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  • Hari 20

    Unfreiwilliger Digital Detox

    2 Mac, Kanada ⋅ ⛅ 5 °C

    Murphys Law strikes again. Alles, was passieren kann, passiert. Am Mittwoch vormittag habe ich noch kurz mit der Immobilienvermietung meiner neuen Wohnung zur Schlüsselübergabe telefoniert und plötzlich passiert es. Ich versuche, mein Handy zu entsperren, aber nichts tut sich. Einzig der Bildschirm färbt sich grün. Ich versuche das Gerät neuzustarten, aber nada, nichts, rien ne va plus. Zunächst versuche ich abzuwarten bis der Akku leer ist um das Gerät nochmal neu zu starten, aber eigentlich ist mir sofort klar, dass hier etwas mit der Hardware nicht stimmt. Die erste Vermutung war ein kaputtes Display, aber nachdem ich das Gerät zur Reparatur gebracht habe und der Servicemitarbeiter mir nach einer Stunde mit verzweifeltem Blick entgegentritt, stellt sich heraus, dass das Motherboard meines Handys zerstört ist und das Gerät somit nicht mehr zu retten.
    Also tritt Plan B in Kraft und ich frage meine Eltern, ob sie mir nicht doch das eigentlich meiner Mom versprochene alte Arbeitssmartphone zusenden können. Gesagt getan. Aufgrund der Zeitverschiebung telefoniere ich am nächsten Tag mit meinen Eltern, die mir mitteilen, dass auch sie alles versucht haben, aber die DHL keine Lithium-Ionen-Akkus transportieren darf, da diese als Gefahrgut gelten. Kurzum es ist inzwischen Tag 2 ohne Handy und es ist noch kein Ersatz in Sicht.
    Ich dachte immer von mir, dass ich auch ganz gut ohne Handy leben könnte. Immerhin nutze ich die Socials nicht und ich antworte zwar mindestens einmal am Tag, aber ich bin definitiv nicht dauer-online und habe meinen Fokus eher bei mir selbst.

    Haha, Pustekuchen. 😂 Auf folgende Dinge muss ich in Woche 3 in Kanada verzichten und es ist hart:

    1. Google Maps!!! 🗺️🆘
    Das ist wohl die größte Einschränkung für Menschen wie mich. Würde ich in einem Vorstellungsgespräch nach meinen größten Schwächen gefragt werden, so hätte ich zwei ehrliche Antworten. 1. Ich kann absolut nicht werfen. Beim Weitwurf kann es durchaus sein, dass ich negative Punkte erziele und 2. mein Orientierungssinn ist so richtig bescheiden. Und nun sitze ich hier in Kanada ohne Orientierungssinn und versuche mein Daily Business zu planen. Ich bin bewaffnet mit einem Stadtplan, der mich kilometerweit als Touri outet und merke mir jede Kreuzung und Bushaltestelle für Hin- und Rückweg im Detail.

    2. Die Uhr!!! ⏰
    Nicht nur ist es durchaus praktisch einen Wecker zu haben, um den Tag bestmöglich nutzen zu können. Ohne Wecker oder irgendeine Form von physischer Uhr, die ich ansehen kann, habe ich nur noch mein Zeitgefühl. Dumm nur, dass ich meinem Zeitgefühl nach Wechsel der Zeitzone nicht zu 100% traue. Gestern war ich im Kino verabredet. Nicht nur hatte ich kein Handyticket dabei, auch war ich typisch Deutsch etwas zu früh am Kino und die Wartezeit zieht sich schier unendlich. Die Situation eskalierte insofern, dass ich begonnen habe, die Uhrzeit zu schnorren. "Hey, sorry, ich hab mein Handy 'vergessen' könnten Sie mir vlt kurz sagen, wie spät es ist?" zum Glück hat das geklappt, aber gut angefühlt hat sich das nicht. Franziska, die Uhrzeitbettlerin, haha.

    3. Fotos machen! 📸
    Oft sehe ich eine Kleinigkeit, die mich z.B. an Friends und Family zuhause erinnert und ich möchte schnell ein Bild machen und es nach Hause senden. Nicht so, ohne Handy. Die einzige Möglichkeit, die bleibt, ist der gute alte mentale Screenshot und natürlich, dass ich später von meinen Beobachtungen erzählen kann. Der erste Fotofail ist gleich im Googlestore passiert. Ich gehe zum Reparateur, dieser sagt, sofern ich das Gerät nicht dort erworben habe, können sie mir nicht helfen. Ich frage nach einem alternativen Ansprechpartner und er hält mir nur eine Adresse hin - machen Sie doch eben ein Foto. Wait, würde ich gerne! 

    4. Spotify! 🎧
    Natürlich lässt es sich ohne Handy easy laufen gehen und inzwischen kenne ich auch meine Strecken so gut, dass ich weiß wo die 5 und 10 km Marke liegt, allerdings ist es ohne musikalische Untermalung so richtig traurig zu laufen. Zum Glück hat mein Kopf eine ganz gute Ohrwurmmaschinerie. Also lief "Country roads take me home" nonestop in meinem Kopf. Dieser Song ist mein Ohrwurm No 1 seit dem ersten Tag in Kanada. 🎶

    4. Notizen und Einkaufslisten! 📑
    Es hat mich Ewigkeiten gekostet, bis ich tatsächlich alle meine Listen (Einkaufsliste, Basis-todo-liste, Packlisten etc...) digitalisiert hatte, da ich es früher immer am einfachsten fand, alle anstehenden Aufgaben einfach auf Postits zu packen - eine klassische Zettelwirtschaft eben. Noch schwieriger ist es, die Zettelwirtschaft zu reetablieren wenn das Handy den Geist aufgegeben hat. Ich versuche den Entzug durch obsessive Onenotenutzung zu ertragen.

    5. Last but not least - 2-Faktor-Authentifizierung 📵
    Wie ich in letzter Zeit lernen durfte, ist man nur ein vollwertiger Mensch, wenn man einen festeingetragenen Wohnsitz am besten in Deutschland hat (Kontoeröffnung) und ein funktionierendes Telefon besitzt, denn ansonsten schließen dich Banken ja und sogar Kino-Ticket-Buchungssysteme aus! Kein Scherz. Und auch beim Wiedereinrichten des Google Pixel, nach dem man ausgewählt hat 'don't restore from device' funktioniert die recovery nur über einen code der, richtig, auf dem Altgerät angezeigt werden soll. Dies ist kein optimierter Prozess, lieber Hersteller! Der klassischer Anwendungsfall für Backups sind kaputte Geräte. Lieber beantworte ich euch, wie mein erstes Haustier hieß oder wie meine Oma mit Mädchennamen hieß, wirklich! //Rant Ende 🤐

    Wie ihr euch sicherlich denken könnt, ging die Sache glipflich aus und ich konnte mir über kijiji.com ein neues Handy besorgen - jetzt mit noch besserer Kamera, für noch bessere Naturaufnahmen, haha. Die letzten Tage waren richtiges Survival in Kanada und ich habe bloß auf EINEN Gegenstand verzichtet. Ich habe realisiert, wie abhängig ich insbesondere aktuell von meinem Handy bin, aber das ich durchaus auch ohne überlebe. Ab jetzt gelobe ich wieder regelmäßige Updates! Ciao mit "V"! 🤗
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