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  • Day 40

    Mit den Gesellen geht es nach Montenegro

    February 2, 2023 in Montenegro

    Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Tommy und Sonja, da wir um 11 Uhr mit den vier Gesellen verabredet waren. Am Hafen von Dubrovnik gabelten wir die vier auf und los ging die wilde Fahrt.
    Stefan und Lalla schrieben uns noch kurz zuvor, dass sie kurz vor der Grenze sind und dort einen tollen Platz haben. Also ging es erstmal zu ihnen. Auch die vier Kerls waren damit einverstanden.
    Nach einer Stunde kamen wir an und beschlossen gemeinsam die Nacht ihr zu verbringen. Wir waren auf einem alten Militärgelände und parkten auf einem ehemaligen Helikopterlandeplatz. Für die Kerls haben wir unterhalb des Landeplatzes einen kleinen Raum gefunden wo sie vor Wind und Regen geschützt waren. Zudem stand dort eine Schubkarre mit einer Metalplatte in der man Feuer machen konnte. Wir kochten und saßen gemütlich bei Lagerfeuer zusammen und die Kerls erzählten uns super viele Geschichten. In der Nacht nahmen die Kerls die Feuerkarre (Schubkarre) in ihr kleines Räumchen und machten es sich dort gemütlich.
    Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Lalla und Stefan und fuhren dann auch schon zur Grenze. Kurz vor der Grenze ließen wir die vier hinter einem Gebüsch aussteigen und fuhren zur Grenze. Wir gaben den Grenzbeamten unser Pässe und nach keinen 2 Minuten wurden wir weiter gewunken. Also fuhren wir ein Stück bis zur nächsten Kurve und warteten dort auf die Gesellen. Ein paar Minuten später waren sie da und stiegen ein.
    Dann kam plötzlich hinter der Kuppe nochmal eine Grenzkontrolle, diesmal die montenegrinische mit Polizeikontrolle. Der Mann winkte uns zur Schranke und Joel und ich kamen ganz schön ins schwitzen. Er erklärte er sei nur der Dolmetscher und fragte uns ob es okay wäre, wenn wir kurz warten könnten, weil die Beamten gerade noch Mittag machen. Als dann der Dolmetscher weiter ging und hinter dem Haus verschwand stiegen die Vier schnell aus und nahmen ihr Gepäck. Kurz darauf kam er wieder und fragte uns: was denn das für Rockstars wären. Wir versuchten ihm die Tradition zu erklärten und dann kam auch schon der Grenzbeamte. Dieser war etwas mürrisch und wollte in die Heckgarage schauen. Er fragte die ganze Zeit ob wir irgendwelche Waffen hätten und fand unseren Drehmomentschlüssel sehr seltsam. In den Innenraum wollte er nicht schauen. Dann nahm er unsere Pässe trug sie in den PC ein, dann konnten wir auch schon weiter fahren.
    Wir warteten hinter der nächsten Kurve auf die Kerls und luden sie wieder ein.
    Am nächsten Kiosk machten wir wieder halt um eine SIM-Karte zu holen. 500 GB für 20€, besser geht es doch gar nicht.
    Dann fuhren wir in die nächste Altstadt nach Perast. Eine super schöne kleine Altstadt mit super Blick auf die beiden Kloster, die auf zwei Inseln stehen. Nach dem Sonnenuntergang fuhren wir noch eine halbe Stunde weiter nach Kotor um den Kerls noch eine Unterkunft zu suchen. In der Altstadt wurden sie auch fündig. Sie fragten uns, ob wir noch den Abend gemeinsam verbringen wollten und wir sagten ja. Als dank für die Mitnahme und das Essen luden sie uns in ein Restaurant ein, wo wir den Abend ausklingen ließen. Wir verabschiedeten uns und vielleicht treffen wir sie ja in Albanien wieder. Für uns ging es dann noch auf Stellplatzsuche. Auf einem Berg bei einem Bauern wurden wir fündig und hatten eine entspannte Nacht bis, dass ein Kojote direkt neben unserem Bus angefangen hatte zu heulen, was mich ziemlich erschreckt hatte.
    Am nächsten Morgen besuchte uns direkt eine Katze und wir liefen über den Bauernhof. Wir wurden direkt vom Bauern begrüßt und zum Kaffee eingeladen. Er zeigte uns seine Tiere. Sein ganzer Stolz waren seine vietnamesische Hängebauchschweine, die gerade auch noch Nachwuchs bekommen hatten. Auch seine Ziegen waren trächtig. Neben dem Hof gab es noch eine Bunkeranlage die wir erkunden gingen. Wir bewaffneten uns mit Taschenlampen und gingen auf Erkundungstour. Die Bunkeranlage war ganz schön gruselig, denn in fast jedem Raum lagen High Heels herum. Es waren nicht nur ein paar vereinzelte sondern über 100 Paar Schuhe, was uns irgendwie ein komisches Bauchgefühl machte. Wir liefen dann noch einmal außen herum und als wir da dann Damen Höschen und
    Strumpfhosen fanden entschieden wir zu gehen.
    Also ging es über den Hof zurück. Eigentlich wollten wir uns nur verabschieden, da kam Dragan (Bauer) mit Essen heraus, welches seine Frau für uns extra mitgekocht hatte. Es gab Kartoffelbrei mit Krautsalat und Fleisch mit Soße. Super lecker. Nach dem essen verabschiedet wir uns und fuhren weiter. Da wir Kotor nochmal bei Tageslicht sehen wollten schauten wir uns Kotor nochmal an. Leider regnete es wie in Strömen. Also fuhren wir unseren Stellplatz in den Bergen an. Um so höher wir kamen um so mehr Schnee lag. Den Stellplatz den wir anfahren wollten war komplett zugeschneit mit rund 1m Schnee. Also fuhren wir noch ein Stück weiter und fanden einen kleinen Parkplatz der frei geräumt war. Dort verbrachten wir die Nacht bei zapfigen -5 Grad.

    Hier sind noch ein paar Infos über die Tradition der Walz:
    Die im deutschsprachigen Raum vertretene Tradition gibt es bereits schon seit dem Mittelalter und wird bis heute noch ausgeübt. Damals konnte man ohne eine solche Dreijährige Wanderschaft keinen Meistertitel erlangen. Heute ist die Walz eher zur Besonderheit geworden.
    Hier mal ein paar Traditionen, die beachtet werden müssen:
    - man muss ledig, kinderlos, schuldenfrei, unter 30 sein und die Gesellenprüfung bestanden haben
    - Dauer: 3 Jahre und ein Tag
    - während dieser Zeit darf man seinen Heimatort auf keinen Fall betreten, hierbei gibt es einen sog. Bannkreis von ca. 50 km Abstand zu seiner Heimat
    - man darf nur analog reisen, d.h. ohne Handy und nur mit Landkarten etc.
    - man darf kein Fahrzeug besitzen und nur zu Fuß oder per Anhalter sich fortbewegen.
    .
    Natürlich wird man nicht einfach so drauf los geschickt sondern man wird zu Beginn von einem Altreisenden abgeholt, der einen Rund 2-3 Monate begleitet und alles genau erklärt, wie man sich zu verhalten hat, wie man trampt, wie man zu Unterkünften kommt, wie man Arbeit findet und und und. In dieser Anfangszeit darf man zudem keinen Kontakt mit der Familie haben, weder per Telefon noch per Brief.

    Thema Kleidung:
    Jeder Reisende besitzt eine Kluft zum Reisen, eine Arbeitskluft, eine Hand voll Unterhosen und Socken. Diese Kluft wird meist sogar maßgeschneidert und auch die Stoffe und Formen werden von den Gesellen selbst bestimmt. An den Klamotten kann man zum einen erkennen zu welchem Handwerk und zu welcher der fünf Schächte (=Handwerkervereinigung) man gehört. Die Kluft besteht zum einem aus einem Hut, der für die Freiheit steht (früher durfte nur die Obrigkeit einen Hut tragen) somit darf der Hut eines Reisenden niemals berührt werden, da die Freiheit unantastbar ist, einem weißem Hemd, einer Weste (die Art ist abhängig von welchem Beruf), eine Nadel mit dem Handwerkswappen des jeweiligen Schachts, eine Jacke mit Knöpfen, eine Hose mit Schlag (kann variieren von der Breite), einen Ohrring am linken Ohr, ein Charlottenburger also ein verziertes, buntes 80x80 cm Tuch in dem man sein gesamtes Gepäck wickelt und verknotet, ein Wanderbuch und einen Stenz (Wanderstock).

    Aus dieser Tradition stammt auch der Begriff „Schlitzohr“, denn zu Beginn der Wanderschaft wird dem Geselle ein Ohrring mit einem Nagel gestochen. Falls der Reisende auf der Walz nicht ehrenhaft ist oder bevor die 3 Jahre und ein Tag um sind zurück in die Heimat kehrt so wird der Ohrring aus dem Ohr gerissen.

    Zu guter Letzt dürfen die Gesellen nur mit 5 € losgehen und nur mit 5 € zurück kehren. Das Geld, dass sie unterwegs verdient haben muss ausgegeben werden.

    Wusstest du das?
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