• Berg der Kreuze

    June 9 in Lithuania ⋅ 🌧 13 °C

    Gestern, am Ende eines ergiebigen Ruhetages, machten wir Halt in Plungé mit seiner beeindruckenden Kirche (auch von innen!) und genossen den schönen Platz am See. Seit der Nacht stürmt und regnet es, was sich nach dem Aufwachen vom Bett aus ganz "anmutig" beobachten lässt. Wir haben es nicht eilig, fahren gegen Mittag weiter, der Westwind treibt uns vor sich her.
    Ein kurzer Stopp am Hügel der Kreuze (Berg ist doch etwas hochtrabend) ist geplant und berührt uns angesichts seiner Geschichte sehr.
    Hier, kurz vor der lettischen Grenze, symbolisiert er die Seele Litauens, in welcher Glaube, Frömmigkeit und der Wille nach Unabhängig tief und fest verankert sind. Nach den von den Russen niedergeschlagenen Aufständen 1831 und 1863 stellten die Menschen auf dem flachen Hügel Kreuze für die getöteten Litauer auf. Später, in den 1950er Jahren, kamen Kreuze für die Opfer der sowjetischen Gulags (Straflager) hinzu. Immer wieder (viermal in der Zeit von 1961 bis 1975!) vernichteten die russischen Besatzer die Gedenkstätte, jedesmal entstand sie neu und jedes Mal kamen neue Kreuze hinzu.
    Heute sind es Zehntausende (durch neu, von Pilgerern aus aller Welt hinzugekommene, schätzt man sie auf 100.000) in allen Größen, sie stehen neben- und übereinander, kleinere hängen an größeren, und wenn der Wind über den Hügel streicht, schicken sie ein leises Klirren und Klimpern hinauf in den Himmel - bei dem heutigen Sturm ein regelrechtes Konzert!
    Ein paar hundert Meter weiter, auf dem Parkplatz zum im Jahr 2000 eingeweihten Franziskanerkloster finden wir einen ruhigen und windgeschützten Platz für die Nacht, bevor es morgen ins nächste baltische Land weiter geht.
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