und mir sind auch ein paar Mal die Augen zugefallen.

      Inzwischen bin ich ja wieder seit zwei Wochen in der Schule und es ist gut etwas zu tun zu haben, auch wenn ich immer noch sehr häufig etwas verzeifelt bin. Da mein Spanisch nun noch weit von dem Wort Perfektion entfernt ist, habe ich manchmal Probleme den Schülern zu vermitteln, was ich von ihnen möchte. Ich freue mich aber nach wie vor, wenn etwas geklappt hat und wenn die Schüler mich fragen, ob ich Lust habe etwas mit ihnen zu spielen.
      In der Schule am Samstag ist es momentan nicht so toll. Mir kommt es teilweise so vor, als ob die Schüler einfach keinen Respekt vor uns haben und kein Interesse daran haben etwas zu lernen. Das haben wir jetzt auch mal angesprochen, in der Hoffnung, dass sich etwas ändert.
      Mal sehen was die Zukunft so bereithält...

      Wie man eventuell gemerkt hat, ist es hier für mich momentan ein auf und ab. Ich habe echt gute Tage, an denen ich zuversichtlich und fröhlich bin, aber auch Tage an denen ich lieber Zuhause wäre und wo ich das Gefühl habe, dass nichts läuft und ich alles besser machen muss. Meine Gastfamilie ist weiterhin super lieb zu Alice und mir! Vor allem die Abende als wir Stromausfall hatten und gemeinsam in der Küche gegessen haben, waren schön. Ich würde gerne noch mehr auf sie zugehen und mich besser integrieren, aber ich habe bemerkt, dass das auch einfach Zeit braucht!
      Bis jetzt habe ich noch nicht das Gefühl hier Zuhause zu sein. Nach zwei Monaten ist das aber denke ich noch völlig normal und ich meine ich habe ja noch zehn Monate hier. Ich fühle mich hier aber definitiv schon viel wohler als am Anfang!

      Das wars dann erstmal wieder von mir.
      Freut mich, dass ihr wieder Interesse hattet den ganzen langen Text zu lesen. :)

      Viele Grüße
      Nele
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    • Day 77

      Wiedersehen in Riobamba

      November 9, 2019 in Ecuador ⋅ ⛅ 8 °C

      Hallo ihr Lieben,

      Inzwischen ist ja irgendwie November geworden und in kapp sechs Wochen ist schon Weihnachten. Ich habe mal wieder ein bisschen was zu erzählen.

      Ihr wisst ja, dass ich gemeinsam mit sechs anderen Freiwilligen die ersten Tage in Quito vebracht habe. Danach hieß es für uns Abschied nehmen, um in unsere verschiedenen Projekte zu gehen. Zwei leben momentan im Duschungel und drei in der Nähe von Otavalo weiter im Norden.
      Wir hatten schon etwas länger geplant uns wiederzusehen und letztes Wochenende hat es dann endlich geklappt.

      Am zweiten November wurde in Ecuador "dia de los muertos" (Tag der Verstorbenen) gefeiert. In Ecuador ist es so, dass die Feiertage, die am Wochenende sind oder in der Woche liegen, an das Wochenende gehängt werden, damit ein verlängertes Wochenende entsteht. Genauso war es auch letzte Woche und somit hatten wir von Donnerstag bis Montag frei. Donnerstag ist ja unser normaler freier Tag.

      Die letzten Oktobertage:
      Natürlich habe ich mich echt ziemlich auf unser geplantes Treffen gefreut, aber die Tage vorher bin ich natürlich zur Schule gegangen. In unserem Dorf und auch in der näheren Umgebung ist "dia de los muertos" ein besonderer Feiertag, der jedenfalls in Guyama mit einem großen Fest gefeiert wurde. Da ich an den Tagen nicht da war, kann ich darüber nicht berichten, sondern nur über die Tage zuvor. Generell ist es so, dass an diesem Feiertag den Toten gedacht wird.
      Die Ecuadorianer haben spezielle Gerichte, die sie an diesem Tag zubereiten. In Guyama und in meiner Schule gibt es viel "Cuy con papa" (Meerschweinchen mit Kartoffeln), "Colada morada" (Getränk aus schwarzem und lila Maismehr und Früchten) und "Guagua de pan" (Brot in Form eines Menschens mit Gesicht). Das Wort "Guagua" (wa-wa ausgesprochen) ist Kichwa und bedeutet soviel wie Baby oder Kind. Bis ich gecheckt habe, was das Wort "Guagua" bedeutet, hat es ein bisschen länger gedauert. 😅Unsere Schule hat am Donnerstag, also am letzten Schultag, so ein kleines Fest mit Essen und Spielen gefeiert, wo ich leider nicht dabei sein konnte, weil ich an dem Tag ja schon auf dem Weg nach Riobamba war. Deshalb haben die Lehrer extra für mich ihr geplants Essen auf Mittwoch verschoben. Das war echt richtig lieb! Am Mittwoch haben wir dann Cuy in der Pfanne zubereitet. Die Cuys hatten wir übrigens einen Tag vorher ausgenommen und die Innereien gegessen. Der Anblick war allerdings nicht so schön. Es war nichtmal eklig, aber ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass diese ganzen Teile gerade noch in Blut geschwommen haben... Naja zurück zu Mittwoch. Zu den Kartoffeln und dem Cuy gab es noch traditionell den "Colada morada" und "Guagua de pan". Der Colada war so lecker, dass ich gleich drei Tassen getrunken habe und ich habe mich richtig über dieses Brot gefreut. Allerdings war ich am Ende einfach nur voll, aber natürlich auch glücklich, dass ich dabei sein konnte.

      Abends gab es dann wieder "Cuy con papa" in unserer Gastfamilie. Die haben das extra nochmal mit uns zusammen gemacht, weil wir an den Feiertagen nicht dabei sein konnten. Da habe ich wieder gemerkt, was für Glück ich doch mit meiner Gastfamilie habe.

      Morgens am 31.10. wollten wir dann am um 6 Uhr den Bus nehmen. Das der Busfahrer unser Nachbar ist, hat uns an dem Morgen definitiv geholfen. :) Auf jeden Fall sind wir dann das erste Mal alleine nach Latacunga im Bus gefahren und das hat auch alles echt gut geklappt, auch als wir später in den Bus nach Riobamba umsteigen mussten. Davor hatte ich ja echt ein bisschen Respekt. Das erste Mal alleine in einem anderen Land zu reisen ist echt aufregend. Aber zum Glück waren Alice und ich zu zweit.

      In Riobamba haben wir uns dann erstmal total über einen Supermarkt gefreut, weil wir soetwas ja nicht in unserem Ort haben und uns Riobamba ein wenig angeguckt. Das war alles aber ziemlich überwältigend und am Anfang waren wir ein bisschen überfordert, als wir auf einmal in einer großen Stadt standen. Ich meine wo soll man da anfangen? Am Abend sind dann die anderen drei Freiwilligen gekommen und wir haben uns bei unserem Hotel getroffen. Der Preis war unschlagbar mit 10 Dollar pro Nacht und wir hatten sogar richtig gutes Frühstück inklusive! Ich habe mich so gefreut die anderen wiederzusehen und wir hatten uns an dem Abend sehr viel zu erzählen.
      Eigentlich hatten wir eine Tour mit dem Projektleiter aus dem Dschungel geplant, aber diese wurde kurzfristig abgesagt, sodass wir uns selber etwas für die kommenden Tage überlegen mussten. Ceaser, der Projektleiter, war aber echt freundlich und ich freue mich schon darauf mal in den Dschungel zu gehen.

      Am nächsten Tag entschieden wir uns dann dafür zu einer Lagune names "Laguna Colta" zu fahren, ein bisschen außerhalb von Riobamba. Wir quetschten uns zu fünft in ein Taxi, was hier echt keine große Sache ist, also von der Polizei wird man deswegen glaube ich nicht angehalten. Mit unseren Snacks, die wir voher im Supermarkt gekauft hatten, machten wir uns einen gemütlichen Vormittag auf einem Steg an dem Wasser. Von der Lagune hatte ich ein bisschen mehr erwartet, aber einfach die Umgebung und der kleine Park mit den Alpakas und Grünflächen waren zusammen echt schön und das Wetter spielte auch mit. Nach unserem kleinen Spaziergang sind wir dann zurück gefahren.
      Abends sind wir dann noch Pizza essen gegangen.

      Samstag haben wir Riobamba erkundet. Wir waren auf zwei verschiedenen Märkten. Auf dem einen Markt wurden Kleidung, unter anderem traditionelle, und Stoffe verkauft. Der andere war ein großer Lebensmittelmarkt. Das gab es wirklich alles von großen Mengen aufgestapeltem Obst, über Gemüse, verschiedenste Fleischsorten(auch Köpfe, Hufe und Zungen), Brot und natürlich noch viel mehr. Kirchen haben wir uns auch angesehen, allerdings nur von außen, weil es in den Kirchen zum Teil echt voll war. Es war ja auch Feiertag. Abends waren wir dann noch zusammen in einer Bar, haben gegessen, einen Cocktail getrunken, gequatscht und Boxen im Fernsehen geguckt.

      Den Sonntag haben wir auf dem Chimborazo verbracht. Das ist der höchste Berg in Ecuador mit 6263 Metern und gleichzeitig ist sein Gipfel der Punkt der Erde, der der Sonne am nächsten ist. Wir haben uns also Vormittags mit dem Bus auf den Weg gemacht. Die ganze Strecke bis zur Spitze hätten wir schlecht an einem Tag zu Fuß gehen können und außerdem kann man nur mit Bergsteigererfahrung und einem Guid bis auf den Gipfel. Bei der ersten Station haben wir Studenten aus Quito getroffen, die gerade ein Auslandssemster in Ecuador machen. Mit denen haben wir uns kurz unterhalten und dann zusammen zwei Taxis zur nächsten Station genommen, damit es günstiger wird. Im Endeffekt wurden wir von unserem Taxifahrer leider abgezogen...:/ Das hat die Stimmung natürlich nicht getrübt! Bei der nächsten Hütte wurden wir dann mit Schnee überrascht. Zum Glück hatte ich einigermaßen warme Kleidung an. Wir machten uns dann zusammen auf dem Weg zu der nächsten Hütte, bei der es auch eine Lagune geben sollte. Einige von uns, unter anderem ich, haben sich echt ziemlich schwer getan. Ich hatte zum Teil Probleme mit der Atmung(also ich habe schon schwer geatmet) und obwohl der Weg echt nicht lang war, mussten wir einige Pausen machen. Bergauf und dann noch die Höhe haben das Ganze auf jeden Fall erschwert! Irgendwann sind wir dann doch auf den 5000 Metern Höhe angekommen und konnten den Gipfel des Chimborazos sehen. Das war echt ein cooles Gefühl und ziemlich beeindruckend. Da wir nicht so schnell wieder Schnee sehen werden, haben wir natürlich die Chance genutzt einen Schneemann zu bauen. 😊Die Sonne hat geschienen und gleichzeitig hat es auch geschneit. Insgesamt war die Landschaft auf dem Chimborazo natürlich ziemlich karg, aber man konnte Lamas, Alpakas und Vicuñas sehen. Vicuñas gehören zur Gattung der Kamele und die hatte ich vorher noch nie gesehen.
      Am späten Nachmittag sind wir dann wieder in Riobamba angekommen. Unser letzer Abend stand uns bevor, aber dieser Auflug zum Chimborazo hat mich richtig glücklich gemacht und war eine super Erfahrung! Im Hotel haben wir dann noch eine Italienerin kennengelernt, die für drei Monate jetzt hier in einem Krankenhaus arbeitet. Wir haben ihr angeboten mit uns zusammen Essen zu gehen und das haben wir dann auch getan. Beim Abendessen haben wir uns unterhalten und es war echt lustig, weil unser Gespräch eine Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch war.

      Am Montag hieß es dann schon Abschied nehmen. Dazu gehörte natürlich auch noch ein letzter Einkauf im Supermarkt. Alice und ich waren die Letzten in Riobamba. Eigentlich wollten wir den Bus um 12 Uhr nehmen, aber dann bekamen wir einen Anruf von unserer Gastfamilie, dass sie um 13 Uhr in Latacunga sein würden und uns mitnehmen könnten. Als wir dann am Busterminal waren, mussten wir feststellen, dass alle Busse total überfüllt waren und wir erst am späten Nachmittag die Chance haben würden nach Latacunga mit dem Bus zu kommen. Da mussten wir wohl oder übel das Taxi nehmen, was unserem Portemonnaie im Gegensatz zu einer Busfahrt, nicht so gut tat. In Latacunga warteten dann aber schon unsere Gasteltern auf uns. Die begrüßten uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht und wir fuhren zusammen nach Hause nach Guayama. Auf dem Rückweg haben wir uns natürlich ein bisschen ausgetauscht.

      Genau in Guayama bin ich ja mittlerweile wieder seit fünf Tagen und der Alltag hat mich wieder. (das ist nicht negativ gemeint). Im Dezember wollen wir uns dann ja wieder treffen.
      Generell kann ich sagen, dass ich echt schöne letzte Wochen hatte. 😇

      Ich hoffe euch hat meine kleine Story gefallen und falls ihr Fragen habt, fragt einfach!

      Bis dahin,
      Nele
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    You might also know this place by the following names:

    Guayama

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